THEMA: Reisebericht Sierra Leone
26 Mär 2013 21:14 #282615
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Hallo zusammen,

ich bin kürzlich aus Sierra Leone zurückgekehrt und habe begonnen, in einem anderen Forum einen Reisebericht einzustellen. Jetzt frage ich einfach mal, ob es hier auch jemanden interessiert oder ob es am Thema des Forums so weit vorbei geht, dass es eh niemand lesen mag? Irgendwie passt es ja sowieso nur unter "Off Topic".

Gruß
Wolfgang
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27 Mär 2013 19:06 #282696
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... Los gehts ...

Nach einem Nachtflug komme ich gegen 5:30 Uhr bei völliger Dunkelheit und (im Flugzeug durchgesagten) 25 Grad am Lungi Airport in Sierra Leone an.

Da man den Flughafen auf der anderen Seite einer Bucht gebaut hat, ist die Fahrt in die Hauptstadt Freetown etwas umständlich. Die Straßenverbindung ist fast 200 km lang und führt zudem über heftige Pisten. Eine Taxifahrt unter Mitnahme des Fahrradkartons fällt also aus.
Direkt vom Flughafen gibt es eine Helikopterverbindung nach Aberdeen, einer Strandregion im äußersten Westen Freetowns. Außerdem gibt es einen überteuerten Shuttle zu einem Hoovercraft und einer Schnellbootverbindung, die ebenfalls Aberdeen ansteuern. Ich entscheide mich für die Fähre, die etwa 20 km südlich ablegt und direkt in die Stadt fährt. Das bedeutet, mich vom Fahrradkarton zu verabschieden (für den Rückflug wird sich schon eine Möglichkeit finden) und das Fahrrad am Flughafen startklar zu machen. Dadurch bin ich mit Abstand der letzte Passagier, der den Flughafen verlässt. Also warten vor dem Flughafen eine Menge lästiger Leute, die mir einen Transport oder eine Unterkunft aufschwätzen wollen oder Geldwechsel anbieten. Da ich den aktuellen Kurs nicht kenne und noch nicht weiß, ob das Geldtauschen auf der Straße nicht vielleicht wie in manchen Ländern verboten ist, verzichte ich darauf, vor allem aber auch, weil eine Menschentraube (Polizisten sind auch in dem Getümmel) um mich herum steht und auf mich einredet. Dieser Moment kurz nach der Ankunft in einem afrikanischen Land ist fast überall genauso nervig. Jeder will scheinbar den Neuankömmling übers Ohr hauen. Sobald es hell ist, fahre ich los.

Es ist Sonntagmorgen, der Verkehr sehr gering und die Straße ganz ok. Die Menschen unterwegs winken freundlich und der Start fühlt sich gut an.
An der Fähre wartet bereits ein einheimischer Rennradler, mit dem ich später ins Gespräch komme. Am Fährterminal kann ich bei einem Geldwechsler auch 50 Euro in Leones wechseln. Der Kurs ist nicht so gut wie am nächsten Tag auf der Bank, aber fair und ohne versuchte Tricks. So habe ich erst einmal etwas Geld und kann vor allem auch die Fähre und die erste Übernachtung bezahlen. Die Überfahrt dauert zwischen 45 und 60 Minuten und Anthony, der Rennradler fragt mich, wo ich übernachten will. Ich habe mich fürs YMCA entschieden und Anthony zeigt mir den Weg und radelt vor mir her durch den chaotischen Verkehr. Auf manchen Straßen geht es in beiden Richtungen kaum voran. Dann fährt man als Radfahrer hier zwischen den Autos, die in die gleiche Richtung wollen und dem Gegenverkehr, so lange die Straße breit genug ist. Ab dem Clocktower geht es durch die Straßen, auf denen der größte Teil des Marktes stattfindet. Autos umfahren diese Straßen meist, da sie von Menschen bevölkert werden wie ein Weihnachtsmarkt. Die wenigen Autos, die hier noch fahren, kämpfen sich hupend im Fußgängertempo und Zentimeterabstand durch die Menschenmenge. Die Gebäude sind alle in ziemlich maroden Zustand. Danach gehts irgendwann in eine Seitenstraße und die Gebäude werden ziemlich ärmlich. Die Dächer bestehen generell aus Wellblech, manchmal auch das ganze Gebäude. Leider ist das YMCA voll, aber in der Nähe gibt es eine weitere Unterkunft, die ganz ok ist. Leider gibt es kein Moskitonetz, was auch während fast der gesamten Reise so bleiben wird. Hier gäbe es keine Moskitos, meint man. Für keine Moskitos bin ich dann am nächsten Morgen allerdings ziemlich zerstochen.
Für seine Hilfe lade ich Anthony zu einem Bier in eine kleine Dorfkneipe in der Nähe ein. Ein zweites Bier lehnt er ab. Er muss ja auch noch seine Sinne beisammen haben, um sich mit dem Rad wieder durch den Verkehr zu schlängeln.

Anschließend -inzwischen ist es schon brutal heiß- schaue ich mir zu Fuß ein bisschen die Stadt an. An jeder Abzweigung präge ich mir ein, wie ich laufen muss, um zurückzufinden. Irgendwie wirkt die Stadt sehr trostlos. Auf dem Rückweg sprechen mich ein paar Kinder freundlich an und beginnen kurz darauf mit dem Betteln. Von der anderen Straßenseite ruft ein im Rollstuhl sitzender Poliokranker scherzend zu mir rüber, ich hätte wohl ein paar neue Freunde gewonnen. Ich gehe zu ihm auf die andere Straßenseite und unterhalte mich eine Weile mit ihm. Emerson (Mitte 40) leidet seit seinem 2. Lebensjahr an Polio, ist sehr gebildet und freundlich. Im Gegensatz zu den vielen anderen Menschen gleichen Schicksals bettelt er nicht. Er sitzt jeden Tag an der gleichen Kreuzung und beobachtet die Menschen - von 7 Uhr morgens bis 7 Uhr abends. Er freut sich, dass sich jemand die Zeit nimmt, mit ihm ein Weilchen zu reden.

Am nächsten Morgen gehe ich in die Stadt und treffe als erstes Emerson. Er sagt mir, wo ich eine Bank finde, um Geld zu tauschen und wo der "Supermarkt" ist. Zuhause in Deutschland ist der Supermarkt im Nachbardorf (ca. 2.500 Einwohner) 3-4 mal so groß wie der größte Supermarkt in der Millionenstadt Freetown. In der Bank tausche ich 500 Euro und bekomme ca. 600 Geldscheine zurück. Zum Glück haben meine Hosen Oberschenkeltaschen, die nun prall gefüllt sind.

Ich erkunde anschließend zu Fuß die Stadt und den Marktbereich, aber irgendwie gibt es hier auch in allen anderen Teilen der Stadt irgendwo einen Markt. Da es fast keine Arbeitsplätze gibt, muss jeder versuchen, durch Handeln etwas Geld zu verdienen.

Bevor ich am nächsten Morgen Freetown verlasse, besuche ich noch eine Schule, die sich direkt neben meiner Unterkunft befindet. Die beiden Schulleiter -eine Frau und ein Mann- führen mich durch alle Schulklassen, wobei die Schule auch einen Kindergarten beinhaltetet. Ich bin nun neugierig, was außerhalb der Hauptstadt so passiert. Emerson, den ich auf dem Weg aus der Hauptstadt erneut begegne und der mir den Weg erklärt, ist ebenso neugierig ... ich werde ihn später wiedersehen.

... demnächst gehts weiter ...

Gruß
Wolfgang
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27 Mär 2013 19:14 #282699
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Die im Bericht erwähnte Schule


Die Schule befindet sich hinter der Mauer. Der größte Teil der Klassenräume befindet sich unter dem Wellblechdach, das nach links weitergeht. Die am rechten Bildrand zu sehende Treppe führt ins Nichts. Das erste Stockwerk des Hauses existiert nicht mehr.


Zerstörtes Haus oder Bauruine unweit meiner Unterkunft. Durch den Krieg wurden viele Häuser zerstört oder nicht mehr fertiggestellt.


Hier ein schon vorbildliches Haus in der Nähe meiner Unterkunft. Viele sehen so ähnlich aus wie der "Zaun" im Vordergrund.


Marktbezirk in der Innenstadt von Freetown


Zweispurige Straße durch den Marktbezirk


Seitengasse auf dem Markt. Man achte auf die Hütten im Hintergrund ...


Blechhütten in der Nähe des Marktes. Über die Brücke fuhr früher eine Bahn. Heute gibt es im Land keine Eisenbahn mehr. Die Schienen auf der Brücke sind auch nicht mehr vorhanden.


Bessere Kneipe am Rande des Marktes


Links davon, direkt anschließend an das vorherige Bild, folgender Anblick. Eines der Wellblechteile ist eine Tür. Dahinter befindet sich ein Bordell.
Zwischen der Kneipe und dem Bordell befindet sich eine offene Abwasserrinne.


Der im Bericht erwähnte Emerson mit einer ebenfalls poliokranken Freundin
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27 Mär 2013 19:35 #282701
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Teil 2 - raus aus der Stadt

Auf meinem Weg aus der Stadt muss ich wieder durch den Marktbezirk. Die Straßen dorthin sind hoffnungslos verstopft, aber mit dem Rad kommt man zwischen den Autos gut voran. Während ich bei meiner Ankunft am Sonntag noch langsam über den Markt radeln konnte, ist heute nur noch Schieben möglich. Irgendwann erreiche ich die vierspurige Fernverkehrsstraße aus der Stadt in Richtung Osten. Der Verkehr ist nicht übermäßig, aber chaotisch. Immer wieder kommt es vor, dass mich ein Taxi oder Kleinbus überholt und direkt danach bremsend zum Fahrbahnrand zieht, weil ein Passant am Straßenrand steht und anzeigt, dass er mitfahren will. Die Hände sind ständig bremsbereit an den Bremsgriffen und natürlich fahre ich mit Rückspiegel am Rad. Die hier verkehrenden Busse haben teilweise Rechtslenkung, was bedeutet, dass die Fahrgäste in Richtung Straßenmitte aussteigen, während andere Fahrzeuge knapp überholen.

Hitze und Sonne sind für mich zu Beginn der Reise besonders heftig und ich mache Pausen bei jeder Gelegenheit und trinke etwas. Schon um 10:30 Uhr ist es eigentlich zu heiß zum Weiterfahren. Ich weiß, dass ich einige Tage brauchen werde, um mich an die Temperaturen zu gewöhnen. Am Nachmittag erreiche ich Masiaka und bin aufgrund der Hitze ziemlich platt, obwohl es nur ca. 60 oder 70 km waren). Als erstes setze ich mich in den Schatten einer kleinen Kneipe und trinke ein kühles Bier. Neugierige Kinder wollen derweil fotografiert werden.


Als ich bezahlen will, ruft der Besitzer seiner Frau auf Krio zu, sie solle 2.000 addieren (2.000 Leones ~ 40 Cents). Sie verlangt 10.000 Leones und ich antworte, dass das nicht der normale Preis sei. Sie gibt mir 2.000 Leones zurück und meint dann, jetzt -da sie mir das Wechselgeld zurückgegeben habe- könne ich sie ja zu einem Bier einladen. Ja klar - das mache ich bestimmt, nachdem man mich erst zu bescheißen versuchte, zumal die 8.000 Leones auch schon ein stolzer Preis sind, allerdings noch im Rahmen.

Ein Stückchen weiter befindet sich das Guesthouse. Der Besitzer sitzt vor der blau gestrichenen Kneipe und Restaurant. Der gelbe Anbau dahinter ist das Guesthouse.


Von 19 bis ca. 23 Uhr wird mit einem Generator Strom erzeugt. Wasser zum Waschen befindet sich in einer Tonne, aus der man mit einem Plastikbecher das Wasser schöpft und über sich gießt. Auch der Spülkasten der Toilette wird so befüllt (beides in einfachen Unterkünften vieler Länder übrigens völlig normal, allerdings sind dort die Preise meist niedriger).
Das Fahrrad bekomme ich mit etwas Geschick gerade noch so mit in mein Zimmer. Als ich eine Weile im Bett liege, höre ich seltsame Geräusche. Ich denke, es versucht jemand, von außen meine Zimmertür aufzuschließen. Immer, wenn ich etwas sage, ist einige Zeit Ruhe und dann geht es von vorne los. Irgendwann entdecke ich im Lichtschein meiner Taschenlampe die Ursache der Geräusche. Eine Ratte sitzt in etwa 1,50m Höhe auf dem an der Wand aufgesetzten Lichtschalter neben der Tür und knabbert an irgendwas rum. Sie springt runter und verschwindet unter der Tür zur Toilette (10cm Spalt) und von dort durch die Fensteröffnung nach draußen. Später turnt die selbe (oder eine andere?) Ratte 1m direkt oberhalb des Kopfendes meines Bettes an den Gitterstäben des Fensters rum. Die Nacht ist nicht so richtig erholsam, zumal in Sierra Leone durch Ratten häufig Lassa übertragen wird. Bei der letzten Erkrankungswelle kamen etwa ein Drittel der Erkrankten ums Leben.
Am nächsten Morgen erzähle ich dem Besitzer von der/den Ratte/n, doch ein teilnahmsloses Achselzucken ist die Antwort. In einer vergleichbaren Situation in Kamerun wurde umgehend jemand losgeschickt, um mit einer Falle das Tier zu erlegen. Hier ist mit einer Reaktion jedoch nicht zu rechnen. Mal sehen, was ich auf dem Rückweg mache. Durch diese Ortschaft muss ich erneut.

In Masiaka teilt sich die Straße. Ich biege rechts ab in Richtung der zweit- und drittgrößten Stadt des Landes. Der meiste Verkehr läuft weiter geradeaus in die viertgrößte Stadt. Hier gibt es einige Minen und wenn es irgendwo im Land mal etwas vorangehen wird, wird es wohl zuerst in dieser Gegend sein. Meine Strecke ist auf der Landkarte als "Secondary Road (paved)" eingezeichnet. Der Verkehr wird nochmals deutlich weniger und es gibt einen Seitenstreifen für Fußgänger, den ich prima nutzen kann, wenn Autos bzw. Motorräder kommen.


So fährt es sich überraschend angenehm bis Mile 91, einem weiteren Etappenziel. Hier gibt es sogar ein Ortsschild, aber auch die üblichen stummen Zeugen des Bürgerkriegs.




Auf dem Dach meiner Unterkunft turnt ein neugieriger Geier herum. Diese sieht man häufig auch in den Dörfern, aber noch häufiger sieht man Krähen und große Greifvögel.


Meine Unterkunft liegt etwa 1-2km außerhalb der Ortschaft und ich gehe zu Fuß los. Ich finde ein brauchbares "Restaurant", das ich auf dem Rückweg aufsuche. Da ich Fisch nicht mag (solchen, der tagelang in der Sonne lag, schon mal gar nicht) und auf knorpelig sehniges Fleisch mit reichlich Knochensplittern auch gut verzichten kann, frage ich nach etwas ohne Fleisch/Fisch/Huhn. Ich bekomme einen Teller mit Salat, Kohl, Tomaten und Salatgurken mit Mayonaise, die ungekühlt in der Gegend rumsteht. In einer Gegend ohne Leitungswasser ist das zwar ein Frontalangriff auf die Darmflora, aber ich habe Hunger und esse alles auf. Außerdem bekomme ich einen Teller Couscous mit Gemüse.

Als ich mich auf den Nachhauseweg mache, hält ein umgebauter Porsche Cayenne neben mir. Ein einheimischer Plantagenbesitzer, der die meiste Zeit in Frankreich lebt, nimmt mich mit zur Unterkunft, in der er auch übernachtet (er hatte mich dort gesehen). Wenn er in Sierra Leone ist, hat er hier seinen in Qatar umgebauten Porsche stehen. Am nächsten Morgen fotografiere ich das Gefährt, als er es waschen lässt.


Es gibt also auch ein paar sehr reiche Leute in diesem Land, in dem die meisten Menschen nicht wissen, ob sie sich morgen etwas zum Essen kaufen können.

... demnächts gehts weiter ...

Gruß
Wolfgang
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Teil 3 -

Ursprünglich wollte ich weiter in Richtung Bo, der zweitgrößten Stadt fahren. Unterwegs muss irgendwo die Strecke in das Dorf abgehen, in dem mein Patenkind wohnt. Natürlich ist das Dorf sehr klein und nicht auf meiner Karte verzeichnet. Niemand von den Menschen, die ich frage, hat jemals den Namen des Dorfes gehört. Jede dieser Pisten, die unterwegs abzweigen, könnte dorthin führen und an jeder weiteren Abzweigung könnte ich den nächsten Fehler machen.

Eine der vielen abzweigenden Pisten


Es ist ziemlich aussichtslos und ich fahre zunächst in die andere Richtung. Auch diese Straße ist als "Secondary Road (paved)" eingezeichnet, aber eine Schotterpiste.


Sie beginnt recht gut, hat aber auch Abschnitte mit Wellblech oder Sand, an denen ich teilweise mal kurz schieben muss. Es ist wieder unheimlich heiß und pro geschätzte 10km trinke ich einen Liter Wasser. Die Strecke bis zur nächsten "Stadt" ist nur ca. 50km lang, aber auf Piste reicht mir das für heute auch. Als ich Magburaka erreiche, bin ich durch die Mischung aus Schweiß und Staub völlig dreckig und am Ortseingang gibt es eine kleine Kneipe, in der ich mir erst einmal ein einheimisches Star-Bier genehmige. Dann frage ich mich zur Unterkunft durch, die die beste meiner Reise sein wird. Hier wird abends auch das Endspiel des Afrika-Cups zwischen Nigeria und Burkina Faso übertragen. Viele Dorfbewohner sind zum Zuschauen gekommen. Hier das Restaurant der Unterkunft:


Auf dem Weg zur Unterkunft wieder die gewohnten Zeugen aus dem Bürgerkrieg:


In der Nähe meiner Unterkunft treffe ich ein Kind mit seinem selbstgebauten Spielzeug. Er ist stolz, als ich frage, ob ich ihn damit fotografieren dürfe.


Die eigentliche Kleinstadt liegt etwas abseits der Durchgangsstraße. Als ich diese Moschee fotografiere, kommt sofort jemand angerannt, der mir zuruft, das wäre verboten und eine Straftat. Bevor sich andere dazugesellen, sehe ich zu, dass ich verschwinde.


Ich pausiere einen Tag, da sich meine Achillessehne leicht bemerkbar macht. Dadurch habe ich Zeit, mal Klamotten zu waschen und das Fahrrad durchzusehen. Die Kette ist natürlich dreckig und muss gereinigt und geölt werden und die ein oder andere Schraube hat sich langsam losgerüttelt.

Am nächsten Tag steht nur eine Kurzetappe nach Makeni auf dem Programm. Die Stadt galt füher als Hochburg der RUF, die 1991 den Bürgerkrieg anzettelte. Die Straße dorthin ist eine tadellose Asphaltstraße und die Entfernung beträgt nur 25km. Ich fahre mit wenig Krafteinsatz, da sonst die Achillessehne wieder zu spüren ist. Die Landschaft wird etwas hügeliger und sieht recht schön aus.


In Makeni suche ich mir eine Unterkunft und sehe mir die Stadt (die viertgrößte des Landes) an. Hier leben ca. 100.000 Menschen.

Das Zimmer in meiner Unterkunft. Hier gibts sogar mal ein Moskitonetz und eine funktionierende Dusche, einen Ventilator und Strom in der Nacht.


Am nächsten Morgen besuche ich eine der Kirchen, ...


... bevor ich mich auf den Rückweg mache. Auch wenn ich kein religiöser Mensch oder Kirchgänger bin, finde ich es immer spannend, in Afrika einen Gottesdienst zu besuchen. An den Stellen, an denen in Deutschland eine Orgel erklingt, wird hier getrommelt. Kurz vor Ende bittet mich der Reverend nach vorne, um den Leuten zu sagen, wie ich heiße und woher ich komme. Die Leute freuen sich und applaudieren. Der Reverend bedankt sich nach dem Gottesdienst dafür, dass ich nach vorne gekommen bin.
Danach mache ich mich wieder zurück nach Magburaka. Ich habe heute zwar keine Probleme mit der Sehne, lege aber vorsichtshalber einen weiteren Ruhetag ein.

... Fortsetzung folgt ...

Gruß
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... bevor es mit dem Reisebericht weitergeht, noch ein paar Fotos.

Das Zeug hier kennen ja Einige aus Südafrika und Namibia.


Aber wer kennt das?


Und für alle, die nicht so genau wussten, wo Sierra Leone eigentlich so genau liegt. Aber irgendwas scheint auf den ersten Blick fragwürdig ...


Gruß
Wolfgang
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