Liebe Kollegen im Forum,
durch Zufall bin ich während der Vorbereitung meiner nächsten Namibia-Reise auf dieses Thema gestoßen, das mich - beruflich und privat - anspricht.
Nach einigen Jahren Erfahrung im südlichen Afrika (Botswana, Namibia, Sambia, Südafrika) in der Zusammenarbeit mit Partnern aus Industrie, Hochschulen und Ministerien im Energiebereich möchte ich nur kurz ein paar Statements aus meiner Perspektive machen:
- Strommangel ist im ganzen südlichen Afrika ein lange Zeit vernachlässigtes, noch heute weitgehend ungelöstes Problem. Die Standardantwort der Administration ist Load Shedding, was naturgemäß alle Bereiche des Lebens massiv beeinträchtigt. In Sambia zum Beispiel ist das Thema innerhalb ganz kurzer Zeit zu einer nationalen Aufgabe geworden, die Möglichkeiten der Erneuerbaren Energien werden dort nun endlich erstmals ernsthaft erwogen.
- Die klimatischen Voraussetzungen in all diesen Ländern sind "traumhaft". Das gilt vor allem für Solarenergie-, aber auch für Windenergie-Nutzung, letzteres vor allem in Namibia und Südafrika. An manchen Stellen sind selbst attraktive Bioenergie-Optionen verfügbar.
- Aus meiner Sicht scheitert eine schnellere Erschließung der riesigen erneuerbaren Ressourcen im wesentlichen an der unflexiblen, rigiden Regulierung von Stromerzeugung und -verteilung, die in all diesen Ländern zentralisiert und staatlich dirigiert sind. Die staatlichen Unternehmen, z.B. NamPower, agieren aber leider sehr konventionell, in dem sie in der sog. entwickelten Welt gemachte Fehler bevorzugt kopieren und neue Entwicklungen nicht anerkennen.
- Würden diese Länder einen Strommarkt anbieten, der private Initiative und Investition gesichert ermöglicht, dann stünden Investoren Schlange. In Namibia wurde damit gerade der Anfang gemacht - leider erst nach einigen Jahren Diskussion.
- Erneuerbare Energien können gerade dort ihre Stärken ausspielen, wo es eben noch keine umfangreiche Netzinfrastruktur gibt (dort sind heftige Investitionen bereits erfolgt und müssen sich erst "bezahlt" machen), also fast schon in idealer Weise in den ländlichen Regionen der häufig nur dünn besiedelten Ländern des südlichen Afrika.
Neben obigen, grundlegenden "Behinderungen" der verstärkten Verbreitung erneuerbarer Energien gibt es aber noch eine Reihe "operativer" Probleme, die beispielsweise im NEED-Projekt (
www.need-project.org) adressiert werden.
Das nächste Meeting dieser Projektgruppe findet Mitte März in Windhoek statt - Interessierte sind mehr als willkommen, sich aktiv einzubringen!
Das war jetzt nur eine ganz kurze, spontane Rückmeldung - ich freue mich über jede Art von (konstruktivem) Feedback, gerne auch über den Kontakt auf der NEED-Website.
In gut 2 Wochen werde ich wieder einmal die Gelegenheit nutzen und 4 Wochen lang mit offenen Augen durch Namibia reisen.
Herzliche Grüße an alle Teilnehmer im Forum, insbesondere an diejenigen, die aus Namibia selbst berichten
Wilfried