Hallo Ja.doch, hallo alle,
zwischendurch noch mal ein Dankeschön für eure Spenden und sonstige Unterstützung. Wir sind mit dem Projekt "Keep up" immer noch rege in Gange, auch von zu Hause aus.
Kurz zu deiner Frage @Ja.doch, wie wir entscheiden, wer etwas bekommt von den Spenden: Dies ist, als wir selbst in Namibia unterwegs waren, tatsächlich immer sehr spontan und eher zufällig passiert. Wobei wir uns im Vorwege im Klaren waren, dass wir eben die Menschen unterstützen wollen, die sonst irgendwie durch "uns Touristen" ein Einkommen haben. Da denkt man natürlich an Makalani-Schnitzer und sonstige Straßenkünstler, aber auch an Angestellte von Tourismus-Firmen, die aktuell nur einen minimalen Teil ihres Gehaltes bekommen oder ähnliches.
Wenn man dann anfängt, entsprechend "mal hinzugucken", weiß man ehrlich gar nicht: Wo anfangen, wo aufhören. Das gespendete Geld und unsere Zeit reichen natürlich nicht, um überall tätig zu werden, wo es erforderlich wäre - und ein bisschen aus Eigenschutz muss man tatsächlich auch anfangen, Dinge wieder distanzierter zu betrachten. Die Begegnungen, die Gespräche sind alle wirklich emotional - es ist dann toll, wenn man helfen kann - und dann wieder deprimierend, wenn man sieht, wie viel eigentlich noch notwendig wäre. Um sich da nicht runter reissen zu lassen, dass man an so vielen Stellen
nicht helfen kann, besinnen wir uns stattdessen ein bisschen darauf, wo wir etwas Gutes bewirken können.
Über die eher zufälligen Begegnungen hinaus hatten wir von vornherein auch einige Leute und Institutionen im Kopf, die wir angesprochen haben (wie z.B. AfriCat oder auch eine Firma, die die Purros Community unterstützt). Wir haben mit jedem einzelnen Spendenempfänger / jeder Organisation im Vorwege immer ein bisschen gequatscht um zu horchen, wie die Situation ist. Wir wollten ja auch nicht unnütz Geld herausgeben.
Manchmal kam man aber auch mit Leuten ins Gespräch, wo man überhaupt nicht damit gerechnet hat, dass auch bei denen die fehlenden Touristen solch eine Auswirkung haben. Uns wurde wirklich wieder mal vor Augen geführt, wie groß und wichtig der Wirtschaftsfaktor Tourismus ist.
Außerdem wird an extrem vielen Stellen auch deutlich, wie toll der Zusammenhalt in Namibia ist. Wie viele Gästefarmbetreiber zum Beispiel ihre Leute mit privatem Geld versuchen durchzubringen. Oder in Swakop, da haben uns die wenigen verbliebenen Straßen-Souvenir-Verkäufer erzählt, dass es ein paar einheimische Städter gibt, die einmal die Woche bei den Künstlern ein kleines Holztier oder Perlenarmband kaufen, um sie zu unterstützen.
Und noch etwas anderes ist uns mehr als einmal widerfahren: Wir hatten mit mehreren Gästefarmen Kontakt per E-Mail, um mal deren Situation zu hinterfragen und um zu erfahren, ob sie die Angestellten halten konnten usw. Ganz oft wurde eben erzählt, dass privates Geld verbraucht wird, um die Leute mit durchzuziehen, oder dass Familienmitglieder mit anderen Einnahmequellen mit Geld unterstützen. Wenn wir dort angeboten haben, auch mal die seit Monaten leere Staff TippBox ein bisschen aufzufüllen als Entlastung, haben wir tatsächlich mehr als einmal gehört: "Nein, lasst mal gut sein, vielen Dank. Wir kriegen das schon hin, wo anders ist es bestimmt nötiger!"
Während ich das hier schreibe, bekomme ich schon wieder Pipi in die Augen...
Und ich habe auch viel mehr erzählt, als ich eigentlich kurz antworten wollte. Wir werden wirklich noch auf der
Website zu diesem Thema zu jedem Spendenempfänger usw die Geschichte erzählen - aber das braucht alles echt Zeit. Aktuell sind wir immer noch dabei, die weiter eingehenden Spenden sinnvoll zu verteilen und immer weitere Pläne dazu zu machen. Außerdem müssen wir dummerweise nebenbei immer noch auch Dinge tun, mit dem wir selbst Geld verdienen. Wir wollen ja nicht, dass wir selbst von Spenden abhängig werden...
Wenn übrigens jemand einen kreativen Vorschlag hat, wo unsere Spende sicher auch hilfreich wäre, dann nehmen wir gerne Tipps entgegen. Bitte seht es uns aber nach, dass wir gegebenenfalls aber nicht alles "bedienen"...
Und abschließend darf ich auch noch erwähnen, dass natürlich jede(r), der trotz schwieriger Lage seine Namibia-Reise in diesem Jahr umsetzt, eine wahre wirkliche Hilfe ist für die Leute unten. Wir selbst haben die Hygiene- und Abstandsmaßnahmen als sehr konsequent umgesetzt empfunden, und zwar in allen Gesellschaftsschichten und bei allen Gästen. Gerade sind Kunden von uns zurückgekommen, die das bestätigt haben und andere Kunden, die an Neujahr in Windhoek gelandet sind, erzählten uns nach ihrer Ankunft ebenfalls, dass sie diesbezüglich recht beeindruckt sind. Aber das soll in diesem Thread ja gar nicht das Thema sein...!
Herzliche Grüße - Keep up, Namibia!
Maike