Tag 17 – Samstag, 8. Juli – Ein ruhiger Tag am Khwai
Magotho, Khwai-Concession
Heute Morgen war es mit vier Grad wieder ein bisschen kühler. Die ganze Nacht hatte der Leo um unser Auto herum gehustet. Deswegen standen wir heute mal nicht im Dunklen auf, sondern warteten ab, bis es schon ein wenig dämmerte. Dann war alles schnell verstaut, und wir fuhren zunächst mal ein Stück nach Süden. Die Sonne war noch nicht aufgegangen, und auf dem Khwai lag ganz leichter Nebel.
Obwohl wir bis zehn Uhr sämtliche Wege, Wegelchen und Spürchen abfuhren, blieb es sehr ruhig. Um genau zu sein, fuhren wir sämtlichen Tieren erfolgreich aus dem Weg. Abgesehen von ein paar Vögeln (wir glauben, dass es Klaftschnäbel waren),
einer Familie Kudus
und einer Herde Letschwe
war alles wie leer gefegt. Egal in welche Richtung wir auch fuhren, überall dasselbe Bild: viel Nichts!
Ein paar Perlhühner und ein paar Hippos am Fluss, von denen aber nicht viel mehr als die Ohren – wenn überhaupt – zu sehen waren. Im Busch sah es noch schlechter aus. Alle Impala, Zebras und vor allem Elefanten waren verschwunden.
Rotschnabelmadenhacker
Und dann doch noch das Highlight des Morgens: Ein einzelner Elefant kam zwischen den Bäumen hindurch und lief zum Fluss hinab.
Vielleicht wären wir einfach besser auf der Campsite geblieben. Hinterher ist man immer schlauer. Das Safari-Leben ist schließlich kein Wunschkonzert!
Also machten wir wieder eine sehr lange Pause. Wir aßen ein spätes Frühstück, spülten ab und ließen das Geschirr zum Trocknen in der Sonne stehen. Während wir kurz im Camper waren, besuchten uns die Meerkatzen. Eine sprang auf den Tisch und fegte Besteck und Tassen auf den Boden, so dass wir sie noch einmal abwaschen mussten.
Ansonsten waren die Affen aber sehr friedlich. Keine alarmierenden Warnrufe ließen uns aufhorchen, und so war heute kein spektakulärer Besuch zu erwarten. Lediglich ein Trupp Frankoline und ein paar Glanzstare, die unablässig vor sich hin qietschten, gaben sich die Ehre.
Wir ruhten ein wenig aus (von was noch gleich?) und bekamen gegen Mittag erneut Appetit. Daher wärmten wir den Rest Gulaschsuppe auf. Ruth bittet darauf hinzuweisen, dass zwischen den gefüllten Näpfen immerhin drei Stunden lagen! Und angestrengtes In-die-Gegend-Starren macht schließlich hungrig.
Dann fuhren wir zu den Duschen, spülten und füllten einen Kanister mit Brauchwasser auf. Die Sonne war ziemlich heiß, aber nach der Dusche fühlten wir uns wieder frisch und brachen ziemlich früh zu einem Nachmittagsdrive auf.
Wieder ging es am Fluss entlang. Es war immer noch ruhig, zum Glück ließen sich aber im Gegensatz zu heute Morgen einige Tiere blicken. Wir freuten uns schon über eine Herde Zebras. So kann es sein, wenn alles wie ausgestorben war!
Auch die Elefanten waren wieder da.
Eine Sattelstörchin suchte am anderen Ufer nach etwas Fressbarem. In der kurzen Zeit, in der wir sie beobachteten, war sie gleich zweimal erfolgreich.
Hammerkopf
Rotbauchreiher
Kurz überlegten wir, gar nicht mehr weiter zu fahren und einfach am Wasser stehen zu bleiben, denn wie gestern kamen bereits weitere Elefanten zu ihrem Nachmittagskaffeekränzchen an den Fluss hinunter.
Aber man könnte ja etwas verpassen! Und so drehten wir noch eine große Runde durchs Hinterland. Doch es ließ sich nichts erzwingen. Außer ein paar Impalas und Giraffen konnten wir nichts entdecken.
Den Rest des Nachmittags verbrachten wir daher am Elefantenbade- und Rastplatz.
Da wir hier gestern bereits alle Elefantenbilder verbraucht hatten, blieb uns außer diesem einen Foto heute nur, den Moment zu genießen und uns zu freuen, dass wir hier sein durften.
Als sich gegen kurz nach fünf der letzte Elefant verabschiedete,
beschlossen wir, schon etwas früher in Richtung Camp zu fahren. Auf einem Busch nahe dem Wasser sahen wir einen kleinen Kapkauz sitzen.
Von Zeit zu Zeit flog er einen Busch weiter und beobachtete die Umgebung. Wir pirschten uns so unauffällig an, wie es mit unserem kleinen Auto nur möglich war. Über diese kleine Eule freuten wir uns so sehr, dass wir alle nicht gesichteten Löwen von heute eingetauscht hätten.
Und dann gab es gleich noch eine Überraschung. Nur noch knapp einen Kilometer vom Camp entfernt kam uns ein Wildhund entgegen. Wir drehten und hefteten uns an seine Fersen. Er führte uns zu zwei Artgenossen. Die drei hatten es zunächst nicht eilig, sondern blieben ein wenig vor unserem Auto stehen.
Dann kamen allerdings von vorne mehrere Fahrzeuge dazu, die Hunde wurden unruhig und entfernten sich durch die Büsche. Wir versuchten zwar, hinter ihnen her zu fahren und sie noch einmal aufzuspüren, aber wohin wir auch fuhren, sie ließen sich nicht mehr blicken.
Nun war es doch wieder spät geworden, bis wir das Camp erreichten. Wir schlugen unser Lager auf und machten Feuer. Da wir noch sehr viel Brennholz hatten, wurde dieses heute ziemlich groß. Die Annahme, dass ein Feuer wilde Tiere fernhält, wurde ja widerlegt. Eher hatten wir das Gefühl gehabt, dass sich unser Leopard gestern ein wenig hatte wärmen wollen. Die Essensvorbereitungen und das Essen selbst verliefen heute in kompletter Festbeleuchtung. Alles, was leuchten konnte, leuchtete auch. Leos sind toll, aber lieber mit ein wenig Blech um uns herum. Wir wollten nicht schon wieder überrascht werden, aber auch nicht auf unser Abendessen unter dem Sternenhimmel verzichten. Also grillten wir Rinderfilet, kochten Kartoffeln, die wir mit Sour Cream aßen und machten grünen Salat. Alles schmeckte hervorragend.
Während des Abendessens und danach besuchte uns wieder der kleine Kapkauz und setzte sich in den Baum über uns. Zwischenzeitlich waren es sogar zwei.
Als wir später nach dem Abwasch im Camper waren, Uwe den Bericht tippte und Ruth noch ein wenig las, vernahmen wir deutlich das vertraute, heisere Husten eines Leoparden. Ehrlich gesagt hatten wir schon ein wenig darauf gehofft. Wir schalteten das Licht um unser Auto herum wieder an und verrenkten uns die Hälse, konnten den Leo aber nicht sehen, obwohl er mehrfach ganz in der Nähe schnaubte. Tja, wir können eben immer noch keine Leoparden! Die Gute-Nacht-Musik war wieder fantastisch. Beim Grunzen der Hippos und Heulen der Hyänen schliefen wir schließlich ein.