THEMA: Selber oder „mitfahren“?
18 Mär 2012 16:40 #228581
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  • wernerbauer am 18 Mär 2012 16:40
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oder muss aller Anfang schwer sein?

In dem ¾ Jahr, in welchem ich hier mitgelesen habe, habe ich zu meinem Erstaunen gelernt, wie viele Erstlings-Selbstfahrer es gleich „zünftig“ angehen wollen und auch nicht mehr total einfache Campingtouren selber machen (wollen), ohne irgendeine Vorerfahrung mit sowas zu haben, von Kampieren bis Allradfahren. Daher:
Welche Route, welches Auto, wie ausgestattet, ist auch Werkzeug da, sind die Reifen richtig und i.O., Wasser und Spritkanister ausreichend, Abschlepp oder Bergeseile vorhanden und passender Haken? Welche Versicherung, welcher Selbstbehalt, welcher Routenausschluss, welche Karte oder Navi? Wo buchen und verdammt: warum antworten die nicht und habe ich jetzt eine Buchung oder keine? Bis zu den Basics: Wie Reifen wechseln, wo Kaffee und welches Wasser trinken ……und wo (sogar wie!!!) auf’s Töpfchen gehen, wo da in der Nacht doch die bösen Tiere sind.….??

Viele der organisatorischen Probleme sind echt, manche entspringen eher einem gesteigerten Sicherheitsbedürfnis. Die, die obige Frageliste nicht abarbeiten, vertrauen dann (unbewusst) auf Glück und hilfreiche Geister unterwegs. Daher Hut ab vor allen Erstlingen, die sich da durchkämpfen und die Reise auch wirklich durchführen und Respekt an die Forumsmitglieder mit Erfahrung, die das alles mit Engelsgeduld beantworten und sich auch öfters mal als „Gratisreisebüro“ missbrauchen lassen.
Aber, ist das wirklich für jeden notwendig und sinnvoll und wäre es für Manche nicht klüger bei den Touranbietern etwas Passendes zu buchen? Für die Unternehmungs- und Abenteuerlustigen ist Letzteres natürlich keinen Gedanken wert, da ist das Erfolgserlebnis beim Selbermachen schon das halbe Reiserlebnis. Aber bei denen, die nicht so gestrickt sind, trübt wohl auch der ganze Aufwand und hin und wieder auch die Verunsicherung (die in vielen der Anfragen hier durchkommt) das Erlebnis ein bisschen. Wahrscheinlich "müssen" sie aber (mehr als sie wollen) selber fahren, weil sie eben keine (Klein-)Gruppen- oder Overlandertour oder Lodgetour machen wollen und eben (möglichst) alleine sein wollen. Ich nehme an, dass es doch wohl auch Reiseveranstalter gibt, die Campingtouren auch mit nur zwei Personen durchführen, diesem Interessentenkreis aber nicht bekannt sind. So was wird schon etwas mehr kosten (aber auch nicht unbedingt 200 – 300 € ppT), aber es gibt auch viele Vorteile: Sich um nichts kümmern zu müssen, heißt auch viele Tage für die Planung erspart und zwei bis drei Tage vor Ort gewonnen zu haben; auch die Buchungen in den NP kriegen, weil die Profis dabei bevorzugt werden (das unterstelle ich mal); das Wissen des Guides über Land, Leute und Natur…….. kein eigenes Sat-Telefon brauchen….. Und wenn es dann die einzige Reise dieser Art bleibt, war sie total entspannt, weil immer beaufsichtigt und (subjektiv gefühlt) sicher. Und wer auf den Geschmack gekommen ist, hat dann schon einen Startvorteil für die nächste, dann Selbstfahrerreise.

Da dieses Angebot meistens nur „auf Anfrage“ ist, glaube ich, dass es für viele Erstlinge in der Entscheidungsfindung hilfreich wäre, wenn die hier im Forum versammelten Profis das ein Mal etwas ausführen würden. Also: Gibt es ein Campingtourangebot für auch nur zwei/drei Personen, welches zwischen „Overlanding“ und „guided tours“ liegt, und mit welchen Kosten pro Person und Tag ist da bei zwei Personen etwa zu rechnen? Bin gespannt,
Grüße Werner
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18 Mär 2012 17:19 #228594
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  • beate am 18 Mär 2012 17:19
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Hallo Werner,

Du hast in vielen Punkten recht. Aber ich bin doch der Meinung, wer es sich nicht zutraut, allein zu fahren, und/oder wer weiss, dass er 2 linke Daumen hat, der wird eine solche Tour bestimmt nicht in Eigenregie machen. Der wird dann doch eine Kleingruppe bevorzugen. Und um diese zu finden, muss man eigentlich nur ein bischen googeln.

Auch wir haben unsere erste Tour, damals nach Namibia, ohne Vorkenntnisse der Gegebenheiten in Namibia alleine durchgeführt, aber mit Hilfe eines Reisebüros die Eckpunkte geplant. Und wir wissen, dass wir beide handwerklich fit sind, sodass nicht viel passieren kann. Und eine Vorabinformation, nicht nur im Forum, sondern auf allen Seiten, die man findet, ist immer nötig. Aber, wie gesagt, das wird jeder Erstling schon von sich aus machen.

Gruss Beate
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18 Mär 2012 18:14 #228610
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  • jaw am 18 Mär 2012 18:14
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Hallo Werner,
ich empfehle das ja sehr häufig bei den Erstlingsanfragen hier im Forum.
Es ist ja noch viel mehr was da dran hängt.
Wenn ich mir anschaue, was hier einige nach Rückkehr so an Unwissen im Forum wiedergeben, da denke ich oft, die hätten von einer Tour mit einem Guide, der alles erklärt und viele Fragen beantworten kann, sehr viel mehr von der Reise gehabt.
Wer nicht per se das Abenteuer, selbst alles gemacht und organisiert zu haben sucht, dem sollte eine guidet Tour eine lohnende Alternative sein. Es ist gut angelegtes Geld.
Damit hat man auch alle Hummeldumm-Probleme mit Mitreisenden los, man reist nur mit eigener Manschaft / Familie. Und wer überlegt, 2 Hilux o.ä. zu mieten, der kann mit so einer Tour im geeigneten Fahrzeug sogar ohne nennenswerte Mehrkosten rauskommen, da er statt 2 Fahrzeugmieten nur ein Auto + Fahrer braucht. Die Ausrüstung ist meist besser und die Erfahrung des Guides bringt die Reisenden an Plätze, die er ohne wohl kaum gefunden / aufgesucht hätte.

Jetzt kommt das Aber: Von allen meinen Bekannten die solche Touren als Guide fahren oder organisieren höre ich: Namibia hat einen eklatanten Mangel an fähigen Guides. Naja und die guten fahren dann auch evtl. lieber einen Bus mit 20- 30 x Trinkgeld als eine 2er oder 3er Gruppe. Deswegen ist das auch so ein Nebenangebot geworden.
Die Kosten sinken mit steigender Zahl der Mitreisenden. Es gibt Touren mit eigenen ausgerüsteten Fahrzeugen oder aber es werden "normale" Mietfahrzeuge benutzt. Letzteres ist billiger, aber nicht ganz legal, weil die Bestimmungen über kommerzielle Personenbeförderung (besonderer Führerschein, Notausstiege am Fahrzeug, jährlich NATIS-Check) umgangen werden. Daher lautet der Mietvertrag auch auf den Kunden mit allen Haftungsrisiken.
Ich empfehle Touroperator mit eigenem Fahrzeug. Da gibt es verlängerte Defender oder Landcruiser für 6-8 Personen bequem, Trailer für die Ausrüstung etc. Hohe Geländegängigkeit plus erfahrener Offroad-Fahrer, der oft und gerne dann auch Fahrhinweise gibt.
Ich denke, dass dies bei 2 Personen mit 300-350€ p.P. inclusive Essen, alkoholfreie Getränke etc. abgehen dürfte. Mehr Mitreisende senken den Preis, weil sich die Fixkosten ja besser verteilen. Rechnet das auf Mietwagenkosten, Buchungen und alles drumherum um dann werdet ihr sehen, dass es nicht billig, aber sicher auch nicht so teuer ist, wie eine Lodgetour o.ä., was man mangels Zutrauen evtl. als Alternative machen würde. Und den Mehrwert kann man natürlich auch schlecht beziffern.
Viele Grüße
jaw
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18 Mär 2012 19:03 #228620
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Mir haben die Leute immer leid getan, die da mit Guide und Fahrer durchs Land geschaukelt werden. Es gibt einfach nichts beeindruckenderes, als mutterseelenallein zwischen all den Tieren rumzukurven, Zeit zu haben, und keinen Fremden im Nacken der einem den ganzen Tag die Ohren vollquatscht. Lieber weiß ich nichts vom Brunftverhalten der Elefanten und deren Höhe Breite und Länge. Namibia und Südafrika sind easy wenn man seine eigenen Grenzen kennt. Man kann wochenlang Spaß haben und jede Menge Tiere hautnah erleben ohne daß man je einen Macho-4x4 braucht.
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19 Mär 2012 01:53 #228649
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Die Guides (oder zumindest der Guide, mit dem ich meine erste Afrika-Tour gemacht habe) haben ein ähnliches Problem, wie die Selbstfahrer, die absolut krasse Tagesetappen planen, weil hat alles in 14 Tage gepresst werden muss. Da wird genauso viel zu schnell gefahren, nach 8 Stunden auf der Pad muss der Fahrer auch noch kochen. Ganz besonders auf den von jaw erwähnten 6-8 Personen-Touren ist das für den Fahrer extrem stressig! Dann wird auch mal schnell ein Campingplatz umgebucht (im bequemen Büro in Kapstadt erscheinen die 2 Stunden fahrt mehr ja lächerlich zu sein), irgendwo gibt es keinen Diesel, ...

Wenn dann noch bis um Mitternacht der Guide als Vermittler und Psychologe zwischen den Hummeldumms gefragt ist, dann fahre ich lieber selber... Und zwar auf einer Strecke, die vernünftige Tagesetappen hat!

Phil
Meine Reiseberichte aus Afrika, Thailand, Kambodscha, den Philippinen und von Kreuzfahrten mit der AIDA: www.philippschaeufele.de
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19 Mär 2012 05:26 #228650
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  • kowo am 19 Mär 2012 05:26
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Hallo Werner,

du hast sicher mit den meisten Punkten total recht. Es gibt für mich zwei ganz wichtige Punkte die man aber bei der Planung Selbstfahrer/Tour beachten sollte:

1) Namibia ist auf 99,9% der von der Mehrzahl der Touristen befahrenen Stecken einfacher zu befahren als Berlin, Hamburg oder München! Hier wird nach meiner persönlichen Auffassung immer etwas viel Butter aufgetischt, damit das Abenteuer auch echtes Abenteuer bleibt. Das fängt bei der Frage des Fahrzeuges an (ganz klar wird hier leider zu oft nach der Maxime bigger is better gehandelt, was ich als ökologisch denkender Teil der Weltbevölkerung oft nicht nachvollziehen kann....und ja wir fahren auch so eine Kiste, aber wir haben sie auch wirklich oft gebraucht) und hört bei der Frage nach dem fünften Ersatzrad auf. Wirklich wichtige Dinge, wie z.B. der Überblick über das Wirrwarr der Notrufnummern, gehen dabei oft unter.

2) Dem gegenüber stehen aber eine unglaublich hohe Anzahl von toten Touristen in jedem Jahr. Denn nur weil eine Gravelroad eigentlich nichts besonderes und per se gefährliches ist (halb Skandinavien war bis vor wenigen Jahren noch Piste), gibt es Dinge zu beachten, die einige eben "übersehen". Und da ist dieses Forum dann hoffentlich doch hilfreich indem es sensibilisiert und auf Gefahren aufmerksam macht, ohne Panik zu schüren.

Gruß aus dem Corolla-Paradies Windhoek
Kowo
Letzte Änderung: 19 Mär 2012 05:28 von kowo.
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