Hallo Christian,
ich bereise das südliche Afrika inzwischen seit über 40 Jahren. Allen älteren unter uns ist es sicher bekannt, dass man früher in Namibia (und nicht nur dort) bei einer Geschwindigkeitsüberschreitung sehr gut über ein Mandat mit Beleg oder eine viel niedriger Strafe ohne Ticket verhandeln konnte. Das hörte dann dank der Antikorruptionskommission plötzlich auf. Angeblich waren die mit Mietwagen und Videoausstattung in die entsprechenden Kontrollen gefahren und hatten das Verhalten der Beamten gefilmt. Die korrupten Kollegen verloren den Job und wurden angeklagt. Sicher wäre dies auch in diesem Fall sehr hilfreich. Weiße Fahrer und ein entsprechend ausgerüstetes Fahrzeug sind sicher leicht möglich.
Warnen möchte ich ausdrücklich vor allen direkten Zahlungsangeboten. Das ist eindeutig ein Bestechungsversuch und daraus kann eine längere und ärgerliche Angelegenheit vor Gericht werden. Wir sollten alle nicht vergessen, die meisten angehaltenen waren tatsächlich zu schnell.
Bedenklich finde ich immer die Ungleichbehandlung von mir und den locals. Während ich z.B. an einem Roadblock wegen einem Chip in meiner Windschutzscheibe (randständig, ausserhalb des Blickfeldes) diskutieren musste, hielt neben mir ein Golf mit pigmentierterem Fahrer. Der Golf hatte eine spinnennetzförmigen Rissbildung quer und längs über die ganze Scheibe, konnte aber unbehelligt weiterfahren. Es ist ja manchmal einfach wie es ist und vor Ort als Betroffener kann man daran gar nichts ändern. Es trübt die Stimmung, darf sich aber keinesfalls auf den Tonfall und Umgang mit den Polizisten auswirken. Du sitzt immer am kürzeren Hebel.
Wenn ich Glück habe ist die Dashcam montiert. Die zu aktivieren und alles samt Ton aufzunehmen habe ich mir schon oft vorgenommen, aber bisher nie geschafft. Gott sei dank werde ich sehr selten angehalten.
Viele Grüße
jaw