THEMA: Letzttätertour in Namibia
04 Jun 2019 06:45 #557996
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  • Burschi am 04 Jun 2019 06:45
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Nun also auf zur C14!
Bis Walvis Bay schlichen wir hinter zwei großen LKW im leichten Nebel hinterher. Eine berüchtigte Unfallstrecke. Warum? Wir erlebten es mehrfach. Uneinsichtige Raser überholen bei schlechter Sicht und entgegen kommen Fahrzeuge, die das Gebot von einzuschaltendem Fahrlicht nicht beachten. So gibt es für die AZ viel Stoff von Unfällen mit Toten zu berichten. Ich investiere lieber 10 Minuten mehr Zeit und behalte mein Leben.
Das erste Teilstück durch die Namib ist inzwischen als Salzstraße gut ausgebaut und fast wie eine Teerstraße zu befahren. Und dann kommt sie! Die von vielen bejammerte in "extrem schlechtem Zustand befindliche C14" - die Wellblechpiste! Ehrlich, ich habe sie ja schon des öfteren seit vielen Jahren befahren, sie war noch nie anders. Und wollt ihr Jammerer nicht das ursprüngliche Afrika immer erleben? Da habt ihr es doch. Ihr müsst euch halt nur ein wenig mehr Zeit nehmen und auch mal auf die tollen Landschaften neben der Straße achten!




Das tolle Farbenspiel der unterschiedlichen Gesteinsformationen seht ihr aber nur, wenn ihr möglichst früh in Richtung Süden fahrt. Macht ihr die "Ersttätertour" von Sossusvlei nach Norden zur Etoscha am Schluss, dann sind die Berge alle nur blau. Warum? Die Sonne steht im Norden! Fahre ich dagegen, habe ich nur Silhouetten zum Fotografieren, fahre ich nach Süden, dann beleuchtet sie mir die Landschaft.
Und dann kommt das unvermeidliche Solitaire. Vor 20 Jahren: Da stehen mitten in der Wüste zwei Häuschen und vor einem eine Zapfsäule mit Handbetrieb. "Haben sie überhaupt Benzin?", ist die bange Frage, denn Fahrzeuge mit Doppeltank gibt es noch nicht. Wir haben Glück. Wir bekommen mit Handpumpenbetrieb den Tank gefüllt. Dauert zwar, aber wir haben ja Zeit. Zeit für einen leckeren Apfelkuchen von Moose. Heute: Eine große Staubwolke kündigt schon von Weitem den beliebten Stopp Solitaire an. Zwei Busse stehen da und ca. 30 SUVs. An der Tankstelle laufen die 5 Zapfsäulen im Dauerbetrieb. Es gibt ein Restaurant und eine Bäckereischwemme in der es wie in einem Oktoberfestzelt zugeht. Apfelkuchen gibt es nicht mehr. Steht ja bei allen Pauschaltouristen auf dem Pflichtprogramm. Ein Schwätzchen mit Moos? Geht auch nicht. Er ist leider gestorben. Bevor er den großen Run noch erleben konnte (musste?). Um die alten Autos herum stehen Scharen von Touristen. Jeder muss die Wracks fotografieren. Daher gibt es hier keine Bilder! :laugh: Dann kommt noch eine Schar von Motorradfahrern, die ihre Gefährte mal alle laut aufheulen lassen, damit auch jeder den Klang der Wüste hört. Etwas leider ist der Trupp von Fahrradfahrern, die ihre Bikes entladen um sich auf eine Tour nach Sossusvlei zu begeben, bei der sie so viel Staub schlucken werden, dass die nächsten drei Mahlzeiten ausfallen können.
Und eine Gruppe will ich euch dann doch nicht vorenthalten, die lalles dabei haben, was man so in der Namib braucht:


Wir verlassen Solitaire wieder und biegen nach Maltahöhe ab. Nein Sossusvlei, diesen Rummelsandspielplatz für Erwachsene wollen wir auf keinen Fall sehen / erleben!
Nachdem wir ja schon Gaub und Kuiseb-Pass gefahren sind, kommt der Zaris-Pass, der seinen Namen eigentlich gar nicht verdient, aber eine schöne Landschaft ist. Dann die letzte öde Strecke vorbei an Büllsport - hier wäre ich gerne noch mal die Köcherbaumschlucht gewandert - nach Maltahöhe.
Was treibt einen auf seiner letzten Reise in diesen Ort, den fast alle nur vom Durchfahren kennen? Ich gestehe, ich übernachte hier zum ersten Mal! Warum? In der Sendung "Verrückt nach Zug" bin ich auf das Hotel Maltahöhe gestoßen. Und da hat mich zweierlei interessiert. 1. Es ist das einzige Hotel Namibias, das seit der Kolonialzeit immer durchgehend als Hotel (und Farm) geführt wurde. Lassen sich da noch Spuren finden? Das mein Interesse als Historiker. und 2. Hat diese dumm-dämliche Fernsehdoku auch Spuren hinterlassen?
Zum Hotel: Es ist ein schön am Ortsrand gelegenes Hotel, das frisch renoviert wurde.




Es hat einen schönen sauberen Pool, die Zimmer sind ebenfalls neu renoviert. das Essen ist recht gut, die Besitzerein ist sehr freundlich und zu Gesprächen aufgeschlossen, die sich beim Betrachten der "Flaggendecke" in der Bar ergaben.


Da hängt die Reichskriegsflagge neben der der DDR und der BRD, aber auch die FDJ-Fahne neben der des alten Südafrika ... genug Gesprächsstoff!
Und schließlich sind alle Zimmer mit vielen historischen Fotos dekoriert, die wie das des ersten Geschäfts von Wecke und Voigts bei Maltahöhe - zumindest für mich - sehr interessant sind.


Ich habe hier gerne übernachtet und würde es wieder tun. Es war ja leider für uns nur eine Überbrückungsübernachtung auf dem weg ins Auobtal. Davon später mehr.
LG Burschi
p.s. Halt, die 2. Frage. Ja, die Doku hat Spuren hinterlassen! Nun glauben alle Kinder des Ortes, alle Touristen würden mit ihnen in den Supermarkt gehen und einen Einkaufswagen voll Süßigkeiten holen! Die Bettelei entlang der Straße hat enorm zugenommen und mir wurde berichtet, dass die Kinder dafür sogar die Schule schwänzen. Na, wenn das nicht mal echte Entwicklungshilfe ist! :evil: :woohoo: :laugh:
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04 Jun 2019 08:01 #558001
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  • Lotusblume am 04 Jun 2019 08:01
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Guten Morgen Burschi,
Solitaire. Vor 20 Jahren: Da stehen mitten in der Wüste zwei Häuschen und vor einem eine Zapfsäule mit Handbetrieb. "Haben sie überhaupt Benzin?", ist die bange Frage, denn Fahrzeuge mit Doppeltank gibt es noch nicht. Wir haben Glück. Wir bekommen mit Handpumpenbetrieb den Tank gefüllt. Dauert zwar, aber wir haben ja Zeit. Zeit für einen leckeren Apfelkuchen von Moose.

Genauso haben wir das auch erlebt! :)

Maltahöhe.
Was treibt einen auf seiner letzten Reise in diesen Ort, den fast alle nur vom Durchfahren kennen? Ich gestehe, ich übernachte hier zum ersten Mal! Warum? In der Sendung "Verrückt nach Zug" bin ich auf das Hotel Maltahöhe gestoßen.
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2. Hat diese dumm-dämliche Fernsehdoku auch Spuren hinterlassen?
Zum Hotel: Es ist ein schön am Ortsrand gelegenes Hotel, das frisch renoviert wurde.
...
p.s. Halt, die 2. Frage. Ja, die Doku hat Spuren hinterlassen! Nun glauben alle Kinder des Ortes, alle Touristen würden mit ihnen in den Supermarkt gehen und einen Einkaufswagen voll Süßigkeiten holen! Die Bettelei entlang der Straße hat enorm zugenommen und mir wurde berichtet, dass die Kinder dafür sogar die Schule schwänzen. Na, wenn das nicht mal echte Entwicklungshilfe ist! :evil: :woohoo: :laugh:

Ich zitiere aus meinen RB von 2013:
"Dann sind wir bald in Mariental. Ein echt verschlafenes Nest. Und wie wurde Mariental hier im Forum so schön beschrieben: Es ist zwar nicht der Arsch der Welt, aber man sieht ihn ein bisschen. Wir sehen keine Leute, keine Tiere nichts. Wir finden das Mariental Hotel, auch hier niemand…setzen uns an den Pool und warten, ob noch jemand kommt. Tatsächlich werden wir deutschsprachig empfangen und bestellen kühle Getränke. Es ist Mittagszeit und unerträglich heiß, kein Wunder, dass niemand im Freien ist…nur die blöden Touris müssen stören. Der Garten des Hotels ist ein Kuriosum." (es folgen 2 Fotos)

Hach, schöne Erinnerungen werden wach, dafür ein dickes Dankeschön!
Letzte Änderung: 04 Jun 2019 08:02 von Lotusblume.
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04 Jun 2019 08:54 #558002
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OFF TOPIC
Hi Lotusblume,
"Dann sind wir bald in Mariental. Ein echt verschlafenes Nest. Und wie wurde Mariental hier im Forum so schön beschrieben: Es ist zwar nicht der Arsch der Welt, aber man sieht ihn ein bisschen. Wir sehen keine Leute, keine Tiere nichts. Wir finden das Mariental Hotel, auch hier niemand…setzen uns an den Pool und warten, ob noch jemand kommt. Tatsächlich werden wir deutschsprachig empfangen und bestellen kühle Getränke. Es ist Mittagszeit und unerträglich heiß, kein Wunder, dass niemand im Freien ist…nur die blöden Touris müssen stören. Der Garten des Hotels ist ein Kuriosum." (es folgen 2 Fotos)
entweder hast Du damals Maltahöhe und Mariental verwechselt (Mariental ist eine richtige "Stadt") oder Du sprichst wirklich von Mariental... Burschi aber von Maltahöhe ;-)

VIele Grüße
Christian
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04 Jun 2019 10:08 #558008
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  • Lotusblume am 04 Jun 2019 08:01
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OT
........................
Hallo Christian,
ups, danke. Dann muss ich wohl meinen RB von 2013 noch ändern :blush: :blush: wir waren in Maltahöhe in demselben Hotel wie Burschi.
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04 Jun 2019 14:08 #558024
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Guten Tag Burschi,
auch wir planen die voraussichtlich letzte Fahrt nach NAM für 2020, dann mit unseren Enkeln, damit sie nachvollziehen können, wovon wir all die Jahre geschwärmt haben und was sie nur aus den Fotobüchern kennen.
Wir haben nur die Veränderungen der letzten 10 Jahre registriert, und das ist u.E. schon gewaltig!
Deine Sicht kann ich absolut nachvollziehen!

Gruß Piscator

P.S. Auch wir haben von Anfang an das PRH in Swakop gebucht. Dein Foto zeigt wahrscheinlich den Raum "Bamberg", den wir auch immer buchen.
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05 Jun 2019 06:42 #558079
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Guten Morgen,
wir haben Maltahöhe am frühen Morgen verlassen und über Mariental und Stampriet das schöne Auob-Tal angesteuert. Hier sollte unser nächster etwas längerer Aufenthalt sein. Zunächst aber waren wir überrascht, statt des grünen Streifens im Tal viel Schwarz zu sehen. Außerdem hingen dichte Rauischwaden im Tal, die nicht von den fahrenden Autos herrührten. Hier im Tal wird teilweise intensiv Holzkohle produziert. Die größeren Büsche und Bäume werden abgeholzt und in Fässern zu Holzkohle verschwelt. Große Halden mit prall gefüllten Säcken zeugen von diesem Zubrot, dass sich die Farmer verdienen, weil sie wegen der anhaltenden Dürre teieise ihren Viehbestand drastisch reduzieren mussten. Darüber kann man natürlich diskutieren der Farmer braucht Geld um zu Überleben, muss vielleicht auch einiges Landentbuschen, bei uns wird dann gegen Grillkohle aus Afrika protestiert. :( :huh:
Ich hatte hier drei Tage im Tal eingeplant, denn hier war ein Schwerpunkt der Recherchen für das Buch und ich wollte mich bei den Unterstützern nochmals bedanken. Wir verbrachten unsere Tage in der Auob Country Lodge. Wir hatten das Haus Nr. 10, das einzige allein stehende Häuschen. Ansonsten sind immer mehrere zusammen gebaut, bzw, einige Zimmer sind auch im 1. Stock.



Die Zimmer sind alle sehr sauber, schön mit allem Notwendigen eingerichtet. In der Mitte der Anlage ist ein großer sauberer Pool, den ich immer gerne nutzte und die Lodge verfügt über eine Lappa fürs Abendessen (Büffet) und ein Restaurant und Bar.




Das Management und das Personal ist sehr freundlich und hilfsbereit, das Essen sehr gut. Nach dem Abendessen gibt es noch Gesang durch das Personal. Am Abend und bei Bedarf am Morgen werden Gamedrives angeboten, die in den roten Dünen stattfinden.


Die Tierwelt ist durchaus reichlich: Giraffen, Oryx, Springböcke, Wasserböcke, Impala, Gnus, Löffelhunde, Erdmännchen, Klippschliefer, usw. Der Abendgamedrive schließt mit einem Sundowner auf einer roten Düne.


Doch nicht immer sind alle Gamedrives gleich. Was ist auf folgendem Bild zu sehen?


Richtig! Giraffen! :laugh: Und Touristen! :woohoo: Und so nahe an den Giraffen dran! Super! :woohoo: Aber eben doch falsch gemacht vom Guide! Was? Die Giraffen stehen von uns aus in schönem Licht. Die Touris im abgelichteten Auto aber fotografieren gegen die Sonne, das heißt, sie haben auf den Bildern die Spezies "Schwarze Giraffe". Für ein Sonnenuntergangs-Silhouttenbild ist es noch zu hell, für schöne Bilder der Standort schlecht gewählt. Unser Guide - mit 30 Jahren Guide-Erfahrung - hatte da einen besseren Standort gewählt. Aber für Ersttäter am ersten Abend mag das nicht entscheidend sein.
Und damit wäre ich bei dem ABER von dieser Lodge. Am ersten Tag genossen wir mit fünf anderen Touristen einen wunderschönen Tag in aller Ruhe, mit einer ausgiebigen Wanderung in den Dünen am Morgen und einem schönen Gamedrive am Abend. Am nächsten Tag wendete sich das Blatt. Die Lodge hat etliche Zimmer und kann locker einen oder auch zwei Busse aufnehmen. Am 2. Tag kam ein Bus mit 30 Italienern an. Nichts gegen Italiener, aber in einer sooo großen Zahl! :evil: :woohoo:
Aber irgendwie taten sie mir auch leid. Sie waren am Morgen in Windhoek angekommen und noch am selben Tag bis zur Auob Lodge gefahren (378 Bus-km!). Ankunft 16.00 Uhr. Koffer auf die Zimmer, 16.30 Uhr Gamedrive in drei Fahrzeugen (Sie haben nicht mal die Hälfte der Tiere gesehen wie wir am Vortag!) 18.30 Uhr Rückkehr, 19,00 Uhr Abendessen. Nächster Tag 5.30 Uhr aufstehen, 6.00 Uhr Frühstück, 6.30 Uhr Abfahrt bis Ais Ais (547 Bus-km!) :evil: :woohoo: Ja, so kann man Namibia auch erleben! Dass sie zwischendurch in den kurzen Pausen einen äußerst lebhaften Meinungsaustausch betreiben mussten, ist ja fast verständlich.
Als ich am nächsten Morgen vor der Weiterfahrt mich dem Sonnenaufgang widmete. Waren sie schon wieder auf der Piste.


Also, bitte merken. In der Ruhe liegt die Kraft und auch die Freude am Erleben.
Schönen Tag:
Euer Burschi
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Letzte Änderung: 05 Jun 2019 13:49 von Burschi.
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