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Ich hätte diesen Beitrag vielleicht auch unter der Rubrik; "Was mache ich wenn mir langweilig ist.....?", veröffentlichen können.....passend wäre auch; "Was mache ich zwischen 2 Afrikareisen.....?", oder; "Fotografische "Freiübungen" für den nächsten "Ernstfall"!".....
Als Geologe und Chemiker habe ich (beruflich) immer sehr viel mit der Natur, allerdings mit der "toten" Natur, zu tun gehabt. Jetzt, wo es schon fast zu spät ist, hat mich die Faszination für die "lebende" Welt mit Wucht erfasst. Die kleinen, wie großen Wunder der biologischen Welt sind so unglaublich komplex, dass es mir immer wieder den Atem verschlägt, wenn ich das wunderbare Treiben betrachte. So hatte ich am 23.05.2023 das Privileg eine Libellengeburt von Anfang bis Ende miterleben zu dürfen.....eine schier unglaubliche Epiphanie!..... .....aber.....schaut doch selbst mal..... Es ging um ca. 11.00 Morgens los, als eine kleine, verschrumpelte Libellenlarve sich mühsam an eine Binse hochzog..... Nach ca. 10-20 Minuten platzte dann der Rückenpanzer auf und es traten 2 Augen und ein haariger Rücken hervor..... [Beachte auch die weißen "Versorgungsschläuche" links und rechts der Mitte des Körpers] Dann arbeitete sich das kleine Wesen, kopfüber nach hinten langsam aus dem alten Exoskelett heraus..... .....und "tauchte" rückwärts und abwärts ab..... Zunächst werden die Beinchen noch aus ihrem alten Exoskelett herausgezogen und liegen dicht am Körper an. Dann werden sie aber nach Vorne angezogen.....erst das erste Paar, dann nacheinander das zweite und dritte Paar..... [Man beachte - Die Beinchen sind noch komplett durchsichtig!] Dann hängt das kleine Insekt, wie ein Akrobat mit den Füßen am Reck, die kleinen, noch zusammen geknitterten Flügel, weiß und kompakt..... Die "Versorgungsleitungen" sind mittlerweile, wie Nabelschnüre, gekappt. Dann macht das kleine Tier einen schnellen Schwung, bringt den Kopf nach oben und krallt sich am alten Exoskelett fest..... .....und zieht sein Hinterleib aus der zu eng gewordenen "alten Heimat" heraus..... Dann wird erst Einmal der Rücken durchgebogen, als ob das kleine Tier die neu gewonnene Freiheit in vollen Zügen genießen würde! [Die Beinchen fangen an nachzudunkeln.....das neue Exoskelett härtet aus....."Versorgungsleitungen" sind nun vollkommen gekappt] Die Flügel entfalten sich immer mehr und das Insekt bekommt immer mehr Farbe..... Nun dreht das Insekt das alte Exoskelett von sich weg, zur anderen Seite das Halms..... und klammert sich nun am Halm fest..... [Die Flügel werden immer größer und farbiger, sind aber alle noch in einem Bündel, das sich allerdings immer mehr vom Körper abspreizt] Mit einer, wie es schien, letzten Liebkosung verabschiedet sich das kleine Tier von seinem alten Exoskelett, seiner "Heimat" der letzten 1-3 Jahre und klettert langsam am Halm nach oben..... Die Flügelflächen werden immer transparenter während die dunklen Bereiche an den Flügelansätzen und Vorderseiten sich immer stärker abbilden und vom Rest des Flügels absetzen. [Detail des unglaublich komplizierten Körper- und Kopfbaus des Insektes. Beachte auch die "lebensmüde" Fliege am Vorderbein.....scheint zu wissen, dass NOCH keine Gefahr von diesem gefräsigen Insektenjäger ausgeht!] |
Der Übergang vom Affen zum Menschen sind wir! - Konrad Lorenz
Letzte Änderung: 25 Mai 2023 22:26 von busko.
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Die Flügel fangen an zu zittern, man merkt es tut sich was und, siehe da, sie spreizen sich nach außen; erst die Rückflügel.....
.....dann die Vorderflügel..... .....und somit ist das Insekt komplett.....wie wir es alle kennen! [Detail vom Hinterkopf des Insekts.....Man sieht sehr schön, dass die Augen "hinten hohl" sind, wie zwei halbkugeförmig gebogene Flachbildschirme.....ja, es wird in der Natur nichts verschwendet.....absolut WUNDERBAR!] Mittlerweile ist das kleine Geschöpf am oberen Ende des Halms angekommen..... .....und es glänzt.....nagelneu!.....in der mittlerweile späten Nachmittagssonne..... Ein letztes Mal sitzt es dort, sammelt Kraft und..... .....zieht mit einem letzten "Lächeln" davon..... Übrig bleibt, wie es scheint, mit einem Lächeln in Richtung des entflohenen "Inhaltes", das alte Exoskelett..... [P.S.: Eine Libelle lebt in der flugfähigen Form nur einige, wenige Wochen.....genug Zeit halt um eine(n) Partner(in) zu finden, sich zu Paaren und ggf. Eier zu legen. Die aller längste Zeit (1-3Jahre!) verbringt das Tier als (gefräßige) Larve unter Wasser! Man könnte fragen; "Warum dieser riesen Aufwand? Warum nicht einfach im Wasser bleiben und dort für Nachwuchs sorgen?" Ich denke, das Insekt macht solche "Klimmzüge" nur um die Art (eigene Gene) aussehalb des kleinen Gewässers zu verbreiten und ggf. auch um Inzucht zu vermeiden.] |
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Letzte Änderung: 26 Mai 2023 09:33 von busko.
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Ja, was kam dann nun zuerst.....das Huhn oder das Ei.....?
Diese Frage aller Fragen wird am Beispiel der Libellen sehr kompakt, aber auch komplex beleuchtet..... Die Larve kriecht aus dem Teich an einer Binse empor; platzt aus ihrem, zu eng gewordenen, "Taucheranzug" raus; entfaltet und trocknet Flügel und das neue Exoskelett aus; geht als rasanter "Schreck aller Kleininsekten" auf Raubzug; paart sich; legt die Eier auf verschiedenster Weise im Teich ab und "reitet in den Sonnenuntergang"..... Da ich jetzt von der obigen Huhn-Ei Frage total überfordert bin, bringe ich lieber hier die nächsten Kapitel der "Libellensaga" und lasse euch darüber sinnieren..... Die Libelle platzt aus ihrem alten Exoskelett raus..... .....hört noch mal von der "dunklen Macht"..... "Luke, I am your father"..... .....trocknet schnell an der warmen Sommerluft die Flügel aus..... .....oder auch nicht ganz so schnell..... .....streicht noch einmal liebevoll (fürchterliche "Vermenschlichung"!) über das alte Zuhause..... .....und macht sich, als Schreck aller Kleininsekten, in die kurze Flugphase auf. Zurück bleiben (hier das Ergebnis eines Sommertages am Gartenteich) diese Geistergestalten..... Eine kleine Auswahl der in unseren Breiten vorkommenden Libellenarten sind mir vor die Linse gekommen. Diese Kleinlibelle, mit sehr unterschiedlichem Weibchen..... ....Männchen in Ruhe-..... .....bzw. Lauerstellung..... "Kobra eins an Kobra zwei.....come-in!" Eine Großlibellenart.....ohne..... ....und mit Bokeh..... Eine weitere Großlibellenart..... .....und noch die dritte Großlibelle.....die Hauptdarstellerin unserer weiteren "Saga"..... .....und schließlich noch eine zweite Kleinlibellenart, bei der sich Männchen und Weibchen kaum (aus unserer Sicht) unterscheiden..... |
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Nun "greift" das Männchen dieser Kleinlibellenart, mit der "Zange" am Ende des Leibes, das Weibchen direkt hinter dem Kopf.....
Das Weibchen biegt dann ihren hochbeweglichen Unterleib nach unten und nach vorne und "dockt" an den "Samenspender" des Männchens, an dessen vorderen Leib an. Die Samen werden in eine Tasche im Unterleib des Weibchens übertragen, die dann kurz vor der Eiablage zu den Eiern dazugegeben werden..... Es sieht fast so aus als würde dieser Prozess dem Weibchen einiges abverlangen!..... Bei der nächsten Kleinlibellenart..... läuft dies sehr ähnlich ab..... Diese Großlibellenart..... macht es etwas anders..... Der Unterleib ist offensichtlich nicht flexibel genug um den typischen herzförmigen Ring der Kleinlibellen zu bilden. Bei den Großlibellen klammert sich das Weibchen am Unterleib des Männchens fest und muss somit den eigenen Unterleib nicht um 180 Grad nach unten und vorne beugen um an die Samentasche des Männchens zu gelangen..... Auch ein steiniger Untergrund scheint zur Paarung geeignet zu sein..... .....oder aber auch Lavendel..... Nach der (offensichtlich) anstrengenden Paarung folgt eine kurze Erholungsphase.....ohne..... oder unter "Konkurrenten-Beschuss"!..... oder auch blumig-farbenfroh..... |
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Nun folgt die neuerliche (Rück)Verwandlung vom "Flieger" zum "U-Boot", die Eiablage.
Diese ist von Spezies zu Spezies unterschiedlich. Bei dieser Großlibelle fliegt das "Tandem" über die Wasseroberfläche..... das Männchen schleudert das Weibchen mit dem Ende des Unterleibs immer wieder ins Wasser, Hierbei werden die im gleichen Moment befruchteten Eier ins Wasser gegeben..... .....oft direkt vor einem Fels (vermutlich so, dass die Eier dort besser vor "Eierdiebe" geschützt sind?)..... Bei dieser Großlibellenart..... läuft das ganz anders ab! Hier klammert sich das Weibchen an eine Binse, steckt ihr Unterleib unter das Wasser, bohrt mit einem Stachel am Unterleib Löcher in den Pflanzenstiel und legt dort ihre Eier an..... oder auch (vielleicht versehentlich?) in eine Pfütze auf einem Blatt..... Nun, nach getaner Arbeit sitzt sie dort, fast ein wenig als ob sie fragen würde; "Was nun?" Einmal Augenbetont..... oder, je nach Geschmack, Körperbetont..... .....und verabschiedet sich auf Nimmerwiedersehen ins Nirwana..... |
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Letzte Änderung: 13 Aug 2023 14:47 von busko.
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.....und weil es so schön (und wunderbar) ist, möchte ich es auch mit euch teilen.....
Großlibelle beim Flügel trocknen und aushärten, nach der "Metamorphose", aber vor dem ersten Flug..... Detail..... Mehr Detail: Flugkomputer, Ortungseinheiten und Angriffswaffen..... .....und den "Antriebsstrang"..... Liebe Grüße, busko |
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