take off schrieb:
Ich reise ja auch gerne, aber alleine die Idee die Welt mit dem Fahrrad zu bereisen finde ich total crazy - aber hoch interessant .
Du hast uns tolle Eindrücke über das Land vermittelt.
... ich bin eher unfreiwillig (wieder) zum Radreisen gekommen. Außerdem habe ich mich früher nicht so sehr für fremde Länder interessiert außer für solche, die mir zu gefährlich erschienen (solche, die ich heute halt so bereise und mir nichts dabei denke

).
Irgendwann habe ich mal ein paar Fotos von Island gesehen und dann einen Diavortrag besucht. Mir war klar, dass ich das Land bereisen wollte. Ich hatte vier Wochen Zeit und wollte mit 'nem Mietwagen unterwegs sein. Da ich auch ins Hochland wollte, war klar, dass ich 'nen 4x4 brauchte. Sowas kostete damals im günstigsten Fall schlappe 300 DM pro Tag, etwas bessere auch 500 DM. Da musste eine billigere Lösung her und die fand sich im Keller und hatte Pedale. Island mit dem Rad war recht anstrengend, aber toll.
Zufällig traf ich in Island einen deutschen Radreisenden, der von einer Radtour durch Alaska erzählte und meinte, wenn mir Island gefällt, dann müsse ich auch unbedingt mal nach Alaska. Alaska mit dem Fahrrad ... habe erst einmal gedacht, der will mich verkohlen. Ich hatte ja völlig verschwurbelte Vorstellungen von Alaska (ewige Kälte, Eisbären und so 'n Quatsch), doch er klärte mich auf. Das Jahr drauf bin ich also den legendären Alaska Highway entlang geradelt und das hat mir so gefallen, dass ich das Jahr drauf vom Pazifik zum Polarmeer geradelt bin.
Dann wurde es schwierig, ein nächstes Reiseziel zu finden, ohne dass es unterwegs langweilig werden würde. Überall wurde von Neuseeland geschwärmt, also entschied ich mich, dorthin zu fahren. Tolle Landschaft, aber trotzdem langweilig. Während ich auf dem Weg zum Polarmeer einfach irgendwo in der Pampa gezeltet hatte (gibt ja auch überall Bären und Wölfe dort), waren jetzt überall Campingplätze mit Herd, Backofen und Mikrowelle. Und der Weg zum Polarmeer war noch aus einem anderen Grund interessanter. Es war sehr menschenleer, besonders im unterwegs durchquerten Yukon Territory. Dort lebten damals außerhalb von Whitehorse nur ca. 5000 Menschen. Das Yukon Territory ist aber so groß wie Deutschland, Dänemark, BeNeLux und die halbe Schweiz.
"Ok, also doch Afrika", dachte ich mir. Nach Namibia gings ... und nochmal ... und nochmal (diesmal mit Landrover) ... und nochmal (wieder mit Fahrrad, war halt doch intensiver). Und dann habe ich mich nach und nach in andere afrikanische Länder gewagt. So ist das alles also eher zufällig "passiert".
Und wenn ich nun eine Parallele zu einem kürzlich eröffneten Thread ziehe, in dem jemandem geraten wurde, lieber noch ein paar Jahre zu sparen, bevor er sich die Reise wirklich leisten kann, dann stelle ich mir vor, wie das bei mir hätte enden können.

Statt mit dem Fahrrad nach Island zu fahren, hätte ich noch ein paar Jahre gespart, um in Island in vier Wochen mit dem 4x4 10.000 DM auf den Kopf zu hauen. Statt im Folgejahr nach Alaska zu fahren, hätte ich den Urlaub auf Balkonien verbracht und wieder gespart. Ich hätte nie den Radler getroffen, der mir von Alaska erzählt hätte und würde womöglich heute noch denken, in Alaska laufen das ganze Jahr Eisbären rum. Und letztendlich würde ich heute noch alle, die mit dem Fahrrad durch Afrika reisen, für lebensmüde Bekloppte halten, wie ich es damals tat.
Gruß
Wolfgang