THEMA: Verhalten bei Notfall
02 Mai 2021 11:20 #614607
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  • loser am 02 Mai 2021 11:20
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Anschließend an Nyanga: Es ist mE öfters eine Fehleinschätzung nur den BikeAfrica u. a. Hartgesottene als „Abenteuertouristen“ einzuordnen. Sie sind mE weniger Abenteurer als Unbedarfte/Unerfahrene und/oder nicht (mehr) Belastbare in z. B. der Zentralkalahari in der nassen Jahreszeit.
Erstere sind leistungsfähig und erfahren, Letztere nicht und rasch überfordert.

Für einen Erfahrenen mit Ortskenntnis, wie beim TE der Fall zu sein scheint, verstehe ich eigentlich die Fragestellung nicht, war mir nicht sicher, ob ernst gemeint

Irgendwann wird einem der ÖAMTC oder ADAC schon "rausholen", die Frage ist nur, ob es dann noch hilft.
Letzte Änderung: 02 Mai 2021 11:33 von loser.
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02 Mai 2021 13:24 #614619
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Was mich an der ganzen Diskussion wundert ist, warum immer nach externer Hilfe gerufen wird. Erst in abgelegene Gegenden fahren und sich dann wundern, dass niemand dort ist, der helfen kann.
Ich stelle mir gerade bildlich vor, mir wäre beim Reifenwechsel im Hartmannstal das Fahrzeug vom Wagenheber gefallen und hätte mir den Arm abgetrennt und meine Begleitung steht auf dem Wagendach und versucht krampfhaft einen Satelliten zu finden, um mit dem ADAC zu telefonieren.

Helfen muss jetzt erst einmal der, der vor Ort ist. Externe Hilfe anfordern ist gut, sollte aber nicht mehr als ein Knopfdruck sein ohne weiteres Nachdenken und ohne Zeit zu verschwenden. Alle Aufmerksamkeit hat dem Opfer zu gelten. GEOS kombiniert mit einer SAR50 oder SAR100 Versicherung ist sicher eine gute Option (wer will, kann ja nach Garmin Inreach googlen).

Für mich ist das Wichtigste ist daher die ERSTE HILFE für die häufigsten Probleme wie

- Kreislaufkollaps, Sonnenstich
- schwerer Knochenbrüche
- offene Verletzungen
- allergische Reaktionen auf Bisse, Stiche oder Pflanzenkontakte
- Verhalten bei bekannten Erkrankungen z.B. Diabetes, Epilepsie usw.
- typische Reisekrankheiten wie Durchfall, Erbrechen ...
- ...

Merke: SELTEN IST SELTEN und damit braucht man sich im Vorfeld nicht beschäftigen. Häufig ist das, was eben häufiger auftritt.

Deswegen
1. anständige Ersthelfer-Ausbildung machen (über zwei Tage z.B. beim DRK o.a.) und natürlich immer wieder auffrischen. Man lernt immer noch etwas dazu. (Sofortmaßnahmen am Unfallort reicht sicher nicht aus)
2. sich in einer Arztpraxis zeigen lassen, wie man sicher eine Braunüle oder oder Infusionsnadel legt. Das auch praktisch üben. Dann kann man auch starke Schmerz- und Beruhigungsmittel, Antiallergika, Cortison u.ä. aus Ampullen anwenden und das Opfer ggf. transportfähig machen. Mit einem panischem, vor Schmerz schreienden Beifahrer fährt es sich nicht gut zur nächsten Krankenstation.
3. wegen der Schlangenphobie: sich über Erste Hilfe Maßnahmen bei Schlangenbissen informieren und ggf. ausgedruckt mitnehmen. Die meisten (Schlangen-)Bisse tuen weh, bringen dich aber nicht (sofort) um.
4. eine anständige Reiseapotheke, auch für Notfälle mit stark wirksamen Medikamenten, aber oft hapert es schon an einem simplen Pflaster. Dass man sich im Vorfeld über die Anwendung und Wirkung der einzelnen Medikamente informiert, ist wohl selbstverständlich.
5. alle Reiseteilnehmer sollten diese Ausbildung haben und die technische Hilfsmittel bedienen können.

Wenn ich weiß, dass ich im Ernstfall etwas tuen kann und vor allem was, dann senkt das den Stresspegel im Notfall erheblich und bringt Sicherheit. Ganz wichtig, die vielen Aktionen, die immer wieder in Spielfilmen zu sehen sind wie Ohrfeigen zur Vitalitätsprüfung, Wunden aufschneiden, ausbrennen u.v.m., ganz schnell vergessen.
Vor vielen Jahren habe ich einmal gelesen (daher weiß ich nicht, ob es immer noch zutrifft), das die mittlere Reaktionszeit für den Rettungsdienst in Namibia etwa 6 Stunden beträgt, in Deutschland 20 Minuten (was wirklich sehr sportlich ist).
Wenn du dir also nicht selbst helfen kannst, hilft dir kurzfristig niemand.
ADVENTURE BEFORE DEMENTIA - noch etwas erleben im Leben
Letzte Änderung: 02 Mai 2021 14:07 von adkstr.
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02 Mai 2021 14:25 #614624
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adkstr schrieb:
3. wegen der Schlangenphobie: sich über Erste Hilfe Maßnahmen bei Schlangenbissen informieren und ggf. ausgedruckt mitnehmen. Die meisten (Schlangen-)Bisse tuen weh, bringen dich aber nicht (sofort) um.

… haben aber z.T. Langzeitfolgen und/oder führen zur Amputation von Gliedmaßen. Dazu muss man nicht einmal nach Afrika, sondern kann das beispielsweise auch "heimatnah" in Griechenland erleben.
Man muss also keine Phobie haben, um sich über die Folgen von Schlangenbissen mal Gedanken zu machen. Ich freue mich immer, wenn ich Schlangen sehe (vermutlich bereits über 100 Stück), aber auf den Biss einer Puffotter mit anschließender Nekrose und Amputation könnte ich auch verzichten.

Gruß
Wolfgang
Mit dem Fahrrad unterwegs in Namibia, Zambia, Zimbabwe, Malawi, Tanzania, Kenya, Uganda, Kamerun, Ghana, Guinea-Bissau, Senegal, Gambia, Sierra Leone, Rwanda, Südafrika, Eswatini (Swaziland), Jordanien, Thailand, Surinam, Französisch-Guyana, Alaska, Canada, Neuseeland, Europa ...
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Hallo adkstr, in wesentlichen Punkten hast du wohl recht, wie
Wenn du dir also nicht selbst helfen kannst, hilft dir kurzfristig niemand.
@ 2. und 4. ist dir, so wie du das andere geschrieben hast, vermutlich zuzutrauen, dass du die „schweren“ Geschütze mit Bedacht einsetzt und damit umgehen kannst.
Für die „Normalverbraucher“, mich eingeschlossen, habe ich da aber Vorbehalte, weil mE potenziell gefährlich. Es gab hier schon mehrere Diskussionen über Ausstattung von Reiseapotheken und über die Jahre habe ich auch bei anderen Leuten gesehen, wie aufmunitioniert sie auf Reisen gehen und das im (selbst bestimmten!!) Bedarfsfall auch einwerfen und die Reise fortsetzen. Obwohl ein Arztbesuch möglich gewesen wäre, allerdings mit Einbußen im Reiseplan. Da bin ich aus dem Staunen nicht herausgekommen.
Ich habe z. B. selber ein Mal ein AB nicht vertragen und war ordentlich krank, mit langen und unangenehmen Folgen. Ich will mir nicht ausmalen, wenn mir das alleine in der Kalahari passiert wäre.
Die „Risiken“ werden auch immer wieder nur in "expeditionshaften" Reisen gesehen. Das ist mE falsch. Risiken definieren sich nicht nur durch Abgelegenheit, sondern u. U. auch durch die persönliche Leistungsfähigkeit. Ich wundere mich immer wieder, wie sehr diese ganz „gewöhnlichen Risiken“ unterschätzt werden. Mit einer kaputten Wirbelsäule kann ein Reifenwechsel ein Problem sein und ein Prolaps werden, für so was ist schon die Kaa-Region extrem abgelegen. Mit schwerer Arthrose in den Händen wird eine festsitzende Radmutter zur Herausforderung. Wenn man solche Probleme hat, sollte man sich vorher überlegen, wo man damit (PS: ernsthaft) konfrontiert werden könnte. Das ist jetzt nur ein von vielen möglichen Beispielen.
Man soll seine Grenzen kennen und anerkennen, bei vielem was ich hier lese, habe ich den Verdacht, dass das manchmal nicht so ist.
Grüße
Risikobewusstsein ist auch keine langzeitige Konstante, es ändert sich mit dem Alter und der Zeit bzw. den Möglichkeiten Risiken zu minimieren. Es ist noch nicht so lange her, dass man auf den hier beschriebenen Standardtouren tagelang kein anders Auto gesehen hat, es keine Versorgung oder Telefon oder irgendwas gab. Aber nie hätten wir uns die Reise ausreden lassen, obwohl total blauäugig. Aber dann gibt es auch den Instinkt, der einem sagt, das reicht jetzt....und natürlich auch das Glück
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02 Mai 2021 15:21 #614631
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BikeAfrica schrieb:
adkstr schrieb:
3. wegen der Schlangenphobie: sich über Erste Hilfe Maßnahmen bei Schlangenbissen informieren und ggf. ausgedruckt mitnehmen. Die meisten (Schlangen-)Bisse tuen weh, bringen dich aber nicht (sofort) um.

Man muss also keine Phobie haben, um sich über die Folgen von Schlangenbissen mal Gedanken zu machen.......

Gruß
Wolfgang

Hallo Wolfgang

Nur so nebenbei und hat nichts mit Namibia zu tun, fällt mir aber spontan zum Thema Schlangenbisse ein:

Ich kann mich noch sehr gut an den riesigen Kühlschrank bei Oma (in jungen Jahren bei der Army als Krankenschwester ausgebildet) in der Nähe des schlangenversäuchten Kitt Peak (südliches Arizona) erinnern, in welchem mehrere Fläschchen Schlangenserum standen, sollte eines der Kinder beim Spielen auf dem Gelände der kleinen Farm gebissen werden (passierte bislang nicht).

Die Fahrt nach Tucson ins Medical Center hätte vermutlich zu lange gedauert.
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02 Mai 2021 15:51 #614633
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adkstr schrieb:
Vor vielen Jahren habe ich einmal gelesen (daher weiß ich nicht, ob es immer noch zutrifft), das die mittlere Reaktionszeit für den Rettungsdienst in Namibia etwa 6 Stunden beträgt, in Deutschland 20 Minuten (was wirklich sehr sportlich ist).
Wenn du dir also nicht selbst helfen kannst, hilft dir kurzfristig niemand.

Vor etlichen Jahren schilderte uns der Eigentümer einer Farm einmal sehr eindrücklich, wie ein Gast einen Herzinfarkt erlitt. Er konnte den Mann zwar reanimieren, doch bis der Rettungsdienst nach 2 Stunden eintraf .....
Im Krankenhaus endlich angekommen, konnte man für den Patienten nichts mehr tun.

LG
Logi
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