THEMA: Olufuko - präkoloniale Kultur oder Kinderheirat
07 Jul 2023 00:03 #669405
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  • Ich will wieder nach Namibia
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  • jaw am 07 Jul 2023 00:03
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Liebe Fomis,
traditionelle Feste wie in Swasiland oder eben auch des Olufuko der Ovambo ziehen jedes Jahr Touristen an, sind aber auch stark in der Kritik. In Namibia wird es von der lutherischen Kirche (ELCIN) als heidnischer Brauch gebrandmarkt und viele feministische und politische Stimmen im Land sehen einen Mißbrauch der Mädchen und einen Verstoß gegen die Verfassung in der Durchführung. Politisch brisant macht die Diskussion dass der "Vater der Nation" und Gründungspräsident Sam Nujoma die Wiedereinführung nach 80 Jahren Pause 2012 aktiv betrieben und bis heute jährlich Schirmherr der Feierlichkeiten ist.
Ich war zwar schon oft im August in Namibia, aber es hat nie wirklich in meine Planung gepasst. Dieses Jahr überlege ich, das Olufuko in Outapi zu besuchen.

Andererseits widerstrebt mir die Verheiratung 12-14jähriger Mädchen zutiefst. Zumal die Schul-Abbruchraten der Mädchen durch die Schulschließungen wegen Corona nochmal stark in die Höhe gestiegen sind. Hauptgrund für den Schulabruch ist weiterhin die minderjährige Schwangerschaft, die 2022 massiv gegenüber den Vorjahren angestiegen ist.
Wie haltet ihr das mit solchen Festen? Olufuko wird auch in Südafrika, Kenya und Ghana gefeiert, bekannter ist das uMhlanga ((Red Dance Festival) in Swasiland (Eswatini), wo sicht traditionell der König auch eine neue Frau unter den jungen und jungfräulichen Tänzerinnen aussucht.
Wie seht ihr das?

viele Grüße
JAW
Gib jedem Tag die Chance, der schönste deines Lebens zu werden (Mark Twain)
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07 Jul 2023 14:35 #669425
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  • lilytrotter am 07 Jul 2023 14:35
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Hallo, jaw,
Klare Sache: Alles was du schreibst ist schon GRUND GENUG nicht daran Teil zu nehmen.

Diese archaischen Traditionen sind ein weites Feld und wir haben in 40 Reisejahren (und insgesamt bummelich 6 Jahren dortigen Aufenthalt) durch fast das gesamte Afrika viele intensive Kontakte zu Familien unterschiedlichster Ethnien und auch Hebammen und Frauenärzten (Geburtsklinik) gehabt: Ein nicht enden wollendes Elend, was die tapferen afrikanischen Frauen erleiden, seit vielen Generationen. Mehrfach hatten wir Gelegenheit/Einladungen zu derartigen Festen und haben nie und werden nie an so etwas teilnehmen. Das hat noch nicht einmal mit Feminismus zu tun, diese z.T. perversen Traditionen sind ganz einfach menschenverachtend und auch die Namibischen Ethnien wünschen sich für ihren Alltag menschenfreundliche Moderne und sind überwiegend stolz auf das, was Namibia mittlerweile ausmacht.
Es gibt vor Ort ein sehr einfaches Argument solchen Einladungen zu entgehen: Es ist gegen den eigenen Glauben. Damit wahrt man immer sein Gesicht und es gibt keine Diskussion.

Nicht ungeschickt angelegt, das Ganze:
Unter dem Mäntelchen von „Kulturhistorischem Brauchtum“ werden die unkritischen Touristen, gierig nach „ursprünglichem" Buntem und auch Kritiker eingeladen, das zu beklatschen was weltweit und auch nach Landesrecht justiziabel ist. Feiert man mit ihnen, macht man sich mitschuldig und fördert den Missbrauch von Mädchen zum Erhalt überkommener Machtstrukturen zur Freude der alten Männer.

Ganz anders ist es, wenn man solche Feste/alte Traditionen „museal“ vorführt, so wie man das historische Leben in den namibischen Living Museums (z.B. LCFN) für sich selbst als Erleben/Nachvollziehen der eigenen kulturellen Wurzeln und als Einnahmequelle für die Touristen nachspielt.

Just my 2cents


Gibt es nicht mittlerweile auch einen Zusammenschluss von Namibiern, die sich gegen dieses unsägliche sog. Brauchtum stark machen und dagegen klagen wollen? Das wäre dann sehr unterstützenswert.
Gruß lilytrotter


Always look on the bright side of life... :-)
Walvisbay boomt
Letzte Änderung: 07 Jul 2023 14:49 von lilytrotter.
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07 Jul 2023 17:44 #669436
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@die geschwängerten Minderjährigen und Teenager.

Ich habe jetzt Nujomas Stellungnahme im „Namibian“ gelesen, was dieses Ritual darstellen soll(te). Wenn man nicht die Länder-, Sach- und Kulturkenntnisse wie Jaw, lilytrotter und die paar anderen „alten Hasen“ (ungegendert :blush: ) hier hat, kann man die „Praxis“ dieser traditionell/kulturellen „Narrative“ nicht beurteilen.

Ich kann es sicher nicht, aber es reicht schon der ganz normale Wahnsinn des Lebens unter desolat/verrohten Bedingungen, eine kulturelle Unterfütterung braucht es nicht mehr.....
Man muss kein Anthropologe sein um zu bemerken, dass mit der „Sexualmoral“ jetziger afrikanischer Gesellschaften i. A. und deren Herren der Schöpfung im Besonderen einiges im Argen liegt. Die (viel zu) frühen Schwangerschaften werden zum Massenphänomen und zwar nicht bloß von der gleichaltrigen Jugendliebe sondern auch von viel älteren Männern. Vom vor der Schule wartenden sugar daddy bis zum Lehrer oder Vorgesetzten, die alle Gefälligkeiten, vom Handy bis zur positiven Note, vergeben …. bis zu Vergewaltigungen in desolaten Lebensumständen, was nicht nur materiell gemeint ist. Vor ein paar Jahren wurde das in RSA noch vehement und offensiv thematisiert, jetzt scheint man sich damit abgefunden zu haben. Vor ein paar Jahren habe ich eine Studie über Botswana gelesen wonach viele Schulklassen wegen zu vieler schwangerer Schülerinnen komplett geschlossen wurden. Dazu noch der ganz normale traditionelle Wahnsinn von Polygamie, ständiges Fremdgehen. .....„Segen des Kinderreichtums“ .

Ca. 2/3 des weltweiten Bevölkerungswachstums in den nächsten 30 Jahren wird in Afrika stattfinden. Davon werden -zig Millionen unterversorgt sein, und bei diesem Trend, auch Millionen UNversorgt. Und dann noch oben drauf, HIV
Grüße
Arrangierte Ehen sollten verboten sein, Eltern bestraft werden….. mM.
Letzte Änderung: 07 Jul 2023 18:14 von tacitus.
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26 Aug 2023 17:05 #672654
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Ist zwar nicht Namibia, aber die gleiche Misere

In Rwanda, teenage pregnancies are rising. The cost is high, analysts say
Previous efforts to combat teen pregnancies were met with success in Rwanda, but that progress has now stagnated.

www.aljazeera.com/fe...s-heavy-analysts-say
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27 Aug 2023 13:40 #672691
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  • La Leona am 27 Aug 2023 13:40
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Ein uns seit Jahren bekannter Angestellter unseres Autovermieters in Johannesburg erzählte uns erst voriges Jahr warum er vor einigen Jahren aus Maputo, Mosambik nach Südafrika emigrierte.

Er will für seine Tochter eine bessere und vorallem sicherere Zukunft. Seine Schwester wurde von ihrem Lehrer geschwängert. Das Mädchen musste mit 14 Jahren ein Jahr von der Schule auferlegt Lizenz wegen Krankheit nehmen. Die Schulleitung wusste und verdeckte diese Schwangerschaften. In der besagten Sekundarschule gab/gibt es mehr als nur einen Lehrer welche solche strafbare Beziehungen pflegen. Der Druck auf die betroffenen Schülerinnen ist derart groß dass juristische Wege von Anfang an aussichtslos scheinen. Der junge Familienvater sah nur eine Lösung: auswandern.
Gruss Leona
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14 Sep 2023 08:32 #673757
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  • phantom am 14 Sep 2023 08:32
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Hi,

ICH, deutscher, seit fast 20 Jahren in Namibia, bin mit einer OSHIWAMBO-Frau (glücklich) verheiratet.

Wir haben auch 2 Töchter, welcher noch minderjährig sind.

Ich war 2012 auch in OUtapi bei OLUFUKO.

Unsere Töchter werden auch durch OLUFUKO "gehen".


Es ist KEIN HOCHZEITSMARKT, ES WIRD NIEMAND DORT VERHEIRATET!
Es ist praktisch wie eine oder 2 "Schulstunden" welche das/die MÄDCHEN LEHREN was ihre Aufgaben, vor allem im HAUSHALT,NACH einer Hochzeit sind!
Vor allem sind dort auch "MÄDCHEN" im Alter von über 20 Jahren anzutreffen!

ES werden dort auch keine Mädchen zu SCHAU gestellt!

In Angola gibt es so ziemlich das gleiche RITUAL, bei welchem aber ein Mann ein kleines Band am das Handgelenk seiner ZUKÜNFTIGEN binden kann.
Wenn die Frau/das Mädchen aber nun nicht den Mann mag, kann SIE das Band abnehmen und ist "FREI".

Auch meine Frau ging durch OLUFUKO und heiratete den PRINZ CHARMING welchen SIE sich ausgesucht hat(te).


In westlichen Augen und mit westlichen Denken sieht meist vieles schlimmer und unverständlicher aus als es in Wirklichkeit ist.

Also,
COOL BANANAS!.
Zum WELT VERBESSERN vielleicht besser in/zur ARABISCHEN WELT, bzw ASIEN schauen/gehen!
*TIPPGEB*
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