Seyko schrieb:
Thorsten hält sich für einen der "Guten" und tötet den Thread genauso wie Hajo. Schade Jungs.
Das kannst Du gern so sehen. Wirklich. Ich halte mich selbst nicht für einen Guten, sondern ich halte mich an den wissenschaftlichen Konsens. D.h. ich versuche es, so gut ich kann. Nicht auszuschließen, dass ich da auch mal einen falschen Eindruck habe.
Und um das auch gleich abzuräumen: Es gibt auch jede Menge strittige Themen, aber wir kommen als Gesellschaft nicht mehr miteinander aus, wenn wir nicht alle zusammen wissenschaftlich unstrittige Fakten akzeptieren. Einige halten sich für die besonders die Toleranten und Aufgeschlossenen
und tragen das Mantra vor sich her, dass man jede Meinung akzeptieren müsse. Diesen Unsinn kann ich nicht mehr hören. Viele Leute haben Schwierigkeiten, überhaupt zu identifizieren, was eine Meinung ist. Überspitztes Beispiel: wenn ich sage "Der Himmel hat die Farbe braun und ihr seid alle gehirngewaschen, wenn ihr echt noch glaubt, dass der blau sei", dann ist das keine zulässige Meinung. Dann habe ich kein Recht darauf, dass ihr das als (gleichwertige) Meinung akzeptiert. Das ist überhaupt keine Meinung, sondern purer Schwachsinn. Das darf und muss man dann beim Wort nennen und kann es nicht zur gleichwertigen Meinung in der Diskussion erklären.
Du kannst mir ja ansonsten gern erklären, an welcher Stelle man mit Hajo einen fundierten Austausch hätten führen könnte? Alles, was ihm widerspricht, verbucht er unter "Märchenstunde der Propagandaoutlets von RotGrünen Parteiinteressen". Fertig. Null Argumente in der Sache. Die erfindet er selbst, z.B. dass die Transportkosten für Ammoniak aus Namibia per se zu teuer wären. Und die NSA und Massenvernichtungswaffen und der Fake-Klimawandel sprechen irgendwie noch gegen grünen Wasserstoff aus Namibia. Alles Zeug, dass er sich in seinem Kopf so zusammenreimt, dass es in sein feststehendes Weltbild passt.
Damit der Thread nicht gänzlich entgleist, zurück zum Thema. Bei der Elektrolyse müssen wir ca. 1,3 kWh Strom aufwenden, um das Äquivalent von 1 kWh in Wasserstoff zu produzieren. Nachfolgend das Jahresertragsprofil für Photovoltaik aus Deutschlands Mitte und rund um Swakopmund (Quelle: EC PHOTOVOLTAIC GEOGRAPHICAL INFORMATION SYSTEM )
Nicht nur ist der Ertrag über das Jahr in Namibia fast doppelt so hoch, sondern es wäre in Deutschland gar nicht möglich, ganzjährig Elektrolyse mit PV-Strom zu betreiben. In Deutschland gehen uns im Winter ca. 85% des Sommerertrages verloren, während in Namibia der Solarertrag über das Jahr relativ konstant ist. Das ist jetzt keine wissenschaftliche Studie, aber bei PV-Strom hat Namibia einen Kostenvorteil von grob 2 Cent pro kWh gegenüber Deutschland. Daraus ergibt sich ein Kostenvorteil von 2,6 Cent/kWh Wasserstoff (Faktor ca. 1,3). Wenn dann Transport, Rückumwandlung Ammoniak usw. 0,5 oder 1 Cent/kWh Wasserstoff kosten, dann ist das immer noch hoch attraktiv für uns. Und deswegen evaluiert man jetzt zurecht die Möglichkeiten in Namibia.
Thema Norwegen: Die EU schätzt dass allein für das Erreichen der 2030-Zwischenziele bei grünem Wasserstoff und E-Fuels (die auf grünem Wasserstoff basieren) 500 TWh Strom pro Jahr nötig sind (Quelle EU-Pressemitteilung Februar 2023: Rules for renewable hydrogen). Norwegen erzeugt pro Jahr 150 TWh Strom. 90% davon mit Wasserkraftwerken. Wasserkraft lässt sich nicht nach Belieben skalieren. PV ist in Norwegen keine Option. 500 TWh Windstrom ( = ca. 100.000 mittelgroße Windräder) bekommt Norwegen bis 2030 garantiert nicht gebaut (zum Vergleich: Deutschland hat im letzten Jahr etwas über 500 neue Windräder errichtet). Dass Norwegen also den EU-Bedarf auch nur ansatzweise decken kann, ist sehr unrealistisch.
Grüße, Thorsten