Hallo Klaus,
„Es kann ja wohl nicht sein…“ eröffnet in der Fortsetzung natürlich die Möglichkeit, eher philosophisch oder gar politisch – eine Rubrik, die Chrigu wohlweislich nicht in das Angebot aufgenommen haben dürfte
– fortzufahren. Auf die Elektrozäune und die ihrer Anschaffung zu Grunde liegenden Entwicklungen möchte ich hier jetzt auch nicht näher eingehen. Vielmehr möchte ich hier einmal auf die Verantwortung einer Regierung gegenüber ihren Staatsbürgern eingehen.
In einem Land, dessen Bevölkerungsmehrheit jahrzehntelang unterdrückt und ausgebeutet wurde, ist ein großer Einkommens- und Vermögensunterschied zwischen Arm und Reich zu erwarten. Nicht erwarten sollte man im Allgemeinen, dass dieser Unterschied nach sechzehn Jahren Unabhängigkeit noch zugenommen hat, da dieser wachsende Unterschied nicht dadurch hervorgerufen wurde, dass die vormaligen Unterdrücker noch reicher geworden sind.
Einer Regierungspartei, die es sich auf die Fahnen geschrieben hat, den vormals benachteiligten Gruppen aus ihrer unzweifelhaft vorhandenen Misere herauszuhelfen, sollte Wissen, dass eine wesentliche Voraussetzung, dies zu ändern, die Bereitstellung von Bildungseinrichtungen zumindest für die Kinder dieser Menschen ist. Wenn es nach sechzehn Jahren Unabhängigkeit nicht möglich ist, allen Kindern einen Platz in einer Schule zu verschaffen und die zuständige Ministerin im Parlament verlauten lässt, dass man zwar Pläne habe, aber kein Geld, sie in die Tat umzusetzen, dann sind Gelder, die man eigentlich nicht hat, für nachrangige Dinge ausgegeben worden.
Wenn die seit sechzehn Jahren ununterbrochen regierende Partei es geschafft hat, dass Patienten in Krankenhäuser ihr eigenes Bettzeug mitbringen müssen und gelegentlich auch für ihr Essen selbst sorgen müssen, auch dann sind Gelder, die man eigentlich nicht hat, für nachrangige Dinge ausgegeben worden.
Die von mir kurz angerissenen Bereiche sollen deutlich machen, dass wir Touristen in unserem drei- bis nn-Wochen-Urlaubs-Ufo, in der Regel von der wirklichen Realität des Landes überhaupt nichts mitbekommen.
Unsere Reaktionen, wie hier im Forum, auf das, was wir in den Ländern des südlichen Afrikas sehen, verändern nichts. Das wirklich Traurige ist für mich, dass der Teil meiner Ausgaben, der tatsächlich in Namibia bleibt – damit meine ich nicht die Gästefarmer, Autovermieter und Lodge-Eigentümer, sondern den Staat, repräsentiert durch seine Regierung!-, nicht oder viel zu wenig dafür benutzt wird, das Los der tatsächlich leidenden Bevölkerung zu verändern.
Ich fürchte, ich werde noch einmal an die schöne Zeit zurückdenken, in der es noch möglich war für Individualreisende, problemlos durch Namibia zu reisen.
Gruß, Michael