Mit der DC3 nach Selibe Phikwe und zurück.
Es ging ja durch die Presse, dass die PCL und auch andere Kupfer/Nickel-Schmelzer in Selibe (Selebi) Phikwe geschlossen oder heruntergefahren werden, was die Stadt bald zu einer Geisterstadt machen wird. Das brachte mir meinen Besuch dort in den 70ern in Erinnerung.
Ich flog von JHB (damals Jan Smuts) mit Air Botswana oder so ähnlich, jedenfalls nicht SAA, denn die Stewardessen waren schwarz. Das Flugzeug war eine DC3 und obwohl das erst mein zweiter Flug überhaupt war, war mir auch damals bewusst, mit welcher Flugzeuglegende ich da flog. Der Einstieg war ein Aufstieg (die DC3 lag auf einem Heckrad auf) und sobald die Motoren angeworfen waren, war es vorbei mit Konversation.
Selibe Phikwe war keine „gewachsene“ Stadt, sondern das Werksgelände einer erst in den 60ern erschlossenen Mine und Kupfer-/Nickelhütte mit den dazugehörigen Häusern und Unterkünften für das technische Personal und Management (weiß), die schwarzen Arbeiter und die örtliche Verwaltung, ein paar Geschäfte, eine Hotel, das war‘s. Eine Industrieenklave im Busch, keine/kaum Teerstraßen, daher seeehr staubig, nur für Hartgesottene und kein Platz für zu Hüttenkoller Neigende. Die Straßen zur botswanischen „Außenwelt“ oder zur Grenze waren so schlecht, dass die Gesellschaft PKW-Fahrten nur mit „bewährten“ Automarken erlaubte, z. B. Peugeot, alles andere blieb mit Pannen liegen und musste geborgen werden. So wurde möglichst viel eingeflogen, von Ersatzteilen für die Mine/Hütte, bis Fenster und Türen und Schrauben und Konsumartikel. Und das machte die Firmenpiste in Selibe Phikwe zum International Airport…..und die Konsequenz davon war, dass man beim Abflug ZWEI Stunden vor Abflug dort sein musste. Da saß man dann, gemeinsam mit den anderen 30 oder so Passagieren, nach der Passkontrolle in einer Hütte oder im Freien unter einer Zeltplane in brütender Hitze, rauchte eine nach der anderen…..
Für diese Langeweile entschädigte AirBW dann folgendermaßen: Der Rückflug ging über Gaberone und bereits am Weg dorthin flogen wir in eine gewaltige Gewitterfront. Rundum blau/schwarze Wolkentürme, Blitze, das Flugzeug wurde unheimlich durchgerüttelt, sackte ab……ein Flugerlebnis zum Speixxx. Nahe vor Gaberone kam dann die Durchsage, dass der Flughafen dort wegen schwerer Gewitter und Stromausfall gesperrt war und wir in der Nähe in ??????? (vergessen) landen werden, um Passagiere aus- und zusteigen zu lassen. Kaum gesagt, legte der Pilot die DC3 in eine steile Abwärtskurve in ein Tal zwischen zwei Bergrücken, mit gefühlten 30 Grad Seitenneigung, dann sah man eine unbefestigte Piste und dort rumpelten wir d’rauf und kamen (für mich ziemlich nahe) vor Bäumen am Ende der Piste zu stehen. Hohe Schule für Buschpiloten, zumindest für Fluglaien wie mich. Es gab dort kein Gebäude, nur ein im Sturm flatterndes Militärzelt für die Abfertigung der Aus- und Zusteiger und als Wetterschutz. Die Weiterflieger durften auch raus, weil zuerst einige Kleinflugzeuge wegen des Schlechtwetters dringend runter gelassen werden mussten. Diese drehten Warteschleifen und der Sturm war so stark, dass man jedes Mal, wenn ein Flieger in den Wind drehte, hören konnte wie die Motordrehzahl absackte. Nachdem alle gelandet waren, waren wir dran und das war auch höchste Zeit, weil es schon dämmerte. Die DC3 beschleunigte und nach ca. 2/3 der Rollbahnlänge dröhnten plötzlich die Motoren und alles vibrierte entsetzlich weil der Pilot die Maschine wieder abbremste, schließlich standen wir -schon wieder- ziemlich nahe an den Bäumen. Dann kam die Durchsage des Piloten, dass alles i. O. und reine Routine sei, es wäre sich aber nicht ausgegangen und beim nächsten Versuch werde er auf ein Abflauen des Windes warten (hoffen?)….und das klappte dann, wir fegten über die Baumkronen und stiegen ….. und kamen mit ziemlicher Verspätung nach Jan Smuts.
Als ich zwanzig Jahre später wieder in Selibe Phikwe war, habe ich meinen Augen nicht getraut. Da stand eine richtige Stadt, mit shopping malls, Geschäften, Hotels, geteerten Straßen mit Blumenrabatten……was für ein Aufstieg und jetzt das Aus. Sozialpläne gibt es nicht, Khama sagt, dafür fehlt das Geld, aber für Panzer und Kampfbomber hat er es, die Leute tun mir echt leid.
Grüße