Oh, da habe ich ja interessante Geister geweckt. Mein persönliches Verständnis ist so, dass man drei Richtungen unterscheidet:
- Wissenschaftliche Bilder
- Dokumentarische Naturfotografie
- Künstlerische Interpretation
Wissenschaftliche Bilder entstehen häufig mit der Verwendung von Kamerafallen und dienen meistens der Feststellung der Präsenz einer Art oder eines speziellen Tiers in einem Gebiet. Manipulation verboten.
Dokumentarische Bilder sollen die Natur so wiedergeben, wie sie wirklich gesehen worden ist. Natürlich fängt die erste \"Manipulation\" der Realität bereits bei der Wahl des Ausschnitts an. Anschliessend, bei der Bildbearbeitung gestatte ich mir z. B. einige der Interaktionen, welche im chemischen Fotolabor auch möglich gewesen sind. Tonwertkorrektur, Sättigung, Kontrast, gewisse Schärfe-Funktionen, Ausschnitte, etc. Lustigerweise heissen diese Interaktionen im Photoshop weitgehend gleich wie früher im Labor. Den Kopierstempel nehme ich zur Beseitigung von Schmutz auf dem Sensor, werde damit aber nie die Realität des Bildes verändern. Generell gilt auch, dass Tierbilder, welche Tiere in Halbgefangenschaft oder in Zoos zeigen auch entsprechend deklariert werden.
Irgend ein schlaues Kerlchen hat mal gesagt: \"Ein gutes Bild zeigt die Natur so, wie sie ist. Ein exzellentes Bild zeigt die Natur so, wie sie noch nie gesehen worden ist.\" Zweiteres ist mir noch nich geglückt, ob ersteres der Fall ist, können interessierte Betrachter in meiner
Gallerie selber beurteilen.
Ein Zwischending zum dritten Bereich sind die fantastischen Profiaufnahmen, welche man in der einschlägigen Vogelfotografie findet. Oft entstehen Fotos von in der freien Natur schwer ablichtbaren Vögel und Szenen aus Ansitzen heraus auf vorher strategisch platzierte Äste etc. So lässt sich garantieren, dass sich der Eisvogel mit dem frisch gefangenen Fisch im Schnabel im perfekten Licht und in optimaler Fokusdistanz in Ruhe hinstellt und feinsäuberlich gekämmt in die Linse lächelt. Trotzdem so eine Art freier Natur, denn der Piepmatz ist ja nicht im Käfig eingesperrt.
In der künstlerischen Iterpretation kann jede/r nach Belieben manipulieren. Von mir aus können auch Pinguin-jagende Eisbären gezeigt werden. So lange das Bild keinen Anspruch auf dokumentarische Authentizität erhebt.
Aber Vorsicht: Dies ist nur meine persönliche Ansicht und ich habe beruflich nichts mit Fotografie zu tun.
Beste Grüsse
Patrick