Tag 3
Da wir nur zwei Nächte im Nxai Pan Nationalpark zeitlich auf unserer diesjährigen Tour reinpfriemeln konnten, wollten wir keine Zeit verlieren, und pellten uns in aller Herrgottesfrühe um 5 Uhr aus unserer Schlafmontur.
Uns war stinkekalt, sodaß wir ruckzuck unseren Milchkaffee runterkippten, die Morgentoilette verrichteten und Stühle und Tisch im und auf dem Auto verstauten. Trotzdem fuhren wir erst um kurz nach halb sieben vom Hof des Croc Camps.
Nach vorschriftsmäßiger Fahrt, stets auf die Geschwindigkeitsbeschränkungen achtend, auf Asphalt kamen wir um viertel vor neun am Nxai Pan NP-Gate an, reduzierten dort den Reifendruck, checkten für unsere Campsite ein und stachen in das uns vorliegende Sandmeer.
Ungerne erinnerten wir uns sowohl an Hin- als auch Rückfahrt anläßlich unseres ersten Besuches des Nxai Pan NPs im Jahre 2011. Ach was war das eine enge, üble Tiefsandpistentorur damals im August vor 13 Jahren. 38 km lang mit rechts und links hochstehendem Gras, sodaß man gar nix, aber auch gar nix sehen konnte. Jetzt aber sollte die Zufahrt, zumindest die erste 2/3, eine zwar nach wie vor mehr als sandige Angelegenheit werden, jedoch aber schön breit. Die Piste ähnelte fast einen Airstrip, wäre da nicht der Tiefsand gewesen.
Das letzte Drittel bis zum Scout Camp war dann mit kleinwüchsigen Bäumen beiderseits der Piste besetzt. An solches Baumwerk auf den letzten Kilometern konnten wir uns gar nicht mehr entsinnen. Unsere Erinnerungen aus 2011 brachte uns eine kleingestrüppige Savannenlandschaft dort in den Kopf. Das müssen wir jetzt nochmals mit den Fotos von damals überprüfen.
Egal… um 10.25 Uhr fuhren wir auf die uns zugewiesene Campsite 4 des South Gate Camps; eine, die im „Schatten“ von großen Bäumen im „Zentrum“ des Gesamtcampgrounds lag.
Nachdem Tisch und Stühle platziert und Ablution aufgesucht waren, war es für ein Mittagessen zu früh und für eine erste Runde Game Drive eigentlich zu spät. Trotzdem optierten wir für letzteres und machten uns die wenigen Kilometer auf den Weg zum „Main Waterhole“. Strauße, Springböcke und Gnus tummelten sich auf dem Pfad dorthin.
Angekommen sahen wir zwei staatliche, graue Dickhäuter, die schnellen Elefantenschrittes schnurstracks auf das erfrischende Nass zusteuerten. Wir beobachteten die beiden ausgiebigst, waren es doch die zwei ersten Tierchen dieser Art, die wir dieses Jahr treffen durften.
Dadurch, daß das Sonnenlicht um diese Uhrzeit selbstverständlich mehr als ekelhaft war, der übel lebhafte Wind sich nicht anschickte Erbarmen mit uns zu haben und uns die Mägen mit von Bariton in den Bass einschwenkenden Geräuschen beglückten, kurvten wir zurück auf die Campsite und zerrten dort Essbares in fester Form aus dem Wagen. Als wir so da beim Ladismith Cheddar Cheese, Speck und Spiegeleiern sowie salzigen Kräckern um unseren Aluminiumtisch herumsaßen, erblickten wir einen Schakal, der sich dann erdreistete, Meter um Meter zu uns aufzurücken.
Dieses Mitglied der sonst, so hatten wir es immer in Erinnerung, selbst vor ihrem eigenen Schatten erschreckenden Tiergattung, scherte sich nicht um vom Menschen verursachte Geräusche und so beäugten wir den kleinen pelzigen Vierbeiner mit Argusaugen vorrücken und sagten uns: Der steckt bestimmt 100%ig voller Tollwut und Boshaftigkeit – deshalb aufgepaßt!!! Als das Tier quasi, quasi bei uns am Tisch angekommen war, reichte es uns dann vollends und wir verscheuchten es. Dieses, mit zielstrebigem Charakter ausgestattet, begann jedoch die Belagerung unserer Heimstatt. Ging gar nicht, sagten wir uns, und jagten den mehrfarbig pelzbesatzigen, aufdringlichen Fuchsverschnitt im vierten Versuch erfolgreich in die Flucht. Daß wir uns den 100%igen Erfolg des Vertreibens des Schakals jedoch nicht an das eigene Revers heften durften, dessen wurden wir in den folgenden fünf Minuten bewußt, als der erste männliche Elefantenteenager aus dem Nichts sich auf die baumschattige Mitte des Campgrounds zubewegte. Unsere Aufmerksamkeit auf diesen Burschen gerichtet, erblickten wir zunächst nicht, daß, vermutlich, dessen Cousin auf den Hauptzufahrtsweg zu den mittig gelegenen Campsites, sprich auch der unserigen, einbog.
Mucksmäuschenstill verharrten wir hinter unserer weißen Toyotakutsche, als letzterer sich im Walzerschritt an uns und unserem Fahrzeug mit leisem Treten vorbeihievte und im Gebüsch hinter uns begnn, die Äste zu zerbrechen.
Der erste Dickhäuter lief auf eine andere Campsite zu, auf der neben einem ebenfalls weißen Schlitten eine großes Bodenzelt stand. Dies hatte sein Interesse geweckt und so schnupperte er ausführlichst an der Zeltwand, bevor er sich entschied, den dort vorfindbaren Sand zu seiner und der des Zeltes Befriedigung zu verwenden. Er prustete sichtlich zufrieden aus sämtlichen Rohren und es staubte mächtig. Irgendwann machte er sich dann aus dem Staub und lief zur östlichen Ablution, wo bereits der in unserm Gebüsch zuvor floratechnisch zerstörerisch wütende Dickhäuter sich am Wasserbassin den Durst löschte.
Nach geraumere Zeit ließ unser Interesse an den beiden nach und wir gönnten uns einen oder zwei, drei Momente des Lesespaßes.
Spätnachmittags machten wir uns dann nochmals auf den Weg zum Hauptwasserloch, verbrachten dort eine lange Weile und kurvten anschließend bei schönstem Fotolicht den Westloop entlang zurück zum Camp.
Es wurde Feuer unter ausreichendem Holz entfacht und das Grillgut über die Glut verfrachtet.
Mit etwas Völlegefühl dann den Abwasch an der Ablution vollzogen, verkrochen wir uns nachfolgend in unsere zeltplanige Nächtigungsbehausung.
Wenn wir so frühzeitig zu Hause in die Federn sprängen, würden unsere Freunde und unsere Familie umgehend den Psychosozialen Notdienst konsultieren, weil sie sich Sorgen um uns machen würden.
Wie gut, daß unsere Mischpoke tausende von Kilometern weit entfernt das Geschehen nicht miterleben durfte.
Und so nahmen wir unsere Bücher, ob in Papierform oder elektronischer Version geartet, und lasen uns in den Schlaf.
Ach was war das schön, mitten in den aufregendsten Zeilen die Beherrschung über die eigenen Augen zu verlieren…
Unsere Gesamtfahrstrecke betrug inklusive Game Drives 187 km.