THEMA: Reisebericht Sierra Leone
01 Apr 2013 21:38 #283278
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  • AfricaDirect am 01 Apr 2013 21:38
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Hallo Wolfgang,

nun bin ich hinterher "geradelt" und Dir auf Deiner Reise in dieses doch recht unbekannte Land gefolgt. Und es ist faszinierend, von Deinen Erlebnisse zu lesen und die Bilder anzuschauen.

Ich gebe zu, diese Art zu reisen wäre nicht meins, denn ich hätte da viel zu viel Angst. Ich habe schon immer die Radfahrer in Johannesburg bewundert, denn dort wäre ich schon kein Fahrrad gefahren, aufgrund des Verkehrs. Aber wahrscheinlich ist das in SA noch absolut harmlos im Vergleich zu den anderen Ländern, die Du so mit dem Fahrrad bereist.

Vielen Dank für den Reisebericht, mit dem Du uns in dieses ungewöhnliche Land "entführst". Ich freue mich auf die Fortsetzung.

Schöne Grüße,

Nicole
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01 Apr 2013 22:06 #283281
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  • BikeAfrica am 01 Apr 2013 22:06
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AfricaDirect schrieb:
Ich gebe zu, diese Art zu reisen wäre nicht meins, denn ich hätte da viel zu viel Angst. Ich habe schon immer die Radfahrer in Johannesburg bewundert, denn dort wäre ich schon kein Fahrrad gefahren, aufgrund des Verkehrs. Aber wahrscheinlich ist das in SA noch absolut harmlos im Vergleich zu den anderen Ländern, die Du so mit dem Fahrrad bereist.
... nun, ich kenne Südafrika und Johannesburg nicht und deshalb kann ich es nicht vergleichen. Die meisten Großstädte sind erstaunlich einfach mit dem Rad zu befahren. Da bewegt sich der Verkehr ja oft kaum noch und dann kommt man mit dem Rad recht gut zurecht.

Gefährlich sind die Ausfallstraßen, mit denen man die Städte erreicht oder verlässt. Da habe ich einige als sehr gefährlich in Erinnerung und dazu gehört auch Freetown. Komischerweise war die Fahrt aus Freetown raus an einem Montagmorgen, an dem ich Berufsverkehr erwartet hatte, sehr ruhig. Zurück kam ich auf der gleichen Strecke an einem Samstagnachmittag/-abend und es war einige Male sehr knapp und es war richtig viel los auf der Straße.

Ich bin in Afrika auch immer mit einem Rückspiegel unterwegs. Anders ist es mir auch zu gefährlich. Und ich habe in diversen Ländern schon einige Male die Straße im letzten Moment verlassen müssen.

Gruß
Wolfgang
Mit dem Fahrrad unterwegs in Namibia, Zambia, Zimbabwe, Malawi, Tanzania, Kenya, Uganda, Kamerun, Ghana, Guinea-Bissau, Senegal, Gambia, Sierra Leone, Rwanda, Südafrika, Eswatini (Swaziland), Jordanien, Thailand, Surinam, Französisch-Guyana, Alaska, Canada, Neuseeland, Europa ...
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02 Apr 2013 17:31 #283364
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Hallo Wolfgang,

wenn jetzt Dein Fahrrad sich noch schwerer dreht,
liegt es daran, dass ein Nilpferd noch mit auf dem Gepäckträger sitzt. :)

Vielen Dank für Deine Geschichten, Bilder und Beiträge.
Ich bewundere Deinen Mut und Deine Energie, mit der Du durch Afrika reist.
Durch Deinen Reisebericht werde ich Sierra Leone auf meiner Wunschlsite
wieder ein paar Positionen nach oben schieben. :woohoo:

Ich freue mich schon auf Deinen nächsten Beitrag.

Viele Gruesse
Bernd
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02 Apr 2013 19:09 #283389
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  • BikeAfrica am 01 Apr 2013 22:06
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Hallo Bernd,
Kiboko schrieb:
Vielen Dank für Deine Geschichten, Bilder und Beiträge.
freut mich, dass Dir der Bericht gefällt und auch allgemein gut ankommt.
Vielleicht nehme ich das zum Anlass, mir mal meine Tagebücher aus Zambia/Zimbabwe und Gambia/Senegal/Guinea-Bissau vorzunehmen und darüber auch was zu pinseln. Letzteres wäre ja für dieses Forum auch ein eher unbekanntes Reiseziel.
Durch Deinen Reisebericht werde ich Sierra Leone auf meiner Wunschlsite
wieder ein paar Positionen nach oben schieben. :woohoo:
Laut Deiner Signatur sehe ich, dass Dir auch langsam die Reiseländer ausgehen. ;-)
Ich persönlich würde im Vergleich zu Sierra Leone aber eindeutig lieber Kamerun empfehlen.
Dazu habe ich auch mal in grauer Vorzeit einen kurzen Bericht
home.arcor.de/bikeaf...merun/rb/r-kam03.htm
Fotos
home.arcor.de/bikeaf...un/fotos/f-kam03.htm
und allgemeine Infos
home.arcor.de/bikeafrica/i-kam.htm
niedergeschrieben. Könnte auch ein Land für Dich sein ...
Ich freue mich schon auf Deinen nächsten Beitrag.
Mal schauen ... vieleicht folgt der nächste heute noch. Es wird aber auch schon der Vorletzte sein.

Gruß
Wolfgang
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02 Apr 2013 19:46 #283394
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Hoi Wolfgang
BikeAfrica schrieb:
Vielleicht nehme ich das zum Anlass, mir mal meine Tagebücher aus Zambia/Zimbabwe und Gambia/Senegal/Guinea-Bissau vorzunehmen und darüber auch was zu pinseln.
:blink: Was heisst hier 'vieleicht'???? :blink:
Los, hopp, mach!!! :woohoo: :evil: B) :whistle:
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02 Apr 2013 20:11 #283400
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picco schrieb:
Hoi Wolfgang
BikeAfrica schrieb:
Vielleicht nehme ich das zum Anlass, mir mal meine Tagebücher aus Zambia/Zimbabwe und Gambia/Senegal/Guinea-Bissau vorzunehmen und darüber auch was zu pinseln.
:blink: Was heisst hier 'vieleicht'???? :blink:
Los, hopp, mach!!! :woohoo: :evil: B) :whistle:

... na eins nach dem andern. ;)

Hier erst mal der nächste Teil ...


Irgendwo in Lumley (habe dort etwa 'ne Woche verbracht und daher die Häufung der Erlebnisse dort) kommt mir gegen Abend jemand entgegen und sagt im Vorbeigehen "Hallo", wie es häufig üblich ist. Ich antworte und drehe mich drei Meter später um. Zufällig dreht er sich auch um und wir kommen ins Gespräch. Anders als die meisten Leute im Land, die kleiner sind als ich, ist er einen halben Kopf größer und recht muskulös. Er ist Boxer und kommt vom Konditionstraining am Strand, wo er im weichen Sand Sprinttraining macht.
Nach einem kurzen Gespräch fragt er mich, wohin ich gehe. Ich sage ihm, dass ich in die Strandbar gehe und er sagt, er müsse erst nach Hause und komme dann nach. Er würde sich gerne mit mir unterhalten. Nach einer Weile kommt er tatsächlich wieder und wir unterhalten uns ca. eine Stunde. Er erzählt, dass er in einem Projekt für ehemalige Kindersoldaten mitarbeitet.

Hier mal die Strandbar in der Nähe meiner Unterkunft. Hier habe ich die Tage ausklingen lassen ...


Zwei Tage später treffe ich ihn wieder. Er fragt mich, ob ich ihn begleiten wolle. Er habe den ehemaligen Kindersoldaten von mir erzählt und sie wären interessiert, mich kennenzulernen. Ich komme mit ihm mit und gebe etwa 20 jungen Männern die Hand. Wohl die meisten von ihnen haben schon Menschen getötet oder waren zumindest dabei.

Sie sind sehr freundlich und sehr interessiert und man merkt ihnen ihre Vergangenheit zunächst nicht an. Sie fragen mich nach den Lebensumständen in Deutschland und erzählen von ihren. Ihre Dörfer wurden überfallen und sie als kleine Kinder oder Jugendliche verschleppt. Um selbst zu überleben, mussten sie manchmal ihre eigenen Familienangehörigen töten. Man hat sie mit Drogen vollgepumpt, um sie zu manipulieren. Sie haben schlimme Dinge getan, um ihren eigenen Tod zu verhindern.

Nach dem Krieg ging die schwere Zeit jedoch weiter. Mal abgesehen von der Verarbeitung der eigenen Erlebnisse und dem Verlust von Eltern und Geschwistern wollten sie die Menschen in ihren Dörfern nicht mehr bei sich haben. Sie hatten Angst vor ihnen, die ja oft ihre eigenen Verwandten und Nachbarn getötet hatten. Also waren die meisten völlig entwurzelt und auf sich selbst gestellt. Dazu kommt, dass sie ihre Kindheit im Krieg verbracht haben, demnach auch keine Schulbildung haben und kaum eine Chance auf einen Job haben.

Sie leben nun in einer Gruppe von Menschen, die das gleiche Schicksal durchlebt haben. Ihren Unterhalt verdienen sie mit dem Waschen von Autos. Sie leben in wenigen Blechhütten unter einfachsten Bedingungen. Einige von ihnen müssen im Freien schlafen, weil es in den Hütten nicht genug Platz gibt. Das Ganze spielt sich nicht einmal 50 Meter entfernt von der Hauptstraße ab. Die Folgen des Bürgerkrieges sind auch nach seinem Ende langwierig ...

Falls sich jemand mit dem Thema "Kindersoldaten" näher beschäftigen will, kann ich den Film "Lost Children" (gabs vor Jahren mal kostenlos von der Caritas) empfehlen. Ich habe ihn bei Youtube in Einzelteilen gefunden und verlinke den mal hier. Da gehts zwar nicht um die RUF in Sierra Leone, sondern um die LRA in Uganda, aber das spielt keine große Rolle. Ist überall die gleiche Situation.
Ich gehe davon aus, dass es sich einige nicht bis zum Schluss anschauen können. Und schaut es nicht gerade beim Essen an ...

Gruß
Wolfgang







nicht öffentlich sichtbar - funktioniert evtl. nicht:




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Letzte Änderung: 20 Jul 2013 13:22 von BikeAfrica.
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