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10 Dez 2023 18:35
#678608
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…..schönen Dank für dieses Häppchen….
Gruß von CuF |
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01 Jan 2024 15:34
#679674
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Tag 15 – Donnerstag, 6. Juli – Umweg durchs Gebüsch
Kaziikini Community Camp – Magotho, Khwai-Concession Gegen viertel vor drei wurden wir zum ersten Mal wach. Genauer gesagt wurde Ruth durch die Elefanten geweckt, die direkt neben unserem Wagen standen und Äste vom Busch rissen. Dann weckte sie auch Uwe, damit er sich mit ihr freuen konnte. Wir hörten die Dickhäuter in unmittelbarer Nähe um unser Auto herumrüsseln, auch wenn sie im Grunde ja sehr leise sind. Ab und an brach ein Zweig oder Ast, und wir hörten das Mahlen ihrer Zähne. Irgendwann liefen sie weiter Richtung Wasserloch. Dort waren schon andere Artgenossen, und so begann das große Trompetern und Grollen. Das wiederholte sich mehrmals in den nächsten Stunden, so dass wir nicht mehr viel Schlaf fanden. Die ganze Nacht über hörten wir die Herden zum Wasser traben und sich eifrig miteinander austauschen. Es war ein ständiges Trompeten in der Luft. Der Tag sollte ganz gemütlich werden, und so standen wir erst deutlich nach Sonnenaufgang auf. Direkt neben unserem Auto fanden wir noch die Spuren der nächtlichen Besucher. An der Wasserstelle waren aber keine Elefanten mehr zu sehen. Da der Stellplatz viel Aussicht hatte, frühstückten wir nach einer raschen Morgentoilette sehr gemütlich in der Sonne und freuten uns über einige Gelbschnabel-Tokos und Riesenglanzstare, die uns Gesellschaft leisteten. Bis wir gespült, alles eingepackt und Uwe noch ein bisschen Luft aus den Reifen gelassen hatte, war es schon fast zehn Uhr. Zum Abschied erschienen doch noch ein einzelner, großer Elefantenbulle und ein paar Kudumännchen mit stattlichem Gehörn. So fiel uns der Abschied noch ein wenig schwerer. Mit der für uns neuen Wasserstelle ist der Wert des Camps gestiegen. Hier war einiges los. Das galt allerdings auch für die Anzahl der Besucher. Der Platz bietet nun deutlich mehr Leuten Raum, und wir könnten uns vorstellen, dass es auch ziemlich rummelig werden könnte. Wir mochten auch das alte, staubige Camp mit seinen wackeligen Duschen unter freiem Himmel, den kleinen, verbuschten Plätzen und den nächtlichen Besuch der Bushbabys. Die haben wir dieses Mal leider nicht mehr entdecken können. Dann brachen wir auf, fuhren ein kleines Stück die Straße zurück bis zur Gabelung nach Norden. Dort bogen wir Richtung Mababe ab. Entweder war die Straße ein wenig besser als gestern Nachmittag, oder der reduzierte Reifendruck ließ es uns annehmen. Wir hatten es auch nicht sehr eilig, da es bis zur nächsten Campsite am Khwai lediglich knapp 90 Kilometer waren. Das erste Stück war schnell gefahren. Kurz vor Mababe kam dann ein überschwemmtes Stück, das wir schon vom letzten Jahr kannten. Wir nahmen wieder die Umfahrung und standen lange am Rand des verbliebenen Wassertümpels bei einer großen Gruppe von über 40 Hippos. Die meisten lagen an Land und dösten in der Sonne. Viele Madenhacker spazierten über ihre Rücken. Ganz in der Nähe hockte eine Gabelracke auf einem Stück Holz, das wohl häufiger als Ausguck diente. Nachdem wir noch ein wenig näher an ein einzelnes Hippo im Salat herangefahren waren (diesmal mit Blatthühnchen anstelle der Madenhacker), mussten wir rückwärts wieder aus der kurzen Sackgasse hinaus. Kurz vor der Sackgasse fanden wir einen Wagen mit einer Panne vor. Drei Männer und eine Dame standen vor ihrer offenen Motorhaube. Wir fragten, ob wir helfen könnten. Der Motor sprang nicht mehr an, und sie vermuteten einen Fehler am Anschluss der Batterie und fragten nach Werkzeug. Uwe gab ihnen seinen Steckschlüsselsatz, und sie befestigten die beiden Pole neu. Leider ohne Erfolg. Da weder sie noch wir ein Starthilfekabel hatten, bot Uwe ihnen an, den Wagen anzuschleppen. So kam unser neues Abschleppseil zum Einsatz. Hatten wir es nicht umsonst besorgt. Juhuuu! Der erste Versuch klappte sofort. Der Fahrer hupte zum Zeichen, dass sein Motor wieder lief, und wir koppelten das andere Auto wieder ab. Dann ließen wir die vier voraus fahren für den Fall, dass sie nochmal liegen bleiben würden. Hinter Mababe Village, wo wir kurz dem FC Baboon beim Training ohne Ball zusahen, bogen wir nach Westen Richtung Khwai ab. Eigentlich wären es jetzt keine 20 Kilometer mehr gewesen. Da schlug Uwe vor, schon weit vor der offiziellen Abfahrt abzubiegen und bereits weiter östlich an den Khwai zu fahren. Die Strecke war neu für uns, tiefsandig und an vielen Stellen sehr eng bewachsen. Mit einigem Kontakt zu Büschen und Ästen machte unser Auto die ersten Erfahrungen mit kleinen Erinnerungsnarben auf seiner Haut, obwohl Uwe möglichst mittig durch die Engstellen zirkelte. Hier machen die wenigen Zentimeter, die unser Eulennest breiter als ein normaler Landcruiser ist, dann doch einiges aus. Auf jeden Fall kamen wir nur äußerst langsam voran, und Uwe verfluchte den schlechten Zustand der einmal eingeschlagenen Spur. Umkehren wollte er nach einiger Zeit dann auch nicht mehr, und so aststrahlten wir unser Gefährt und hoppelten danach langsam über tief ausgetrocknete, staubige Lehmkuhlen, die von zahlreichen Elefantenfüßen im einst nassen Untergrund übrig waren. Der offizielle Weg zum Camp war dies gewiss nicht. Dafür aber ein wenig befahrener. Ruth fand die Strecke ganz hübsch, besonders da sie eine ganze Zeit lang am Wasser entlang führte, wo immer wieder Blatthühnchen, Gänse, Stilts oder Wasserläufer zu entdecken waren. An einer Stelle mussten wir warten und vier großen Elefantenbullen Vortritt gewähren. Sehr zielstrebig und ruhig zogen sie an uns vorüber. Neben jeder Menge Elefanten sahen wir auch Impalas, Letschwes und Wasserböcke. Obwohl wir auf dem GPS sehen konnten, dass es gar nicht mehr weit bis zum Camp war, mussten wir einige Male umdrehen, da unsere Spur ins Wasser führte. Jedes Mal versuchten wir in einem etwas größeren Bogen wieder auf die Hauptspur zurückzufinden. Zwischendurch waren wir uns nicht mehr sicher, über diese Route unser Camp Magotho tatsächlich noch zu erreichen. Als Uwe schon fürchtete, die anstrengende Strecke wieder zurück zu müssen, hatten wir es schließlich geschafft, und wir näherten uns dem Camp von Osten. Wie fast schon zu erwarten (irgendwie haben wir hier nur selten die Campsite erhalten, die wir auch tatsächlich gebucht hatten), war die uns auf der Reservierung zugewiesene Campsite Old No. 2 schon belegt. Und auch sonst war schon sehr viel los. Überall standen auch zwischen den offiziellen Plätzen größere Reisegruppen mit vielen Zelten und Anhängern. Am Staff Camp mussten wir erstmal ein wenig kramen, bis wir unsere Reservierungen gefunden hatten. Dann wies und der Angestellte Dix einen anderen Stellplatz zu. Um ihn uns zu zeigen, stellte er sich außen an unserem Wagen auf das Trittbrett und fuhr die paar hundert Meter mit. Wir bekamen Campsite Nr. 3 nahe am Fluss mit einem großen Baum in der Mitte. Hier gefiel es uns gut. Dusche und Toilette lagen über 150 Meter entfernt. Dix wies uns ausdrücklich darauf hin, keine weiten Strecken zu Fuß zurückzulegen, da sehr viele Elefanten durch das Camp ziehen würden und außerdem ein ortsansässiger Leopard regelmäßig umherstreife. Das wäre ja schön, wenn wir den mal zu Gesicht bekämen! Trotzdem nahmen wir seine Warnung ernst und fuhren das kleine Stück zu den Ablutions, um zu duschten. Zurück am Stellplatz picknickten wir mit belegten Broten. Dix hatte uns für 200 Pula einen Riesenberg Brennholz gebracht. Durch die deutlich verlängerte Anfahrt war es nun schon wieder ziemlich spät. Daher begann der Nachmittagsdrive erst gegen 16 Uhr. Am Fluss entlang suchten wir nach Tieren. Überall standen große Elefantenbullen mit beeindruckenden Stoßzähnen im oder am Wasser, die das frische Gras des Flusses weideten. Dabei rupften sie es mit ihrem Rüssel aus dem Boden und schlenkerten es so lange durch das Wasser, bis die störende Erde fortgespült war. Ein Stück weiter entdeckten wir zwei Streithähne. Die beiden Frankoline gingen mit Schnäbeln und Klauen aufeinander los, dass die Federn nur so flogen. Nach einiger Zeit hatten sie sich aber wieder beruhigt. Wir fuhren bis zu der Stelle, an der der Khwai eine scharfe Linkskehre macht. Hier war uns bei der Durchfahrt im letzten Sommer angst und bange geworden, als das Wasser über die Motorhaube und die Windschutzscheibe geschwappt war. Auf keinen Fall wollten wir ohne Auskunft oder Beratung einfach so auf die andere Seite fahren. Also warteten wir eine Zeit lang in der Hoffnung, dass jemand vorbeikommen würde, der sich auskannte. Anscheinend kannten sich viele aus. Und diese vielen wussten, dass man heute die Tiere wohl an einer anderen Stelle entdecken konnte. Denn obwohl es bei Magotho so voll gewesen war, hierhin verirrte sich niemand. Wir sahen dem aufgeregten Gewusel der Perlhühner zu und entschlossen uns dann, wieder umzukehren. Weit kamen wir nicht, denn passend zum Sundowner trabte eine Herde Elefanten zum Fluss. Im schönsten Abendlicht konnten wir sie beim Trinken und Spielen beobachten. Als die Herde weiterzog, blieben nur zwei Bullen zurück, und es kehrte langsam wieder Ruhe ein. Zufrieden fuhren wir zurück ins Camp, machten Feuer und kochten im Potjie eine Gulaschsuppe. Die gelang uns trotz ein paar fehlender Gewürze sehr gut, und es blieb auch noch ein Rest für morgen übrig. Zwischendurch lief eine Wildkatze über unseren Platz, später ein Honigdachs. Aber am meisten freuten wir uns über den kleinen Kapkauz im Baum direkt über uns. Immer wieder wechselte er seine Position, blieb uns aber den ganzen Abend ein treuer Begleiter. Vielleicht hatten es ihm die vielen Insekten angetan, die durch unsere Lampe angelockt wurden. Nachdem Ruth den Abwasch erledigt und wir alles verstaut hatten, krabbelten wir in den Camper. Von dort hörten wir zunächst nur und sahen später auch noch ein Hippo, das am Rand unserer Campsite das Gras fraß. Was ist es doch schön hier! |
Letzte Änderung: 01 Jan 2024 15:38 von Eulenmuckel.
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01 Jan 2024 18:25
#679681
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Liebe Eulenmuckels,
momentan lese ich besonders begierig Afrika Berichte Irgendwie müssen wir den einen Monat noch herumbekommen Und so bin ich bei Euch gerade besonders gerne dabei Liebe Grüße Carsten |
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01 Jan 2024 19:20
#679690
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Hallo Ihr Zwei,
Happy new year und weiterhin tolle Reisen mit Eurem Traumauto! Ich muss zwar noch ein paar Monate länger warten als Carsten, aber lese trotzdem sehr gerne über Khwai und den Moremi. Würde mich doch sehr wundern, wenn sich der Leo nicht zeigen würde?!? Ich glaube vor der Wasserdurchfahrt standen wir auch schon am Khwai und haben uns erst getraut, als ein Tourguide durchfuhr. Bestimmt macht man sich mit dem eigenen Auto noch mal mehr Gedanken. Erst vor kurzem hatte ich mir überlegt, ob man von Mababe am Khwai irgendwie direkt zu Magotho fahren kann, aber ok, nach Eurer Erfahrungen, vielleicht doch keine so gute Idee. Danke fürs Teilen. Lg Doro ( und Peter, der immer noch von Eurem Auto spricht) |
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02 Jan 2024 20:13
#679775
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@Carsten: Das mit dem einen Monat schafft ihr bestimmt.
@Doro: Ja, vielleicht zeigt sich der Leo noch. Möglicherweise macht man sich beim eigenen Auto vor einer Wasserdurchfahrt noch mehr Gedanken. Aber letztendlich ist es egal, ob du deinen eigenen oder einen Mietwagen versenkst und (nochmal) bezahlen musst. Ich versuche, immer sehr vorsichtig zu fahren. @all: Euch allen ein frohes Neues Jahr mit hoffentlich vielen schönen Afrika-Momenten! Liebe Grüße Uwe |
Letzte Änderung: 02 Jan 2024 20:17 von Eulenmuckel.
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02 Jan 2024 20:16
#679776
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Tag 16 – Freitag, 7. Juli – Besondere Besuche auf der Campsite
Magotho, Khwai-Concession Wir wachten gegen sechs Uhr auf und blieben noch ein bisschen liegen, da es noch ziemlich dunkel war. Dann zog sich Uwe an und kochte Wasser, während Ruth aus dem Bett krabbelte. Gemeinsam tranken wir Kaffee und Tee und räumten unsere Sachen zusammen. Die Sonne war noch nicht ganz aufgegangen, als wir am Khwai entlang nach Norden fuhren. Insgesamt sahen wir wie gestern nicht allzu viele Tiere, aber immer wieder Elefanten. Dies ist auch die Erkenntnis für dieses Jahr: Khwai ist ein absolutes Elefanten-Gebiet. Einige Zeit kreuzten wir durch die Gegend, fanden ein paar neue Wege, darunter auch Sackgassen, in denen wir umkehren mussten. Auch die Perlhühner waren schon erwacht und hatten ihre Schlafbäume verlassen. Einige Zeit standen wir bei zwei jungen Sattelstörchen, die in ihrem Nest saßen. Die ganz großen Sichtungen blieben heute Morgen wieder aus. Dafür erfreuten wir uns an den kleinen Dingen und an verschiedenen Vögeln. Riesenglanzstar Lange beobachteten wir ein Flughuhn, das am Flussufer saß, trank und sein Gefieder voll Wasser pumpte. Uwe wollte es gerne beim Abflug fotografieren, und so warteten wir mehr als 20 Minuten, bis das Huhn dann so schnell abhob, dass natürlich keine Zeit zum Auslösen blieb. Swainsonfrankolin Pünktchenamarant Goldbugpapagei Bronzeflecktaube Zurück auf unserer Campsite machten wir eine lange Frühstückspause. In der Sonne sitzend aßen wir Brote mit Avocado und Käse. Ruth fiel eine Avocadohälfte auf den Boden, so dass sie die Panade aus Staub, Ästchen und Gras aufwändig abspülen musste. Und dann passierte uns eine Geschichte, die man nur mit dem Stehen auf einer sehr, sehr langen Leitung erklären kann. Wir vernahmen Tierrufe, die wir zunächst nicht richtig zuordnen konnten. Waren das Vögel oder Affen? Wer machte denn diese merkwürdigen Geräusche? Prüfend sahen wir uns nach allen Seiten um, konnten aber nichts entdecken. Während Uwe nicht so gerne seine gemütliche Position am Frühstückstisch aufgab, schnappte sich Ruth von Neugier gepackt den Fotoapparat und entfernte sich – Hans-Guck-in-die-Luft ganz genau so, wie man es nicht machen sollte – immer weiter vom Auto und der Campsite. Dabei lief sie eifrig dem lauten Keckern hinterher. Was erschrak sie doch, als plötzlich keine 10 Meter von ihr entfernt ein riesiger Elefantenbulle aus den Büschen auf sie zutrat. Ach du Schande! Wo kam der denn auf einmal her? Nun beiderseits bitte ruhig bleiben! Dem Elefanten fiel das ein wenig leichter. Zum Glück setzte er zwar zügig, aber seelenruhig seinen eingeschlagenen Weg fort. Ruth bewegte sich im gleichen Tempo rückwärts in Richtung des Campers, wobei sie beruhigend auf ihn einredete. Zunächst guckte Uwe noch erstaunt, als er ein Mantra gleiches „ich geh zurück, ich geh zurück, mach dir keine Sorgen“ aus dem hohen Gras und den Büschen vernahm. Als gleich darauf aber Ruth rückwärts auf die Campsite gestolpert kam, gefolgt von einem zum Glück tiefentspannten Dickhäuter, war die Sache recht schnell klar. Uwe rettete sich hinter unser Auto, während Ruth mit einem erleichterten Schnaufen darin verschwand. Der Elefant trottete quer über unsere Campsite und lief an unserem Auto vorbei in Richtung Fluss. Puh! Die Luft war wieder rein. Aber war sie das wirklich? Ruth kletterte aus dem Camper. Da war es immer noch! Dieses aufdringliche, merkwürdige Geschnatter. Und was soll man machen? Ruth hatte anscheinend nichts dazugelernt. Zum zweiten Mal machte sie sich mit der Kamera unter dem Arm auf den Weg ins Gras. Noch im Weggehen rief sie Uwe zu: „Was ist das denn bloß? – Oder ist es ein Alarm-Call?“ Und damit hatten wir dann wohl beide unser Gehirn für heute abgegeben. Denn was es bedeutete, wenn es sich tatsächlich um einen Alarm-Call handelte, sollte Ruth einen Augenblick später erfahren. Sie hatte den Platz noch nicht ganz verlassen, als sie den Schatten wahrnahm, der sich vielleicht 30 Meter vor ihr aus dem Gras erhob. Der nun hastig über die Schulter zurückgeworfene Alarm-Ruf war eindeutig: „LEO!“. Die Katze bewegte sich rasch von uns fort. Es waren also tatsächlich Alarmrufe der Meerkatzen gewesen, die alle vor dem Leoparden gewarnt hatten – alle, nur nicht uns. Nun sahen wir die Affen auch über uns in den Bäumen sitzen und Rabatz machen. Wie konnten wir nur so dämlich sein! Im Nachhinein kann man sich nur über sich selbst wundern. Da denkt man, dass man jahrelange Erfahrung hat und dann sowas! Oder ist vielleicht gerade diese Überheblichkeit das Problem? Mittlerweile meint man, sich so gut auszukennen, dass man ein wenig leichtsinnig wird. Das war auf jeden Fall ein Augenöffner! Schnell fegten wir die restlichen Lebensmittel vom Frühstückstisch in den Camper und machten uns an die Verfolgung des Leos. Dieser war inzwischen quer durch das gesamte Camp gelaufen und hatte sich wohl in einem größeren Gebüsch hinter der Mülldeponie versteckt. Dort saßen nun ein paar weitere Affen auf den Bäumen und schimpften lautstark. Wir blieben noch eine Weile mit drei weiteren Fahrzeugen. Zweimal umrundeten wir die Büsche und starrten zwischen die Zweige und Blätter, konnten aber keine Schwanzspitze der Katze mehr sehen. Ein Guide meinte, der Leo bliebe sicherlich dort versteckt, bis sich die Aufregung gelegt habe und das Gebüsch nicht mehr umstellt sei. Nach einer Weile gaben wir auf und verzogen uns wieder auf unsere Campsite. Dort machten wir nun eine längere Mittagspause. Uwe sichtete Fotos, Ruth saß zuerst etwas in der Sonne und kam dann auch in den Schatten. Nachdem sich unsere Aufregung gelegt hatte, hatten wir jetzt eine ruhige Zeit zum Lesen und Entspannen. Von unserer Site hatten wir eine schöne Aussicht auf die Flussauen, wo zahlreiche Elefanten grasten. Rotschnabelfrankolin Um die Mittagszeit hatten wir uns in unser Nest zurückgezogen. Uwe beschäftigte sich weiterhin mit Fotos, und Ruth döste auf der Rückbank. Wieder bekamen wir Besuch. Ein großer Elefantenbulle marschierte vom Fluss herauf direkt auf unseren Stellplatz und rieb sich ein wenig an dem großen Baum in der Mitte. Eine Weile stand er völlig ruhig mit gegen den Stamm gelehnter Stirn, und es schien so, als döste er ebenfalls. Dann lief er keine fünf Meter neben unserem Auto entfernt vorbei. Wir hielten die Luft an und waren gleichzeitig fasziniert von diesem riesigen Tier. Am Nachmittag fuhren wir zu den Duschen und Toiletten. Nein, hier laufen wir nicht mehr in der Gegend herum! Während Ruth noch unter der Dusche stand, unterhielt sich Uwe mit einem südafrikanischen Pärchen, welches ihm von Hyänen erzählte, die sie gestern entlang der Strecke von Mababe gesehen hatten. Es müsse sich um eine Familie von 15 Tieren handeln, die man direkt von der Straße aus erblicken könne. So wollten wir auch unser Glück versuchen, und die Route für unseren Nachmittagsdrive stand fest. Am Fluss entlang fuhren wir zur Transitstraße und dort nach Osten. Silberreiher So viel wir von der Hauptstraße aus auch schauten, wir konnten noch nicht mal die Stelle finden, die uns der Südafrikaner beschrieben hatte. Stattdessen entdeckten wir Impalas, Giraffen, Zebras, Steinböckchen, natürlich Elefanten und eine sehr große Büffelherde neben der Straße. Auch hier war einiges los. Die meisten Tiere bewegten sich in Richtung des Flusses. Wir hätten also auch einfach dort auf sie warten können. Irgendwann gaben wir das Hyänen-Such-Spiel auf und kehrten um. Am Straßenrand stand ein Auto mit fünf jungen Männern. Als wir anhielten, um zu fragen, ob alles in Ordnung sei, erklärten sie uns, dass sie nur schnell nach Maun wollten, um dort Lebensmittel einzukaufen. Sie hätten sich ein wenig mit ihren Vorräten vertan und weder Wasser noch genug zu essen für die nächsten Tage. Oh je! Wir beschrieben ihnen den Weg und wünschten viel Glück, denn wir waren uns relativ sicher, dass es sehr sportlich werden würde, noch vor Dunkelheit irgendwo anzukommen. Bliebe nur zu hoffen, dass sie sich eine Übernachtung in Maun gönnen und nicht gleich wieder zurückfahren würden. Auch wenn wir durch die erfolglose Suche nach den Hyänen viel Zeit verloren hatten, war es trotzdem eine schöne Fahrt gewesen. Als wir wieder am Fluss eintrafen, stand gerade eine Elefantenfamilie im Wasser und trank. Wir stellten uns so, dass wir sie mit der untergehenden Sonne beobachten konnten. Dann ging es zurück zum Camp. Wir klappten das Zelt auf, rückten Tisch und Stühle zurecht und machten Feuer. Während Ruth an der offenen Klappe des Campers das Gemüse schnitt, werkelte Uwe irgendetwas hinter dem Auto. Er versuchte, einen Müllbeutel in der Tasche am Reserverad zu verstauen, ohne sich dabei völlig einzustauben. Mit Schwung kehrte er anschließend um das Heck des Autos wieder nach vorne zurück und hielt mitten in der Bewegung inne. „Ruth, was ist das?“ Den Tonfall dieses Alarm-Calls verstand sie. Ruth war sofort klar, dass es sich nicht um einen Honigdachs handeln konnte. Als sie sich umdrehte, erblickte sie unmittelbar hinter unserem brennenden Feuer eine Katzensilhouette. Zu groß für eine Ginsterkatze, eine Zibet oder einen Geparden, zu klein für einen Löwen. Das Adrenalin schoss uns durch die Adern, als wir realisierten, dass keine fünf Meter entfernt ein Leopard stand und uns über das Feuer hinweg direkt in die Augen sah. Was tun? Nichts! Wir waren gar nicht in der Lage uns zu bewegen. Es wäre nur ein halber Schritt in den Camper gewesen, aber wir konnten uns einfach nicht rühren. Obwohl es nur ein kurzer Moment war, in dem wir uns gegenseitig anstarrten, kam es uns vor wie eine Ewigkeit. Dann löste die Katze den Blick und stolzierte mit eingerolltem Schwanz denselben Weg zum Fluss, den mittags der Elefantenbulle genommen hatte. Wir erwachten aus unserer Erstarrung. Endlich gelang es Ruth, die Stufe in den Camper zu erklimmen und mit zitternden Fingern ihre Stirnlampe einzuschalten. Schweigend beobachteten wir, wie das schwarze Fleckenmuster langsam aus unserem Blickfeld verschwand. Was hatten wir da gerade erlebt! Es kam uns völlig unwirklich vor. Früher hatten wir mehr Licht um unser Auto, wir haben auch häufiger mit unseren Lampen die Umgebung abgeleuchtet. Aber dass eine Raubkatze so nah kommt, solange wir noch um das Feuer herumspazieren, so einen Moment hatten wir in all den Jahren, in denen wir nach Afrika fahren, noch nie. Es dauerte sehr lange, bis wir uns halbwegs beruhigt hatten. Das Leuchten wurde nun umso ausgiebiger nachgeholt. Der restliche Abend verlief nicht ganz so entspannt wie der vorherige. In Windeseile und nur mit halber Konzentration briet Uwe Zwiebeln und Knoblauch an, dünstete Gemüse und gab dann Gemüsebrühe und Couscous dazu, während Ruth den Leuchtturm spielte. Nachdem wir gegessen, gespült und alles eingepackt hatten, saßen wir heute Abend im Auto und nicht mehr am Feuer. Es dauerte nicht lange, und ein tiefes, anhaltendes Gebrüll war zu hören. Hier wurde uns etwas geboten! Völlig überwältigt lauschten wir dem Brüllen der Löwen, welches vom Fluss zu uns heraufkam. Als wir später in unseren Schlafsäcken lagen, vernahmen wir immer wieder das heisere Husten unserer Campkatze ganz in der Nähe. Vor dem Einschlafen hielten wir noch fest: Wir können keine Leoparden, aber die Leoparden können uns! |
Letzte Änderung: 02 Jan 2024 20:27 von Eulenmuckel.
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