THEMA: Neues, Altbekanntes und ein Schock am Ende
07 Jun 2024 10:38 #688362
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Tag 5

Um halb sechs war Ende Gelände mit Schlafen an diesem Tag. Schließlich hatten wir einen halben Fahrtag vor uns und wollten zeitig im Senyati Camp ankommen. So sagten wir dem South Camp um 6.40 Uhr Arrivederci und fuhren los.

Nach 64 Minuten erreichten wir das Nxai Pan National Park Gate, trugen uns dort vorschriftsmäßig aus, gönnten unseren Reifen wieder mehr Luft und schon waren wir auf dem Asphaltband, welches uns zunächst nach Nata bringen sollte.



Dort angekommen, tankten wir erst einmal kräftig mit Diesel auf, denn die Hin- und Rückfahrt auf der tiefsandigen Strecke zur Nxai Pan hatten an unseren beiden Tanks genagt.
Nach dem Volltanken wollten wir zunächst eine uns bekannte Metzgerei aufsuchen, doch fanden wir diese leider nicht mehr. Umgezogen, hieß es. Ok, dann eben eine Alternative. Fehlanzeige. Natas Schlachtermeister und -gesellen hatten die Schotten dicht und wir blieben ohne Fleisch. Dies war dann also von uns notgedrungen in Kazungula/Kasane käuflich zu erwerben.

Nun mußten wir aber auch etwas elementar Festes zwischen die Zähne bekommen, doch da bot sich uns in Nata auch nicht wirklich etwas Ansprechendes an. Somit begnügten wir uns mit Burgern, die wir an der Engen Filling Station zu uns nahmen. Dann ging es auf der A 33 gen Norden, einer meiner Lieblingstrecken im südlichen Afrika.
Aus welchem Grund Lieblingsstrecke?, das weiß kein Mensch und noch weniger ich selbst. Keine Ahnung, warum mir dieser geographische Streckenabschnitt so ans Herz gewachsen ist.



Vorbei am Abzweig zu dem von uns stoisch gesnobten Elephant Sands gurkten wir auf dem Teerband dahin, immer auf der Suche nach einer Radiofrequenz, die etwas lebhafte Musik bot. Leider wurden wir diesbezüglich bis kurz vor Kazungula enttäuscht.

Um zwei Uhr am frühen Nachmittag fuhren wir an der tiefsandigen Zufahrt zum Senyati Camp vorbei, um dann gleich zu Shoprite Kasane zu düsen. Das dortige Einkaufssortiment ließ jedoch bei uns nur müdes Gähnen aufkommen. Aber es half ja nix, denn Lust, zum Spar nach Kasane-City zu fahren, kam nicht bei uns auf. Somit begnügten wir uns mit dem, was wir ergattern konnten.

Auf dem Weg dann zum Senyati Camp suchten wir zunächst Bushlore auf, denn dort sollten wir, nach Auskunft der Windhoeker Bushlore-Staff, ein weiteres Schreiben erhalten, um die Grenze nach Sambia überschreiten zu können.
Unsere auf unseren Smartphones befindliche OsmAnd-App brachte uns, so wie bisher, in exzellenter Art und Weise zu der von uns gesuchten Adresse; anders als Tracks4Africa, welches sich als nicht unbedingt up-to-date erwies und sich in Sambia noch zum Schlechteren präsentieren sollte.
In der Bushlore-Filiale Kasane/Kazungula ließen wir einige Dokumente zum Übertrag auf wiederum andere Dokumente und vereinbarten, daß wir am übernächsten Tag wiederkämen, um den ganzen Schriftkrimskrams in Empfang zu nehmen.
Nett war die Belegschaft dort… Wirklich sehr, sehr nett, aufgeschlossen und vor allem kompetent. Chapeau!!!

Auf unserem letzten Weg an diesem Tag zum Senyati Camp machten wir noch einen Einkehrschwung beim „neuen“ Choppies, doch auch dieser Supermarkt konnte uns mit seinem Sortiment nicht befriedigen.
Gegen 16 Uhr nahmen wir dann die Tiefsandzufahrt zu Senyati, wobei wir es aus Bequemlichkeitsgründen unterließen, den Reifendruck für den kurzen Weg zu reduzieren.

In der kleinen Receptionhütte des Senyatis tummelten sich bei unserer administrativen Anmeldung so einige andere Touristen und es kam uns vor, als befänden wir uns am Eingangsschalter von Africa Disney Land. Ja, ja… Senyati hat so einige Veränderungen davongetragen, seitdem wir das erste Mal vor Jahren dort unser Dachzelt aufschlugen.
Wie von uns gebucht, wurde uns die Campsite 15 beim Check-In zugewiesen.
Nachdem wir unser Vehikel dort in einer für uns angenehmen horizontalen Ausrichtung geparkt hatten, machten wir uns zunächst auf den äußerst kurzen Fußweg zur Waterholefront. Dort stehen jetzt links neben dem Baraussichtsguckhide zwei Sofas mit eisernen Gestellen und dicken Polstern. Wir nahmen eine der Couch in Beschlag und beobachteten ein wenig das Geschehen am und um das Wasserloch.
Zu uns gesellte sich eine Mangustengroßfamilie, die mindestens aus 30 Einzelindividuen bestand. Mit lautem Ziepen nahm diese die vor den beiden Couchmöbeln vorhandene Grasfläche in Beschlag und das eine oder andere Mitglied dieser kleinen Teufelchen erdreistete sich, bis an unsere beschuhten Füße vorzudringen, um dann feststellen zu können, daß da nichts esstechnisch Verwertbares war.



Um sechs stiegen bereits unsere Flammen aus dem angezündeten Holz und ein knappes Stündchen später lag das gegrillte Rinderfilet gemeinsam mit einem Avocado-Tomaten-Durcheinander auf unseren Tellern.

Nach dem Abendessen sowie zwischen Abwasch und dem Besuch der Dusche hörten wir immer mal wieder ein paar Elefanten sich am Wasserloch bedienen und nach wenigen Runden des Umblätterns unserer Buchseiten verschwanden wir selig in unserem Dachzelt.

Die Gesamtmenge an Kilometern, die wir heute hinter uns gebracht haben, lag bei 494 und kam uns eigentlich gar nicht so heftig vor, obwohl dieser Tag zwischen Fahren, Tanken, Metzgersuche, Burgeressen, Einkaufen und Bushlore-Aufsuchen doch so ziemlich ausgefüllt war.
Letzte Änderung: 07 Jun 2024 10:56 von ALM.
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07 Jun 2024 11:07 #688364
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Tag 6

Unsere Devise des heutigen Tages lautete: Extreme Relaxing aus Senyati.




Dies vorausgeschickt gibt es eigentlich wenig zu berichten, außer, daß das Wasserloch den ganzen lieben Tag einsam und tierlos vor sich hin lag. Erst am späten Nachmittag tauchte animalisches Leben mit dem Besuch von zwölf Giraffen auf. Nachdem diese vor unseren Linsen verschwunden waren, rückte eine große Büffelherd an, um sich den Durst zu stillen. Auch diese von dannen gezogen machten diverse Elefantengrüppchen ihre Aufwartung. Tja, man sah doch wieder einmal… Selbst wenn sich den ganzen lieben langen Tag keine Seele blicken läßt, dann ist es doch gewiß, daß zu vorgerückter Stunde sich das Leben ans erfrischende Naß begibt.














Aufgrund der noch vorhandenen Gurke, den Tomaten und des angebrochenen Trockenschafskäses entschieden wir uns wieder für einen Griechischen Salat als abendliches Gericht. Dieses Mal jedoch ohne Kalamata-Oliven, auch wenn wir nicht damit rechnen mußten, daß unbedarft weggeschleuderte Olivenkerne heute zwischen Ober- und Unterkiefer eines Schakals enden könnten.

Zurückgelegte Kilometer per Fahrzeug heute 0; jene per pedes mit aller Mühe und Not sowie viel Übertreibung gerade einmal vielleicht 300 Meter.
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16 Jul 2024 14:10 #690529
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Tag 7

Für den heutigen Tag waren zwei Game Drives an der Chobe River Front von uns einberufen worden. So wälzten wir uns früh aus den Federn und um kurz nach sechs ließen wir den Wagen an, um zum Sedudu Gate zu fahren. Tja, wäre da auf dem Senyati-Grundstück nicht ein Baum im pubertären Alter gewesen, der beim Lenkmanövrieren des Fahrzeuges ungeschickt im Weg stand und während des kurzen, noch ungeschickteren Zurücksetzens von uns touchiert wurde. Krachend ging das hintere rechte Rücklicht mit Blinker zu Bruch und hing leblos an den Kabeln, die die verschiedenen Lämpchen mit übriger Autoelektrik verbanden.
Morning Game Drive arrivederci – Pech gehabt.

So parkten wir den Wagen wieder auf unserer Campsite Nr. 15 ab, begaben uns mit einem zweiten zubereiteten Kaffee zu einem der Dickpolsterauflagendivane. Alles in der Hoffnung, daß dieser die unzweifelhaft noch unzureichend wachen Augen des heutigen Fahrzeuglenkers ausreichend öffnen würde.

Wie gut, daß ich nicht der Verursacher der Unannehmlichkeit war, dachte ich bei mir, und wurde dabei vom, das Ungeschick zu verantwortenden Piloten mit kleinen Hundäugchen angeschaut. Dieses Gewicht der Schuld würde ich heute Abend zu meinem Vorteil nutzen; dann nämlich, wenn es darum gehen würde, wer den Abwasch zu erledigen hätte. Hihi, heimlich lachte ich mir ins Fäustchen.

In den komfortablen Sofakissen lümmelnd überlegten wir, ob wir gleich zu Toyota fahren sollten oder zuerst zu Bushlore. Wir optierten für letzteres und um 7.45 Uhr standen wir vor dem Bushlore-Schiebetor stramm. Die Belegschaft trudelte gegen acht Uhr ein und um 9.10 Uhr war das zerdepperte Rücklicht ausgetauscht.

Die Uhrzeit berücksichtigend wäre ich daraufhin ja retour zum Senyati Camp gefahren und dann erst am späten Nachmittag zur Chobe River Front, doch ich hielt mich mit meiner Idee zurück und wurde vom Ungemachverantwortlichen zum Sedudu Gate kutschiert. Scheinbar wollte er sich auf Gedeih und Verderb für sein frühmorgendliches Mißgeschick mit Tieregucken trösten.
Aber welche animalische Seele hätte sich denn um diese gottlose Uhrzeit präsentieren können? Für einen Game Drive war es doch meiner Meinung nach viel spät.

Wir gurkten also die Einbahnstraßenregel befolgend runter zum Chobe und dann Richtung Serondela Picnic Spot. Mit jeder Minute wurde der Wind heftiger und ließ Staub und Sand so stark umherfliegen, daß wir uns wie im dicksten Londoner Nebel vorkamen. Abgesehen von einer Handvoll Elefanten gleich zu Beginn unseres Drives unten am Chobe war keine Seele zu sehen. Wieso auch? Bei diesem Sandsturm… Egal, ich blieb ruhig und ließ die Aktion mit dem Sich-Selbst-Trösten über mich ergehen.

Um Viertel vor zwölf fuhren wir dann durch das Gate und schnurstracks zur Chobe Safari Lodge. Dort wollten wir, wie immer, wenn in Kasane, unser obligatorisches Mittagessen auf der großen Terrasse direkt über dem Chobe einnehmen.
Bei diesem Wunsch bliebe es aber dieses Jahr, weil die Chobe Safari Lodge, so wie wir sie kannten, derzeit komplett renoviert wurde. Somit mußten wir uns damit zufriedengeben, in dem für uns neuen Teil der Lodge unser Toasted Sandwich oder ähnliches einzunehmen.
Die Terrasse dort war aber so gar nicht unser Fall, denn sie liegt im „Busch“ anstatt über dem Fluß. Schon liebäugelten wir, uns eine andere Lunch Location zu suchen, doch der Hunger ließ uns dortbleiben. Unsere Enttäuschung, daß unserer liebgewonnenen Tradition dieses Jahr an der uns bekannten Stelle nicht gefrönt werden konnte, wurde dann noch größer, als nämlich die zwei Burger mit Fritten serviert wurden, denen wir glatte zwei Punkte auf einer bei zehn endenden Bewertungsskala zukommen ließen.



Niedergeschlagen machten wir uns zum Auto und gefielen uns dabei, gefrustet über den bisherigen Tag zu sein.
Aufheiterung sollte ein Kleineinkauf beim Spar werden und weil wir keine Lust hatten, anschließend zu Senyati zurückzufahren, um dann kurz vor vier wieder von dort zur Chobe River Front aufzubrechen, suchten wir uns ein nettes Plätzchen, um die Zeit zu überbrücken.
So landeten wir auf der Gartenterrasse des The Coffee Buzz, welches einen sehr annehmbaren Cappuccino zustande brachte.

Um kurz nach vier fuhren wir dann von dort zum Sedudu Gate, doch aufgrund des noch immer sehr lebhaften Windes waren Tiersichtungen, galant ausgedrückt, mehr als überschaubar. Lediglich Massen an Perlhühnern liefen uns über den Weg.
Wir fuhren wieder den One Way zum und am Chobe entlang, als uns auf der Hälfte der Einbahnstraße unten direkt am Fluß eine wilde Horde von sechs oder sieben Africa on Wheels-Fahrzeugen - wie von Taranteln gestochen in enormer Geschwindigkeit und abweichend des One Ways-Reglements ohne Rücksicht auf die vorschriftsmäßig dort in westlicher Richtung sich bewegenden Fahrzeuge - entgegenkamen. Wir waren uns sicher, daß diese Rowdies a) die Chobe River Front mit dem Hockenheim Ring verwechselten und b) die bei den Einfahrten in den Nationalpark befindlichen Hinweise auf die Einbahnstraßenregelung nicht aufmerksam und noch weniger sinnentnehmend gelesen hatten, falls überhaupt.
Das einzige tierische Highlight des Tages waren die fünf Giraffen, die sich schick zum Ablichten präsentierten.






Und hier der Rest der animalischen Ausbeute...












Um halb sechs fuhren aus dem Nationalpark und tankten den Wagen nochmals kräftig auf, bevor wir zu unserer Campheimstatt Nummer 15 des Senyatis zurückkehrten.

Da sich in unserem Kühlschrank noch ein 600 Gramm schweres Rinderfiletteil befand und wir am nächsten Tag nach Sambia reisen würden, schmissen wir dieses auf den Grill und garnierten es mit unseren restlichen Tomaten und einer schon etwas zerdrückten Avocado.

Früh verschwanden wir in die Nester, denn am nächsten Tag stand unser Debüt des neuen terrestrischen Grenzübertrittes auf unserer Agenda, welchen wir so zeitig wie möglich abhandeln wollten.
Letzte Änderung: 16 Jul 2024 14:18 von ALM.
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16 Jul 2024 15:08 #690535
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Tag 8

Ein geschichtsträchtiger Tag, der heutige. Zum ersten Mal sollten wir die neue Brücke über den Sambesi nutzen, um nach Sambia einzureisen.
Um Viertel vor sechs klingelt uns das Piepsen des Smartphoneweckers aus dem Schlaf und schon um Punkt 6 Uhr saßen wir mit Milchkaffee auf einem der dicken Sofas und blickten dem greller werdenden Licht des neuen Tages entgegen. Das Wasserloch lag jungfräulich vor uns und nur wenige Vogelstimmen waren zu vernehmen.
Da wir bereits am Vorabend allen unseren Krimskrams verstaut hatten, rollten wir eine halbe Stunde später vom Senyati-Acker, fuhren durch das langsam aufwachende Lesoma Village und bogen dann auf das Asphaltband ein, welches uns rüber nach Sambia bringen sollte.
Die Straße und die Brücke waren menschen- und autoleer und um genau 6.45 Uhr befanden wir uns auf der anderen Flußseite.
Vor uns ein gute Menge LKW, die sich durch die Barrierenschleusen drängten, daher der kleine Stau. An dem für PKW reservierten Schleusenhäuschen wurden wir gebeten, ein Zettelchen auszufüllen. Dann sollten wir einem der dort präsenten jungen Männern folgen, der uns eine Stelle zum Parken zuwies. Jetzt war diese Stelle ohne Zweifel kein Parkstellplatz, eher halb auf dem Straßenstück, welches nach dem Schleusenhäuschen folgte, doch das war dem jungen Bediensteten egal. So parkten wir uns zwischen einem LKW und der eine Kurve machenden Leitplanke so ab, daß die nach uns kommenden Fahrzeuge nur mit Mühe und Not an uns vorbeikamen. Befahl war Befehl und wir spurten.
Nach einer kurzen Weile kam der gute Jungspund mit dem zuvor ausgefüllten Zettelchen zu uns zurück, drückte uns dasselbige in die Hände und deutete mit seiner Hand an, daß wir nun rüber zum Aus- und Einreise- plus Zollgebäude fahren sollten. Auch jetzt leistetn wir Folge, parkten uns davor ab und betraten diese heilige Halle.

Zunächst mußte der Ausreisestempel Botswanas in unseren Pässe verewigt werden, anschließend war es notwendig, unser Fahrzeug aus der Zollunion auszuführen. Dieser Akt dauerte etwas, denn die Herrin der zollamtlichen Abwicklungsmodalitäten hatte noch kleine, verschlafene Augen und bewegte sich demzufolge mit gebotener Langsamkeit. Die Frage, ob wir den Wagen wieder nach Botswana einführen wollten, wurde von uns verneint, da wir für den Rückweg den Grenzübergang Sesheke auf unserer Agenda stehen hatten. Unter verstecktem Gähnen endlich den Warenausgangsakt vollzogen, wurden wir von der müden Lady mit einer lauen Handbewegung nonverbal rüber zu ihren sambischen Staatsdienerkolleginnen und -kollegen geschickt.
Dort führten wir zunächst die Einreisemodalitäten durch, in der Zwischenzeit zog ich eine Menge an Kwachas aus dem Geldautomaten, genauer gesagt 4.000.
Einer der vielen Banknoten diente, um eine erste Gebühr zu entrichten. Dann folgte der nächste Schalter mit der Einfuhr unseres Mietfahrzeuges. Die sich damit beschäftigende Beamtin war zwar augenscheinlich wacher als Ihre botswanische Kollegin, aber dafür umso langsamer in ihrem Tun. Von ihr wurden wir dann an die sich im Großraum befindlichen Tische geschickt, um dort in die bereitstehenden Computer sämtliche Angaben über uns und das Fahrzeug in das sambische Staats-EDV-System einzugeben. Es war sozusagen ein Do-it-yourself-Akt zolladministrativer Art. Alle Daten in die Tastatur gehauen, begaben wir uns wieder zu besagter Landesbediensteten, von der wir nun zwei DIN-A 4 große Schreiben erhielten, die am Kassenschalter abzugeben wären. Also zum Kassenkabuff. Eine junge Frau und ein ebenso junger Mann zeigten sich sehr beflissen und die Zahlungsoperationen dauerten dementsprechend kurz. Mit den beiden nun abgestempelten Dokumenten ging es zu einem anderen Schalter. Im Tausch dieser Urkunden erhielten wir dort eine andere vom Herren mit den vielen Plaketten auf den Schultern. Wir nahmen an, es war der Boss des ganzen Grenzerpersonals auf sambischer Seite. denn wo er auftauchte, schauten die Schalterbeamtenumgehend von ihren Smartphonedisplays auf und nahmen sich die vor ihnen liegenden Zettelwirtschaften noch offener Fälle an. Dieser, im Übrigen, war es auch, der uns wachsam über unsere Schulter blickte, als wir die notwendigen Daten in den PC hauten.

Alles in allem betrug die Gesamtzeit für die Erledigung aller Formalitäten eine Stunde und zwanzig Minuten. Daher standen wir schon um 8.20 Uhr mit Aus- und Einreisestempeln, Kfz-Versicherungszertifikat, Fahrzeugzollurkunde und der Quittung für das Brückennutzungsentgelt auf dem Parkplatz. Ja, jetzt waren wir wieder in Sambia.

Frohen Mutes fuhren wir nach Livingstone, um uns dort zunächst im Kubu Café zu stärken. Seit einiger Zeit befindet sich dieses nicht mehr direkt am Eingang des Shoprites, sondern direkt neben der Feuerwehrwache. Um Punkt Viertel vor zehn parkten wir vor unserer Essstätte ab, genoßen anschließend ein ordentliches Frühstück, bevor wir im Café befindlichen Lädchen Stofftaschen von Baobuyu, sambischen Kaffee von Marika und Avocados kauften.








Auf unsere Nachfrage, wo wir denn ordentlich Fleisch einkaufen könnten, schickten uns alle Befragten zu Zambeef in der Main Street. Also fuhren wir dorthin, doch das Angebot entsprach nicht unserem Geschmack, so daß wir zunächst beim Spar einen Einkehrschwung einlegten. Auch das dortige Fleischsortiment lockte uns nicht hinter den Büschen vor und so mußten wir wohl oder übel doch zum Shoprite. Dort ergatterten wir das, was wir wollten und gingen über die Straße rüber zu Airtel, um eine SIM-Karte zu erwerben. Ein Mitarbeiterin begleitete uns zu einem der Händler, die unter dem Vordach des langgezogenen Geschäftsgebäudes ihrem Business nachgingen. Die Formalitäten wurden erledigt und nun ging es darum, die SIM zu aktivieren. Da zückte der redselige junge Händler sein eigenen Smartphone aus der Tasche, um, so seine Worte, die SIM zu aktivieren. In diesem Moment erinnerte ich mich an Tiggy hier im Forum, der bei einem ähnlichen Vorgang die von ihr bezahlten Internetminuten auf das Telefon des helfenden Händlers übertragen wurden. Mit einem lauten Stopp beendete ich den versuchten Diebstahl und mahnte den jungen Kerl an, die SIM in meine Smartphone zu stecken und diese dann zu aktivieren. Auf frischer Tat ertappt gefühlt, gehorchte der Bursche meiner Order. So, nun verfügten wir außer Fleisch auch noch über einen Telefon- und Internetdraht. Bestens und gutgelaunt verließen wir Livingstone. Ein wirklich immer buntes, Fröhlichkeit ausstrahlendes Städtchen.

Unser heutiges Übernachtungsziel war The Moorings Farm, wo wir nach gemütlicher Fahrt um kurz nach Halb fünf nachmittags eintrudelten.

Nicht, aber auch gar nichts hatte sich seit unserem letzten Aufenthalt dort in 2014 geändert.



Noch immer gab es einen Pförtner am Schlagbaum gleich hinter den Bahnschienen; noch immer war der Zufahrtsweg mit Schlaglöcher übersät, noch immer standen die wenigen Huts an der gleichen Stelle und noch immer war der Ablutionblock blitzeblank sauber.

Wir waren die einzigen Campgäste sollte sich herausstellen. Lediglich in einem Chalet waren drei Holländerinnen untergebracht. Strom gab es leider keinen bis 22 Uhr, so die Aussage des Caretakers Reymond. Für uns kein Problem, für die niederländischen Damen jedoch schon, denn die saßen in der dunklen Hütte und hatten als einzige Lichtquelle das entfachte Braaifeuer, das auf ihrer Terrasse loderte.

In Windes Eile verging die Zeit und schon saßen wir bei unserem, im Potje scharf angebratenen Fleisch-Gemüse-Eintopf und aßen uns satt, wobei ein guter Roter nicht fehlen durfte.



Die Moorings Farm eignet sich als Overnight-Stop, wenn man auf dem Weg nach Sambia rein oder von dort raus ist.
Waren es 2014 die Schweine, die auf dem landwirtschaftlichen Anwesen gehalten wurden und noch werden, mit ihrem produzierten Geruch, der ab und an... nein, korrekter wäre zu sagen... selten zur Campsite wehte, waren es in diesem Jahr die Rinder, die direkt hinter der Campsite auf einer umzäunten Freifläche gehalten wurden, die durch abendliches, bis in die späten Stunden andauerndes Muhen etwas das Ambiente störten.
Dafür kostete der ganze Campsspaß aber auch nur 10 USD für zwei Personen; das reichliche Feuerholz wurde mit 30 Kwacha (knapp ein Euro) in Rechnung gestellt.
















Die heutige Wegstrecke vom Senyati zur Moorings Farm betrug 385 km.
Letzte Änderung: 16 Jul 2024 16:22 von ALM.
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16 Jul 2024 20:02 #690569
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Tag 9

Auf unseren Afrika-Reisen sind wir in der Regel strenge Frühaufsteher, deshalb rappelte uns der Klingelton des Weckers heute um 5.20 Uhr aus dem Schlaf. Nicht, daß wir einen langen Fahrtag gehabt hätten. Nein, das nicht. Wir sollten lediglich von der Moorings Farm zur Mvuu Lodge fahren, sprich 262 km. Doch wir wollten früh dort ankommen und unseren ersten Tag mit viel Zeit am Sambesi verbringen.

Gebucht hatten wir für stattliche 30 USD pro Nase die Hippo-Campsite, direkt über dem mythischen Fluß. Um Viertel vor sieben fuhren wir los, tankten in Mazabuka kräftig auf und bogen dann am Ende der T 1 rechts ab auf die T 2 zum Sambesi runter.
Diese Strecke hat einen schlechten Ruf, weil es immer wieder zu schweren LKW-Unfällen kommt.












So näherten wir uns den Bergen. Es war ein Samstag und plötzlich sahen wir viele Jogger mit Nummern auf der Brust die T 2 entlangflitzen. Jung und alt, Mann und Frau und dick und dünn – alles war mit von der Partie. Über zahlreiche Kilometer erstreckte sich dieser Lauf.

Das Asphaltband begann, sich in die Berge zu nagen. Wir waren also am Zambesi Escarpment angekommen. Landschaftlich eine Wucht, fanden wir. Saftiges Grün, schroffe Felsen, ein stahlblauer Himmel, bunte kleine Siedlungen. Wir kurvten durch die Kurven, dann ging es wieder ein wenig geradeaus, dann wieder Kurven, dann wieder gerade Strecken. Oftmals sahen wir Spuren von Verkehrsunfällen, ab und an lagen Teile eines Unfallfahrzeuges scheinbar seit Jahren am Straßenrand; auch das Skelett eines völlig ausgebrannten LKW ruhte vermutlich sein einiger Zeit rosten vor sich her. Kein Wunder, daß die Verkehrspolizei mit Geschwindigkeitskontrollen dort präsent ist.

In Chriundu unten am Sambesi angekommen zogen wir zunächst noch eine Ladung Kwacha aus dem Geldautomaten, kauften uns im Shoprite zum Frühstück einen warmen Pie und begaben uns anschließend auf den Weg Richtung Lower Zambesi National Park.

Pie zu essen, während man im Auto sitzt und fährt oder auch nur als Beifahrer das Blätterteigteil zu sich nimmt, ist eine Mission Impossible. Fragmente des Knuspergebäcks fallen und spritzen unweigerlich ab und umher. Daher aßen wir erst, als wir außerhalb des Städtchens waren.

Schon die kurze Strecke, die wir bisher zurückgelegt hatten, war sehr holprig und wir entschieden uns, unseren Reifen ein wenig Luft zu nehmen.

Landschaftlich sind die 60 km ein Traum. Kleine Dörfer, kleine Siedlungen, verstreute Hütten und Häuser. Ab und zu kreuzen Elefanten die Straße. Das Chiawa Game Management Area beginnt recht schnell hinter Chirundu , deshalb müssen Mensch und Tier gemeinsam miteinander auskommen. Das Eastern Chiawa GMA ist besonders geschützt, dort gelten fast schon Nationalparkregularien. Doch die Überlegung, die Grenzen des Lower Zambesi nach Osten zu verlegen, wurde bisher nicht in die Tat umgesetzt.
Auf unserem Weg hielten wir bei einem der Stände, an denen die starken Geschlechter der afrikanischen Gesellschaft ihre Feldwaren feilboten, und erwarben 15 Tomaten sowie eine kleine Tüte mit Okras. Oh, wie ich diese liebe. Leider bin ich da in unserer Beziehung allein auf weiter Flur. Aber egal, wenn schon nicht in Deutschland, dann hier und sogar km-Null-Ware, daß kompensierte zumindest ein wenig den CO2-Abdruck, den wir mit unseren Flügen hinterlassen hatten, und tut der lokalen Familienhauswirtschaftsbuchhaltung gut.








Da wir wußten, daß der LZNP nicht so eben mal ein Park ist, zu dem man sich nur für zwei Tage begibt, beschlossen wir, vier Übernachtung hierfür einzuplanen.
Die Mvuu Lodge liegt ca. 16 km vor dem Nationalparkeingang; unsere Ankunft war um kurz nach ein Uhr mittags.

Wir checkten ein und wurden zu unserer Campsite begleitet. Die Hippo Campsite ist die letzte direkt über dem Sambesi. Die beiden Campsites am Fluß haben unterhalb auch eine Art Terrassenebene förmlich am Flußufer. Dort stehen jeweils ein Tisch und Eisengestellsofas und es befindet sich auch eine große Feuerstelle.
Eine Etage höher ist der Fahrzeugstellplatz und eine gemauerte Küchenzeile mit Top zum Kleinbraaimachen, ein Waschbecken sowie das Open-Air-Ablutionhäuschen.
Ringsherum hohe alte Bäume und viel Buschwerk. Alles rund um eine sehr, sehr schöne Campsite, wäre da nicht eine Art altes Hausboot gewesen, welches hinter der Campsite auf Höhe der Campsiteterrasse auf dem Ufer vor sich dahingammelte. Dieses Gefährt wurde bestimmt zu seinen besseren Zeiten als Ausflugsboot mit bedachtem Häuschen als Sonnenschutz genutzt. Es mußte bereits seit Jahren dort vor sich hin liegen, denn außer daß es ramponiert war, war es voll mit Laub und Ästen und und und. Die Affen nutzten es als Spielplatz oder als Versteck, um die Campgäste zu beobachten. Ja, das war wirklich schade, daß dieses Wrack den visuellen Genuß in Mitleidenschaft zog.
Ansonsten war die gesamte Lodgeanlage sehr gepflegt, wenn auch in die Jahre gekommen und mit einem Renovierungsstau, der sich nicht verleugnen hätte lassen; besonders die Chaltes waren nicht up-to-date und boten für den Preis, der hierfür aufgerufen wurde, nicht die zu erwartenden aktuellen Annehmlichkeiten. Wenn man bösartig sein wollte, könnte man den Komfort als 1980er-Jahre-Jugendherbergsluxus beschreiben.

Generell sind die Übernachtungskosten in der LZNP-Gegend als sehr teuer zu erachten. Aber wer sich den Genuß der dortigen Landschaft mit seiner Flora und Fauna gönnen möchte, der muß über die preisliche Komponente der vorhandenen Unterkünfte ein Tuch des Schweigens und der Akzeptanz legen.

Nach dem wir dem Ratschlag des Caretakers folgten, unseren Wagen doch wegen der hohen Leberwurstbäume und der damit nicht zu unterschätzenden Gefahr von herabfallenden Leberwürsten umzuparken, denn wir wollten weder das Auto, Zelt noch uns selbst mit diesen Früchten in Kontakt bringen lassen, spazierten wir zunächst über das Lodgegelände.
Das Haupthaus mit der davorliegenden großen Terrasse war sehr addrett; überall standen bequeme Sessel und Sofas und darauf verteilt noch bequemere große Kissen in allen Farben dieser Welt.
Ferner erkundigten wir uns über die Angebote von Game Drives im Nationalpark und in der Game Management Area sowie über die flußseitigen Spritztouren mit dem Boot. Optiert haben wir für eine spätabendliche Bootstour am Folgetag, welche mit 44 USD pro Person zu Buche schlug. Nicht gerade ein Schnäppchen, aber es sollte sich am nächsten Abend herausstellen, daß die Tour wahrhaftig ihren Preis wert war.

Wieder zurück auf unserer Campsite platzierten wir zunächst unsere Campingstühle auf unsere große Terrasse, und zwar so, daß keiner von uns beiden das Ex-Hausausflugsbootswrack im Blick hatte. Ein Unterfangen, welches Qualitäten hatte, nur von einem Landvermesser gemeistert zu werden. Wenn man nicht wollte, daß beide Stühle mit dem Rücken zum Schrottboot standen, und im Übrigen eine ganz, ganz schlechte Idee, wenn man die hier vorkommende Tierwelt mit ihren darunter befindlichen gefährlicheren Genossen berücksichtigt, blieb es einem nicht erspart, aus den Augenwinkeln das ehemals weiß-blaue Schiffchen zu erblicken.
Nun ja, wie man so schön sagt: Ein bißchen Schwund ist immer mit von der Partie. Trotzdem hatte ich meine liebe Mühe und Not, das Unding zu tolerieren und am liebsten wäre ich mit dem Flammenwerfer vorgegangen, um der unschönen Sache ein krematorisches Ende zu bereiten. Ich wurde lebhaft ausgelacht, wegen meines Kleinkleindenkens und als ich den Vorschlag machte zu beten, was bei uns ja nun wirklich nicht auf der Agenda steht, damit der liebe Gott, also den, von dem alle Welt immer so gerne spricht, die Staumauer des Kariba-Sees ein bißchen weiter öffnen möge, nur kurz in der tiefen Nacht und auch nur ein klitzekleines Stückchen mehr, damit die Kleinschiffruine von meinen Augen weggespült werden würde. Ideen hätte ich, somit wurden meine Wünsche von der anderen Seite ad acta gelegt.

Das Dachzelt war bereits nach der Wagenumparkaktion aufgeschlagen und somit blieb ausreichend Zeit, einfach nur die Landschaft mit allen ihren vielen Einzelheiten mit den Augen zu erobern, doch der Nachmittag verging wie im Fluge.




Unser Caretake machte seine Aufwartung auf allen Campsites und zündete das Lagerfeuer an. Wir wuschen Tomaten und Okras, zerteilten Zwiebeln in grobe Stücke, ließen eine gute Portion Rinderfilet dicke Würfel werden und begannen mit der Abendessenkocherei.



Zuerst die 4 x 4 cm großen Lendenstücke scharf im Potje angebraten. Nachdem diese gute Farbe angenommen hatten, nahmen wir sie aus dem schweren, metallenen Kochtopf heraus und fügten die Zwiebel hinzu, dann die Okras und danach die Tomatenstücke. Nach fünf Minuten nahmen wir den Potje von der Glut, gesellten unsere angebratenen Rinderfiletwürfel hinzu, schmeckten mit Salz und Pfeffer ab und dann wanderte dieser Eintopf auf unsere Teller und anschließend in unsere Kehlen. Sehr lecker!






Nach dem Abendessen und dem Abwasch verbrachten wir noch etwas Zeit auf unserer Terrasse, doch man kann ja so viel Licht anschleppen, wie man will, es reicht ja nie aus, um sich in Dunkelheit wohlzufühlen. So hüpften wir unter die Dusche und anschließend ins Bett. Gute Nacht.
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Tag 10

Day of doing nothing – Ohne Zeit und ohne Uhr, Entspannung pur. So viel zum Motto des heutigen Tages.

Ein paar Krokodile träge auf den Sandbänken im Sambesi beobachten, ein paar Hippos faulenzend daneben und im Wasser bestaunen und sich den lieben langen Tag genauso phlegmatisch verhalten, das war unsere Devise, der wir strikt folgten.









Es gab jedoch zwei Ausnahmen davon, die uns zu körperlicher Bewegung veranlaßten: Das frühe Zubereiten des heutigen Abendessens, und das hatte es in sich, sowie unseren Spätnachmittagsbootsausflug auf dem Sambesi.

Nun war ja schon der vorvergangene Tag einer mit einer Prämiere gekrönt; heute erfolgte das zweite Debüt: Am Abend sollte es Pizza geben.

Eine Mafiatorte aus dem Potje. Vielen hier im Forum sicherlich nicht fremd, war dieses Gericht für uns in Afrika bisher strengstens tabu. Serviere einem Italiener mal eine Pizza aus dem Gußeisentopf… Und woher den dazu benötigten Mozzarella herbekommen? Nun denn, man sollte sich Neuem ja nicht verschließen und auch mal fünf gerade sein lassen, deshalb schrieb ich bereits in Deutschland auf unsere Agenda: First Pizza in Africa.
Ich besorgte sodann zwei Beutelchen Bio-Trockenhefe; auch dies war ein Kompromiss, denn at home mache ich die Pizza mit frischer Hefe, doch woher die in Afrika herbekommen und überhaupt: Wie heißt den Hefe auf Englisch? Eine freundliche Mitarbeiterin eines deutschen Supermarktes klärte mich während meiner Suche nach Trockenhefe in Bioqualität auf, daß Hefe yeast heißt, nachdem ich ihr meine Vorstellung zum Pizzazubereiten in Afrika mittels aus der Not heraus zu verwendender Trockenhefe vortrug.
Wie dem auch sei... Vorschriftsmäßig las ich zuerst die Gebrauchsanweisung auf dem Hefepulverbeutelchen. Mischte hiernach die Hefe in das in Windhoek bereits käuflich erworbene Mehl, verrührte alles gut und gab dann die angewiesene Menge an Wasser sowie Salz aus der Lamäng hinzu.
Ich nehme ja immer Sprudelmineralwasser, da wird der Teig geschmeidiger; dies ein Ratschlag meiner etruskischen Schwiegermutter, die ja immer recht haben will, aber bei diesem Thema auch recht hat.
Noch einen guten Schuß natives südafrikanisches Olivenöl, ebenfalls in Windhoek für teuer Geld ergattert, dazu und jetzt nur noch rühren. Die pulverisierten Hefepartikel lösten sich jedoch auch nach fünf Minuten starkem Teigschlagens mit dem Kochlöffel nicht auf und ließen die Gesamtmasse gescheckt aussehen. Schon hatte ich die Befürchtung, die Hefe wäre über dem Mindesthaltbarkeitsdatum hinaus und kontrollierte das bereits in der Mülltüte befindliche Beutelchen. Nein, es war alles im grünen Bereich. Naja, ob das was werden würde… Ich hatte meine Zweifel.

Natürlich hatte Bushlore der Campingausrüstung keine Teigschüssel beigestellt und so mußte die Masse halt in einer metallenen Salatschüssel zubereitet werden und dann im größten, vorhandenen Alutopf vor sich hin gehen. Deckel drauf und gut.
Trotz daß ich mir sagte, die feucht-heiße Umgebungstemperatur würde schon ihr Bestes geben, um den Teig aufgehen zu lassen, blieben meine Zweifel und ich stellte den Topf erst einmal ins Abseits.





Nachdem dieser Akt vollzogen war, lenkte ich mich den restlich verbleibenden Tag mit Lesen ab, ohne es mir jedoch nehmen zu lassen, in regelmäßigen Abständen den Teiggärprozeß gewissenhaft zu kontrollieren. Er ging, der Teig. Langsam, aber er ging. Es war also meine Geduld gefragt.









Um 15.30 Uhr startet unsere Bootstour, die uns einen wirklich herrlichen Ausflug von zweieinhalb Stunden bescheren sollte.
Die Tierwelt vom mächtigen Sambesi aus zu sehen, im Hintergrund die Berg Sambias, Flußinseln und -inselchen, Sandbänke mit Treibstämmen. Großartig, einfach nur toll. Und dann das Farbspiel des Himmels nach Sonnenuntergang. Alles zusammen ein Gedicht.



































Zurück auf der Campsite so gegen Viertel nach sechs kam dann die Stunde des Herren. Deckel hoch und siehe da: Der Teig war ordentlich gewachsen. Auch die dunklen Trockenhefefragmente hatten sich sprichwörtlich in Luft verwandelt.

Ohne ausreichende Arbeitsfläche, gut mit Mehl bestreut, war das anschließende Formen zu zwei gleichgroßen Teigteilen gar nicht so leicht.
Jetzt hat ein ordentlicher Pizzateig nach dem Auswellen ja normalerweise nochmals für eine gute Zeit ruhen, um sich vom Streß des Zerquetschens erholen. Dieser Abschnitt der preparazione alla napoletana mußte notgedrungen übersprungen werden, denn es war ja bereits dunkel.
Das Feuer runtergelodert und dann war die Glut bereit, ihre gute Tat zu tun.

Auf eine gute Pizza sollte selbstredend eine Tomatenpassata gegossen und gut auf ihr verteilt werden. Nicht zu viel der Guten, sonst suppt die Pizza durch. Aber auch nicht zu wenig, sonst mangelt es an fruchtigem Geschmack. Mittlerweiler erhält man sogar in Deutschland eine passable Passata, doch in Windhoek, in Maun, in Kasane und auch in Livingstone hielten die Supermärkte lediglich Tomatensoße bereit. Also ok, wir waren ja nicht bei Wünsch Dir was. So erstanden wir eine Paradeisersoße, die der Packung nach von außen hin von uns als geeignet bewertet wurde. Leider versäumten wir es, die Inhaltsstoffe auf dem Etikett zu überprüfen. Denn hätten wir dies getan, die Glasflasche wäre im Supermarktregal geblieben. Die rote Soße war nämlich mit Zucker versüßt. Das aber doch merkten wir erst, als die fertige Pizza auf unseren Tellern lag.
Zweiter Knackpunkt nach der Trockenhefe war das Thema Käsebelag. Aus Mangel an vertretbaren Alternativen zu Mozzarella entschieden wir uns für einen Cheddar. Den haben wir immer im Afrika-Kühlschrank vorrätig und dieser hat auch einen schönen Schmelzpunkt.
Um einen krokanten, aber auch noch fluffigen Teig in gebackner Form zu erhalten, empfanden wir es als zielführend, zunächst den Teig von beiden Seiten anzugaren. Als dieser so weit war, wurde er mit der Tomatensoße belöffelt, den Cheddar darüber gestreuselt und obendrauf in Stücke gerissene Bratwurst gelegt.
Auch hier konnten wir nicht erwarten, daß die afrikanischen Supermarktketten italienische Fenchelsalsiccia für die Kundschaft bereithält.
Das ganze Teil dann zurück in den Potje und den entsprechenden Gußeisendeckel drauf. Nach ein paar Minuten war die Pizza fertiggebacken und hätte ich es unterlassen, zu Beginn des Backprozeßes ein wenig Öl auf den Potjeboden zu geben, um ein etwaiges Teiganhaften an den rauhen, gußeisernen Potjeboden zu vermeiden, hätte der Teig keinen bratigen Frittiergeschmack erhalten.
Aber für das erste Mal… Nicht schlecht, Herr Specht, wenn auch nicht annähernd suboptimal, doch ausbaufähig.




Aus den gemachten Fehlern gelernt, sollten wir dann auf unserem Rückweg abermals eine Pizza dank des zweiten Trockenhefebeutelchens und des restlichen Mehls zaubern.

Nach getanem Abwasch und der Dusche verweilten wir noch ein paar Augenblicke auf unserer Terrasse, beobachteten dort die vielen Augen, die uns vom Sambesi aus anstierten, bevor wir uns dann in unser Schlafgemach zurückzogen.
Letzte Änderung: 17 Jul 2024 13:02 von ALM.
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