THEMA: Reisebericht Sierra Leone
28 Mär 2013 06:26 #282741
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Hi Wolfgang,
Aber auch die bisherigen Bilder zeigen ja nur die "normalen" Regionen. Wenn man in Freetown in Richtung Wasser geht, kommt man durch die Blechhüttensiedlungen mit offenen Abwasserkanälen, in denen sich der Müll türmt. Man kann dort zwar rumlaufen und ich wurde auch als Weißer da nicht blöd angequatscht, aber die Kamera kann man da guten Gewissens nicht mehr auspacken. Wahrscheinlich bringt man sich damit auch in Situationen, die man sich lieber erspart. In den Dörfern auf dem Land habe ich auch keine Fotos gemacht. Ich habe mich schlichtweg nicht getraut.
finde ich "krass", dass Du es so empfunden hast. Ich habe ja viele Länder Afrikas bereist bzw. dort gelebt (u.a. ja auch eben Sierra Leone) und ich habe kein Land in Afrika kennengelernt, in dem ich mich so sicher gefühlt habe. Nachts und auch tagsüber sind wir schon als kleine Kinder immer und überall in Freetown und auch sonst so (z.B. in Kenema) rumgelaufen. So habe ich es bei meinem letzten Besuch auch erlebt. Da sieht man mal, wie andere es "fühlen", was ich durchaus interessant finde, dass es so gegensätzlich sein kann. Hat sich aber auch was mit dem gesunden, zurückhaltenden Verhalten als Tourist zu tun.

Viele Grüße aus Windhoek
Christian
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28 Mär 2013 13:07 #282784
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  • janet am 28 Mär 2013 13:07
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Hallo Wolfgang,

toller und spannender Bericht, vielen Dank dass Du uns mitnimmst! Manches erinnert mich bissl an Sao Tomé, v.a. auch das Klima .... und da noch auf dem Fahrrad, Respekt!

Wenn Wunschkonzert wäre hätt ich gern noch ein Bildla von den Öllampen! :D

Grüssle
janet
Reisebericht: 3 Wochen Namibia 2009 - "suchen und finden *g*"

Reisebericht Sao Tomé 2011

Diskutiere niemals mit einem Idioten. Er zieht dich auf sein Niveau herab und schlägt dich dort durch Erfahrung!
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28 Mär 2013 13:20 #282787
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Hoi Wolfgang

Bin nun auch auf den Gepäckträger gehüpft!
Und nun: Hü-Hott!!! B) :laugh: :evil:
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28 Mär 2013 16:27 #282809
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travelNAMIBIA schrieb:
Hi Wolfgang,
Aber auch die bisherigen Bilder zeigen ja nur die "normalen" Regionen. Wenn man in Freetown in Richtung Wasser geht, kommt man durch die Blechhüttensiedlungen mit offenen Abwasserkanälen, in denen sich der Müll türmt. Man kann dort zwar rumlaufen und ich wurde auch als Weißer da nicht blöd angequatscht, aber die Kamera kann man da guten Gewissens nicht mehr auspacken. Wahrscheinlich bringt man sich damit auch in Situationen, die man sich lieber erspart. In den Dörfern auf dem Land habe ich auch keine Fotos gemacht. Ich habe mich schlichtweg nicht getraut.
finde ich "krass", dass Du es so empfunden hast. Ich habe ja viele Länder Afrikas bereist bzw. dort gelebt (u.a. ja auch eben Sierra Leone) und ich habe kein Land in Afrika kennengelernt, in dem ich mich so sicher gefühlt habe. Nachts und auch tagsüber sind wir schon als kleine Kinder immer und überall in Freetown und auch sonst so (z.B. in Kenema) rumgelaufen. So habe ich es bei meinem letzten Besuch auch erlebt. Da sieht man mal, wie andere es "fühlen", was ich durchaus interessant finde, dass es so gegensätzlich sein kann. Hat sich aber auch was mit dem gesunden, zurückhaltenden Verhalten als Tourist zu tun.

Viele Grüße aus Windhoek
Christian

Hallo Christian,
ich habe mich in Sierra Leone auch sehr sicher gefühlt, auch im Dunkeln in Freetown oder Bo. Nur das Fotografieren war manchmal schwierig. Mir ist mindestens zweimal passiert, dass ich beim Fotografieren massiv angepöbelt wurde. Da hat einer lautstark geschimpft und ruckzuck waren noch zwei andere da und haben ihn unterstützt. Einmal war das bei der Moschee in Magburaka, das andere Mal eine Landschaft bei Lumley.
Die meisten Menschen waren sehr freundlich, aber auf dem Land haben auch einige sehr aggressiv gebettelt und mich angeschrien, dass ich ihnen Geld geben soll. Da hat man die Wut/Zorn der Leute in ihrem Gesicht manchmal richtig sehen können.
Ich war ja als Radfahrer langsam und immer ansprechbar. Das ist anders als mit dem Auto oder mit dem Motorradtaxi, da dort ja immer ein Einheimischer mit dabei ist. Diese aggressive Form der Bettelei habe ich in dieser Art noch nirgendwo sonst erlebt. Und das war auch nur auf dem Land in den kleinen Dörfern so. In größeren Ortschaften oder in den Städten habe ich sowas nicht erlebt.

Gruß
Wolfgang
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28 Mär 2013 16:52 #282814
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Teil 5 -

Bei der Abreise aus Bo begegne ich doch tatsächlich mal weißen Touristen. Zwei Männer mit Rucksack überholen mich auf Motorradtaxis stadtauswärts. Die Straße ist nun wieder prima, aber die oft schrottreifen Fahrzeuge sorgen dafür, dass die nächsten Tage im Durchschnitt alle 100 Meter ein großer Ölfleck die Straße ziert (groß = mindestens 100 cm). Viele Autos stehen defekt am Straßenrand. Ein Lkw hinterläßt eine so dichte und große Qualmwolke, dass das Fahrzeug tatsächlich gar nicht mehr durch die Abgase zu sehen ist.

Unterwegs stehen gelegentlich seltsame Bäume. Stamm und Äste sind wie mit einer Art Dornen bedeckt und zahlreiche rote Blüten sind zu sehen. Nur sehr wenige bis gar keine Blätter hängen an den Ästen.


Bevor ich erneut Mile 91 (diesmal aus der anderen Richtung) erreiche, ist am Horizont Rauch zu sehen.


Die Straße führt auf den Brandherd zu und schließlich dran vorbei. Das Feuer ist noch Hunderte Meter entfernt und nur gelegentlich sind auflodernde Flammen zu sehen, aber die Geräuschkulisse ist beachtlich. Ich ertappe mich kurz bei dem Gedanken, in Richtung Feuer zu laufen, um ein paar bessere Fotos machen zu können, aber kurz darauf setzt mein Verstand wieder ein. Einerseits ist gerade alles an unangenehmen Getier wie z.B. Giftschlangen unterwegs von dort nach hier und ohnehin schon gestresst und andererseits habe ich keine Ahnung, wie viele Minen als Überbleibsel aus dem Krieg noch in der Gegend rumliegen. Ich beschränke mich also lieber auf die Fotos, die ich von der Straße machen kann.







Als ich nach Mile 91 komme, stoppe ich an der dortigen Tankstelle, kaufe ein kaltes Bier und setze mich erst einmal in den Schatten. Kurz später kommt zufällig George aus Südafrika vorbei. Er arbeitet hier in der Nähe für ein Aufforstungsprojekt. Wir kommen ins Gespräch und er überredet mich noch zu dem ein oder anderem Bier. Ist ihm vermutlich auch nicht allzu schwergefallen. ;-)

Auf dem Weg von Mile 91 komme ich zwangsweise auch wieder durch Masiaka, der Kleinstadt mit den Ratten in der Unterkunft. Ich mache eine kurze Pause, entschließe mich dann aber, weiter in Richtung Freetown zu fahren. Am Stadtrand von Freetown suche ich mir ein Guesthouse, da der Straßenverkehr zum Abend hin sehr gefährlich wird. Es sind sehr viele Autos und auch Lkw unterwegs, die mich auf der hier nur schmalen Straße oft extrem knapp überholen. Die Betreiberin des Guesthouses ist sehr freundlich und hilfsbereit, aber gleichzeitig ist die Unterkunft und besonders die Toilette auch die schmutzigste der ganzen Reise. Statt Ratten sind hier Kakerlaken am Start, aber das ist sicherlich das kleinere Übel. Anhand der Kilometersteine am Straßenrand weiß ich, dass ich heute mindestens 150 km geradelt bin. In den ersten Tagen wäre dies bei der Hitze gar nicht möglich gewesen.

Etwa 300 Meter entfernt liegt eine beliebte Kneipe bzw. "Biergarten". Auf einem großen Bildschirm wird Fußball aus Europa übertragen. Gleichzeitig läuft laute Musik bis morgens um 5 Uhr. Um 7 oder 8 Uhr morgens öffnet man wieder - sieben Tage die Woche.

Gruß
Wolfgang
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Letzte Änderung: 20 Jul 2013 13:18 von BikeAfrica.
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28 Mär 2013 18:21 #282827
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... hier noch ein Erlebnis, das zeitlich irgendwo in den vorherigen Beitrag gehört. Irgendwo vor Masiaka ...

Irgendwo auf der Strecke überholt mich ein Kleinbus und bremst ab. Durch die geöffnete Hecktür bedeutet mir ein junger Mann, ich solle anhalten. Das mache ich auch, denn mit dem Auto hätten sie mich eh gleich wieder eingeholt, wenn ich weiterfahren würde. Aus dem Kleinbus steigen etwa zehn Männer in verschiedenem Alter zwischen ca. 20 und 70 Jahren und geben mir freundlich die Hand, wie es halt so üblich ist. Der Fahrer, ein etwas untersetzter Mann in Trainingshose und Unterhemd stellt mir ein paar Fragen und will dann plötzlich meinen Pass und das Visum kontrollieren. Ich schütle den Kopf und antworte, er sei schließlich kein Polizist. Ich will weiterfahren, doch der Typ springt mir vors Rad und hält entschlossen den Lenker fest. Ich habe kurz etwas weiche Beine und fürchte, die Situation könne eskalieren, doch die anderen Leute bleiben gelassen stehen. Einige bestätigen, dass er Polizist sei.
Um die Situation etwas zu beruhigen, entschuldige ich mich und erkläre, dass ich ihn ja nicht als Polizist hätte erkennen können. Er selbst behauptet noch, er sein Bürgermeister und Politiker und macht sich wichtig. Ich komme nicht drum herum, meinen Pass rauszukramen und anschließend fragt er mich aus, was ich im Land mache und was in meinen Packtaschen ist. Zunächst will er die auch kontrollieren, aber ich erzähle ihm, dass da halt Klamotten, Ersatzteile und ein Zelt drin sind und damit ist er dann zufrieden. Nach langem wichtigtuerischem Geschwafel und Belehrungen verschwindet der unsympathische Zeitgenosse mit seinen Begleitern wieder. Alle geben mir zum Abschied wieder freundlich die Hand. Ich bin bis heute der Meinung, dass es sich nur um einen Wichtigtuer und ca. zehn sehr neugierige, aber freundliche Leute handelte. Aber wie schnell könnte eine solche Situation auch anders ausgehen ...

Über Ostern gehts weiter.

@Janet
Bei gutem Wetter gibts dann auch mal ein Foto von den Öllampen. Ich hoffe, ich finde was, was sich als Docht eignet. Aber erwarte nichts Großartiges. Das sind einfach zwei olle Blechdosen in der Größe einer kleinen Kondensmilchdose mit 'nem angelöteten Henkel und 'ner Öffnung oben. Typische Gebrauchsgegenstände halt und kein Kunsthandwerk.

Gruß
Wolfgang
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