THEMA: Entwicklung des südafrikanischen Finanzmarktes
21 Mär 2005 12:30 #3238
  • Michael Iwanowski
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  • Michael Iwanowski am 21 Mär 2005 12:30
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Von der Deutschen Bank erhielten wir heute folgende Übersicht. Vielleicht ist sie für manche Foriker interessant.

Die Finanzmärkte der Schwellenländer waren bis vor kurzem bei internationalen Anlegern noch sehr beliebt. Niedrige Zinsen und vergleichsweise niedriges Wirtschaftswachstum in den etablierteren Ländern hatten sie auch an exotische Plätze getrieben. Im Moment zeichnet sich so etwas wie eine Gegenbewegung ab.

Das zeigt sich an den Börsen, den Rentenmärkten und auch am Devisenmarkt. Allerdings in unterschiedlicher Ausprägung. Denn während die Aktienmärkte in Mitteleuropa und der Türkei deutlicher nachgeben, markierte der südafrikanische Markt noch am Donnerstag ein neues Allzeithoch von 13.703,85 Punkten im FTSE/JSE Africa All Shares Index.

Währung und Rentenmarkt in der Defensive ...
Dagegen befinden sich der Rentenmarkt und auch die Währung des Landes deutlich in der Defensive. Die Rand-Staatsanleihe mit einer Restlaufzeit von zehn Jahren und einem Kupon von 13,65 Prozent hat in den vergangenen Tagen 3,7 Prozent ihres Wertes verloren, die Rendite ist von 7,67 Prozent im jüngsten Tief auf zuletzt 8,25 Prozent gestiegen. Der mittelfristige Abwärtstrend bei der Renditeentwicklung scheint gebrochen zu sein.

Die Währung befindet sich neuerdings gegen den Euro in der Defensive. Waren zu Beginn des Monats noch 7,7 Rand nötig, um einen Euro erwerben zu können, so sind dafür inzwischen mit 8,18 Rand rund sechs Prozent mehr nötig. Alleine am Donnerstag verliert die Währung ein halbes Prozent.

Damit scheint der Rand gegen die europäische Einheitswährung nicht nur eine Art von „Top-Bildungsphase” abgeschlossen zu haben, sondern sie arbeitet auch an der Überwindung des im Jahr 2002 etablierten Aufwertungstrends und der seit einem halben Jahr andauernden Konsolidierungszone zwischen 7,6 und 8,2 Rand je Euro. Beides würde eher gegen als für die Währung des Landes sprechen.

Hintergrund ist nicht nur die sich immer mehr abzeichnende Risikoaversion der Anleger und die damit verbundene Neigung, bisher auf dem Buch erzielte Gewinne zu realisieren. Sondern gleichzeitig läuft in Südafrika offensichtlich auch der Konsum heiß. Nach sechs Zinssenkungen seit dem Jahr 2003 befindet sich die Stimmung der Konsumenten auf oder nahe an einem Rekordhoch. Das reduziert zusammen mit dem hohen Ölpreis vorerst die Aussicht auf weitere Zinssenkungen.

[b]... weiteres abhängig vom Konsum im Lande und der Zinsentwicklung in Amerika[/b]

Die Aussicht auf weitere Zinssenkungen waren jedoch in den vergangenen Monaten genau das gewesen, was die Finanzmärkte des Landes so beflügelt hatten. Denn sinkende Zinsen beflügeln die Wirtschaft, führen bei den Unternehmen zu steigenden Gewinnen und machen sie neben den reinen Bewertungseffekten für Anleger immer attraktiver. Gleichzeitig werden auch die Rentenmärkte stimuliert, dort steigen bei sinkenden Zinsen die Kurse und fallen die Renditen.

Alles zusammen genommen hat auch stark die ausländischen Anleger angelockt. Das sie bei einer Investition in das südafrikanische Land auch die Währung kaufen mußten, wurde auf diese Weise auch der Devisenmarkt beflügelt. Ein stärkerer Rand wiederum hatte bisher positive Effekte auf die Preisentwicklung über die sinkenden Importpreise und hielt so den positiven Kreislauf in Gang. Die einzigen die bisher jammerten, waren die rohstoffexportierenden Unternehmen, die mit dem starken Rand zu kämpfen hatten.


Nun stellt sich die Frage, wie lange diese Korrekturbewegung anhalten wird. Das dürfte vom Konsumklima im Lande einerseits und von der Zinsentwicklung in Amerika andererseits abhängen. Sollten die Zinsen in Amerika deutlicher steigen und sollte der Konsum in Südafrika weiterhin florieren, dürfte das die Aussicht auf weitere Zinssenkungen dämpfen und damit auch die Perspektive für die Währung und den Rentenmarkt.
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