THEMA: Wüstenelefanten: Muss man sie jagenn ?
11 Okt 2008 17:37 #79468
  • Gernot Eicker
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  • Gernot Eicker am 11 Okt 2008 17:37
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michael schrieb:
Liebe Namibia - Fanns,

ich bin Nicht - Jäger und werde es mein Lebene bleiben. Ich weiss, Jagd ist manchmal ökologisch notwendig, ich kenne all die Argumente für die Jagd zu genüge und sie mögen auch objektiv - manchmal - stimmen.

Doch vermag mir jemand zu erklären, weshalb man auf Wüstenelefanten losgehen sollte ?

Hier ein Angebot:

www.kettner-jagdreis...nelefanten.98.0.html

Bitte um Nachhilfe bei der Frage, wieso dies bei Wüstenelefanten notwendig ist.

Vollkommen emotionslos bei dieser Frage...


...und ein schönes Wochenende

Michael

moin,

N E I N , emotionslos bin ich bei diesem Thema nicht!! Ganz im Gegenteil!

Ich bin heute morgen zum Schein auf das Jagdangebot eingegangen. Vorhin erhielt ich einen Anruf aus Österreich. Der Wicht bot mir einen Wüstenelefanten für 20 Tsd.US an! Der sei so billig, weil die Amerikaner den zurückgegeben hätten. Die hätten ja nun grosse Verluste gehabt usw.
Am Montag werde ich ein Fax-Angebot bekommen und es hier posten.
Es geht in diesem Jahr und auch den im nächsten Jahr um Elefanten aus der Concession zwischen Moremi und Savuti, also am Kwai zwischen Mababe und Manckwe. Ich werde auch den Namen des prof-Hunters erfahren, ebenso die Lage des Camps, weil ich gesagt habe, ich käme mit meinem eigenen Fahrzeug.

Bei meinen Reisen kreuz und quer durch Botswana bin ich häufiger mal auf ein Jagdcamp gestossen. Einmal -und das werde ich nie vergessen- fand ich den Platz, an dem das erlegte Zebra \"aufhänge fertig\" gemacht worden war. Das muss ein Schlachtfest gewesen sein, denn überall war Blut. Widerlich!
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11 Okt 2008 19:43 #79471
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  • konno am 11 Okt 2008 19:43
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Biologe hin, 35 Jahre her, Jagd an sich ist nun mal in der modernen Conservation Science als notwendig anerkannt und Südafrika (Region KwaZulu-Natal) ist weltweit anerkannt. Wer Afrikanische Staaten schimpft, dass sie sich die Elefantenpopulation kleinhalten, der soll auch den Wildverbiss in Deutschland und Bären im Garten zulassen (was ich persönlich begrüssen würde !) man muss die Dinge immer im Verhältnis sehen.

Nun zum Thema und ein Zitat von Googlemeier: Wüstenelefanten in Botswana ? Da scheint mir ja ein ganz findiger Geschäftsmann am Werk zu sein. Nicht schlecht ! :)
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12 Okt 2008 11:48 #79486
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  • jaw am 12 Okt 2008 11:48
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Dirk schrieb
Das Hauptproblem liegt in der zunehmenden Einschränkung der Lebensräume durch den Menschen. In Botswana kommen noch die völlig nutzlosen Veterinärszäune dazu. Die sind in ihrem (Schwach-)Sinn dank EU nochmal ein anderes Thema. Aber, sie schränken auch die Möglichkeit der Tiere ein, ihren natürlichen, saisonalen Wanderungen zu folgen. Somit sind sie auch ein Grund für die Überweidung.

Inka schrieb
Warum gibt es denn Überpopulationen in den Nationalparks - warum werden denn die Elefanten zum \"Problem\" - sie werden auf kleinen Territorien eingesperrt (Veterinärzäune etc.) und haben kaum die Möglichkeit ihre alten Wanderwege zu nutzen. Könnten die Tiere ihr normales Verhalten zeigen….
So ist das also. Wir sperren z.B. mit Wildzäunen an der Autobahn jede Wanderung aus, drücken die scheuen heimischen Hirsche mit unserer Wander-, Jogging und Pilzsuchwut bis tief in die Nacht in dichte Bestände, wo sie dann gezwungen sind, von Baumrinde zu leben. Unsere Forstbehörden drängen dann auf massive Reduktion der Schadwildarten Rothirsch und Reh (Im Agrarbereich gilt dies für die Wildschweine genauso, die in den immer größeren Monokulturen Schäden anrichten)….

Aber in Afrika
- wo nicht jeder seine Minimalunterhalt dank Sozialgesetzgebung sicher hat
- wo es keine Entschädigungen aus der Viehseuchenkasse gibt
- wo nicht mal jeder gesichert jeden Tag satt zu essen hat
- wo viele Existenzen buchstäblich vom Überleben der eigenen Viehbestände oder dem eigenen Ackerbau abhängig sind

da sind Veterinärzäune Schwachsinn und sollen die blöden Einheimischen doch sicherstellen, dass Elefanten wie früher wieder ihre großen Wanderungen machen können, egal wie viel Schaden dabei entsteht.
Während bei uns die Zahl der Menschen abnimmt, ist sie dort steigend. Nicht nur mehr Köpfe wollen aber ernährt werden sondern drängen auf etwas Wohlstand (Komplette Familien haben im Ganzen Jahr oft bei weitem nicht das, was ich für mein letztes Flugticket bezahlt habe…)

Welche europäische Arroganz.


Und genau diese Arroganz wird die letzten Biotope auch noch zerstören. Wir können aber erreichen, dass die einheimischen Menschen begreifen, dass durch Tourismus, aber auch durch Jagd eben mehr verdient werden kann, als durch Zerstörung der Biotope. Trotzdem ist es heute auch in Namibia oder Kenia nicht immer leicht, den Bestand zu erhalten, wenn landlose und Kommunal-Farmer in die Nationalparks drängen oder dort Flächen zur Heuernte erst roden und dann regelmäßig mähen.

Mich regt diese Arroganz auf.


Dirk schrieb:
Die angebliche \"Regulierung\" durch Trophäenjagd ist m. E. nur vorgeschoben, um das \"dicke Geldverdienen\" zu rechtfertigen. Es geht nur ums Geld! Den Behörden und Farmern das Geld, dem Volk das Fleisch.
Völlig richtig: Zur Bestandregulation wird auch von Naturschutzvertretern im Südlichen Afrika immer wieder vorgeschlagen komplette Kuhherden abzuschießen. Das wurde in Etosha einmal gemacht, der zugehörige Schlachthof befindet sich im westlichen, nicht touristen-zugänglichen Teil). Südafrika hat es auch schon mal versucht: Einige von Euch können sich sicher an die Schlagzeilen über abgeschossenen Elefantenbabies etc. erinnern. Weil das Echo darauf so negativ war und „heimlich“ nur Einzelabschüsse möglich sind wird die ökologisch bessere Variante in Namibia nicht einmal mehr ernsthaft diskutiert.



Gernot schrieb:
Einmal -und das werde ich nie vergessen- fand ich den Platz, an dem das erlegte Zebra \"aufhänge fertig\" gemacht worden war. Das muss ein Schlachtfest gewesen sein, denn überall war Blut. Widerlich!

Meint ihr etwa, die Tiere in unseren Schlachthäusern oder Metzgereien sterben unblutig oder werden nicht hängend zerlegt? Was soll so eine Polemik, wenn man vorgibt sachlich über ein Thema diskutieren zu wollen???

Schönen Sonntag

jaw
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12 Okt 2008 14:19 #79492
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@ jaw

Na ja, dass die Veterinärzäune dazu da sind, das Vieh der Hunger leidenden Bevölkerung zusammenzuhalten, ist mir wirklich ganz neu. Bisher habe ich immer gedacht, dass sich die (überwiegend weißen und nicht Hunger leidenden) kommerziellen Farmer dadurch gegenüber den kommunalen (schwarzen) Farmgebieten und Naturschutzbereichen abgrenzen, um die Übertragung von Viehkrankheiten zu verhindern, um so Exportgenehmigungen für Fleisch nach Übersee zu erhalten. Das dürfte wohl weniger den Mägen der Hunger leidenden Bevölkerung als den Portemonnaies der Farmer zugute kommen. Aber vielleicht habe ich das ja auch nur falsch verstanden.

Gruß
Armin
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12 Okt 2008 14:56 #79495
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jaw schrieb:

\"Nicht nur mehr Köpfe wollen aber ernährt werden sondern drängen auf etwas Wohlstand (Komplette Familien haben im Ganzen Jahr oft bei weitem nicht das, was ich für mein letztes Flugticket bezahlt habe…)

Welche europäische Arroganz.

Und genau diese Arroganz wird die letzten Biotope auch noch zerstören. Wir können aber erreichen, dass die einheimischen Menschen begreifen, dass durch Tourismus, aber auch durch Jagd eben mehr verdient werden kann, als durch Zerstörung der Biotope.\"

Mir ist durchaus bewusst, dass es schwierig ist Agrarwirtschaft und Tourismus/Nationalparks unter einen Hut zu bekommen , auch ist mir bewusst mit welchen Schwieirgkeiten die Bevölkerung zu kämpfen hat!

Ich denke aber, dass der Jagdtourismus nicht unbedingt groß dazu beiträgt, dass es der Bevölkerung besser geht - ich glaube kaum, dass viel von den 25000 US$ für einen abgeschossenen Elefanten bei der Bevölkerung landet, da die meisten Jagdfarmbesitzer wohl Europäer oder zumindest europäischen Ursprungs sind, oder?

Ich bin einfach gegen die touristische Trophäenjagd, da ich es nicht verstehen kann, wie man aus lauter Spass an der Freude Tiere abschlachten kann - und das hat nichts mit Ernährung zu tun!

Trotzdem schönen Sonntag
Inka
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12 Okt 2008 15:30 #79497
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  • Matou66 am 12 Okt 2008 15:30
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@jaw u.a.

Das Einzige, was ich mir hier anmaße, ist bestimmt keine Arroganz gegen die massiven Überlebensprobleme, denen sich die meiste Bevölkerung in Afrika ausgesetzt sieht.
Was ich mir „anmaße“, ist Unverständnis gegen „Drauf-Hau-Plattituden“, die hier manchmal zu Tage treten.
Ich sage ja auch nicht, dass das, was ich denke und schreibe, das einzig Wahre ist. Jeder soll seine Meinung haben.

Bitte immer sachlich bleiben :) ! Sachlichkeit hat nichts mit Polemik zu tun. Nur sachlich können wir weiterreden.

Veterinärzäune können Elefanten nicht aufhalten. Die treten die Pfosten einfach um. Kann man vermehrt auf den kommunalen Farmländern westlich des Etoshas sehen. Selbst, wenn die Zäune 5m hoch sind.

Die Vet-Zäune sind v.a. gegen die Verbreitung von Tierseuchen gedacht. Die Kontrollen und Desinfektionsmaßnahmen an den Zäunen erscheinen aber oft lasch oder finden gar erst nicht statt. Der verstärkte Ausbau der Zäune war u.a eine Forderung der EU, damit das Rindfleisch aus BOT nach Europa transportiert werden kann! Ohne Kommentar.

Ferner sind Rinder nicht das, was man unbedingt eine \"geeignete Farmtierart\" für aride Regionen nennen könnte. Dort ist Rinderhaltung keine langfristige oder nachhaltige Option, weil das Land nach und nach völlig zerstört wird (zu große Herden; Kühe brauchen viel Wasser und Weideflächen). Wildtierfarmen sind eine Alternative, weil diese Farmen Tierarten züchten, die insgesamt besser mit den örtlichen Gegebenheiten klarkommen können. Das aber auch nicht ewig, wenn’s nicht regnet. Aber besser als Kühe.

Tierseuchen, wie die Maul- und Klauenseuche oder Anthrax, verbreiten sich idR. über das Vieh, nicht über Wildtiere. Ähnlich der Vogelgrippe, die nicht durch Wildvögel \"vom Himmel fiel\", sondern nachweislich initial durch verseuchtes Hühnerfutter (bestehend aus geschredderten und getrockneten Schlachtabfällen!) aus Asien ausgelöst wurde.

Wildzäune an den stark befahrenen europäischen Autobahnen dienen ja ursprünglich nicht dazu, die Wildwanderungen zu unterdrücken (was natürlich in der Folge der Zäune ein echtes Problem ist, wie z. B. bei der Verinselung autochthoner Rothirschbestände).
Die Zäune sollen schlicht Unfälle vermeiden, oder nicht? Mittlerweile werden mehr Wildbrücken gebaut, die auch von den Tieren benutzt werden.

Zum Thema \"scheues Wild\" in Europa und anderswo:
Das Wild in Europa scheu sein soll wegen der Freizeitnutzung, ist eine Ansicht, die sehr verbreitet ist. So versuchen, nennen wir sie „spezielle Interessengruppen“, die z. B. in Deutschland weniger als 0,5 % der Gesamtbevölkerung ausmachen, den Wald für sich alleine zu proklamieren. Die anderen 99,5% der Leute sollen am besten schön draussen bleiben. Denn Unbefugte werden sich schon keine Gedanken machen, was im Wald „vor sich geht“. Da viel Wald sog. Staatsforst ist, geht das zum Glück nicht so einfach mit dem \"Aussperren\". Denn der Staatswald gehört quasi uns allen.

Einer der Hauptgründe für die Scheuheit von Wild ist hoher Jagddruck. Bei uns wie anderswo. Normalerweise sind Megaherbivoren wie Hirsche und Rehe tagaktiv. Und, da nicht blöd, können Sie eine Gruppe lärmender, eher harmloser Freizeitmenschen deutlich von einem bewaffneten Jäger unterscheiden. Wenn sich z. B. eine lautere Gruppe Fahrradfahrer nähert, drücken sich die Tiere ins Gebüsch. Kaum, dass \"die Gefahr\" vorüber ist, kommen die Tiere auch schon wieder raus.

Dann müßte ja auch das Wild in Afrika scheuer sein, wenn die Freizeitnutzer in der Natur das Wild scheu machen. Komischerweise interessiert das einen Elefanten oder eine Impalaherde im Campsite eines NP nicht die Bohne, ob Du da rumspazierst (bitte immer gegen den Wind und beim Ele nicht ausprobieren;) !), rumhockst oder frühstückst.
Auf den Farmen, wo gejagt wird, ist das Wild oft viel scheuer, als auf denen, wo nicht gejagt wird. Das kann jeder schnell an der größeren Scheu der Tiere vor den Safarifahrzeugen merken. Obwohl meist behauptet wird, es würde nicht vom Auto aus geschossen.

zu Farmer drängen in NP:
Warum? Weil sie z. B. in SA und NAM von der Regierung weitgehend im Stich gelassen werden. Es sind kaum Leute da, die ausbilden können, keine Ressourcen oder Geld dafür vorhanden. Niemand zeigt, v.a. den neuen Landbesitzern, wie sie effektiv wirtschaften und langfristige Erträge erzielen können. Da ihr Land dann nicht mehr ausreicht, sind sie gezwungen „auszuweichen“, weil sie auch einfach nicht wissen, ob und wie es anders ginge. Es hat ihnen einfach niemand erklärt.

Ich habe etwas gegen Trophäenjagd, weil sie den Menschen und der Natur nicht dauerhaft weiterhilft. Auch die Ideologie „Tiere und Natur durch Jagd in Wert zu setzen“ ist für mich nicht nachvollziehbar, weil sie nicht nachhaltig erscheint. Nachhaltigkeit sieht anders aus. Wir sind einfach nicht mehr im Mittelalter und es gibt sicher andere, elegantere, d. h. einfach langfristigere Ansätze.

Das meiste Geld kommt bei den Menschen in den Dörfern leider nicht an. Woher ich das weiß? Weil wir uns mit den Leuten (Farmer, Arbeiter, Lodgebesitzer, Lodgeangestellte schwarz wie weiß) in Kenia, SA, NAM und BOT unterhalten konnten. Alles Länder, die wir schätzen und lieben – inkl. ihrer zweibeinigen Bewohner!

Das es in einem Schlachthaus nicht gemütlich ist, habe ich selber schon begutachten können.
Aber auch hier könnte noch viel gegen unnötiges Leid vor dem Töten der Tiere getan werden.
Im Vergleich zur Trophäenjagd steht hier erstmal das Thema „Nahrung“ im Vordergrund.
Also sind das 2 Bereiche, die durchaus getrennt betrachtet werden können, ggf. sollten.

Grüße
Dirk
Letzte Änderung: 12 Okt 2008 16:08 von Matou66.
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