@fototmatte
Hallo Matthias,
es ist schön, von dir zu hören - und dann noch ein Lob, was für ein Sonntag Morgen
Der Bindenrennvogel ist bereits korrigiert, Danke für die Hilfe bei der Bestimmung.
so, hier geht es weiter
Samstag 16.06.18 Nachmittag
Inzwischen hat sich der etwas frühere Start am Nachmittag bei allen anderen ebenfalls Gästen durchgesetzt. Um 15:00 finden wir uns deshalb an der Main Area ein. Unsere neuen Begleiter aus den USA sehen uns an ihrem Chalet vorbei laufen und wenige Minuten später sind sie auch schon da. Sie wollen auf keinen Fall die Chance auf eine gute Sichtung verpassen. Nach einem Tee und einem Stück Kuchen starten wir unsere Pirsch, diesmal mit Guide Prior.
Wir fahren gemütlich durch ein Wäldchen in der Nähe des Flussufers. Hier haben wir heute Vormittag den Leoparden gesehen. Dann stoppt Prior und deutet nach oben. Da liegt der Prachtkerl auf einem Ast und schaut verträumt in die Ferne. Es ist völlig still um uns herum, nur einige Vögel zwitschern. Was für ein schöner Moment! Dem Leo ist das nicht genug. Er ist in „Poserlaune“. Ein kurzer Blick zu uns, dann steht er langsam auf, reckt und streckt sich, bevor er Stück für Stück den Baum herunter klettert. Unschlüssig steht er da, dann rollt er sich genüsslich durch den Sand. Wir sind kurz davor, Beifall zu klatschen und unsere beiden Mitfahrer strahlen um die Wette. Hmmm… ihr Vertrauen in uns scheint ja doch gerechtfertigt zu sein
Die Katze verschwindet im Buschwerk, wir fahren ans Ufer des Luangwa. Das tote Hippo, das wir am Vormittag gesichtet haben, ist etwas näher ans Ufer getrieben. Immer noch wird es von zahlreichen Crocs belagert. Inzwischen zieht allerdings ein unangenehmer Leichenduft vom Wasser her zu uns herauf. Wir schauen uns an. Es wird Zeit, diesen Platz zu verlassen
Im Inland ist es ziemlich ruhig, wir sehen die „üblichen Verdächtigen“, Pukus, Impalas, Wasserböcke. Am Rande einer Lagune steht eine Giraffe und trinkt. Es dauert nicht lange, da geht ein Verehrer auf Tuchfühlung mit der Dame und schnuppert und schnuppert, aber die Lady ist nicht wirklich an ihm interessiert.
Der Weg führt weiter zum Wasserlauf, unterwegs kann ich noch meine geliebten Vögel fotografieren.
Wieder einmal geht die Zeit viel zu schnell vorbei. Meine Frau schlägt vor, demnächst eine schöne Stelle für unseren letzten Sundowner am Luangwa anzufahren, der Vorschlag wird einstimmig angenommen. Während wir uns dem Fluss nähern, sehen wir ein Fahrzeug in der Nähe einer ausgetrockneten Lagune stehen. Eine kurze Konversation zwischen Prior und dem anderen Guide in Zeichensprache, schon rumpeln wir querfeldein. Bald haben wir die Stelle erreicht und siehe da! Ein jugendlicher Leo sitzt unter einem Baum. Als wir uns nähern, schaut er etwas hektisch und wandert weiter.
Wir wollen ihn nicht hetzen und kehren zur Piste zurück. Inzwischen dämmert es. Kurz bevor wir das Flussufer erreichen, können wir noch einen Leo entdecken, der die Pad überquert. Prior erklärt: „Das ist die Schwester des anderen. Aus diesem Grund sehen wir sie auf so engem Raum zusammen. Normalerweise würden die Katzen auf Abstand im Revier achten.“ Da die Lichtverhältnisse nicht mehr gut sind, verzichte ich auf ein Foto. Ich konnte ja schon genug Bilder machen, don´t worry
Die ausgesuchte Stelle am Ufer ist ideal, wir klettern aus dem Wagen und zelebrieren unseren Sundowner, unser Hochgefühl wird durch das Wissen, dass wir morgen abreisen müssen, etwas eingetrübt. Aber wir sollten nicht undankbar sein, denn wir haben viele schöne Sachen erlebt. Also heisst es „Cheers!“, lasst uns den Wein, die tolle Aussicht und die phantastische Stimmung geniessen, schliesslich will unser Afrika-Virus gefüttert werden!
Es ist dunkel geworden, Zeit für den Rückweg. Unser Tracker hat die Lampe ausgepackt und wir fahren langsam die Piste entlang. Ein kurzer Kommentar des Trackers an Guide Prior, ein kurzes deuten auf die linke Seite. Stimmt, da hinten bewegen sich Tiere. Ein Blick durchs Fernglas, dann ist alles klar. „Dort sind Hyänen, lasst uns doch mal hinfahren“, sagt Prior. Klar, da sind wir sofort einverstanden. Wir hoppeln querfeldein zum Ort des Geschehens. Ausser acht Hyänen an einem toten Impala sehen wir einen einzelnen Wilddog. Prior analysiert die Lage: „Das ist wirklich aussergewöhnlich! Ich kenne den Wilddog, er hat vor ein paar Tagen – aus welchen Gründen auch immer – sein Rudel verloren. Jetzt bleibt er hier vor Ort und wartet, dass sie zurückkommen. Schaut, das tote Impala wurde von ihm gerissen, das hat er ganz alleine geschafft. Leider war er zur falschen Zeit am falschen Ort, denn die Hyänen waren in der Nähe, haben seinen Jagderfolg mitbekommen und ihn von der Beute vertrieben.“ Der arme Wildhund tut uns leid. Das ist nicht fair! Auf der anderen Seite sind wir beeindruckt, denn der Hund bleibt in der Nähe der Hyänen. Immer wieder kommt eine auf ihn zu, um ihm zu drohen, aber er gibt einfach nicht auf und droht ebenfalls. Unser Adrenalinspiegel ist jetzt ganz oben, so eine Situation ist absolut neu für uns.
Während die Hyänen sich heulend und winselnd um die Beute balgen, erscheint plötzlich eine Löwin auf „der Bühne“. Sie schaut sich die Angelegenheit an und beschliesst, dass sie keine Lust hat, sich mit acht Hyänen anzulegen, also wandert sie weiter. Wir folgen ihr eine Weile, aber kein weiterer Löwe lässt sich blicken. Dafür stöbern wir noch ein White-tailed Mongoose (Weißschwanzmanguste) auf.
Jetzt nehmen wir wieder die Piste in Richtung Camp. Alle sind sich einig. Das war eine tolle Darbietung, die wir da erleben durften. Wir nähern uns dem Nsefu Camp. Plötzlich und ohne Warnsignale springen drei Impalas in Panik direkt vor das Fahrzeug. Prior muss voll auf die Bremse steigen, andernfalls hätten wir mindestens ein Tier gerammt. Was ist denn hier los? Ein kleines Stück weiter steht ein anderes Fahrzeug unseres Camps und wir bekommen die kurze Erklärung: „Gerade hat ein Leo ein Impala gerissen, deshalb ist die Herde geflüchtet.“ Prior überlegt nicht lange und fährt ins Gebüsch. 10 Sekunden später haben wir die gefleckte Katze erreicht. Sie schleppt das Impala tiefer in den Busch.
Unser Guide schätzt kurz die Lage ein und entscheidet sich für einen Baum etwa 30 Meter entfernt. Wir fahren dorthin, halten an und schon ist der Motor aus. Priors Entscheidung war richtig! Es dauert nicht lange und der Leo erscheint mit seiner Beute. Es ist unglaublich, mit welcher Kraft und Leichtigkeit er mit der Antilope im Maul den Baum hochklettert! Ich knipse und knipse und kann nur hoffen, dass die Bilder auch scharf werden, denn nur der Handscheinwerfer erhellt die Szene. Dann sind Jäger und Beute auf einem dicken Ast angelangt, hier scheint es sicher zu sein.
Allerdings behagt dem Leo unsere Nähe nicht wirklich, das kann man sehen. Wir akzeptieren seinen Wunsch und ziehen uns zurück. Was für eine Nacht! Wir können es kaum glauben, was wir heute alles erlebt haben! Mit reichlich Adrenalin im Blut erreichen wir die Lodge. Kurz vor der Einfahrt ertönt ein lautes Trompeten. Eine Elefantenherde steht nahe an der Piste und ist jetzt wütend, weil wir die Frechheit besitzen, einfach vorbei zu fahren. Bevor sie sich richtig mit uns anlegen können, sind wir aber schon wieder weg.
Im Camp angekommen, setzen wir uns erst einmal an die Bar, trinken einen Schluck und versuchen, die Erlebnisse zu verarbeiten. Unsere Mitfahrer betonen noch einmal, dass sie mit uns als Glücksbringer Recht gehabt haben. Tja, wir wollen uns gegen diese Behauptung auch nicht wirklich wehren
Beim Dinner sitzen wir ein letztes Mal unter den Bäumen in der Nähe des Ufers. Wieder müssen wir tief seufzen. Warum nur fühlen sich solche Reisen immer so kurz an? Es gibt eigentlich keinen einzigen Grund, das Luangwa Tal morgen zu verlassen… Halt! Das ist so nicht richtig! Da sind zwei Plätze für den Rückflug gebucht, daran ist nichts zu ändern
Zumindest dieser Abend ist noch einmal lustig und kurzweilig, unsere Tour findet also einen wirklich netten Abschluss. Ganz in der Nähe können wir immer noch die Elefanten hören. Am Tisch sitzen nur die Amerikaner und wir, das neu eingetroffene Hochzeitspaar hat sich für ein separates Dinner auf der Terrasse des Chalets entschieden. Wir hören noch etwas lustiges.
Als die Honeymooner gegen Mittag in der Lodge eintrafen, sind sie uns schon aufgefallen. Während SIE Ultrakurze Shorts und eine Bluse mit knallbunten tropischen Blumen und Vögeln anhatte, trug ER eine Satinjacke in einem grellen Rot. Eigentlich nicht ganz passend für ein Buschcamp
Die zwei wollten am Nachmittag einen Bushwalk machen. Zunächst einmal verschliefen sie den Start. Der Grund war uns klar, denn sie hatten sich mittags schon zwei Flaschen Wein reingeknallt. Als sie gegen 16:30 doch noch auftauchten, waren sie sehr erstaunt, dass man zum Laufen das Camp verlässt. Das war ihnen dann doch zu gefährlich und sie beschlossen, lieber einen Gamedrive zu machen. Ganz wohl fühlten sie sich in dem offenen Fahrzeug auch nicht. Tja, was soll man da sagen? Jeder hat so seine eigenen Vorstellungen von einer Safari in Afrika
Auch dieser Abend endet irgendwann, zurück im Chalet legen wir uns aufs Bett und lauschen zum letzten Mal dem betörenden Gesang der Hippos … „öh, öh, öh, öh“, gefolgt von einer Art Schluckauf, einfach ein phantastischer Song.
... wird fortgesetzt ...