THEMA: Namibia Reise - erst Freude, jetzt Panik
09 Jan 2020 10:42 #576865
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  • MoniD. am 09 Jan 2020 10:42
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Hallo zusammen,

ich heiße Moni, komme aus Bayern und werde zusammen mit meinem Freund im Juni für 17 Tage eine Selbstfahrereise in den Norden Namibias unternehmen.
Ich habe nun lange überlegt ob ich diesen Beitrag überhaupt schreiben soll weil dieses Thema schon zig mal erläutert wurde, und ich habe mich zuvor auch im Internet und in diesem Forum versucht schlau zu machen, aber leider bin ich noch immer ratlos.

Als wir uns vor zwei Jahren über Namibia informiert haben, konnte man überall lesen Namibia wäre das Land für Afrika Einsteiger, eines der sichersten Länder Afrikas und mit gesundem Menschenverstand und bestimmten Vorsichtsmaßnahmen würde einem wahrscheinlich nichts passieren.
Nun haben wir uns vor Weihnachten eine mehrteilige Doku "Destination Namibia" angesehen und diese hinterließ bei mir irgendwie einen faden Beigeschmack was die Kriminalität/Sicherheit anbelangt.
Daraufhin habe ich mich vor den PC gesetzt und tagelang Erfahrungsberichte, Infos etc gelesen, ich war auch auf der Seite vom Auswärtigem Amt und das hat mich alles doch mehr als beunruhigt.
Mittlerweile grenzt meine Angst an Hysterie und die letzten beiden Nächte habe ich so gut wie gar nicht geschlafen.
Ich habe eine Schei....Angst vor dieser Reise und mein Freund ist nun auch nicht mehr sicher ob wir diese Reise noch machen sollen.

Daß man bei Dunkelheit nicht mehr in z.B. Windhuk unterwegs sein soll oder wie ein Protz durch die Gegend läuft wussten wir.
Daß es getürkte Unfälle gibt bei denen man nicht stehen bleiben soll wussten wir auch. Auch daß man nicht alleine nach Katutura fährt, ist uns klar.
Aber so wie ich das gelesen habe, sollen wir in Windhuk am besten nur zu den Stoßzeiten (morgens oder ab 15Uhr) unterwegs sein.
Die Türen im Auto auch während der Fahrt immer verriegelt und die Fenster geschlossen halten wegen möglicher Raubüberfälle.
Schlafen nur in einer bewachten Unterkunft.
Wir haben in Windhuk ein Zimmer in der Pension Moni, da steht aber nichts davon daß diese bewacht wäre.
Man soll niemanden sagen in welcher Unterkunft man untergebracht ist.
Beim Tanken soll einer im verriegelten Auto sitzen bleiben.
Auf Überlandfahrten nur an Stellen stehen bleiben an denen man eine herannahendes Fahrzeug sehen würde etc, etc, etc.

Aber was ist denn das für Urlaub? Ich war schon der Meinung, daß es tagsüber in Windhuk möglich wäre sich frei zu bewegen ohne daß ich Angst haben muss überfallen zu werden.
Ich wäre auch gerne auf dem Weg zur nächsten Lodge mal stehen geblieben um ein Foto zu machen oder mir mal die Beine zu vertreten. Sollen wir denn dann jedes mal wenn ein Auto kommt in unseren Mietwagen springen vor lauter Angst es könnten irgendwelche Banditen sein?
Muss ich bei jedem Auto daß vom Flughafen weg hinter uns ist Angst haben daß wir zur Unterkunft verfolgt und ausgeraubt werden?
Wie verhalte ich mich denn wenn ich angebettelt werde und derjenige auch durch ein mehrfaches "Nein" nicht locker lässt und evtl. aufdringlich oder aggressiv wird?
Was ich mache ich denn wenn ich beim Tanken sitzen bleibe und plötzlich jemand kommt und trotzdem die Scheibe einschlägt?
Ich bin wirklich verzweifelt weil ich nun echt nicht mehr weiß ob es ratsam ist mit so viel Angst in dieses Land zu reisen.
Ich weiß, daß es auch ganz andere, schöne Berichte gibt, die habe ich auch gelesen aber das beruhigt mich nicht weil ich gelesen habe, daß die Kriminalität und die Überfälle in Namibia auf Touristen deutlich zugenommen haben.
Ist das alles wirklich nur Panikmache oder ist meine Angst gerechtfertigt?

Vielen Dank schon mal für eure Geduld beim Lesen diesen ellenlangen Beitrags.
Liebe Grüße
Moni
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09 Jan 2020 10:59 #576866
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  • holgiduke am 09 Jan 2020 10:59
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Hallo Moni,

ich kann dich beruhigen, mir ging es vor unserer ersten Namibia-Reise ähnlich. Ich hatte mich auch sehr auf die Reise gefreut und die Planung hat viel Spaß gemacht. Als unsere Abreise dann aber langsam näher rückte, habe ich auch viele negative Berichte über Überfälle auf Touris gelesen. Auch die Warnhinweise auf der Seite des Auswärtigen Amts tragen ja nicht unbedingt zur Beruhigung bei und ich habe mir schon Gedanken gemacht, wo ich Frau und Kind da jetzt hinschleppe und ob die Entscheidung wirklich richtig war.

Im Nachhinein kann ich dir aber sagen, sie war es! Namibia ist ein wunderschönes Land mit vielen netten Menschen. Natürlich gibt es auch dort einige, die dir vielleicht nicht so wohl gesonnen sind, aber die gibt es hier genauso. Du hast ja schon viele Vorsichtsmaßnahmen aufgezählt und an einige sollte man sich auch wirklich halten. Aber tagsüber durch Windhoek laufen oder auf Pad mal anhalten, um sich ein wenig die Beine zu vertreten oder Fotos zu machen ist kein Problem.

Lass dir bitte nicht die Vorfreude auf dieses wunderschöne Land verderben, es wäre wirklich schade drum. Wir haben uns nach unserer ersten Reise auch gefragt, warum wir uns im Vorfeld überhaupt so verrückt gemacht haben und dass es im Nachhinein wirklich schade war, da man sich gar nicht wirklich auf die Reise freuen konnte. Deshalb haben wir uns am Flughafen in Windhoek auch gleich gesagt, dass wir auf jeden Fall wiederkommen. Dies haben wir bis jetzt auch schon mehrmals gemacht und nie bereut!

Deshalb meine Empfehlung: die gängigen Vorsichtsmaßnahmen berücksichtigen und aufmerksam sein, dann sollte auch nichts passieren. Aber bitte nicht vorher verrückt machen.

Ich wünsche euch einen wunderschönen Urlaub und genießt die Vorfreude!

VG
Holger
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09 Jan 2020 11:18 #576867
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Vielen Dank für deine Antwort.

Ja es ist der Traum meines Freundes einmal Namibia zu sehen und mittlerweile eigentlich ja auch meiner.
Natürlich wäre es mehr als schade die Reise nun zu stornieren. Das komische ist nur, daß ich gleich nach der Buchung im Sept. ein ungutes Bauchgefühl hatte und das obwohl ich da nicht an Übefälle usw. gedacht habe.
Nun habe ich natürlich Angst, daß dieses Bauchgefühl ein böses Omen ist denn es hat die ganze Zeit über angehalten und ich konnte mir nicht erklären warum.
Aber wäre es vielleicht ratsam die Pension in Windhuk zu stornieren und lieber doch in ein Hotel zu gehen bei dem Wachpersonal vor dem Eingang steht?
Ich habe ein ungutes Gefühl in einer kleinen Pension, nahe des Zentrums untergebracht zu sein.
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09 Jan 2020 11:25 #576868
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Hallo Moni,

da die Zeit bis Juni noch lang ist und ich finde, du solltest die Zeit mit Vorfreude und nicht mit Angst verbringen, schließe ich mich mal ganz schnell Holger an.
Auch ich bin so ein Kandidat für "was-so-alles-passieren-kann" im Vorfeld einer Reise (allerdings erst die letzte Woche vor der Reise, nicht Monate vorher). Somit habe ich mir auch vor Namibia, genau wie ein Jahr vorher vor dem Norden Südafrikas, so meine Gedanken gemacht. Die waren jedoch eher mit wilden Tieren und mit unserem Plan zu campen, in Verbindung zu bringen.
Wir sind jetzt seit Mitte November zurück und es vergeht kein Tag, an dem ich nicht hier im Forum stöbere und mir Ideen für den nächsten Namibia Trip hole. Denn: Ich möchte unbedingt wieder hin!
Wie Holger schon schrieb, eine gewisse Vorsicht schadet nicht, aber Angst ist der falsche Begleiter. Und Vorsicht sollte man auch z.T. in einigen Gegenden in Deutschland und überall auf der Welt walten lassen.
Wir waren an einem Sonntag in Windhoek und da war die Stadt schon ziemlich ausgestorben. Unsicher haben wir uns in keinem Moment gefühlt.
Wir haben für Fotos, die Pipi-Pause oder auch für ein Picknick am Wegesrand angehalten und sind dabei nie in eine komische Situation gekommen.
Wir sind in Swakopmund auch im Dunkeln vom Restaurant zur Unterkunft gelaufen und sind einigen anderen (meist weißen) Menschen begegnet. Niemand hat uns angesprochen.
Wir sind an Tankstellen ausgestiegen, sind zum Kiosk gegangen und mit den Angestellten ins Gespräch bekommen. An Tankstellen ist viel Leben.
Wir sind selten angebettelt worden, meist bietet man dir einen Dienst - wie z.B. das Einweisen in eine Parklücke - an. Dann kann man auch ruhig ein paar NAD geben. Einmal wurden wir im Supermarkt nicht in Ruhe gelassen, dann haben wir dem Mann eben ein Toastbrot und Butter gekauft. Na und? Angst haben uns solche Situationen nie gemacht, eher betroffen.
Das einzige, was wir von deiner langen Liste konsequent befolgt haben, war, dass wir nicht im Dunkeln gefahren sind und dass wir die Autotüren verriegelt haben. Aber das macht man irgendwann automatisch und insbesondere in der Stadt finde ich das eine Vorsichtsmaßnahme, mit der man leben kann.
Natürlich kann ich dir nicht versprechen, dass zu 100% nichts passieren wird, aber ich gehe davon aus, dass ihr bei 2 Wochen eh auf einer Standardroute unterwegs seid. Ihr werdet einigen Touristen begegnen - z.T. auch mit Kindern. Die können nicht alle irren und sich todesmutig der Gefahr aussetzen. Namibia ist ein wundervolles Land mit herzlichen, manchmal auch mürrischen ;-) , Menschen. Freu dich drauf!

LG, Claudia
Letzte Änderung: 09 Jan 2020 11:28 von turtle.
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09 Jan 2020 11:39 #576869
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  • fidel am 09 Jan 2020 11:39
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Dazu sei noch anzumerken: wenn diese Doku die mit den beiden Fotografen ist, dann ist sie einfach auch grottenschlecht recherchiert. Die Aufnahmen sind ja ganz nett, inhaltlich sieht man aber nur zwei Ahnungslose beim Halbwissen o Blödsinn verbreiten (fotografisches Zeug mal außen vor). Gib also bitte nicht zu viel auf den Eindruck dieser Doku. Die beiden haben nicht viel mehr Ahnung als Du von Namibia.

Genieß die Reise, Panik ist sicher nicht angebracht. Eine gewisse Grundvorsicht ist wie in vielen Teilen der Welt sinnvoll, zudem kennst du ja die wesentlichen Tipps und Hinweise schon.
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09 Jan 2020 11:40 #576870
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Hallo Moni,

wenn Namibia wirklich so furchteinflößend wäre, dann wären die Touristenströme längst erloschen.
Zur Pension Moni: garni !! sie ist mit einem Elektrozaun rundum gesichert, das Hoftor wird ferngesteuert, die Autos parken im gesicherten Hof.
Jedenfalls war das 2010 so, als ich dort 3 Nächte verweilte. Allerdings ist die Pension nicht gerade der große Luxus, und Lust auf einen 2. Aufenthalt hatte ich auch nicht. Sie liegt zwar nahe des Zentrums, aber in unmittelbarer Nähe gibt es nichts, man muß schon etwas laufen!

Beste Grüße
Michael
7x Namibia, 2x S-Afrika, ca. 45x Atlantische Inseln (Kapverden > 25x, Kanaren, Madeira, Azoren); 7x W-Afrika (Senegal, Guinea Bissau, Gambia, Sierra Leone), Marokko, Tunesien, Jemen, Madagaskar, USA, Kanada, Costa Rica, ziemlich viel ME & SE rauf und runter und kreuz und quer
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