Nun also auf zur C14!
Bis Walvis Bay schlichen wir hinter zwei großen LKW im leichten Nebel hinterher. Eine berüchtigte Unfallstrecke. Warum? Wir erlebten es mehrfach. Uneinsichtige Raser überholen bei schlechter Sicht und entgegen kommen Fahrzeuge, die das Gebot von einzuschaltendem Fahrlicht nicht beachten. So gibt es für die AZ viel Stoff von Unfällen mit Toten zu berichten. Ich investiere lieber 10 Minuten mehr Zeit und behalte mein Leben.
Das erste Teilstück durch die Namib ist inzwischen als Salzstraße gut ausgebaut und fast wie eine Teerstraße zu befahren. Und dann kommt sie! Die von vielen bejammerte in "extrem schlechtem Zustand befindliche C14" - die Wellblechpiste! Ehrlich, ich habe sie ja schon des öfteren seit vielen Jahren befahren, sie war noch nie anders. Und wollt ihr Jammerer nicht das ursprüngliche Afrika immer erleben? Da habt ihr es doch. Ihr müsst euch halt nur ein wenig mehr Zeit nehmen und auch mal auf die tollen Landschaften neben der Straße achten!
Das tolle Farbenspiel der unterschiedlichen Gesteinsformationen seht ihr aber nur, wenn ihr möglichst früh in Richtung Süden fahrt. Macht ihr die "Ersttätertour" von Sossusvlei nach Norden zur Etoscha am Schluss, dann sind die Berge alle nur blau. Warum? Die Sonne steht im Norden! Fahre ich dagegen, habe ich nur Silhouetten zum Fotografieren, fahre ich nach Süden, dann beleuchtet sie mir die Landschaft.
Und dann kommt das unvermeidliche
Solitaire.
Vor 20 Jahren: Da stehen mitten in der Wüste zwei Häuschen und vor einem eine Zapfsäule mit Handbetrieb. "Haben sie überhaupt Benzin?", ist die bange Frage, denn Fahrzeuge mit Doppeltank gibt es noch nicht. Wir haben Glück. Wir bekommen mit Handpumpenbetrieb den Tank gefüllt. Dauert zwar, aber wir haben ja Zeit. Zeit für einen leckeren Apfelkuchen von Moose.
Heute: Eine große Staubwolke kündigt schon von Weitem den beliebten Stopp Solitaire an. Zwei Busse stehen da und ca. 30 SUVs. An der Tankstelle laufen die 5 Zapfsäulen im Dauerbetrieb. Es gibt ein Restaurant und eine Bäckereischwemme in der es wie in einem Oktoberfestzelt zugeht. Apfelkuchen gibt es nicht mehr. Steht ja bei allen Pauschaltouristen auf dem Pflichtprogramm. Ein Schwätzchen mit Moos? Geht auch nicht. Er ist leider gestorben. Bevor er den großen Run noch erleben konnte (musste?). Um die alten Autos herum stehen Scharen von Touristen. Jeder muss die Wracks fotografieren. Daher gibt es hier keine Bilder!
Dann kommt noch eine Schar von Motorradfahrern, die ihre Gefährte mal alle laut aufheulen lassen, damit auch jeder den Klang der Wüste hört. Etwas leider ist der Trupp von Fahrradfahrern, die ihre Bikes entladen um sich auf eine Tour nach Sossusvlei zu begeben, bei der sie so viel Staub schlucken werden, dass die nächsten drei Mahlzeiten ausfallen können.
Und eine Gruppe will ich euch dann doch nicht vorenthalten, die lalles dabei haben, was man so in der Namib braucht:
Wir verlassen Solitaire wieder und biegen nach Maltahöhe ab. Nein Sossusvlei, diesen Rummelsandspielplatz für Erwachsene wollen wir auf keinen Fall sehen / erleben!
Nachdem wir ja schon Gaub und Kuiseb-Pass gefahren sind, kommt der Zaris-Pass, der seinen Namen eigentlich gar nicht verdient, aber eine schöne Landschaft ist. Dann die letzte öde Strecke vorbei an Büllsport - hier wäre ich gerne noch mal die Köcherbaumschlucht gewandert - nach Maltahöhe.
Was treibt einen auf seiner letzten Reise in diesen Ort, den fast alle nur vom Durchfahren kennen? Ich gestehe, ich übernachte hier zum ersten Mal! Warum? In der Sendung "Verrückt nach Zug" bin ich auf das
Hotel Maltahöhe gestoßen. Und da hat mich zweierlei interessiert. 1. Es ist das einzige Hotel Namibias, das seit der Kolonialzeit immer durchgehend als Hotel (und Farm) geführt wurde. Lassen sich da noch Spuren finden? Das mein Interesse als Historiker. und 2. Hat diese dumm-dämliche Fernsehdoku auch Spuren hinterlassen?
Zum Hotel: Es ist ein schön am Ortsrand gelegenes Hotel, das frisch renoviert wurde.
Es hat einen schönen sauberen Pool, die Zimmer sind ebenfalls neu renoviert. das Essen ist recht gut, die Besitzerein ist sehr freundlich und zu Gesprächen aufgeschlossen, die sich beim Betrachten der "Flaggendecke" in der Bar ergaben.
Da hängt die Reichskriegsflagge neben der der DDR und der BRD, aber auch die FDJ-Fahne neben der des alten Südafrika ... genug Gesprächsstoff!
Und schließlich sind alle Zimmer mit vielen historischen Fotos dekoriert, die wie das des ersten Geschäfts von Wecke und Voigts bei Maltahöhe - zumindest für mich - sehr interessant sind.
Ich habe hier gerne übernachtet und würde es wieder tun. Es war ja leider für uns nur eine Überbrückungsübernachtung auf dem weg ins Auobtal. Davon später mehr.
LG Burschi
p.s. Halt, die 2. Frage. Ja, die Doku hat Spuren hinterlassen! Nun glauben alle Kinder des Ortes, alle Touristen würden mit ihnen in den Supermarkt gehen und einen Einkaufswagen voll Süßigkeiten holen! Die Bettelei entlang der Straße hat enorm zugenommen und mir wurde berichtet, dass die Kinder dafür sogar die Schule schwänzen. Na, wenn das nicht mal echte Entwicklungshilfe ist!