Hallo Helmut,
ich stand vor fünf Jahren in Südafrika vor dem selben Problem. Hatte mich schon Monate vorher verrückt gemacht wegen dem Linksverkehr. Ganz unberechtigt war das "Verrücktmachen" auch nicht, denn nach den ersten Fahrversuchen stand ich fast vor dem Aufgeben, aber das ging ja nun mal nicht so einfach, wenn man den Urlaub als Individualtourist geplant hatte.
Horror oder Glück zugleich war der Umstand, dass ich am ersten Tag von unserem Zimmervermieter (einem Deutschen, der in Kapstadt lebt) gleich als "Fahrlehrer" in die City von Kapstadt "gejagt" wurde. Diesen Crash-Kurs musste ich anschließend erst einmal verdauen und habe mich am nächsten Tag dann mit zitternden Knien allein Richtung Kirstenbosch gewagt. Einen Tag später bin ich dann schon allein in der Freitags-Nachmittags-Rush-Hour mitten durch Kapstadt gefahren und fühlte mich schon relativ sicher. Seit diesem Tag habe ich eigentlich keine nennenswerten Probleme mehr gehabt. Als sehr vorteilhaft habe ich übrigens bei unserer ersten Reise in ein Land mit Linksverkehr unseren Automatik-Wagen empfunden. Der Verzicht aufs Schalten entlastet einem in einer solchen Ausnahmesituation schon. Das Umsteigen auf Schalt-Geländewagen in den nachfolgenden Urlauben in Namibia fiel mir dann sogar unerwartet leicht.
Unser Zimmervermieter damals in Südafrika hat mir übrigens einen sehr guten Tipp gegeben, wie man seinen Mitfahrer / seine Mitfahrerin gut ins Verkehrsgeschehen einbeziehen kann. Da es beim Abbiegen häufig zu Problemen kommen kann, solle diese(r) vor einer solchen Situation immer wieder konzentriert aufsagen: links abbiegen - kleine Kurve, rechts abbiegen - große Kurve. Meine Frau hat das damals vorbildlich gemacht und mich manches Mal vor dem falschen Weg bewahrt.
Ich hatte mir im Vorfeld genau wie du, Helmut, recht intensiv Gedanken über alle möglichen und unmöglichen Fahrsituationen gemacht. Was ich aber überhaupt nicht verinnerlicht hatte, war die Tatsache, dass man rechts sitzt und damit natürlich auch links neben sich noch einen guten Meter Auto hat. Darauf hatte ich mich mental nicht eingestellt und hätte um ein Haar bereits auf den ersten Metern beim Fahren vorbei an parkenden Autos einen harmonischen Urlaubsstart verhindert. Auf den ersten Kilometern bin ich sehr oft recht nah an den linken Straßenrand bzw. an all das, was dort gerade so herumsteht, -fährt oder -läuft herangefahren. Irgendwann war das aber dann kein Problem mehr. Aber Glück habe ich sicher schon so manches Mal gehabt.
Durcheinander kommt man übrigens schon mal, wenn man ganz plötzlich auf eine Situation reagieren muss (ein anderes Fahrzeug beachtet die Vorfahrt nicht oder man merkt erst sehr spät, dass man abbiegen muss). Dann verfällt man schnell in die tief im Gehirn eingeprägten Verhaltensmuster aus deutschen Landen. Habe auf diese Weise auch schon mal frontal vor dem glücklicherweise an einer roten Ampel stehenden Gegenverkehr gestanden.
Lass dich nicht entmutigen. Stell dich mental auf die verschiedenen Verkehrssituationen ein, bezieh deinen Partner mit ein, geh dem Stadtverkehr nicht aus dem Weg und rede dir immer ein, dass in einigen Tagen alles völlig glatt läuft. Ich habe auch die Erfahrung gemacht, dass man das Linksfahren nicht wirklich verlernt. Bei unseren weiteren Reisen war ich immer nach äußerst kurzer Zeit wieder voll "drin".
Viel Spaß in Afrika wünscht
Armin