Hallo Herby,
schön, dass du dabei bist und Danke für das Lob. so etwas wir immer gerne genommen
und weiter geht es mit dem Bericht
Ein kleiner Hinweis: Beate und Jens möchten nicht, dass man sie auf den Bildern erkennt. Da ich aber auch Fotos zeigen will, auf denen sie zu sehen sind, habe ich die Gesichter verfremdet. Das geschah nach Absprache mit ihnen. Selbstverständlich respektiere ich diesen Wunsch.
Dienstag 12.06.18
Raus aus den Betten und den neuen Tag begrüssen! Irgendwie fällt das meiner Frau und mir heute leicht, denn es ist Wandertag

In die Rucksäcke kommen die Dinge, die wir während der Wanderung benötigen, der Rest wird so weg gepackt, dass die Staff alles ohne Probleme verladen kann. Wir sind nicht die einzigen, die früh wach sind, denn die Hälfte der Gäste hat sich schon ums Feuer versammelt und wärmt sich etwas auf. Beate und Jens sind auch bald da, wir frühstücken gemütlich, während sich unser Guide Preston vorstellt. Innerhalb einer Minute ist uns klar: Preston ist unser Mann! Manchmal braucht es nicht viel „Aufwärmzeit“ um zu wissen, ob man mit dem Guide super auskommt, oder eben nicht.
Leofant und Michael
Nach dem Frühstück verabschieden wir uns von der Staff und Guide Jason, natürlich auch vom sehr sympathischen Michael, aber ihn werden wir in zwei Tagen im nächsten Camp wieder treffen, da freuen wir uns schon darauf. Dann macht sich unsere Wandergruppe fertig. Sie besteht aus Preston, einem (etwas schüchterner) Guide in der Ausbildung und uns vier Gästen. Weiterhin begleitet uns ein bewaffneter Ranger, das ist so Vorschrift im Nationalpark. Wir begutachten unseren Beschützer und kommen zu dem Schluss, dass er einen sehr erfahrenen und kompetenten Eindruck macht. Also haben wir perfekte Voraussetzungen für die Wanderung. Unsere Gruppe verlässt das Camp gegen 06:45, an der Spitze der Ranger, es folgen Preston, dann wir und am Ende läuft der AZUBI. Unser Gepäck wird später von der Staff mitgenommen, die auch das mobile Camp ab- und aufbaut. Wir werden immer in Flussnähe nach Norden laufen. Gegen Mittag soll im frisch aufgebauten Zeltcamp gerastet werden, am Nachmittag steht noch eine Wanderung auf dem Programm. Am nächsten Tag marschieren wir weiter, während das Camp abgebaut und an eine andere Stelle verlegt wird. Am Tag darauf werden wir vormittags im Nsefu Camp eintreffen, dort verbringen wir noch ein paar Tage.
Man darf sich so eine Wanderung nicht wahnsinnig dramatisch vorstellen, denn während die meisten Tiere mit uns Besuchern keinerlei Probleme haben, solange wir im Fahrzeug sitzen, sind sie Menschen zu Fuss gegenüber ziemlich scheu und wahren einen recht grossen Sicherheitsabstand. Aber das ist nicht schlimm, wir freuen uns einfach, zwei Tage lang ohne Zeitdruck zu wandern, so kann uns Preston ganz in Ruhe die kleinen Dinge näher bringen, die man vom Auto aus nicht unbedingt mitbekommt. Immer wieder stoppen wir, begutachten Tierspuren oder Tierkot um herauszufinden, wer wohl der Verursacher war. Unser Guide ist ein sehr guter „Lehrer“, er erklärt sehr kurzweilig und wir haben viel Spass miteinander. Da wir vier disziplinierte Wanderer sind und so gut wie nie aus der Reihe tanzen (ausser für ein paar nette Fotos), führt er uns – wenn sich die Gelegenheit ergibt – auch mal näher an grössere Tiere heran. Um 09:30 halten wir für eine Kaffeepause. Jetzt kommt der AZUBI ins Spiel. Er hat in seinem Rucksack alles, was wir für die Pause benötigen. Plötzlich hören wir Motorengeräusche. Ein Auto stoppt. Wer kann das sein. Jason erscheint mit Beates Hut in der Hand. Jetzt hören wir einen Freudenschrei. Damit hätten wir nie gerechnet! Tatsächlich hat man den Hut beim Morning Gamedrive gefunden und die Rückgabe organisiert. Also hat er doch keine tierischen Liebhaber gefunden
Wir laufen weiter, mal im freien Gelände, mal durch dichten Busch. An unübersichtlichen Stellen müssen wir anhalten, während der Ranger zusammen mit Preston die Gegend inspiziert. Irgendwann entdecken wir sogar drei „Dagga Boys“, also männliche Büffel, die im Schatten einiger Büsche rasten. Wir versuchen, uns anzuschleichen, aber dann dreht der Wind und einer der Büffel wird auf uns aufmerksam. Also heisst es für uns Abstand halten, Portraitfotos fallen leider flach
Etwa eine Stunde später erreichen wir unser Camp. Beate, Ruth, Jens und ich schauen uns an und können ein breites Grinsen nicht verkneifen. Ja! So zelten wir wirklich gerne! Die Zelte sind zwar nicht besonders gross, aber mit allen nötigen Dingen ausgestattet. Jedes Zelt hat eine eigene Toilette, die sich ca. 10 m entfernt befindet, nur die Dusche (Bucketshower) müssen wir uns teilen. Die Toilette sieht so aus, wie wir Europäer es gewohnt sind, der einzige Unterschied zu einer Lodge ist, dass wir statt einer Wasserspülung eine Schippe voll Sand benutzen.
Vor den Zelten steht ein langer bereits eingedeckter Tisch mit Blick auf den Luangwa. Nicht weit entfernt gibt es noch einen Tisch und eine Kühlbox mit sämtlichen Getränken, die das Herz begehrt. Wir schauen uns an. Nicht schlecht, dieser Platz! Lasst uns schnell die Sachen ins Zelt bringen, kurz das Gesicht waschen und dann unsere Unterkunft mit einem kalten Bier bzw. einem kalten Rose‘ einweihen! Gesagt, getan, jetzt sitzen wir völlig entspannt auf den Campingstühlen, geniessen den wundervollen Platz mit Aussicht und ein kühles Getränk, während Preston die Staff besucht um zu schauen, ob alles in Ordnung ist. Ich bin hin- und hergerissen bei meinen Gefühlen. Auf der einen Seite kommt mir alles wahnsinnig dekadent vor, wenn ich bedenke, welcher Aufwand hier für vier Personen getrieben wird. Auf der anderen Seite ist es aber auch traumhaft, sehr komfortabel mitten im Nirgendwo zu sitzen und die grossartige Umgebung zu geniessen. Ich glaube, wenn ich schlussendlich beide Seiten gegeneinander aufwiege, finde ich unsere momentane Situation richtig, richtig gut
Preston kommt mit dem Küchenmeister zurück, der informiert uns, was es zum Lunch gibt. Nachdem wir alle zufrieden sind und uns für die Ansage bedanken, wird das Essen gebracht. Ich finde, in so einer Situation schmeckt das Essen noch besser, als sonst! Nachdem wir fertig sind, entspannen wir im Zelt, gegen 15:30 Uhr sind alle schon wieder bereit für den Ausflug am Nachmittag. Es gibt noch einen Tee, dann marschieren wir in der altbekannten Weise los. Vorne der Ranger, dann Preston, dann wir, am Ende der AZUBI.
Wir kommen ziemlich nah an eine Giraffe heran, begegnen einer Horde von Pavianen, inspizieren einen alten Elefantenschädel, irgendwann passiert das für mich Unglaubliche: Ein Rosenköpfchen fliegt nicht hektisch weg, sondern bleibt einen Moment auf einem Zweig sitzen und mustert uns neugierig. Oh Mann, wenn ich jetzt bloss eine grosse Linse hätte

Ich mache das Beste draus, knipse mein Bild und denke einfach nicht mehr über Wenn und Aber nach. Schon fühle ich mich wieder gut. Langsam nähert sich die Sonne dem Horizont, es wird Zeit für den obligatorischen Sundowner. Wir verlassen den Busch, erreichen eine offene Fläche und siehe da: Ein Safarifahrzeug steht bereit, davor ist schon ein Tisch mit Getränken und Knabbereien aufgebaut. Zunächst bekommen wir feuchte Tücher, um uns den Staub aus dem Gesicht zu wischen, dann bestellen wir unsere Getränke. Auch hier gilt: Der Sundowner schmeckt noch ein bisschen besser, wenn man vorher gewandert ist. Irgendwie hat man das Gefühl, man hätte nach getaner Arbeit eine Belohnung verdient
Nachdem die Sonne verschwunden ist, bricht schlagartig die Dämmerung herein. Um diese Zeit des Tages wird nicht mehr gewandert, also steigen wir ins Auto und fahren gemütlich ins Camp zurück. Besondere Tiere lassen sich auf dem Rückweg allerdings nicht blicken.
Wir hatten am Nachmittag bereits heisses Wasser bestellt, deshalb wird erst einmal geduscht, die Klamotten werden gewechselt, dann sitzen wir wieder am Tisch und unterhalten uns. Rund um unser Areal sind wieder Petroleumlampen verteilt, es herrscht eine wunderbar romantische Stimmung. (Anmerkung: Auch wenn die Nachtfotos ziemlich mies sind, ich wollte sie trotzdem in den Bericht einstellen).
Wir sind uns alle einig, dass wir einen super Tag hinter uns haben, so kann es weiter gehen. Nach dem Dinner unterhalten wir uns noch kurze Zeit mit Preston, dann ziehen wir uns alle in die Zelte zurück. Unser Guide und die Crew haben sich einen frühen Feierabend durchaus verdient.
Mit einer netten „Hippo-Gute-Nacht-Musik“, die vom nahen Ufer des Luangwa herüberschallt (hö,hö,hö) beenden wir den Tag.
... wird fortgesetzt ...