Am nächsten Tag brachen wir zu einer Wanderung zum Voltzberg auf. Morgens lag noch Nebel über dem Fluss direkt am Camp und es war angenehm kühl. Das änderte sich jedoch sehr bald.
Direkt am Camp führte auch eine Ameisenstraße vorbei. Ob es sich um Blattschneiderameisen handelte, weiß ich nicht, aber immerhin schleppten alle eifrig Teile von Blättern - zumindest in eine Richtung. In beide Richtungen wäre es ja Quatsch gewesen.
Wir wanderten in zwei Gruppen. Die größere wanderte direkt zum Berg, das italienische Pärchen, Thomas und ich nahmen mit einem zweiten Guide einen Umweg, um eine seltene orange Papageienart zu sehen. Gesehen haben wir sie tatsächlich auch, aber im dunklen Regenwald wurden die Fotos so schlecht, dass sie nicht zu gebrauchen sind.
Bereits bei der ersten kurzen Pause musste ich mein T-Shirt auswringen (ich schwitze sehr schnell). Es war vom Schweiß bereits so nass, als hätte ich es gerade aus dem Wasser gezogen. Thomas meinte, er hätte so etwas noch nie gesehen, als das Wasser zu Boden plätscherte.
Wir holten die zweite Gruppe bereits am Voltzberg ein, dem eigentlichen Ziel und Mittelpunkt der Wanderung. Wir stiegen von links auf den Berg, machten eine längere Pause und genossen die Aussicht. Hier trocknete ich mein T-Shirt zum zweiten Mal, indem ich es auf den heißen Fels legte.
Ich hatte bei der Reise zwei Paar Schuhe mit, ein Paar Fahrradschuhe, die ich aber wegen der Hitze nie trug und ein Paar Sandalen. Bei der Wanderung im Regenwald trug ich die Radschuhe zum ersten Mal. Hier waren sie jedoch völlig ungeeignet, aber eben noch immer besser als Sandalen (ich meine auch, offene Schuhe wären nicht erlaubt gewesen). Die harten Sohlen sorgten dafür, dass ich ganz schlecht Halt fand und dauernd rutschte. Das war besonders an den Stellen blöd, an denen wir über Steine oder Baumstämme die Bäche unterwegs überqueren mussten. Auch hatten sich fast alle Teilnehmer beim Wasserbedarf verschätzt. So kam es dann dazu, dass der Großteil der Teilnehmer auf dem Rückweg an einem Bach die Flaschen auffüllte.
Unterwegs sahen wir einige Tiere, aber das war ziemlich überschaubar.
Nach der Wanderung war selbst meine Hose so nass, als käme sie gerade ungeschleudert aus der Waschmaschine, roch aber leider nicht so gut.
Am Abend hatten aber alle Teilnehmer der Wanderung ihre Klamotten auf dem Geländer auf dem Weg zur Toilette zum Trocknen abgelegt. Der Weg zur Toilette war ein olfaktorisches Erlebnis der Sonderklasse. Es war immerhin im Preis inbegriffen.
Der Guide unterwegs war ein absoluter Knaller. Er konnte die Geräusche diverser Vogel- und Affenarten so nachahmen, dass sie auf seine Rufe wieder antworteten. Es schien so, als könne er sich mit ihnen richtig unterhalten. Das war schon richtig beeindruckend. Als Indio war er im Wald geboren und aufgewachsen. Das war sein Zuhause und das merkte man auch in anderen Momenten.
Kurz vor dem Camp konnten wir noch in einem kleinen Bach mit Tümpel und Wasserfall ein Bad nehmen.
Am letzten Abend im Regenwald spielten die Raleigh-Boys (die Region dort heißt Raleighvallen). Alle Mitglieder des Teams, ob Koch, Guide oder was auch immer gehörten zur Band (ich habe mit Absicht keine Fotos eingestellt, auf denen sie von vorne zu sehen sind). Die Musikinstrumente waren oft sehr einfach und selbstgebaut. Einer der Musiker konnte sein Instrument während des Auftritts stimmen. Ich vermute, dass die leere Flasche am besten klingt, zumindest arbeitete er auf dieses Ziel hin.
Es gab am Abend kostenlose Getränke in Form von Fruchtsaft, der mit 90prozentigem Rum gemischt war. Da das ganze in einem großen Bottich gemischt wurde, war Fruchtsaft ohne Rum nicht erhältlich. Man hat den Rum fatalerweise nicht in dem Maße wahrgenommen, was einem der jungen Niederländer schnell zum Verhängnis wurde. Nach bereits einer gefühlten halben Stunde hielt er zu Ehren von Villeroy&Boch eine längere Andacht vor dem weißen Porzellanaltar ab und verschwand dann ins Bett.
Fortsetzung folgt …
Gruß
Wolfgang