THEMA: Reisebericht Tigersafari Indien Mai 2018
07 Dez 2018 18:00 #541859
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22.05.2018 Auf nach Pench zu unserem privaten Tiger
Am Morgen treffen wir uns noch im Dunkeln am Swimmingpool, trinken gerne eine vom Lodgepersonal für uns zubereitete Tasse Kaffee und laufen dann los. Wir erfahren, das der Sal-Baum in der von uns bereisten Region nur im Gebiet von Kanha wächst. Denn junge Sal-Baum-Keimlinge brauchen andere Sal-Bäume als Schutz gegen Sonne und heftigen Regen, um zu wachsen. Wie auch bei Regenwäldern kann eine einmal abgeholzte Fläche nicht so einfach wieder aufgeforstet werden. Ohne den Schutz der großen Bäume sterben die junge Schösslinge. Wir sehen den Kothaufen eines Tigers,



Ameisenstraßen, Vögel und auch einige Frauen, die Tendu-Blätter sammeln – für die uns jetzt bekannten Zigaretten. Auf dem Rückweg bauen wir noch unsere aufgebaute Fotofalle ab. Wieder zurück wartet bereits das Frühstück und dann geht die Fahrt mit unserer weißen Flotte weiter zum Pench N.P.
In der ersten Stunde fahren wir an einigen Dörfern der Gond mit ihren typischen blau-weißen Häusern vorbei. Wie jenes, das wir gestern Abend in der Dunkelheit besucht haben.
Dann ändert sich der Bebauungsstil. Unterwegs machen die Fahrer wieder Pause und auch wir besorgen uns von einem Straßenverkäufer einen Chaitee. Mittags erreichen wir unsere neue Lodge (Tuli Tiger Corridor) beim Pench N.P. Das Mittagessen wartet auch hier schon auf uns.





Um 15:30 Uhr starten wir zur ersten Ausfahrt. Teilweise liest man, das im Pench Nationalpark eine geringere Chance auf Tigersichtungen besteht. Gut das wir jetzt doch schon etliche Tiger gesehen haben. Wir würden uns auch freuen, andere Tiere zu sehen. Aber irgendwie geht das bei der Tour nicht so recht. Aber lest selbst....
Unser Fahrer und der Guide besprechen viel miteinander. Gleich zu Beginn erspähe ich nahe der Piste einen Mungo. Kurze Zeit später sehen wir mehrere Schakale durch die Gegend streifen.



Danach fahren wir längeren Zeit ohne Sichtung. Dann ein kurzer Stopp. Dem Guide ist aufgefallen, das der Bügel für die Regenplane noch nicht abgebaut ist und und unsere Sicht leicht versperrt. Sie stellen den Bügel lose hinter unsere Sitzreihe. Da schlägt er jetzt aber ständig Metall auf Metall gegen die Bordwand. Ich bitte, den Bügel irgendwie festzubinden. Nach einiger Suche nach einer Schnur wird der Bügel kurzerhand zusammen gebogen und unter den Rücksitz gelegt. Auch gut. Jetzt ist jedenfalls Ruhe. Nachdem diese logistischen Problemchen behoben sind, geht die Fahrt weiter. Wir haben schon lange keinen anderen Jeep mehr gesehen. Nach einiger Zeit stoppen wir. Lange Zeit sucht der Guide mit dem Fernglas die Gegend ab. Dann plötzlich ruft er: Wildhund ! Und tatsächlich, als wir ein Stück weiterfahren, sehen wir einen indischen Wildhund, auch Dekkan-Rothund oder Dhole genannt, auf dem Waldboden sitzen. Einige Zeit beobachten wir das Tier, das seinerseits wieder uns beobachtet. Dabei auch einmal aufsteht, als wolle er weglaufen, es sich dann aber überlegt und sich wieder hinlegt.



Nach einiger Zeit fahren wir weiter. Wir stoppen an einem Wasserloch, um einige Hanuman-Languren und ein Wildschwein zu fotografieren und zu beobachten. Da haben wir zwar schon gefühlt 100 Bilder davon, aber es ist immer wieder schön, diese Tiere zu beobachten. Nicht einfach immer nur gehetzt umher fahren, um die nächste neue Art zu suchen und somit eine Sichtungsliste abzuarbeiten. Diese etwas entspanntere Art lohnt sich für uns immer wieder durch schöne Beobachtungen. Unsere dritte Mitreisende im Jeep ist genau der gleichen Meinung. Auch da haben wir wieder richtig Glück. Und diesmal wird unsere entspannte Art ganz besonders belohnt.
Als wir gerade weiterfahren, kommt plötzlich ein männlicher Tiger über die Hügelkuppe gegenüber der Wasserstelle gelaufen. Hätten wir keinen Halt bei den Languren eingelegt, wären wir schon weit weg. Der Tiger läuft einige Meter, dann legt er sich gut sichtbar für uns hin. Lange Zeit beobachten wir das schöne Tier. Und das schönste daran: Weit und breit kein anderes Fahrzeug. Wir haben unseren ganz „privaten“ Tiger.







Zwischendurch fahren wir sogar mal weg für einige Minuten, weil der Guide vermutet, das der Tiger zum Wasserloch will und wir ihm im Weg sind. Aber er bleibt liegen. So fahren wir wieder hin und beobachten ihn weiter. Da wir sehr viel Zeit mit dem Tiger haben, beobachte ich immer mal wieder die andere Seite der Straße. Hier sitzen Rhesusaffen im Baum und beobachten auch den Tiger.



Nach und nach kommen die Affen runter von ihrem Zufluchtsbaum. Aber nicht, ohne alle paar Sekunden innezuhalten und den Tiger wieder genau zu fixieren. Nein, keine Bewegung des Tigers.



Also wieder einen halben Meter runter vom Baum – und STOPP! Hat der Tiger sich gerührt ?



Nein. Also weiter. So geht das eine ganze Zeit, bis die ganze Affenbande nach und nach den Boden erreicht und im Wald verschwindet. Als ein zweites Auto kommt steht der Tiger auf und läuft langsam nach hinten weg. Wir treten glücklich die Rückfahrt an.
Abends essen wir am Swimmingpool. Wieder bekommen wir das Essen einzeln auf die Teller serviert. Dazu wurde eine Leinwand samt Beamer aufgebaut. Zunächst wird das Ergebnis der Kamerafalle gezeigt. Leider sind nachts nur einige Wildscheine und tagsüber mehrere Dorfbewohner in unsere Kamrafalle „getappt“. Danach hat unser Reiseleiter noch einen passenden Film auf dem Laptop, den wir uns anschauen: „ Das Dschungelbuch“ von Disney :-)
Insofern passend, da Kipling durch einen in der Gegend um Pench gefundenen Wolfsjungen zu seiner weltberühmten Erzählung inspiriert wurde. Wir sind hier im Mogli-Land.
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08 Dez 2018 13:32 #541927
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23.05.2018 Auf der Jagd
Die Morgenausfahrt beginnt in Sachen Sichtungsreihenfolge fast wie der Nachmittag zuvor: Schakale und zwei Wildhunde streifen durch die Landschaft.







Und dann treffen wir auf eine Ansammlung von Jeeps: Wieder ein Tiger ! Das dominante Männchen liegt zunächst hinter einem Baumstamm. Lediglich der Kopf ist zu sehen.



Dann erhebt er sich und läuft fast direkt auf uns zu und einige Meter vor uns über die Straße.











Zufrieden fahren wir weiter und erfreuen uns an der Natur. Wir erreichen eine Picknickstelle mit Toiletten. Hier sind bereits viele Jeeps versammelt. Auch wir machen hier Rast und verspeisen unser auf der Motorhaube ausgebreitete Frühstückspaket zusammen mit Fahrer und Guide. Bei der Weiterfahrt kommen uns 2 Elefanten samt Mahouds entgegen. Und einige Minuten später sehen wir das dominante Männchen wieder. Ganz ruhig streift der Tiger im Wald durch sein Revier.



Bleibt kurz stehen, um in typischer Katzenart ein paar Gräser zur besseren Verdauung zu fressen und läuft dann in den dichteren Wald, wo wir ihn aus den Augen verlieren.



Danach fahren wir mal wieder einige Zeit durch die Landschaft und beobachten Vögel und eine Horde Hanuman-Languren, die besonders malerisch in einem Baum verteilt sitzen und sich die grünen Blätter schmecken lassen.







Dann bitten wir unseren Fahrer, uns doch noch mal an einem besonders schönen Ghosttree vorbei zu fahren, der uns zuvor schon aufgefallen ist.



Nachdem wir diesen ausgiebig bestaunt und fotografiert haben, beobachten wir wieder Vögel, Landschaft und sonstige Axis.








Zuletzt sehen wir noch einen hohlen Baum mit einer Öffnung auf halber Höhe und einer weitere Öffnung weiter oben am Stamm. In der unteren Öffnung erkennen wir mindestens 5 Hanuman-Languren, die sich in den hohlen Baum reingequetscht haben. Ein köstlicher Anblick. Nach und nach kommen einzelne Tiere heraus und wir erkennen, das der ganze hohle Stamm bis oben voll ist mit Languren !







Diese Hanumanaffen schaffen es doch immer wieder mit noch aberwitzigeren Positionen, das wir sie fotografieren. Gefühlt Affenbilder Nummer 120 bis 130. :-)
So geht auch diese Ausfahrt zu Ende. Unter Mittag beobachten wir kurz die Frösche auf dem Lodgegelände und die Agamen in unserer zusätzlichen Open-Air-Dusche hinter dem Bungalow.





Am Mittwoch nachmittag haben alle Nationalparks des Bundesstaates Madhya Pradesh geschlossen. Aber ein Teil des Pench Nationalparks liegt im Bundesstaat Maharashtra. Und dieser Teil des Parks ist auch nachmittags geöffnet. Hier ergibt sich auch die einmalige Gelegenheit, die ansonsten fixe Belegung der Jeeps zu ändern. Wir „tauschen“ also unsere Mitreisende gegen zwei andere Mitreisende.
Und auch Adi und Raghu können uns auf dieser einen Ausfahrt begleiten. Adi als preisgekrönter Naturfotograf steigt natürlich in den Jeep mit unseren „Fotografen“, sprich den Mitreisenden mit den ganz großen Fotoapparaten. Raghu dagegen wird bei uns einsteigen.
Wir fahren mit den Jeeps schon eine halbe Stunde eher los, da wir einige Kilometer vor uns haben, um über die Grenze der beiden Bundesstaaten zu kommen. Am Gate des Nationalparks angekommen, wechselt unser Fahrer noch den Jeep, wir nehmen unseren Guide auf und los geht es.
Wir sind jetzt 7 Personen im Jeep ( 4 Reisende, Raghu, Fahrer, Guide ). Und da wird es schon recht eng auf den beiden Sitzreihen hinter dem Fahrer. Eine Mitreisende sitzt zum Glück auf dem Beifahrersitz. Aber dennoch müssen Raghu, der Guide und ich zu dritt auf der letzten Sitzbank richtig eng zusammenrücken. Für diese eine Ausfahrt ok, aber hier bekomme ich nochmals einen der Gründe bestätigt, warum wir diese Reise bei Diamir gebucht haben.
In der Reisebeschreibung wurde ausdrücklich erwähnt, das max. 4 Personen pro Jeep fahren. Ein großes Plus an Komfort und ein Riesenvorteil beim Fotografieren. Denn die Jeeps sind normalerweise wie schon erwähnt immer mit 6 Reisenden belegt. Und dann hat man keinerlei Bewegungsfreiheit mehr.
Wir wollen diesen Nachmittag in der Natur genießen und von Raghus Wissen über Tiere und Pflanzen profitieren und uns daher vor allem den anderen Dingen neben dem Tiger widmen. Aber plötzlich stehen einige Fahrzeuge vor uns und Raghu ruft: „Tiger“ Und tatsächlich bewegt sich ein junger männlicher Tiger auf einem Hügelrücken parallel zu unserer Piste. Ein Blick von Raghu auf das Tier genügt: „Er ist hungrig. Er wird jagen !“ .



Und er hat recht. In einer kleinen Senke voraus äst ein Axishirsch. Der Tiger hat diesen längst erspäht und schleicht nun geduckt minutenlang ganz langsam immer näher an das Tier heran. Wir beobachten dieses Anschleichen des großen Raubtieres mit atemloser Spannung.





Hier habe ich dann den Foto runtergenommen, Ich wollte das mit eigenen Augen sehen !
Denn jetzt spannt sich der ganze Körper des Tigers deutlich sichtbar an. Steif wie ein Brett steht der Tiger einen Moment mit kerzengeradem Rücken da und fixiert seine Beute. Raghu flüstert: „Das ist der Moment vor der Attacke. Ganz typisch. Fantastisch“. Dann sprintet der Tiger los und stürmt auf seine Beute zu. Aber der Axishirsch erkennt die Gefahr rechtzeitig und kann fliehen. Der junge unerfahrene Tiger bleibt sichtlich frustriert stehen,



geht noch einige Schritte und legt sich dann hin.

Deutlich sehen wir in minutenlang schwer hecheln. Dieser Angriff in der Nachmittagshitze hat ihn viel gekostet. Denn durch den Sprint ist der Tiger extrem aufgeheizt. Durch das Hecheln kühlt er sich wieder ab.





Raghu erklärt, das 90% der Angriffe bei Tag fehlschlagen. Erfahrene Tiger jagen fast immer nachts. Daher sei es ein unglaubliches Glück für uns, das wir diese -wenn auch erfolglose- Jagd eines Tigers mit eigenen Augen miterleben konnten. Unser Fahrer vermutet, der Tiger wird noch etwas liegen bleiben, um sich zu erholen und dann schnurgerade zum nächsten Wasserloch laufen, um sich zu erfrischen. Und wirklich erhebt sich der Tiger wenig später und läuft nach hinten in den Wald weg.



Der direkten Weg zum Wasserloch, wie die Guides wissen. Wir fahren also los, um vor dem Tiger am Wasserloch zu sein. Die Piste schlängelt sich durch den Wald.
Nach einer engen Kurve stehen wieder mehrere Jeeps. Eine Tigerin hat im Gelände ihre 3 Jungtiere zurückgelassen, um ungestört umher streifen zu können. Nach und nach entdecken wir die drei ca. 8 Monate alten Jungtiere. Zwei von ihnen sitzen unter einen Baum am Hang.



Erst als eines der beiden Tiere den Hang hinunter läuft entdecken wir dort im Gras das dritte Jungtier.







Wir beobachten längere Zeit die Jungtiere, dann fahren wir aber doch weiter. Denn ohne die Mutter werden diese keine größeren Aktivitäten entfalten. Am Wasserloch angekommen, ist das Tigermännchen natürlich nicht mehr zu sehen. Die drei jungen Tiger haben uns ja „aufgehalten“.
Nach diesem tigerlastigen Beginn fahren wir nun in einen abgelegenen Bereich des Nationalparks.
Und hier bekommen wir einen Eindruck von Raghus Kenntnissen. Beeindruckend, was er alles über das Verhalten der Tiere weiß. Wir bekommen viele Vögel gezeigt. Und Raghu sagt immer, macht eure Kameras bereit und drückt ab, wenn ich es sage. Dann habt ihr den Vogel beim Abflug auf dem Bild. Und tatsächlich. Keine Ahnung, woran er den Moment erkennt, aber er liegt immer richtig mit seiner Vorhersage des Abfluges. Bei schwierig zu fotografierenden Motiven greift er auch mal nach der Kamera der Mitreisenden, um im manuellen Modus zu fotografieren. Denn er ist auch selbst ein versierter Naturfotograf. Raghu will uns einige schöne Landschaften zeigen. Im Wald tauchen immer häufiger Felsbrocken auf. Wir sehen wieder viele Vögel und endlich auch mal ein Streifenhörnchen, das sich tatsächlich fotografieren lässt. Unterdessen erzählt uns Raghu viel über die Tiere.
Unter anderem erklärt er uns den Grund für die Alarmrufe der Hirsche und Affen, wenn diese einen Tiger bemerken. Der Ruf dient nicht etwa dazu, andere Tiere vor dem Tiger zu warnen. Nein, der Ruf ist für den Tiger, um ihm zu sagen: Ich habe dich entdeckt, es ist zwecklos mich anzugreifen, spare dir deine Kraft. Dabei gibt es in Sachen Alarmruf zwischen den einzelnen Hirscharten aber große Unterschiede. Sambarhirsche geben immer ehrliche Alarmrufe an. Sprich, sie nutzen den Ruf nur, wenn sie wirklich einen Tiger entdeckt haben. Axishirsche bluffen auch. Ist ihnen etwas nicht geheuer, setzen sie auch einfach mal so einen Alarmruf „ins Blaue“ ab. In der Hoffnung, das ein sich eventuell anschleichender, noch unentdeckter Tiger darauf herein fällt und die Jagd abbricht. In der Brunft setzen manche Axis-Männchen noch eins drauf. Wenn sie merken, das die von ihnen umworbene Weibchen nicht interessiert sind, setzen sie eine Alarmruf ab um die Weibchen bei der daraufhin von ihnen initiierten „Flucht“ mit sich zu locken.
Ich habe lediglich 1x quasi aus der Hüfte ein Foto eines Sambar hinbekommen, der gerade einen AlarmCall absetzt.
Wenn man bedenkt, das es entstanden ist, während der Fahrerwährend der Fahrt aufgrund des Calls abrupt stark abgebremst hat, ist es doch ganz gut :laugh:



Dann sehen wir zu unserer großen Freude noch eine Gruppe weiblicher Nilgau-Antilopen mit Jungtieren und einige Meter weiter sogar noch für eine kurze Zeit ein Männchen dieser schönen Antilopen.









Ein toller Abschluss dieser letzten Ausfahrt im Pench Nationalpark, der sich für uns ähnlich reich an Tigern erwies, wie die anderen besuchten Nationalparks.
Anhang:
Letzte Änderung: 08 Dez 2018 14:12 von CrocV.
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10 Dez 2018 14:24 #542155
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24.05.2018 Auf nach Tadoba
Am nächsten Morgen können wir tatsächlich etwas länger ausschlafen. Frühstück erst um 7:30 Uhr. Da füllt man sich ja fast wie im Urlaub :-)
Danach fahren wir zum Tadoba Nationalpark. Die meiste Zeit können wir auf eine vierspurigen, asphaltierten Nationalstraße fahren. An der Großstadt Nagpur vorbei führt uns unser Weg immer weiter nach Süden. Zur Mittagszeit erreichen wir unsere Lodge (IRAI Safari Retreat, Morhali) mit dem -wie immer- bereits bereitstehenden Mittagessen. Danach beziehen wir unsere Zimmer und richten uns ein.



Hier in Tadoba ist einiges anders:
Es ist nochmals ein paar Grad heißer, die Nachmittagsausfahren beginnen bereits um 14:30 und enden schon um 18:30 Uhr. Und wir werden bei alle vier Ausfahrten neben unserem Fahrer auch immer den gleichen Guide behalten. Das alles bemerken wir aber erst nach und nach.
Und noch etwas ist anders. Hier kosten große Kameras pro Ausfahrt zusätzlich 200 Rubien. Zahlbar am Gate. Bei der ersten Ausfahrt bittet mich daher unser Fahrer mit ihm vor zum Gate zu kommen. Während er unseren Guide am Schalter der Guide-Association holt, stehe ich mit unseren Reisepässen am Registrierungsschalter des Parks an. Als ich dran bin, ist unser Fahrer aber wieder da und regelt alles. Ich muss nur kurz meine Kamera zeigen und bestätigen, das wir keine größeren Kameras haben. Dann ist mein „Job“ beendet.
Dennoch werden bei der Einfahrt direkt am Gate nochmals die Ausweise und Kameras kontrolliert. Alles eben etwas anders in Tadoba. Auch die Hauptpiste durch den Park ist hier durchgehend asphaltiert. Davon zweigen dann rechts und links viele Naturpisten ab.
Noch einige uns neue Dinge: Die Geschwindigkeitsbegrenzung von 20 km wird ignoriert. Und nach einigen Kilometern kommt ein weiteres Gate. Hier müssen sich unsere Guides bei der Ausfahrt registrieren. Dieses innere Gate zählt anscheinend für die Zeitnahme zum rechtzeitigen Verlassen des Parks. Und alle Gedanken der Fahrer und Guides drehen sich hier noch stärker um den Tiger.
Wir erreichen nach einiger Zeit ein Wasserloch, wo ein großer Gaurbulle zwei Tigerjungen ins Unterholz vertrieben hat.





Die Mutter hat die beiden wohl hier in der Nähe des Wasserlochs zurückgelassen, um auf einen Streifzug zu gehen. Wir beobachten die Szenerie einige Zeit. Eines der Tigerjungen ist besonders mutig und läuft durch das Unterholz zum Wasser. Aber nach einem Schnauben des Gaur zieht es sich doch wieder ins Unterholz zurück. Nach einiger Zeit fahren wir weiter, denn auch hier werden die Jungen nicht vor der Rückkehr der Mutter herauskommen. Wenige Minuten später kommen an ein weiteres Wasserloch mit etlichen Jeeps. Ein Tiger liegt hier gut sichtbar im Wasser. Eine Wohltat für die Katze in der Nachmittagshitze.








Wir dagegen stehen in unserem offenen Jeep in der zweiten Reihe in der prallen Sonne. Gut, das wir unsere weite, lange Kleidung samt den weiten Hüten an haben. So ist unser Körper doch zumindest der Sonne nicht direkt ausgesetzt und erhitzt sich nicht ganz so. Aber der Schweiß läuft auch bei uns in Strömen. Dann ergibt sich zum Glück eine Lücke zwischen den Fahrzeugen und wir können in den Schatten eines Baumes fahren. Jetzt stehen wir sogar in der ersten Reihe. Dennoch überlegen wir nach einiger Zeit, ob wir weiterfahren. Unser Fahrer schaut auf die Uhr und meint: Der Tiger wird um 17 Uhr aufstehen und los laufen. OK. Warten wir also noch die 15 Minuten. Und was soll ich sagen, um 17:00 Uhr fängt der Tiger an zu gähnen, sich zu strecken und 5 Minuten später steht er auf und läuft langsam den Hang neben dem Wasserloch hinauf und verschwindet im Wald










Wir fahren ein Stück weiter, um zu sehen, ob er einen Weg überquert. Aber der Tiger kommt nicht. Wir bitten unseren Fahrer und Guide nun nach anderen Tieren Ausschau zu halten. Und das wir uns gerne auf die Suche nach einen Lippenbär machen möchten. Lippenbären werden wesentlich seltener gesichtet als Tiger. Auf der weiteren Fahrt sehen wir noch an einem See Krokodile und viele Vögel. Als wir bereits die Rückfahrt auf der Hauptpiste angetreten haben, stoppt unser Fahrer plötzlich. Der Guide hat Alarmrufe gehört. Innerhalb wenigen Minuten haben die Fahrer und Guides nur mittels Handzeichen mit mehreren Jeeps eine lange Kette am Straßenrand koordiniert. Jeder Jeep immer in Sichtweise zum nächsten Jeep. So wird eine längere Strecke der Straße überwacht.



Aber es folgen keine weiteren Alarmrufe und so setzen wir nach einigen Minuten unsere Heimfahrt fort.
Letzte Änderung: 10 Dez 2018 14:28 von CrocV.
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10 Dez 2018 14:44 #542157
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25.05.2018 Tiger hautnah ........
Bei der Morgensafari haben wir jetzt also erstmals die selben Guide wie am Vortag. Das ist schon ein Vorteil, wenn der Guide weiß, was wir bei den vorherigen Ausfahrten gesehen haben – und vor allem, was er uns schon erzählt hat.
Wir fahren heute langsamer. Suchen Vögel und kleine Tiere. Sehen wie jeden Morgen unseren Glücksvogel: Die Hinduracke. Kommen zu einigen Jeeps. Erfahren, das wir einen Lippenbär nur um wenige Minuten verpasst haben. Schlechtes Timing. Dann ein Rudel Wildhunde (Rothunde) direkt an der Straße an einem Wasserloch ! Gutes Timing.





Einige Zeit lang können wir die Tiere aus nächster Nähe beobachten.



In weiteren Verlauf finden wir eineHindu-Halsbandeure und (ich vermute) einen Nördlichen Schwarznackenhasen.
Wir genießen die Natur.







Dann kommen wir an eine große Ansammlung von Jeeps. Gerade als wir am Ende der langen Reihe von Jeeps anhalten, kommt ein Stück voran die Tigerin Maya mit ihren zwei Jungtieren aus dem Unterholz. Perfektes Timing. Zunächst läuft die Tigerin auf der freien Fläche neben der Piste mit den stehenden Jeeps einige Meter in die andere Richtung von uns weg.



Aber ihre beiden Jungen laufen in unsere Richtung !





Da dreht auch die Tigerin um. Glücksgefühle. Jetzt läuft die Tigerin mit ihren beiden Jungtieren direkt auf uns zu.





Und dann nur 2-3 Meter entfernt an unserem offenen Jeep entlang an uns vorbei. „Dont move“ flüstert unser Fahrer. Wir sind seeeeeeeeeehr nahe dran an den Tigern ! Näher werden wir nie mehr im Leben einem wilden Tiger kommen.











Noch einige Zeit können wir den drei Tigern hinterher blicken, wie sie neben der Piste entlang laufen.



Alle Insassen der Jeeps halten den Atem an. Es ist minutenlang still, kein Jeep setzt den Tigern nach. Alle sind damit beschäftigt, zu begreifen und zu verarbeiten, was da eben passiert ist. Selbst die Fahrer und Guides schweigen. Dann löst sich die Spannung als die Tiger weit hinter uns in einen Seitenweg einbiegen und aus unserem Blickfeld verschwinden. Unser Fahrer starrt mich an und sagt: „Hast du gesehen, wie nah Maya mit den Jungen an uns vorbei gelaufen ist ?“ So als könnte er es selbst immer noch nicht fassen.
Jetzt fahren doch 2-3 Jeeps hinter den Tiger her. Auch unser Fahrer will losfahren. Aber wir bitten ihn zu stoppen. Die Tigerin ist mit ihren Jungtieren auf uns zu gekommen. So sollte es sein bei Tierbeobachtungen. Verfolgen wir die Tigerin jetzt, ist das eine ganz andere Situation und setzt die Tiere unter Umständen unter Stress. Das muss nicht sein. Wir fahren ein Stück weiter an einen See. Unter einem schattigen Baum essen wir im Jeep unser Frühstückspaket wie immer zusammen mit unserem Fahrer und Guide. Vor uns am Seeufer ein großer Baum mit vielen Sittichen. Einmal fliegen alle Sittiche plötzlich über unsere Köpfe hinweg auf und davon. Ein Raubvogel ist der Grund. Als dieser weg ist, kommen die Sittiche nach und nach zurück. Der Guide zeigt mir auf seinem Handy ein Bild mit zwei Tigerbrüdern, die vor einigen Tagen unter diesem Baum lagen. Ein beliebter Rastplatz. Nicht nur für uns.
Letzte Änderung: 10 Dez 2018 14:51 von CrocV.
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10 Dez 2018 15:11 #542159
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…. und ein Kill !
Danach fahren wir weiter. Meine Frau entdeckt am Stamm einer Palme einen Bengalenwaran.





Er klettert den Stamm schnell hoch und verschwindet in den Palmblättern. Am Kot rings um die Palme erkennen wir, das in den Palmblättern eine Fledermauskolonie lebt. Es dauert einige Minuten. Dann lautes Rauscheln. Etliche Fledermäuse fliegen aus dem Blättern heraus. Aber nicht um zu fliehen. In einer Schleife kommen sie zurück und stürzen sich mit Schwung ungebremst zurück in die Blätter, um den angreifenden Waran zu verscheuchen. Plötzlich wird der Waran wieder sichtbar. Im Maul eine zappelnde Fledermaus.



Blitzschnell ist er den Stamm runter geklettert. Am Boden versucht er die Fledermaus zu töten. Mehrfach schlägt er sie gegen einen Felsen. Nach einigen Minuten Kampf, bei dem es mehrfach so aussah, als würde sich die Fledermaus befreien können, erschlafft diese und der Waran zieht sich mit seiner Beute unter einen großen Stein zurück, um sie zu verschlingen.



















Nach dieser eindringlichen Szene beobachten wir ein Stück weiter noch eine Familie Gaur einige Zeit direkt am Straßenrand.



Dann verlassen wir um 9 Uhr die Kernzone und werden nur noch mal kurz aufgehalten durch einen "Roadblock".
Zu dem Zeitpunkt hatte icdh mir zum wiederholten Male vorgenommen: Keine Langurenbilder mehr. Egal was die Burschen anstellen. Aber das musste dann doch wieder sein :laugh:



Und endlich gelingt mir auch ein Foto der flinken Hörnchen !





sind gegen 10 Uhr bei unserer Lodge. Die Safarizeiten in Tadoba sind auch am Vormittag kürzer. 6-9 Uhr in der Kernzone. Danach noch etwas in der Pufferzone bis zum äußeren Gate. Dadurch haben wir unter Mittag ungewohnt viel Zeit. Diese können wir aber auch brauchen zum Regenerieren. Ist hier im südlichsten Park unserer Route die Sonne und Hitze doch noch mal einen Tick heftiger: 48 Grad im Schatten erreicht das Thermometer.
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10 Dez 2018 15:20 #542160
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Die Nachmittagsausfahrt verläuft recht ruhig. Auch die Tiere ziehen sich bei der Hitze zurück. Wir suchen in den Wäldern auf einsamen Wegen fern aller anderen Fahrzeuge nach dem Lippenbär. Den „Luxus“ leisten wir uns nach den viele Tigersichtungen der Reise.
Aber weder Lippenbär noch irgendwelche andere Tiere sind zu sehen. Wir fahren entlang eines ausgetrockneten Flussbettes. Aber auch hier ist nichts zu sehen.



Nach einer langen Fahrt durch völlig leere Gebiete erreichen wir eine Kreuzung.
Von links oben kommen 4-5 Jeeps in schneller Fahrt auf uns zu. Die Tigerin Maya mit ihren 2 Jungen wurde wieder gesichtet. Da wir durch die lange Zeit ohne jegliche Sichtung irgendwelcher Tiere in der Nachmittagshitze mürbe sind, folgen wir den Jeeps. Unser Guide fragt uns extra nochmal: „Seit ihr sicher ? Da werden richtig viele Fahrzeuge sein, da nirgendwo sonst was gesichtet wurde.“ Sicher sind wir nicht wirklich. Aber nach gefühlt stundenlanger Fahrt durch das Nichts.... Am Sichtungsort angekommen bestätigt sich die Vermutung. Mehr als 20 Jeeps stehen an einer T-Kreuzung. In die Piste, an deren Rand die Tiger im Wald liegen, können wir gar nicht einbiegen. Selbst die Piste davor ist dicht. Unser listiger Guide dirigiert unseren Fahrer aber nach und nach durch den Pulk an der Einmündung der anderen Piste -vorbei ? Wir schlängeln uns durch alle Fahrzeuge und stehen jetzt erst recht richtig weit weg vom Sichtungsort in der anderen Piste. Unser Guide postiert unseren Jeep an einem Einschnitt der tief in den Wald reicht. Er vermutet, das Maya und die Jungen nicht wie von den Jeeps erwartet, die andere Piste überqueren, sondern durch den Wald über die Schneise in Richtung eines Wasserlochs laufen wird zur Erfrischung bei der Hitze. Und tatsächlich: Wenige Minuten später hören wir Tumult bei den anderen Fahrzeugen. Die Tiger haben sich erhoben und laufen – wie von unserem Guide vermutet – in unsere Richtung zu Wasserloch. Wir sehen die Tiere einige Momente über den Einschnitt laufen.



Jetzt fahren wir als nunmehr erstes (!) Fahrzeug vorneweg in Richtung Wasserloch und sichern uns dort die beste Beobachtungsposition. Perfekt ! Naja, beinahe. Denn leider legen sich die Tiger irgendwo im Wald wieder hin und kommen nicht zum Wasserloch. Aber unser Guide hat schon einen neuen Plan: Da alle Jeeps des Sektors hier sind, ist es an der Hauptpiste ruhig. Diese Piste quer durch den Park wird dann auch gerne von Tigern und anderen Tieren genutzt. Tiere sind auch nicht blöd: Warum durchs Unterholz quälen, wenn es einen freien Weg gibt. Vor allem ein Tigermännchen hat diese Vorliebe. Wir fahren los. Nach einiger Zeit sichten wir einen Haubenadler malerisch im Wald und machen einen Fotostopp.



Dann erreichen wir die Hauptstraße. Hier sind mittlerweile noch drei andere Jeeps mit der gleichen Idee. Und tatsächlich. Der männliche Tiger läuft hier entlang. Durch die Ankunft der anderen Wagen ist er ins Unterholz ausgewichen. Wir sind nur Minuten zu spät um ihn noch im Freien auf der Straße zu sehen, aber rechtzeitig genug, um ihn noch deutlich einige Zeit parallel zur Straße im Wald laufen zu sehen. Immer wieder können wir ihn deutlich durch Lücken in der Vegetation erkennen.



Als er tiefer im Wald verschwindet, fahren wir Richtung inneres Gate und dann weiter zum äußeren Gate. Wir fahren langsam. Halten nochmal Ausschau nach dem Lippenbär. Kurz vor dem äußeren Gate sehen wir etliche Jeeps stehen. Als wir ankommen, erfahren wir, das wenige Minuten zuvor eine Tigerin mit 4 Jungen die Straße überquert hat. So ist das eben auf Safari, manchmal hat man Glück und ist zur rechten Zeit am rechten Ort und dann ist man mal wieder die eine Minute zu spät. Da ist es gut, das wir auf dieser Reise so viele Ausfahrten gemacht haben. So gleichen sich die „richtigen und die falschen Zeitpunkte“ auf lange Sicht aus.
Nach dem Abendessen setzen wir uns noch für einige Zeit mit unseren Reiseorganisatoren zusammen und machen eine Feedback-Runde. Wobei es echt schwer war, bei dieser tollen Reise ein „Haar in der Suppe“ zu finden. :)
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