Oh, baobab2, du irrst, wenn du glaubst, man müsse erst ein Buch ganz gelesen haben, ehe man sich eine Meinung erlauben kann.
Klappentexte und Leseproben sagen eine Menge über den Inhalt und den Stil aus, beides setzt sich gemeinhin im „Rest“ eines Buches fort. Ich hatte auch die Leseprobe gelesen, bevor ich mich zu diesem „Schicksalsroman“ geäußert habe. Und sicher haben das auch die Anderen getan, bevor sie sich hier zu Wort gemeldet haben.
Im Folgenden gehe ich nun etwas detaillierter auf Klappentext und Leseprobe ein, die sind recht informativ:
„...EINE STARKE FRAU, DIE ALLES TUN WÜRDE, UM IHRE KINDER UND SICH ZU SCHÜTZEN.“
Mein Gott! Was für eine abgedroschene Phrase!
Welche Mutter, die noch bei Sinnen ist, würde 1. nicht ihre Kinder schützen und 2. wenn sie es nicht getan hat, dann damit ggf. an die Öffentlichkeit gehen??
WAS ALSO, IST DARAN ERWÄHNENSWERT, DASS EINE STARKE MUTTER KÄMPFEN WÜRDE? (Konjunktiv, wohlgemerkt)
Inhalt: Mama möchte mit ihrem Freund als Lodge-Besitzer-Paar ihr Glück in Namibia (auf dem Schwarzen Kontinent!!) versuchen und dort ein „neues Leben“ beginnen, deshalb verlassen ihre 13 und 9 jährigen Jungens mit großer Begeisterung ihren Freundeskreis in Deutschland, um mit ihr in die Wüste zu ziehen und in Swakop zur Schule zu gehen.
Schon der Hinflug birgt das unglaubliche Abenteuer in sich, dass der Flieger um 6:45 landet, die Sonne die Lieben aber schon zum Frühstück weckt... – Aha. Ja. Also: 2003 drehte sich die Welt wohl noch irgendwie anders, da wurde bei AN entweder im Sinkflug gefrühstückt oder in Namibia ging die Sonne schon so gegen halb 5 auf...
Die naive Wunschvorstellung nach einem schönen Urlaub irgendwohin auszuwandern, um endlich nicht mehr soviel arbeiten zu müssen, lässt sich in dieser Form, nach Kenntnis der Auswandererproblematiken nur in den Bereich der Dummheiten zuordnen. Schon in den ersten bemühen Zeilen der Beschreibung der Finanzen wird der Leser über viel Halbgeklärtes informiert: Nicht alle eigenen Angelegenheiten sind geregelt und einige entscheidende Dinge sind gutgläubig hingenommen, entsprechend hat man später die Folgeprobleme. – Und es ist nun einmal so, dass dann sowas selten gut geht... - denn man nimmt sich mit all seinen Verhaltensweisen, Einstellungen, blinden Flecken und seinen mentalen Voraussetzungen überall hin mit!
Schicksale von Naivität, Misserfolgen, Betrug und Gewalt gab es schon immer. Nichts desto Trotz tut mir das Schicksal der Frau Angelika Schröer und ihrer Söhne leid.
Stil: Bei Frau Schröer „schreibt“ man den 9. Januar 2003 – oh, warum nur so gewichtig gestelzt? – Auch zeigt das „Barometer 28 Grad Celsius“ – bei uns macht das immer ein Thermometer...
Bis heute ist der Guten nicht möglich Begriffe wie Lodge/Gästefarm klar voneinander zu trennen. Das ist schon interessant.
Jaja, die Frau Schröer und ihre Jungs, die sie liebevoll „Ratten“ nennt - und ihren überfetteten Berner, ihre „Fressratte“.
Man muss sich nicht gedulden und viel gelesen haben, um deutlich den Tenor des Buches zu bemerken: Schon auf den ersten Seiten, beginnt Frau Schröer so auszuteilen, wie ihr der Schnabel gewachsen ist:
- Draußen am Flughafen wird ein „herumstehender Idiot“ gefragt: „We need to Swakopmund.“...
Hmm. Ja, is das nu die englische Version von: Ich habe fertig?
- Und die Vorbesitzerin der Lodge/Guestfarm, „Diese blöde Schnalle“, hat sich ihre Sympathie sowieso schnell verspielt und „sowieso keine Gelegenheit mehr in ihrem jämmerlichen restlichen Leben dieses Manko auszuwetzen.“
Oje. Wenn ich mir da den Rest des Buches so vorstelle...
Eine weitere Interpretation spar ich mir.
Mein Fazit: Schon auf den ersten Seiten empfängt einen ein unerträgliches Gemuse, mal geschwollen, mal primitiv – an entscheidenden Stellen in der Bedeutung selten die richtigen Begriffe treffend. Man erwartet allerdings nichts anderes als strapazierte Nerven, nachdem man sich schon in ihrem sinnentleerten Vorwörtchen verstrickt hatte...
Papier ist geduldig.
Oder ist es gar Satire? Ein zweites „Hummeldumm für Auswanderer“?
Da bin ich mir nun aber auch nicht mehr sicher.
Gruß dem tapferen Leser
lilytrotter