Guten Morgen liebe Fomis,
frisch motiviert durch die netten Kommentaren öffne ich das nächste Türchen
Heute geht es nicht hauptsächlich um Tiere, sondern um ein kleines Abenteuer, das wir im Frühjahr erlebten.
Türchen 13
Okavango Delta im März 2019. Wir verlassen das Camp Moremi und fliegen zu unserem nächsten Ziel, dem Camp Okavango
Was uns beim Einsteigen in den Buschflieger auffällt: Die Maschine ist fast voll besetzt. Allerdings sind wir die einzigen Gäste. Alle anderen Passagiere sind augenscheinlich Angestellte von benachbarten Unterkünften. Der Flug dauert nicht besonders lange, deshalb fliegen wir ziemlich niedrig über die Landschaft
Kurz bevor wir das Camp erreichen, sehen wir grosse Rauchschwaden, die vom Boden aufsteigen. Wir landen auf dem Airstrip von Camp Okavango. Beim Aussteigen ist klar. Hier riecht es stark verbrannt. Im Camp werden wir informiert, dass in der Nähe ein Buschfeuer ausgebrochen ist. Aus diesem Grund wurden alle verfügbaren Angestellten eingeflogen, denn sie sollen mithelfen, das Camp vor dem Feuer zu schützen. Zunächst müssen wir uns aber keine Gedanken machen, der Boatcruise am Nachmittag findet statt. Im goldenen Licht tuckern wir durch die Kanäle und geniessen eine entspannte Fahrt
Beim Dinner am Abend treffe ich einen guten Bekannten. Er ist mitverantwortlich für die D&D Camps, kam aus Maun heraufgeflogen und hilft bei der Organisation der „Feuerwehr“. Die Bilder, die er uns auf seinem Smartphone zeigt, lassen nichts Gutes erahnen. Als Grund des Brandes nennt er einen Gewittersturm, der zwar wenig Regen, aber viel Blitze mit sich brachte. Das wurde der Gegend zum Verhängnis.
Am nächsten Morgen steht ein Bushwalk auf dem Programm. Wir fahren per Boot nach Buffalo Island, dort starten wir unseren Fussmarsch. Ich kann zwei interessante Situationen auf der Speicherkarte festhalten. Zunächst nähert sich ein Elefantenbulle, der uns erst im letzten Moment bemerkt und erschrocken das Weite sucht
Ich finde, Aufnahmen aus der Perspektive eines Wanderers vermitteln die Grösse eines (noch nicht wirklich ausgewachsenen) Elis noch etwas besser. Auch der Blickwinkel auf dem folgenden Bild ist eher ungewöhnlich. Ein Kudubulle, der uns sehr nahe herankommen lässt
Als er dann doch aufsteht, erkennen wir den Grund für seine „Gelassenheit“. Er hinkt sehr stark und hat deshalb kein Bedürfnis, wegzurennen. Armes Kudu. Buffalo Island wird auch hin und wieder von Löwen besucht, es ist also völlig unklar, wie lange sein weiteres Leben mit dieser starken Beeinträchtigung wohl noch dauern wird.
Als wir am späten Vormittag ins Camp kommen, sind die dunklen Rauchschwaden schon ziemlich nah. Ab und zu können wir auch Flammen erkennen. Wir werden gebeten, unsere Sachen zu packen und uns – für den Fall der Fälle – reisefertig zu machen. Immer wieder kommen Mitglieder der Staff in die Main Area. Sie sind total ausgelaugt vom Kampf gegen das Buschfeuer und wollen nur eins: KÜHLES WASSER!
Nach dem Brunch erkunde ich die Gegend. An einem Holzsteg, der dem Camp etwas vorgelagert ist, kann man das Inferno ganz gut erkennen. Es ist unglaublich, wie schnell das Buschwerk Feuer fängt
Eigentlich ist es ja kurz nach der Regenzeit, aber die war nicht wirklich ergiebig und speziell das Riedgras ist staubtrocken und enthält eine ölige Substanz, die dem Feuer zusätzlich Nahrung gibt. Was mir noch auffällt: Die Feuerwand, die da auf uns zukommt, ist sehr laut. Es knackt, knistert und rauscht ununterbrochen. So langsam wird mir etwas unheimlich. Nahe an der Feuerwand kann ich Personen erkennen, die mit grossen Feuerschippen versuchen, einzelne Brandherde auszulöschen. Ein Traktor versucht, eine Feuerschneise zwischen Camp und der Feuerwand zu ziehen. Und das bei dieser enormen Hitze!
Ich gehe zurück zur Main Area und komme gerade richtig. Mein Bekannter teilt mir mit, dass die Gäste des Camps ausgeflogen werden. Bei der Brandbekämpfung mithelfen dürfen wir aus versicherungstechnischen Gründen auch nicht, also bleibt uns nur noch die Abreise. Die einzelnen Gruppen werden – je nach Reiseziel – aufgeteilt, dann wird das Gepäck markiert, wir verabschieden uns von unserem Bekannten Walter (ja, er heisst genauso wie ich) und laufen den kurzen Weg zum Airstrip. Auch hier kann man das Desaster erahnen
Etwa eine halbe Stunde später landet ein Buschflieger, der uns nach Savute bringt. Als wir abheben, können wir das Ausmass der Zerstörung gut erkennen. Überall sehen wir pechschwarze Flächen, aus denen immer noch Rauch hervorquillt. Wie soll das nur weiter gehen? Die nächste Regenzeit wird noch Monate auf sich warten lassen.
Am nächsten Tag in Savute erfahren wir, dass es der Staff tatsächlich gelungen ist, das Camp vor der Vernichtung zu bewahren. Das hatte ich – wenn ich ganz ehrlich bin – eigentlich nicht geglaubt.
Ich möchte an dieser Stelle noch einmal erwähnen, wie perfekt der Evakuierungsplan erstellt und auch umgesetzt wurde. Es war nicht einfach für die Staff, gegen das Feuer zu kämpfen und gleichzeitig auch noch einige hysterische Gäste zu beruhigen, die sich schon als Opfer der Flammen sahen. Vielen Dank Leute, ihr habt das wirklich SUPER gemacht!