THEMA: Reisebericht Sierra Leone
27 Mär 2013 19:14 #282699
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Die im Bericht erwähnte Schule


Die Schule befindet sich hinter der Mauer. Der größte Teil der Klassenräume befindet sich unter dem Wellblechdach, das nach links weitergeht. Die am rechten Bildrand zu sehende Treppe führt ins Nichts. Das erste Stockwerk des Hauses existiert nicht mehr.


Zerstörtes Haus oder Bauruine unweit meiner Unterkunft. Durch den Krieg wurden viele Häuser zerstört oder nicht mehr fertiggestellt.


Hier ein schon vorbildliches Haus in der Nähe meiner Unterkunft. Viele sehen so ähnlich aus wie der "Zaun" im Vordergrund.


Marktbezirk in der Innenstadt von Freetown


Zweispurige Straße durch den Marktbezirk


Seitengasse auf dem Markt. Man achte auf die Hütten im Hintergrund ...


Blechhütten in der Nähe des Marktes. Über die Brücke fuhr früher eine Bahn. Heute gibt es im Land keine Eisenbahn mehr. Die Schienen auf der Brücke sind auch nicht mehr vorhanden.


Bessere Kneipe am Rande des Marktes


Links davon, direkt anschließend an das vorherige Bild, folgender Anblick. Eines der Wellblechteile ist eine Tür. Dahinter befindet sich ein Bordell.
Zwischen der Kneipe und dem Bordell befindet sich eine offene Abwasserrinne.


Der im Bericht erwähnte Emerson mit einer ebenfalls poliokranken Freundin
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27 Mär 2013 19:35 #282701
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Teil 2 - raus aus der Stadt

Auf meinem Weg aus der Stadt muss ich wieder durch den Marktbezirk. Die Straßen dorthin sind hoffnungslos verstopft, aber mit dem Rad kommt man zwischen den Autos gut voran. Während ich bei meiner Ankunft am Sonntag noch langsam über den Markt radeln konnte, ist heute nur noch Schieben möglich. Irgendwann erreiche ich die vierspurige Fernverkehrsstraße aus der Stadt in Richtung Osten. Der Verkehr ist nicht übermäßig, aber chaotisch. Immer wieder kommt es vor, dass mich ein Taxi oder Kleinbus überholt und direkt danach bremsend zum Fahrbahnrand zieht, weil ein Passant am Straßenrand steht und anzeigt, dass er mitfahren will. Die Hände sind ständig bremsbereit an den Bremsgriffen und natürlich fahre ich mit Rückspiegel am Rad. Die hier verkehrenden Busse haben teilweise Rechtslenkung, was bedeutet, dass die Fahrgäste in Richtung Straßenmitte aussteigen, während andere Fahrzeuge knapp überholen.

Hitze und Sonne sind für mich zu Beginn der Reise besonders heftig und ich mache Pausen bei jeder Gelegenheit und trinke etwas. Schon um 10:30 Uhr ist es eigentlich zu heiß zum Weiterfahren. Ich weiß, dass ich einige Tage brauchen werde, um mich an die Temperaturen zu gewöhnen. Am Nachmittag erreiche ich Masiaka und bin aufgrund der Hitze ziemlich platt, obwohl es nur ca. 60 oder 70 km waren). Als erstes setze ich mich in den Schatten einer kleinen Kneipe und trinke ein kühles Bier. Neugierige Kinder wollen derweil fotografiert werden.


Als ich bezahlen will, ruft der Besitzer seiner Frau auf Krio zu, sie solle 2.000 addieren (2.000 Leones ~ 40 Cents). Sie verlangt 10.000 Leones und ich antworte, dass das nicht der normale Preis sei. Sie gibt mir 2.000 Leones zurück und meint dann, jetzt -da sie mir das Wechselgeld zurückgegeben habe- könne ich sie ja zu einem Bier einladen. Ja klar - das mache ich bestimmt, nachdem man mich erst zu bescheißen versuchte, zumal die 8.000 Leones auch schon ein stolzer Preis sind, allerdings noch im Rahmen.

Ein Stückchen weiter befindet sich das Guesthouse. Der Besitzer sitzt vor der blau gestrichenen Kneipe und Restaurant. Der gelbe Anbau dahinter ist das Guesthouse.


Von 19 bis ca. 23 Uhr wird mit einem Generator Strom erzeugt. Wasser zum Waschen befindet sich in einer Tonne, aus der man mit einem Plastikbecher das Wasser schöpft und über sich gießt. Auch der Spülkasten der Toilette wird so befüllt (beides in einfachen Unterkünften vieler Länder übrigens völlig normal, allerdings sind dort die Preise meist niedriger).
Das Fahrrad bekomme ich mit etwas Geschick gerade noch so mit in mein Zimmer. Als ich eine Weile im Bett liege, höre ich seltsame Geräusche. Ich denke, es versucht jemand, von außen meine Zimmertür aufzuschließen. Immer, wenn ich etwas sage, ist einige Zeit Ruhe und dann geht es von vorne los. Irgendwann entdecke ich im Lichtschein meiner Taschenlampe die Ursache der Geräusche. Eine Ratte sitzt in etwa 1,50m Höhe auf dem an der Wand aufgesetzten Lichtschalter neben der Tür und knabbert an irgendwas rum. Sie springt runter und verschwindet unter der Tür zur Toilette (10cm Spalt) und von dort durch die Fensteröffnung nach draußen. Später turnt die selbe (oder eine andere?) Ratte 1m direkt oberhalb des Kopfendes meines Bettes an den Gitterstäben des Fensters rum. Die Nacht ist nicht so richtig erholsam, zumal in Sierra Leone durch Ratten häufig Lassa übertragen wird. Bei der letzten Erkrankungswelle kamen etwa ein Drittel der Erkrankten ums Leben.
Am nächsten Morgen erzähle ich dem Besitzer von der/den Ratte/n, doch ein teilnahmsloses Achselzucken ist die Antwort. In einer vergleichbaren Situation in Kamerun wurde umgehend jemand losgeschickt, um mit einer Falle das Tier zu erlegen. Hier ist mit einer Reaktion jedoch nicht zu rechnen. Mal sehen, was ich auf dem Rückweg mache. Durch diese Ortschaft muss ich erneut.

In Masiaka teilt sich die Straße. Ich biege rechts ab in Richtung der zweit- und drittgrößten Stadt des Landes. Der meiste Verkehr läuft weiter geradeaus in die viertgrößte Stadt. Hier gibt es einige Minen und wenn es irgendwo im Land mal etwas vorangehen wird, wird es wohl zuerst in dieser Gegend sein. Meine Strecke ist auf der Landkarte als "Secondary Road (paved)" eingezeichnet. Der Verkehr wird nochmals deutlich weniger und es gibt einen Seitenstreifen für Fußgänger, den ich prima nutzen kann, wenn Autos bzw. Motorräder kommen.


So fährt es sich überraschend angenehm bis Mile 91, einem weiteren Etappenziel. Hier gibt es sogar ein Ortsschild, aber auch die üblichen stummen Zeugen des Bürgerkriegs.




Auf dem Dach meiner Unterkunft turnt ein neugieriger Geier herum. Diese sieht man häufig auch in den Dörfern, aber noch häufiger sieht man Krähen und große Greifvögel.


Meine Unterkunft liegt etwa 1-2km außerhalb der Ortschaft und ich gehe zu Fuß los. Ich finde ein brauchbares "Restaurant", das ich auf dem Rückweg aufsuche. Da ich Fisch nicht mag (solchen, der tagelang in der Sonne lag, schon mal gar nicht) und auf knorpelig sehniges Fleisch mit reichlich Knochensplittern auch gut verzichten kann, frage ich nach etwas ohne Fleisch/Fisch/Huhn. Ich bekomme einen Teller mit Salat, Kohl, Tomaten und Salatgurken mit Mayonaise, die ungekühlt in der Gegend rumsteht. In einer Gegend ohne Leitungswasser ist das zwar ein Frontalangriff auf die Darmflora, aber ich habe Hunger und esse alles auf. Außerdem bekomme ich einen Teller Couscous mit Gemüse.

Als ich mich auf den Nachhauseweg mache, hält ein umgebauter Porsche Cayenne neben mir. Ein einheimischer Plantagenbesitzer, der die meiste Zeit in Frankreich lebt, nimmt mich mit zur Unterkunft, in der er auch übernachtet (er hatte mich dort gesehen). Wenn er in Sierra Leone ist, hat er hier seinen in Qatar umgebauten Porsche stehen. Am nächsten Morgen fotografiere ich das Gefährt, als er es waschen lässt.


Es gibt also auch ein paar sehr reiche Leute in diesem Land, in dem die meisten Menschen nicht wissen, ob sie sich morgen etwas zum Essen kaufen können.

... demnächts gehts weiter ...

Gruß
Wolfgang
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27 Mär 2013 19:41 #282704
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Teil 3 -

Ursprünglich wollte ich weiter in Richtung Bo, der zweitgrößten Stadt fahren. Unterwegs muss irgendwo die Strecke in das Dorf abgehen, in dem mein Patenkind wohnt. Natürlich ist das Dorf sehr klein und nicht auf meiner Karte verzeichnet. Niemand von den Menschen, die ich frage, hat jemals den Namen des Dorfes gehört. Jede dieser Pisten, die unterwegs abzweigen, könnte dorthin führen und an jeder weiteren Abzweigung könnte ich den nächsten Fehler machen.

Eine der vielen abzweigenden Pisten


Es ist ziemlich aussichtslos und ich fahre zunächst in die andere Richtung. Auch diese Straße ist als "Secondary Road (paved)" eingezeichnet, aber eine Schotterpiste.


Sie beginnt recht gut, hat aber auch Abschnitte mit Wellblech oder Sand, an denen ich teilweise mal kurz schieben muss. Es ist wieder unheimlich heiß und pro geschätzte 10km trinke ich einen Liter Wasser. Die Strecke bis zur nächsten "Stadt" ist nur ca. 50km lang, aber auf Piste reicht mir das für heute auch. Als ich Magburaka erreiche, bin ich durch die Mischung aus Schweiß und Staub völlig dreckig und am Ortseingang gibt es eine kleine Kneipe, in der ich mir erst einmal ein einheimisches Star-Bier genehmige. Dann frage ich mich zur Unterkunft durch, die die beste meiner Reise sein wird. Hier wird abends auch das Endspiel des Afrika-Cups zwischen Nigeria und Burkina Faso übertragen. Viele Dorfbewohner sind zum Zuschauen gekommen. Hier das Restaurant der Unterkunft:


Auf dem Weg zur Unterkunft wieder die gewohnten Zeugen aus dem Bürgerkrieg:


In der Nähe meiner Unterkunft treffe ich ein Kind mit seinem selbstgebauten Spielzeug. Er ist stolz, als ich frage, ob ich ihn damit fotografieren dürfe.


Die eigentliche Kleinstadt liegt etwas abseits der Durchgangsstraße. Als ich diese Moschee fotografiere, kommt sofort jemand angerannt, der mir zuruft, das wäre verboten und eine Straftat. Bevor sich andere dazugesellen, sehe ich zu, dass ich verschwinde.


Ich pausiere einen Tag, da sich meine Achillessehne leicht bemerkbar macht. Dadurch habe ich Zeit, mal Klamotten zu waschen und das Fahrrad durchzusehen. Die Kette ist natürlich dreckig und muss gereinigt und geölt werden und die ein oder andere Schraube hat sich langsam losgerüttelt.

Am nächsten Tag steht nur eine Kurzetappe nach Makeni auf dem Programm. Die Stadt galt füher als Hochburg der RUF, die 1991 den Bürgerkrieg anzettelte. Die Straße dorthin ist eine tadellose Asphaltstraße und die Entfernung beträgt nur 25km. Ich fahre mit wenig Krafteinsatz, da sonst die Achillessehne wieder zu spüren ist. Die Landschaft wird etwas hügeliger und sieht recht schön aus.


In Makeni suche ich mir eine Unterkunft und sehe mir die Stadt (die viertgrößte des Landes) an. Hier leben ca. 100.000 Menschen.

Das Zimmer in meiner Unterkunft. Hier gibts sogar mal ein Moskitonetz und eine funktionierende Dusche, einen Ventilator und Strom in der Nacht.


Am nächsten Morgen besuche ich eine der Kirchen, ...


... bevor ich mich auf den Rückweg mache. Auch wenn ich kein religiöser Mensch oder Kirchgänger bin, finde ich es immer spannend, in Afrika einen Gottesdienst zu besuchen. An den Stellen, an denen in Deutschland eine Orgel erklingt, wird hier getrommelt. Kurz vor Ende bittet mich der Reverend nach vorne, um den Leuten zu sagen, wie ich heiße und woher ich komme. Die Leute freuen sich und applaudieren. Der Reverend bedankt sich nach dem Gottesdienst dafür, dass ich nach vorne gekommen bin.
Danach mache ich mich wieder zurück nach Magburaka. Ich habe heute zwar keine Probleme mit der Sehne, lege aber vorsichtshalber einen weiteren Ruhetag ein.

... Fortsetzung folgt ...

Gruß
Wolfgang
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27 Mär 2013 19:44 #282707
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... bevor es mit dem Reisebericht weitergeht, noch ein paar Fotos.

Das Zeug hier kennen ja Einige aus Südafrika und Namibia.


Aber wer kennt das?


Und für alle, die nicht so genau wussten, wo Sierra Leone eigentlich so genau liegt. Aber irgendwas scheint auf den ersten Blick fragwürdig ...


Gruß
Wolfgang
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27 Mär 2013 19:47 #282708
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Gespannt verfolge ich deinen Bericht Wolfgang B)

Liebe Grüsse
Namibia07
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27 Mär 2013 19:54 #282710
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Teil 4 -

Egal, ob man von Makeni (viertgrößte Stadt) über Magburaka (direkter Weg) in Richtung Bo oder Kenema (zweit- bzw. drittgrößte Stadt) fährt, führt der Weg zwangsläufig über Piste. Der erste Teil ist ok und Kleinbusse fahren bis Yele. Danach ist die Piste zu schlecht für normale Pkw, die hier mangels Bodenfreiheit einfach hängenbleiben würden. Irgendwie ist es ziemlich anstrengend und ich habe keine Lust, die Kamera rauszukramen. Hier sind nur noch einige Geländewagen unterwegs. Als Verkehrsmittel fahren hier Allrad-Lkw. Kaum zu glauben, dass ich auf direktem Weg zwischen zwei der größten Städte des Landes unterwegs bin. Die einzige Tankstelle nach Magburaka auf der Strecke ist eine Ruine, Benzin wird überall entlang der Strecke literweise in Plastikflaschen verkauft. So können sich die vielen Motorradtaxis mit Sprit versorgen. Übernachtungsmöglichkeiten sind unterwegs rar, aber es gibt sie. Man findet sie alleine allerdings nicht und muss nachfragen.

Als ich Bo erreiche, frage ich mich zu einer Unterkunft durch. Warum ich überhaupt einen Reiseführer dabei habe, weiß ich selbst nicht. Ich benutze ihn nicht und habe auch vor der Reise nicht reingeschaut. Nächstes Mal kaufe ich erst gar keinen mehr. Scheint mir noch überflüssiger als 'ne Uhr. ;-)
Die Unterkunft liegt relativ ruhig in einem Randbereich und wie immer sind nur wenige Gäste dort, allesamt Afrikaner. Die Marktstände in der Umgebung sind bei Dunkelheit alle mit aus Dosen gebastelten Öllampen beleuchtet. Das sieht irgendwie total toll aus. Ich beschließe, mir zwei solche Lampen als Erinnerung zu kaufen, aber die verkauft man dort nicht. Dafür müsse ich in die Stadt gehen, sagt man mir.

Am nächsten Tag lerne ich in einer kleinen Kneipe gegenüber meiner Unterkunft einen Engländer kennen, der hier in einer Klinik arbeitet. Er ist erstaunt, dass ich bisher erst einen Platten hatte und meint, er habe im Durchschnitt pro Woche zwei Platten mit dem Auto. Als ich ihm sage, dass ich am nächsten Tag in die City will und überlege, ein Motorradtaxi zu nehmen, rät er mir ab. Es sei zu gefährlich. Er sehe jeden Tag die Unfallopfer in der Klinik. Stattdessen erklärt er mir eine Abkürzung, einen Fußweg durch die kleinen Gassen, der mich in 30 Minuten in die Stadtmitte bringt. Entlang der Straße würde ich mindestens die dopellte Zeit benötigen. Das hätte ich -nachdem ich diesen Weg per Rad kam- auch geschätzt.

Die Menschen sind scheinbar verwundert, dass ein Weißer hier entlang läuft. Weiße gehen schließlich keine längeren Strecken zu Fuß. Ich finde auch bereits auf dem Weg zwei Stände, die solche Lampen verkaufen und kaufe jeweils eine. In der Innenstadt bricht an einer Tankstelle gerade Jubel aus. Eine große Zahl Motorradtaxis und Autos wartet davor. Anscheinend gab es einige Zeit kein Benzin, aber heute ist welches verfügbar. Die meisten haben noch Flaschen oder Kanister dabei, um einen kleinen Vorrat mitzunehmen. Auf dem Weg finde ich noch ein Internetcafé und denke, ich könne ja mal nach meinen Mails schauen. Ich weiß nicht, warum da "Internetcafé" auf dem Schild steht, aber es gibt keinen einzigen Computer. Ich kann nicht einmal erkennen, ob der Laden einen Stromanschluss hat. Als ich nachfrage, komme ich zu der Erkenntnis, dass die Besitzer vermutlich gar nicht wissen, was ein Internetcafé eigentlich ist. Dabei kann ich mich aber auch täuschen, denn an dieser Stelle ist eine Verständigung mangels Englischkenntnissen der Besitzer praktisch nicht möglich. Es drängt sich der Verdacht auf, dass man das Schild irgendwo abgeschrieben hat.

Auf dem Rückweg komme ich noch an einem für mich schockierenden Schild vorbei.


Die RUF (Revolutionary United Front) war die Rebellentruppe, die den Bürgerkrieg anzettelte und über 11 Jahren die Zivilbevölkerung terrorisierte und eine sechsstellige Zahl von ihnen ermordete. Nach dem Krieg -das wusste ich bisher nicht- wurde die RUF politische Partei (RUF Party) und ist bis heute aktiv. Sie haben bei den Wahlen immer so um die 2,x Prozent der Stimmen, aber das finde ich schon schlimm genug.

Die zeitweise nur einspurige Piste ist von bis zu 4m hohen Gräsern umgeben


Blick aus Yele


Entlang der Piste


Unterwegs nach Bo


Unterwegs nach Bo


Schlafende Hundefamilie in Bo


Kinderspielzeug


Schulgebäude mit Brunnen im Vordergrund


Irgendwo in Bo


... in Kürze gehts wieder zurück in die Hauptstadt und von dort weiter in die Gegenrichtung ...

Gruß
Wolfgang
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