THEMA: Ganz spontan durch Surinam (Reisebericht)
27 Mär 2021 18:47 #611075
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Danke BikeAfrica für den tollen Lesestoff, lese mit Freude mit
marimari schrieb:
Hallo Wolfgang,
das nenn ich mal ne Schlammschlacht :laugh: LG Mari

Soo? Eigentlich eine Gatschpartie.
Schammschlacht gibt es bei der Scheidung, im Boulevard und bei Wahlen :laugh: :cheer:
Letzte Änderung: 27 Mär 2021 18:48 von loser.
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27 Mär 2021 20:30 #611085
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loser schrieb:
Danke BikeAfrica für den tollen Lesestoff, lese mit Freude mit

Danke für die Nachricht.
Ich hoffte einfach auf Interesse nach einem Bericht an einer nicht so durchgeplanten Reise, bei der man nicht morgens schon weiß, wo man ca. gegen 17:52 Uhr bei Unterkunft XYZ ankommt. Scheint so, dass es einigen gefällt, wenngleich kaum jemand so reisen möchte.

Gruß
Wolfgang
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27 Mär 2021 20:33 #611086
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Übernachtung im Nonnenkloster

Eines Abends suchten wir eine Unterkunft in einer Kleinstadt und fanden auch einige, die aber allesamt geschlossen waren. Wir fragten einige Leute, die uns aber immer zu den geschlossenen Unterkünften schickten, die wir bereits kannten. Wir fanden einen Park am Stadtrand, hielten es aber nicht für eine gute Idee, in Südamerika in einem Stadtpark zu übernachten. An einer Feuerwache war Betrieb und wir hofften auf eine Berufsfeuerwehr, deren Wache nachts besetzt war und wo wir hätten nächtigen können. Leider war es nur eine Übung einer freiwilligen Feuerwehr und die Leute bereiteten sich schon auf den Heimweg vor.
Als wir ein Kloster fanden, versuchten wir es dort. Wir wussten nicht, dass es ein reines Nonnenkloster ist und die Nonnen waren natürlich sehr misstrauisch. Nach der Fürsprache einer zufällig vorbei kommenden Passantin gestatteten sie uns jedoch, auf dem Gelände unsere Zelte aufzubauen. Am nächsten Morgen hatten sie ihre Ängste überwunden. Wir durften die Dusche benutzen und wurden mit Frühstück versorgt.

Die Liste der Orte, an denen ich noch nicht übernachtete, wurde damit wieder ein Stück kürzer. Eine Feuerwache fehlt aber tatsächlich auch noch …
Ansonsten war ja von Dorfkneipe, Schule, Dorfladen, Geheimdienst, Polizei, Krankenhaus (nicht als Patient), Lkw-Führerhaus, Entwicklungshelfer und Friedhof über Dorfchef bis zum Stammeskönig ja schon vieles dabei.
Aber es gibt immer wieder etwas Neues. Das ist ja der spannende Teil am Reisen.


Fortsetzung folgt …

Gruß
Wolfgang
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Letzte Änderung: 27 Mär 2021 20:37 von BikeAfrica.
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27 Mär 2021 20:46 #611089
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Eine Nacht am Fluss

Wir fanden eine Unterkunft an einem Fluss, die jedoch durch eine Reisegruppe vollständig belegt war. Wir durften jedoch unsere Zelte auf dem Gelände aufbauen. Irgendwie hatte meine Nase das Gefühl, das mein Körper wieder mal mit Wasser in Kontakt kommen sollte. Ich hängte mein T-Shirt über einen Ast, ging die paar Meter im letzten Tageslicht zum Fluss, legte den Rest der Klamotten ab und stieg ins Wasser. Kaimane, Piranhas und Zitteraale ignorierte ich mal und hoffte, sie würden umgekehrt meinem vorbildlichen Beispiel folgen. Anschließend zog ich mich wieder an und zog auch das T-Shirt wieder über. Irgendwas rutschte über meinen Arm und ich dachte an eine Schlange. Ich rief Thomas zu, er solle mal schnell in meine Richtung leuchten. Es war ein Skolopender (Hundertfüßer) von etwa 20-25 cm Größe. Jetzt schaute ich mein T-Shirt doch noch mal genauer an, ob nicht noch der große Bruder von ihm ebenfalls Gefallen an meinem T-Shirt gefunden hatte. Thomas konnte ein Foto des Skolopenders auf meinem Zelt machen und wir erfuhren später, dass diese Art häufig recht aggressiv ist, der Biss sehr schmerzhaft und zu Fieber und Lähmungen führt. Nicht selten endet so etwas im Krankenhaus. Es soll auch schon Todesfälle gegeben haben.
Mein T-Shirt hing nur wenige Minuten dort und schon hatte sich ein gefährliches Tier zur Anprobe entschlossen, obwohl es ihm auf den ersten Blick schon mehrere Nummern zu groß war.
Leider habe ich seinerzeit offenbar das Original des Fotos stark verkleinert, um es auf meine damalige Homepage einzustellen. Ich hänge das Foto trotzdem mal rein, damit man einen Eindruck von dem Tier bekommt. Man erkennt zumindest, dass man damit nicht im gleichen T-Shirt stecken möchte.




Fortsetzung folgt …

Gruß
Wolfgang
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Pfeilgiftfrösche …

… kamen zu ihrem Namen, weil Indianer aus drei Arten Gift für ihre Pfeile herstellen. Dabei gehört der Phyllobates terribilis zu den giftigsten Tieren der Welt. Es reicht, einen Pfeil über die Haut eines Frosches zu ziehen und er behält etwa ein Jahr seine tödliche Wirkung. Das Hautgift dieses nur etwa 4 cm großen Frosches reicht aus, um 10 erwachsene Menschen umzubringen. Im blödesten Fall reicht es aus, einen solchen Frosch zu berühren, denn das Gift dringt offenbar auch über die Hautporen in den Körper ein. Dieser Frosch lebt in Kolumbien, aber auch in Surinam leben einige der 170 Arten Pfeilgiftfrösche. Bis auf drei Arten sind sie für Menschen jedoch ungefährlich.

Ich interessierte mich seinerzeit bereits seit mehreren Jahren für diese Tiere und wir fanden im Nationalpark Brownsberg den Epipedobates trivittatus (heute Ameerega trivittata).
Dieser gehört zu den größten Pfeilgiftfröschen. Weibchen können 5 cm Größe erreichen. Männchen werden etwa 4 cm groß, was auch der Größe unseres entdeckten Exemplars entsprach.





Ich hätte gerne noch den Dendrobates azureus, den azurblauen Pfeilgiftfrosch entdeckt. Dieser ist meiner Meinung nach der schönste aller Frösche überhaupt (bitte mal nach Fotos googlen, da ich keine geklauten einstellen möchte), aber leider auch akut vom Aussterben bedroht. Er lebt nur auf einem Gebiet weniger Hektar Fläche im Süden Surinams.
Am Ende der Reise versuchten wir, mit Hilfe des WWF (World Wildlife Fund) in diese Region zu gelangen. Eine Mitarbeiterin des WWF aus Paramaribo kümmerte sich tatsächlich darum.

Wir müssten ein Flugzeug chartern und brauchten ein Permit für ein Indianergebiet, einen Führer, einen Dolmetscher und jeweils einen Träger, weil wir ohne diesen und entsprechende Übung in dem Gelände nicht vorankommen würden. Vom Flugfeld im Regenwald wäre es dann ein kompletter Tagesmarsch in ein Indianerdorf, am nächsten Tag ein weiterer Marsch zu den Fröschen und zurück ins Dorf und dann wieder ein Tagesmarsch zum Flugfeld. Sie arrangierte die Möglichkeiten, aber wir wären erst einen Tag nach dem Abflug nach Amsterdam zurückgekommen. Daher gibt es hier kein Foto vom Dendrobates azureus (der auch schon anders hieß und aktuell wieder anders heißt).


Fortsetzung folgt …

Gruß
Wolfgang
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Letzte Änderung: 28 Mär 2021 13:14 von BikeAfrica.
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Mitten im Regenwald

Da der Abstecher nach Sipaliwini zu den azurblauen Pfeilgiftfröschen nicht klappte, flogen wir in eine andere abgelegene Region in den Regenwald. Dies war dann jedoch kurzfristig über einen Reiseveranstalter vor Ort organisiert. Ein kleiner Abstecher in die touristische „Normalität“.
Zwei Stunden ging es mit einem Propellerflugzeug in Richtung Süden und wir landeten auf einem Grasfeld.






Von dort ging es etwa 200 Meter zu Fuß zum Camp. Hier standen Betten mit extrem löchrigen Moskitonetzen unter einem Wellblechdach. Über das Flugfeld streifte gelegentlich ein Jaguar und unter dem Wellblechdach befand sich alle 30-40 cm eine Vogelspinne, die durch die teilweise 15-20 cm großen Löcher in den Moskitonetzen mühelos zu nächtlichen Besuchern hätten werden können. Das ist nicht für jedermann ein angenehmer Gedanke. Aber auch Vogelspinnen sind ja nicht ganz blöd. Sie warten lieber passiv auf Nahrung, als sich von panischen Touristen totschlagen zu lassen. Es gab also quasi einen Nichtangriffspakt. Alle Seiten blieben friedlich.

Wir kamen mit einigen Niederländern, zwei Italienern und einem Forscher unbekannter Nationalität (vermutlich aus Surinam – wir haben nicht gefragt) dort an. Der Forscher wurde von zwei Indios mit dem Boot ein Stück flussaufwärts in ein anderes Camp auf der anderen Flussseite gebracht, wo er die nächsten Wochen völlig alleine zubringen würde. Wir durften die drei auf der Überfahrt begleiten. Der Forscher erzählte, dass er hier an vielen Stellen Fotofallen aufbaue, um ggf. neue Tierarten zu entdecken oder solche, die zwar bekannt sind, aber in dieser Region bislang nie gesehen wurden.



Gleich am ersten Abend schnappten Thomas und ich unsere Taschenlampen und zogen los, um zu sehen, was es zu entdecken gab. In der Nähe des Flugfeldes standen einige Palmen. Auf jeder Palme wohnte eine Avicularia (Baumvogelspinne). Jeden Abend bei Einbruch der Nacht kletterten sie hinunter und warteten in 1,5-2 Meter Höhe auf Beute. Sie hatten einen Durchmesser von etwa 12-15 cm, doch eines der Exemplare war nahezu doppelt so groß und fast so lang wie ein DinA4-Blatt (eine bodenbewohnende Theraposa blondi erreicht sogar bis zu 32 cm Länge, aber Baumvogelspinnen sind üblicherweise deutlich kleiner).
Für mich sah sie optisch aus wie eine Avicularia metallica, aber es passt von der Größe einfach nicht. Die gesichtete Spinne war mehr als doppelt so groß wie die offiziell angegebene Größe dieser Art. Allerdings habe ich in der Literatur überhaupt noch keine Angaben zu einer Baumvogelspinne dieser Größe gefunden. Auf den anderen Bäumen wohnte diese Baumvogelspinnen natürlich auch. Sie waren nur schwerer zu erkennen, weil die Stämme der Bäume dunkler waren als die der Palmen. Hier mal unser Prachtexemplar:




Wir waren an drei Abenden immer zur gleichen Zeit dort und sahen sie hinunter kommen. Dieses eine extreme Exemplar hätte eine vollwertige Mahlzeit ergeben. Für fünf Personen, weil vier davon der Hunger vergangen wäre. Und die fünfte Person wird derzeit noch gesucht.

Auch ziemlich große Kröten waren in der Nacht unterwegs. Die fressen alles, was ins Maul passt. Auch Artgenossen …






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