Hallo Giselbert,
auch wir haben bei Tsumeb im März ähnlich schlechte Erfahrungen mit der Polizei gemacht (übrigens erstmals während unserer ca. 20 Namibia Reisen). Von Etosha kommend waren wir vor Tsumeb etwas zu schnell und wurden geblitzt. Der Polizeibeamte druckste von Angfang an herum: "Oh, ihr seid ja zu schnell gefahren. Hmmm, das kostet 500 N$. Ja wir haben ein Blitzer Foto!" Er verlangte also nicht explizit Geld, klärte nicht aktiv auf, wie es nun ordnungsgemäß weiter geht. Wir ließen ihn eine Weile weiter drucksen, denn wir waren ziemlich sicher, dass wir nun eigentlich ein Ticket und einen Hinweis zum Bezahlvorgang erhalten müssten . Schließlich wurde es uns zu blöd und wir fragten nach:"OK, dann bekommen wir jetzt hier also ein Ticket und fahren in Tsumeb zur Polizei oder Post und bezahlen das!?" (Die Bezahlung bei der Post hatten Einheimische einige Tage vorher erwähnt. Vielleicht kann hier im Forum noch jemand etwas dazu sagen?) Überraschender Weise bekamen wir die Auskunft, dass eine Zahlung bei der Post nicht möglich sei und man in Tsumeb auch nicht bei der Polizei zahlen könne. Man müsse dort beim Gericht bezahlen, das aber erst ab 14:00 Uhr öffnet, weil vormittags alle Angestellten Verhandlungen beschäftigt seien. Aha, um ca. 10:30 Uhr morgens ist das nicht unbedingt das Prozedere, das man sich als Tourist wünscht
. Und besonders glaubwürdig klang die ganze Story für uns auch nicht. Wir zeigten uns entsprechend skeptisch und mein Mann wurde zum Polizeiwagen auf der anderen Straßenseite gebeten, um das Blitzerfoto anzuschauen.
Ich konnte inzwischen ein interessantes Schauspiel beobachten. Zwei PKW mit Locals fuhren mit deutlich überhöhter Geschwindigkeit an unserem Wagen und einem verzweifelt winkenden jungen Polizisten vorbei. Schließlich hielt zumindest der zweite Wagen doch noch an - wohlgemerkt ein gutes Stück hinter der Stelle, an der er eigentlich gestoppt wurde. Es gab ein kurzes Gespräch zwischen dem Polizisten und den zwei Männern, die aus dem Fahrzeug ausgestiegen waren... Papiere wurden offensichlich nicht ausgestellt, ob Geld übergeben wurde, konnte ich nicht sehen, aber es wird ja ganz bestimmt alles rechtmäßig zugegangen sein
Der nächste Tourist, der kurz darauf angehalten wurde, wurde auch zum Polizeiwagen gebeten, wo mein Mann noch immer diskutierte. Ich habe dann zur Klärung bei Savanna angerufen und den Hinweis bekommen,
dass wir KEINESFALLS direkt bei der Polizei an der Straße zahlen dürfen, da wir uns dann selbst strafbar machen! Schließlich kam mein Mann mit einem Ticket zum Wagen zurück und berichtete, der Polizist sei SEHR nervös geworden, als ich telefoniert habe und hätte immer wieder nachgefragt, mit wem ich denn wohl spreche. Schließlich schrieb man ein Ticket über 400 N$ aus (also nicht 500 N$, wie zuerst verlangt) und sagte zu meinem Mann, man würde nun bei der Polizei in Tsumeb anrufen und für uns arrangieren, dass wir dort bezahlen können. Die Kollegen aus dem Polizeibüro würden das Geld dann nachmittags für uns zum Gericht bringen. Total nett von unseren Freunden und Helfern, das für uns zu organisieren
Auf dem Revier in Tsumeb gab es dann keine Probleme. Natürlich dauerte es gefühlt Stunden, bis die Quittung ausgestellt und der Vorgang handschriftlich super ordentlich in ein wichtiges Buch eingetragen war! Derweil wurde ich stängig von jungen Männern aus der Arrestzelle angequatscht. Da aber bald auch der nach uns angehaltene Tourist eingetraf, konnte ich mir die Zeit durch ein interessantes Schwätzchen vetreiben. Ihm hatte die Polizei zwar nicht die Story mit dem Gericht erzählt, aber auch er fand das Verhalten und die Aussagen der Polizisten äußerst merkwürdig. Ich kann mich aber nicht mehr an die Details seines Falles erinnern.
Nachdem ich deinen aktuellen Bericht jetzt gelesen habe, ärgere ich mich aber doch ein wenig, dass ich den Vorgang nicht telefonisch bei der Anti-Korruptionskommission gemeldet habe.