THEMA: Windhoek - Katatura-Rundfahrt
05 Mai 2005 20:56 #4574
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  • Gast am 05 Mai 2005 20:56
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Habe gehört, dass es die Nacobta-Organisation nicht mehr geben soll (Warum eigentlich nicht? Oder ist das nur ein Gerücht?), die bisher immer Stadtführungen durch Katatura mit Einheimischen anbot. Kann mir jemand von euch Tipps geben, wer genauso gute Führungen nach Katatura anbietet? Bin gespannt auf eure Reaktionen.
Gruß Assi
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05 Mai 2005 21:08 #4577
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Hallo Assi,
bist Du Astrid ? - Falls ja, zu Deiner Frage hat Dir swisschees im alten Forum schon geantwortet. NACOBTA gibt es nach wie vor - m.W aber haben die keine Katutura-Touren gemacht. Da gibt es in Windhoek aber das Touristbüro, dass "Face-to Face"-Touren anbietet. Und dann natürlich -wie Chees schon sagte - Carsten Möhle ( und bestimmt auch andere örtliche Reiseveranstalter ). Ich würde so etwas auch nie auf eigene Kappe machen - weniger wegen Sicherheitsbedenken, sondern der Erklärungen und Informationen wegen.
Gruß Joli
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07 Mai 2005 00:09 #4629
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  • Gast am 05 Mai 2005 20:56
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Diese Touren sind wunderbar geeignet, die Rassenprobleme in Namibia zu verschärfen. Ich habe selbst in Kattutura gewohnt, als ich zum ersten mal von solchen Touren gehört habe. Und ich habe auch selbst solche Touren erlebt, allerdings nicht aus der Touristenperspektive. Ich habe keine Ahnung, was der Reiseleite da alles erklärt. Aber ich denke nicht, dass es Informationen sind, die man sonst nicht bekäme. Ich weiß nicht, was die jetzigen Touren alles zeigen. Aber die damaligen Touren gingen gezielt durch die ärmsten Gegenden z.B. derDamara- und Hererolocation. Die Armut der Bewohner wurde absichtlich zur Schau gestellt, was den Bewohnern natürlich nicht angenehm war. Meine Frau, die einen Großteil ihres Lebens in Kattutura verbracht hat reagiert auf dieses Thema recht empfindlich, was ich gut verstehen kann.
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07 Mai 2005 14:07 #4636
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  • Gast am 05 Mai 2005 20:56
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Hallo Friedel,
danke für Deine Antwort. Dergleichen habe ich noch nie gehört - aber wann bekommt man schon die Rückmeldung eines "Betroffenen". Trotzdem möchte ich dem Vorwurf des "Armuts-Tourismus" etwas engegensetzen: man kann sicher über die Lebensverhältnisse in Katutura viel lesen und hören - aber wir Menschen sind nun mal "Augentiere"; nichts geht über den eigenen, unmittelbaren Eindruck des Selbstsehens. Uns wurde die ganze Bandbreite des Daseins in Katutura gezeigt - nicht nur die bitterste Armut. Ich kann nicht sagen, dass dadurch der Rassismus gefördert wird - eher im Gegenteil: wer das gesehen hat, müsste eigentlich für alle Zeiten vom Rassismuswahn geheilt sein. Vielmehr jedoch gab mir zu denken, warum die meisten weißen Windhoeker noch nie in Katutura waren und sich auch mit Händen und Füßen sträuben, diesem Mangel abzuhelfen. - Trotz Deiner Gegenmeinung halte ich daran fest, dass jeder, der von sich behauptet, dieses Land zu lieben, auch mal die Problemzonen des Landes zur Kenntnis nehmen sollte - und zwar nicht nur aus Büchern und Erzählungen.
Sehr nachdenklich.
Joli
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07 Mai 2005 21:02 #4652
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@friedel
Zwar habe ich keine Kataura-Tour gemacht dafür aber etwas ähnliches. Da wurde uns nicht nur die bitterste Armut gezeigt, aber es war trotzdem z.T. beklemmend, aber auch interessant und lehrreich zu sehen.
Aber ich kann die Bewohner auch verstehen, dass sie sich manchmal wie im Zoo vorkommen.

@Joli
Als ich vor dreissig Jahren in Durban gearbeitet habe, wäre keiner von meinen Bekannten, ob Südafrikaner oder Europäer, eingefallen in ein schwarzes Township zu gehen. Das war kein böser Wille, Gesetz, oder Angst. Das machte man einfach nicht.
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07 Mai 2005 22:43 #4654
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  • Gast am 05 Mai 2005 20:56
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eine wirklich interessante Diskussion.
Ich bin zwar kein "Reiseleiter" fahre aber hier und da mit Gästen, die sich für "andere Lebensumstände" interessieren durch Katutura bzw. die Erweiterungsgebiete. Dort, in den sog. Extensions (z.B. Babylon, Onguryangava, Greenwell Matango etc.) trifft man i.ü. die Umstände an, von denen Friedel schreibt, diese seien in "derDamara- und Hererolocation" anzutreffen.

Sieht man vereinzelt grössere Bustouren durch das Gebiet fahren, so könnte man schon versucht sein, der Argumentation des "Zurschaustellens der Armut" zu folgen. Dieser Umstand resultiert aber meines Erachtens hauptsächlich aus dem Umstand, dass eher selten Luxusbusse durch die Strassen Katuturas fahren, was auf den ersten Blick doch ein wenig befremdlich wirkt. Stellt man sich die ganze Situation z.B. in Barcellona auf der La Rambla vor, wo "gaffende Businsassen" dem Treiben auf dem Strassenmärkten zusehen, hat keiner der Bewohner dort oder sonstwo in Europa ein Problem damit.
Wer oder was auch immer "zur Schau gestellt" bzw. angeschaut wird ist zunächst einmal betrachtenswert.
Ich habe eigentlich so gut wie immer das Gefühl und sehe es an der freundlichen Reaktion der Bewohner, dass man sich im Grunde eher freut, "beachtet" zu werden, wenn sich jemand für die Lebens- und Wohnumstände, ja für die Kultur interessiert. Sicherlich mag der eine oder andere eher verwundert dreinblicken, wenn ein Kleinbus mit weißen Insassen an ihm vorbeifährt. Wütende oder beschämte Blicke, wie man nach Friedels Erläuterungen vermuten würde haben wir jedenfalls noch nie "geerntet". Nicht einmal nachdem wir einen Weg durch einen Demonstrationszug von SWAPO- Anhängern vor der Wahl "bahnen" mussten.

Eine unserer früheren Angestellten lebt jetzt in einer Blechhütte in Onguryangava Ext.1, die sie von einer Tante geerbt hat. Sie arbeitet im Moment an drei relativ gut bezahlten Arbeitsstellen in Windhoek und könnte sich sehrwohl eine andere Bleibe leisten. Auf meine Frage, warum sie denn nicht in ein festes Haus umzieht, hat sie mir mal geantwortet, sie fühle sich da, wo sie lebt wohl. Dies sei ihr kleines Reich, überschaubar und sie liebe das geschäftige Treiben, die vielen Kontakte, ihre Nachbarn.

Ich denke wir haben das hohe Maß an Zufriedenheit der Menschen hier, die Gabe sich auch an einfachen Dingen noch erfreuen können einfach zu akzeptieren.
Wir haben auch Dinge einfach "stehen zu lassen" und müssen nicht alles mit unseren westlichen Wertvorstellungen vergleichen.
Dann verändert sich sicherlich auch der bestimmt von den Beobachteten erkannte Blickwinkel, die Perspektive, aus der wir diese Lebensumstände betrachten. Und dann kann man sich erst auf das Einlassen, was man als Aussenstehender, als jemand aus einer gänzlich anderen Kultur stammender sich manchmal so sehnlichst wünscht. Dazuzugehören, das zu verstehen und mitzuerleben was man sieht.
Touren, wie Face-to-face sind dazu natürlich sehr gut geeignet. Aber auch "Bwana Möhles" Touren vermitteln einen sehr sehr guten Einblick in die Lebenskultur des pulsierenden Stadtteils und laden dazu ein "dabei zu sein".

Im übrigen würde ich behaupten,gleichen die Regelümstände Katuturas durchaus derer die in Gesamtnamibia vorzufindenden sind, insbesondere der in den Gebieten nördlich der Etoscha.

Ralph
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