THEMA: Empfohlene Impfungen?!
23 Mai 2023 16:13 #667036
  • chamäleon2011
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  • chamäleon2011 am 23 Mai 2023 16:13
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Ich finde euch alle recht mutig, so vollmundig von fast allem abzuraten. Ich selber habe auch nicht alles an Impfungen, was der Threaderöffnerin empfohlen wird, aber durchaus hier und da andere eigene Erfahrungen, was die Norwendigkeit angeht.

Im letzten November ist mein Reisepartner, ein durchaus sehr erfahrener Afrikareisender, im Okaukuejo-Camp im Etosha mitten auf einem gepflasterten Weg von einem Schakal gebissen worden, also nicht abseits der Orte, an denen sich der Durchschnittstourist aufhält.

Dass man bei einem Biss eines tollwütigen Tieres ohne Impfung keine Überlebenschance hat, stimmt so nicht, aber man muss unverzüglich nach dem Biss geimpft werden (Okaukuejo hat aus gutem Grund Serum vorrätig) und es folgen 4 weitere Impfungen, sodass man seine Reiseroute in Folge massiv ändern muss, das heißt Richtung größerer Städte, die Serum und gute Ärzte haben.

Ich habe mich nach dem Erlebnis gegen Tollwut impfen lassen, habe die drei Impfungen gut vertragen und weiß, dass ich im Falle eines Bisses "nur" noch 2 Impfungen mit einem weniger diffizil einzusetzenden Serum benötige und so nicht gleich mein ganzer Urlaub vorüber ist. Mein Hausarzt scheint übrigens wenig geschäftstüchtig zu sein, ich musste ihn fast bereden, mir die Impfung zu verabreichen. Hat letztendlich als Reiseimpfung die Krankenkasse bezahlt und die Arbeit des Arztes wurde mit je ca. 9 Euro pro Spritze berechnet. Als "Geschäftsmann" hat er da ein eher schlechtes Los gezogen.

Gegen Cholera und Typhus kann man sich (glaube ich persönlich) als Tourist recht gut schützen.

Über Malariaprophylaxe lässt sich trefflich streiten, da füllen die passenden Threads hier im Forum auch viele Seiten. Ich persönlich nehme im Etosha keine Prophylaxe, nehme aber auch kein Mittel als Standby mit, da ich im Falle einer Erkrankung zur Abklärung, um was es sich denn wirklich handelt, lieber einen Arzt aufsuche. Ihr seid nirgendwo, wo ihn tagelang keinen medizinischen Beistand erreichen könnt.

Viele Grüße
Karin
Würde sollte niemals ein Konjunktiv sein.

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Letzte Änderung: 23 Mai 2023 16:20 von chamäleon2011.
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23 Mai 2023 16:54 #667041
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  • fidel am 23 Mai 2023 16:54
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Ich sehe das basierend auf umfassenden Recherchen und eigenen Erfahrungen auch kritischer als die bisherige Mehrheit der Antwortenden. Kein Arzt, aber ich bilde mir ein, mehr Überblick zu haben, als manch ein Arzt - leider beschränkt sich deren Wissen auch nur auf das Nachschlagen von allgemein zugänglichen Informationen.

Tollwut ist für mich jedenfalls ab dem Moment, wo ich tatsächlich potentiell mit Wildtieren in Tollwut-Gebieten in Kontakt komme (d.h. insbesondere als Camper) ein No-Brainer. Auch wenn ich regelmäßig mit dem Hund in Deutschland im Wald unterwegs bin, je nach Region.

Ob Malaria-Prophylaxe sinnvoll ist, hängt von Jahrezeit und Route ab. Nur Etosha u. Trockenzeit ist was anderes als Etosha in der Regenzeit oder Caprivi (egal ob Trocken- o. Regenzeit). Es ist ein Unterschied, ob ich 2-3 Tage im Malariagebiet bin und dann nach Hause reise, oder ob ich 2 Wochen im Malaria-Gebiet bin. Standby-Medikation mitzunehmen ist m.E: jedenfalls in 90% der Fälle zwar eine Standardempfehlung, jedoch oftmals Bullshit. Woher will ich denn wissen, ob mein Fieber auf Malaria beruht und nicht auf einem von X anderen potentiellen Ursachen? Standby-Medikation macht nur dann Sinn, wenn ich bei Erkrankung nicht innerhalb von 24h einen Arzt aufsuchen kann, der einen Malaria-Test machen und mir entsprechende Medikamente verschreiben kann. In diese Situation dürften 95% aller Namibiareisenden nicht kommen.

Typhusimpfungen hat fast keine Nebenwirkungen, je nach Reiseprofil daher durchaus sinnvoll. Cholera ist wahrscheinlich übertrieben (man beachte aber den aktuellen Cholera-Ausbruch in Pretoria).

In eurer Liste fehlt noch die ggf. durchaus auch zu empfehlende Impfung gegen Hepatitis A u. B.
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23 Mai 2023 17:39 #667044
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  • Carsten Möhle am 23 Mai 2023 17:39
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Das in meinem 38. Afrikajahr immer noch keine Tropenkrankheit nach mir benannt wurde, schreibe ich auch dem Umstand zu allen ärztlichen Ratschlägen und keiner "Schwarmintelligenz" gefolgt zu sein. Ich glaube in meinem Safarileben recht viele Gelegenheiten gehabt zu haben, mir was einzufangen.
Da Deutschland ja neben 40 Mio Fußballtrainern, über 60 Mio Virologen und jetzt auch 40 Mio Ärzten, wahrscheinlich auch 10 Mio Reiseveranstalter, und das alles bei Fachkräftemangel, verfügt, ist es schon spannend, welche esoterischen Vorschläge oder magische Verhaltensweisen an den Tag gelegt werden. Z.B. das Antibiotikum Doxycycline als Malariaprophylaxe, dann lieber gleich Globuli, die bei richtiger oder falscher Dosierung zu keinerlei Nebenwirkung führen.

Beim touristischen Verhalten und damit fehlender Distanz zu den ganzen niedlichen, anfütterbaren Tieren ist eine Tetanus Auffrischungsimpfung und auch eine Tollwut-Impfung sehr sehr sinnvoll.

In Windhoek steht das Kudu-Denkmal zu Ehren der nur ein Viertel Kudus, die die große Tollwutepedemie in den 70er Jahren überlebt haben. Und auch heutzutage gibt es immer wieder in verschiedenen Landesteilen Ausbrüche.

Malaria ist hier keine seltene Krankheit, die Friedhöfe sind voll davon.
Auch sind die Malaria - Ausfalltage der gut ausgebildeten Himbas am Kunene oder der Caprivianischen Raketentechniker sicher vernachlässigbar.
Ich bin ein Prophylaxe-Fan. Ich halte es auch für sinnvoll, den Sicherheitsgurt bereits vor einem möglichen Unfall angelegt zu haben.
Da gibt es sicher andere Meinungen dazu, aber eine Meinung muss ja auch nicht immer richtig sein.

Auch ist eine Namibiareise anders als Home-Office oder die Fußgängerzone von Wanne-Eickel. Bei einem Land, welches nach einer Wüste benannt wurde, ist qualitätsvolles Wasser immer eine Möglichkeit. Namibia ist bei der Wasseraufbereitung und Kontrolle sehr gut. Allerdings nicht in Tsumeb.
Da bereits zu Kolonialzeiten der Bierverbrauch pro Kopf 4 x so hoch wie in Bayern war, schütze man sich bereits damals auch ohne Tablette bereits vor Typhus. In dieser Tradition steht der abendliche Gin-Tonic als Malariaprophylaxe.
Allerdings sind auch ungefähr die Hälfte der Schutztruppler für das Vaterland hier ehrenvoll an Typhus gestorben.

Vagabundos Hinweise auf eine zweite - professionelle - Meinung ist sinnvoll. Allerdings ist der Hausarzt immer der entscheidende -im doppelten Wortsinne - Ansprechpartner, denn bei dem liegt man nach der Reise mit komischen Symptomen auf dem Tisch, da die Inkubationszeit von Malaria mindestens 7 Tage beträgt, bis zu einem halben Jahr. Dann hat er in seinen Unterlagen schon das Beratungsgespräch und zieht dann hoffentlich die richtigen Rückschlüsse. Auch weiß er bei seinem Patienten - nicht Kunden, um vielleicht bestehende Unverträglichkeiten oder mögliche Medikamentenmischungen, die unvorteilhaft sein könnten. Das weiß das Tropeninstitut nicht.
Das weiß auch nicht, das im Etosha-Nationalpark mittlerweile 5.000 Parkangestellte leben. Der Wilderer-Anteil an diesen Mitmenschen ist dem Tropenarzt egal, für ihn sollten es aber die Eigenschaft als Zwischenwirte für die Malaria interessant genug sein, ihre Verbreitungskarten abzudaten.

Wer die Ärzte alle für käuflich hält, gibt ja nur zu Erkennen, das er selbst einen Preis hat.

Bleiben Sie gesund.
Gerne sogar prophylaktisch.

Mit sonnigen Grüßen aus Windhoek
Carsten Möhle
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23 Mai 2023 18:21 #667047
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Eine Idee: Was Impfungen angeht, kann man sich Mal die Empfehlungen für die normale namibische Mittelschicht anschauen. Also das, womit meine Kinder, ich und Hunderttausende andere geimpft sind. Das gibt einem einen Idee, was wirklich hier im Land ein Problem darstellt. Der Tourist dürfte maximal dem, eher weniger ausgesetzt sein. Dinge wie Cholera, Tollwut etc tauchen da nicht auf....

Viele Grüße
Christian
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23 Mai 2023 18:44 #667049
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@ Carsten Möhle
Das haben Sie aber schön gesagt. Jedem das Seine.

Ich habe miterlebt, daß es in Tsumeb in der Regenzeit vereinzelt Malariafälle unter Saisonarbeitern gab, aber auch in Karibib in der Trockenzeit. Und wir über mehrere Jahre wochenlang in der Regenzeit in Etoschapfanne und nördlich Tsumeb im Busch und unter freiem Himmel geschlafen, kaputtzerstochen von Moskitos, zu Fuß unterwegs waren, und NULL Fälle von Malaria hatten. Und kein Einziger darunter, der die widerliche Malariaprophylaxe genommen hat.
Es ist ganz einfach Pech, wer die Arschkarte zieht, um gerade auf einen "infizierten" Moskito zu treffen. Das kann selbst in Südeuropa passieren.

Es ist wie bei Corona, wo viele sich in panischer Todesangst fast um die ersten Impfungen geschlagen, und auch betrogen haben. Andere alles ignoriert haben. Und trotzdem leben.
Leute ziehen alles in Panik in sich hinein und machen sich keine Gedanken darüber, daß das, was sie jetzt schützen soll, ihnen langfristig auch schaden kann.

Immerhin kenne ich in Namibia mehr Menschen die in 80 Jahren keine Malaria hatten, als gleichaltrige Menschen, die davon krank wurden. Die einheimischen in Südafrika ausgebildeten Ärzte haben die Malaria bestens im Griff. Da hätte ich keinerlei Angst. Todesfälle kommen zumeist vor bei Menschen, die die Krankheit nicht rechtzeitig oder garnicht behandeln lassen und somit häufig zu spät zum Arzt kommen. Und das ist meist in den Stammesgebieten fernab von Behandlungsmöglichkeiten.

Wenn wir schon mal über Krankheiten reden, da gibt es viel schlimmere und gefährliche Krankheiten, die besonders unter den Nichteuropäern grassieren, und das sind die Tuberkulose und HIV.
Für Interessenten: Es gibt ein TBC Hospital in Usakos seit 80 Jahren, ehemals betrieben durch die katholische Mission.
Ja, wir sind in den Schulen des "alten" Namibia gegen TBC geimpft worden, und uns wurden Verhaltensweisen beigebracht. Aber, von solchen Krankheiten, wie auch das grassierende HIV, redet man nicht. Die holt man sich zumeist dort, wo man seine sozialen Kontakte pflegt. Und das ist ein Tabu darüber zu reden.

Wer nicht ganz naiv ist, kann sich sehr leicht schützen. Erst denken, dann handeln. Angst und Panik sind zumeist schlechte Begleiter.
Und ich bleibe dabei: Die wichtigste Impfung ist und bleibt Tetanus.

Hajo
Letzte Änderung: 23 Mai 2023 18:50 von Hajo52.
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23 Mai 2023 20:30 #667054
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  • busko am 23 Mai 2023 20:30
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Hallo zusammen!

Unser (menschliches) Empfinden für Gefahr ist oftmals "digital".....
Passiert nichts, so war es 100 % sicher.....Passiert doch was, so war es 100 % unsicher!

Aus obigem Grund, so ziemt es mir, sind alle Aussagen nach dem Motto;
"Ich bin schon x Jahre ohne Prophylaxe gereist und es ist nie etwas passiert!", relativ sinnfrei.
Ich bin auch schon in einigen wirklich "schummerigen" Ecken unseres schönen Planeten gewandelt und es ist nie etwas passiert.
Das heisst aber noch lange nicht, dass dies ungefährlich war!

Da die aller meisten Prophylaxen sehr, sehr viel weniger gefährlich sind als die Krankheiten die sie vermeiden sollen, würde ich im Zweifel immer zur Prophylaxe tendieren!

Liebe Grüsse,
busko

.....und, noch einen abschliessenden Gedanken aus einer ganz anderen Richtung.....
Ich persönlich würde mir schon selbst heftige Vorwürfe machen, wenn ich hier im Forum eine (womöglich Testosteron getriebene!) Empfehlung gegen Prophylaxe abgegeben hätte und ein Mitmensch dadurch ernsthaft krank geworden wäre!
Der Übergang vom Affen zum Menschen sind wir! - Konrad Lorenz
Letzte Änderung: 24 Mai 2023 09:57 von busko.
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