Liebe Forumleser
Danke Marina für die Eröffnung dieses Themas.
Wir bekommen so viele tolle Reiseberichte mit grandiosen Fotos von Wildtieren zu sehen. Nun möchte ich Euch ein bisschen näher bringen, wo nebst der Wilderei ebenfalls Gefahr für Wildtiere liegt, insbesondere Löwen, Leoparden und Elefanten.
Patti Vaughn ist leidenschaftliche Fotografin und verbringt möglichst viel Zeit in den Parks in Nordtansania. Ihr Name wird später nochmal erscheinen.
Als die Nationalparks in Afrika zwischen den 40iger bis 60iger Jahren gegründet wurden (einige werden auch jetzt noch gegründet) war die Bevölkerung 90% weniger, so dass also Platz für Farmer, Nomaden und Wildtiere war. Die menschliche Bevölkerungszahl stieg, mehr Infrastruktur (Strassen, Strom etc.) wurden gelegt, mehr Land musste intensiv landwirtschaftlich genutzt werden und in vielen Gebieten wurden die Pastoralisten vertrieben. Heutzutage leben immer noch 70% der Wildtiere ausserhalb von Schutzgebieten und dies zum grössten Teil, im Land der Pastoralisten (wovon die Maasais die bekanntesten sind). Viele Parks wurden auch auf “deren” Land angelegt, wobei damals Landrecht noch nicht gross geschrieben war und Besitzurkunden selten waren. Land war ja auch genug da. Der Druck auf Land stieg und stieg, Pastoralisten vor allem in der Nähe von Grosstädten oder leicht erreichbaren Gegenden mit fruchtbarer Erde, verkauften Land oder es wurde für irgendwelche Zwecke genommen.
Da der Druck auf Resourcen wie Wasser und Land immer grösser werden, nahmen auch die Konflikte zwischen Mensch und Wildtieren, aber auch zwischen den einzelnen Stämmen und Clans zu. Verschlimmernd wirken die in immer kürzeren Abständen auftretenden Dürren und das oft schon ausgemergelte Land wird weiter wüstenähnlich.
Die Lebensweise der Nomaden ist teilweise nun sesshaft geworden, was zu vermehrte Ueberweidung, Eindringen in Schutzgebiete (kennt Ihr wahrscheinlich aus der Masai Mara) und mehr Mensch-Tierkonflikten zur Folge hat.
Die Maasais und auch die Samburus lebten und viele leben auch heute noch in Frieden mit den Wildtieren. Klar, Grosskatzen wurden aus Rache getötet, doch brachte das damals den Bestand nicht in Gefahr. Einige Maasais und Samburus sind heutzutage in deren Schutz involviert. Einige sehen, dass es so nicht weitergehen kann, doch das loslassen von der alten Tradition möglichst viele Nutztiere zu besitzen, egal in welchem Zustand, ist so tief verwurzelt, dass selbst Gebildete kaum davon loszubringen sind. Hitzige Debatten ohne Lösung werden dann geführt....
Am 2.1.2015 wurden nahe dem Tarangire Nationalpark 7 Löwen umgebracht. Im Artikel steht fälschlicherweise 6, es sind aber bestätigt 7. 300 Leute von verschiedenen Stämmen umzingelten das Löwenrudel, das den Tsetsefliegen im Tarangire Nationalpark auswich und in besiedeltes Gebiet eindrangen. Ob sie Esel gerissen haben oder nicht kommt in Berichten unterschiedlich hervor. Jedoch sind die Esel für die Pastoralisten weniger wertvoll. Sie grasen auch immer an Strassenrändern ohne Aufsicht und des öfteren passieren Unfälle mit Fahrzeugen. Ein paar Löwen kamen davon, die 7 leider nicht. Ein Augenzeuge berichtete, dass er Menschen selten mit so viel Hass gesehen hätte. Der politische Hintergrund, dass v.a. in Tansania Land für andere Zwecke verwendet werden soll, als für Viehhirten wurde in einem anderen Thread (Vertreibung von Maasai, um Jagdgebiet zu erstellen) hingewiesen. Auch in diesem Fall spielt politische Landnutzung mit - die Leidtragenden sind die Löwen.
www.thecitizen.co.tz...lxeht0z/-/index.html
www.ippmedia.com/frontend/index.php?l=75864
In Kenia sind schon in vielen Gebieten Lichter an den Bomas (Kraals) angebracht worden. Ein Initiant ist David Mascall, der sein Leben Löwen gewidmet hat. Und zwar starteten die Aktionen, nachdem der junge Maasai Richard Turere rausfand, dass Lichter Löwen fernhalten. Er bastelte mit einer Batterie und Fahrradlichtern ein System um die Boma seiner Eltern und es half.
Diese Boma im Bild wurde regelmässig von Leoparden heimgesucht. Seit sie die Solarlichter haben, ist kein Vorfall mehr vorgekommen. Michael Mbithi, der bei Athi River lebt und so froh ist, dass endlich wieder Löwen ins Gebiet gezogen sind, verbreitet ebenfalls Löwenlichter an die Maasais. Das Gebiet ist Teil einer Wanderroute für Tiere aus dem Nairobi Nationalpark, denen die Löwen folgen. Da der Korridor durch extrem schnell hingestellte Gebäude und Blumenfarmen immer enger wird, grasen die Hirten, wo vorher die Löwen unbehelligt jagen konnten. Gras na ja, es ist sehr stark abgeweidet.... und somit verbleiben auch Pflanzenfresser nicht lange und ziehen weiter.
Bei einem durch den WWF finanzierten Projekt, bei dem die Communities 30% und der WWF 70% der Ausgaben berappen, wurden durch Michael Mbithi zwischen Dezember und Januar an 13 Bomas sauberes Licht (Solar) und Lichter an den Bomas installiert - 7 verbleiben noch. Dass die Lichterinstallatoren nicht immer leichten Zugang haben, zeigen die folgenden Bilder von Michael. Ebenfalls Ausschlag für Michaels Taten, war die Tötung von etlichen Löwen vor ein paar Jahren beim Nairobi Nationalpark. Er hielt eine Rede, bat um eine Schweigeminute und stellte jede(n) der getöten Löwen mit Bild und Namen vor. Glaubt mir, es ging mir unter die Haut!
Bei ihrem Besuch im Dezember hatte Patti einige Lichter aus Amerika mitgebracht, wobei leider made in China die erschwinglichsten sind. Diese wurden im Ngorongoro Gebiet unter Michael Mbithi’s Anleitung installiert, wobei gleich jemand in die Arbeit eingeführt wurde, so dass er nicht jedesmal nach Tansania reisen muss.
Es wurde nun auch geredet und das Ergebnis ist die Gründung von Tanzania Lion Illumination Project. Die Webseite, der nun gegründeten Institution ist im Aufbau. In den nächsten Tagen werden etliche Bomas im Tarangire Gebiet mit Lichtern ausgestattet und die Maasais heissen dies Willkommen.
Da oft die Hintergründe verzwickt sind und die Nationalparkbehörden nicht immer so schnell und wie gewünscht reagieren, vermitteln und helfen privat organisierte Institutionen.
Obwohl die Lichter nicht alle Probleme lösen, so bringen sie doch eine Erleichterung. Ich glaube, mit gutem Willen von verschiedenen Seiten, haben die Wildtiere doch eine Chance weiterhin den Planeten Erde mit uns zu teilen.
Derzeit warten wir gespannt auf den Verlauf eines Gerichtsfalles eines durch Interpol in Tansania verhafteten und an Kenia ausgelieferten Elfenbeinhändler....
www.capitalfm.co.ke/...enied-bail-by-court/
Liebe Gruesse
Elvira