8. Kapitel: Auf Wiedersehen Ndhovu! Hallo Drotsky’s!
Heute heißt es Abschied nehmen von Ndhovu. Eine schöne und entspannte Zeit liegt hinter uns. Ein letztes Mal wird die Zelttür im Morgengrauen geöffnet, ein letztes Mal schweift der Blick über das gegenüberliegende Flussufer. Heute sind dort Elefanten unterwegs. Ein schöner Morgen- und Abschiedsgruß.
Der obligatorische Spaziergang über das Lodgegelände zum Sonnenaufgang hält einige schöne Sichtungen im warmen Licht des frühen Morgens bereit. Den Anfang macht ein White-browed Coucal, der arttypisch im dichten Gehölz hüpfend unterwegs ist.
Außerdem gilt es dem Eulenbaum Adieu zu sagen. Auf die Southern white-faced owl ist Verlass. Zur Abwechslung zeigt sie am heutigen Morgen einmal ihren Gesichtsschleier in ganzer Pracht. Diese frühmorgendliche Begegnung werde ich vermissen.
Ein letzter Höhepunkt des Herumstreifens ist ein Giant Kingfisher, der sich ein ambitioniertes Frühstück vorgenommen hat.
Gemeinsam genießen auch wir bald ein letztes (und mundgerechteres) Frühstück in der schönen Lapa – irgendwann werden wir auch einmal einige der schönen Teller mitnehmen, die man hier nutzt und erwerben kann. Leider sind das sperrige Souvenirs, wenn die Reise noch weitergehen soll und so bleibt es auch dieses Mal wieder beim bloßen Vorsatz.
Mit schönen Blicken über den Fluss begleitet von frischen Eierspeisen und schmackhaft geröstetem Brot vergeht die Zeit wie im Flug. Die Kinder nehmen ausgiebig Abschied vom Pool, die Erwachsenen vertrödeln die anbrechende Tageshitze auf dem Aussichtsdeck mit dem Konsum von Malawi Shandys. Was kann das Leben doch schön sein!
In den späten Morgenstunden heißt es dann Abschied nehmen von Ndhovu, von Besitzer Ralf, dem überaus netten Personal, von den Lodgehunden. Wir haben uns hier mal wieder zuhause gefühlt und den Aufenthalt wegen seiner Länge (und den vielen Eulen…) besonders genossen. Wenn es nach uns geht, wird es ein Wiedersehen geben.
Ein letztes Mal für diese Reise befahren wir die Sandstraße zur Mainroad, auf die wir in Richtung Mahango Core Area abbiegen. Unsere heutige Etappe ist nicht lang – nur rund 40 Kilometer trennen uns von unserem Ziel, den Drotsky’s Cabins in Botswana. Ein guter Teil des Weges führt durch den Mahango und wir nehmen natürlich nicht die direkte Verbindung zur Grenze, sondern biegen einmal mehr auf den Weg ein, der uns an den Floodplains vorbeiführt.
Tageshitzebedingt ist hier nicht mehr so viel los. Aber ein paar schöne Sichtungen ergeben sich dann doch. Den Anfang macht eine Streifenmangustenbande, die quirlig nahe der Pad ihr Unwesen treibt.
Wenig später gibt sich mit einem White-headed Vulture mein Lieblingsgeier des südlichen Afrikas die Ehre – ich glaube, es ist der erste dieser Art, den wir bisher außerhalb des Krugers entdecken konnten.
Den Blick über die Flutebenen wandern zu lassen, macht auch heute wieder Freude – Riedböcke und zahlreiche Moorantilopen lassen sich beobachten.
Und dann folgt ein letzter Höhepunkt in Form einer Straußenfamilie, die in direkter Nähe unseres Fahrzeug völlig entspannt die Straße kreuzt. So nah sind wir den kleinen Federknäueln bisher nur selten gekommen.
Bald darauf erreichen wir die Grenze zu Botswana, die direkt an die Mahango Core Area angrenzt. Hier ist wenig los und so gehen die Formalitäten der Ausreise und Einreise zügig vonstatten. Schön, dass Covid keine bedeutende Rolle mehr spielt.
Um die Mittagszeit setzen wir den Weg über botswanischen Teer fort. Wir durchqueren ein staubiges Shakawe und erreichen nach recht kurzer Fahrzeit die Abzweigung zu Drotsky’s Cabins, die sich am Ufer des Okavango befinden. Drotsky’s ist für uns eine Unterkunftspremiere, auf die wir uns sehr freuen und an die wir durchaus hohe Erwartungen knüpfen, haben wir doch Reiseberichte hier im Forum gelesen, die Schönes zu erzählen hatten.
Als erstes erreichen wir eine überraschend riesig dimensionierte Lapa und werden vom Manager freundlich begrüßt.
Wir sind bisher die einzigen Gäste und so wirkt das große Areal seltsam leer. Die Lodge besteht aus zehn Holzhäusern, die im Halbkreis an die riesige Lapa anschließen und in eine überaus gepflegte Parkanlage mit schönem Baumbestand und Pool integriert sind, die zu einer Seite vom Okavango begrenzt wird.
Wir bekommen Chalet Nummer 10, das am äußersten Rand der Lodge zu finden ist und einen ruhigen Aufenthalt verspricht. Außerdem gibt es einige Campsites, die weitläufig über den angrenzenden Wald verteilt sind.
Gleich auf dem Weg zu unserem neuen Heim fallen uns die zahlreichen Weißstirnspinte auf, die hier unterwegs sind – kein Wunder, beherbergt doch das Steilufer direkt an der Lodge eine große Kolonie dieser schönen Vögel.
Unser Stelzen-Häuschen gefällt uns auf Anhieb sehr gut. Es ist großzügig gebaut und hat eine geschmackvolle Einrichtung.
Es beherbergt dabei zwei Einzelbetten – Zusatzbetten gibt es bei Drotsky’s leider prinzipiell nicht. Im Vorfeld haben wir mit der Lodge abgesprochen, dass wir uns daher selbst um das Schlaflager der Kinder kümmern werden – da wir kein zweites Chalet bezahlen wollten. Und so schieben wir die Betten zusammen und erhalten auf diese Weise ein gemeinsames Schlaflager, das zwei ziemlich kuschelige Nächte verspricht…
Auf späteren Streifzügen über das Gelände entdecken wir angrenzend an die Campsite zu unserer Überraschung einige (recht einfache aber völlig ausreichende) Self-Catering-Family-Chalets mit vier Betten auf zwei Ebenen, von deren Existenz wir bei der Planung der Reise nichts wussten und auf die uns auch niemand von Lodge oder Agentur aufmerksam gemacht hatte – manchmal muss man sich doch wundern.
Während die Kinder den Pool einweihen wollen, nutzen die Eltern die Freizeit am frühen Nachmittag, um sich der ansässigen Vogelwelt auf der großen Wiese der Lodge und im angrenzenden Wald zu widmen.
Dabei stehen die zahlreichen Weißstirnspinte natürlich im Zentrum.
Aber auch andere Vertreter der Avifauna schaffen es auf unsere Speicherkarte. Hier gibt es viel zu entdecken.
African Sparrowhawk
Red-billed Francolin
Yellow-bellied Greenbul
Violet-backed Starling
Emerald-spotted Wood-Dove (juvenil) - Danke an Konni und Bele!
Common Waxbill als Erstsichtung für uns
Fan-tailed Widowbird (Schlichtkleid) – auch eine Erstsichtung
Neben der bunten Vogelschar sind auf dem Lodgegelände auch zahlreiche Buschböcke unterwegs.
Für den Nachmittag haben wir einen ersten Bootsausflug vereinbart, auf den wir sehr gespannt sind, denn die Birding-Touren der Lodge genießen einen äußerst guten Ruf. Wir hoffen natürlich, im Rahmen dieser Tour bereits dem Hauptgrund unseres Besuchs bei Drotsky‘s zu begegnen – einer Pel’s Fishing-Owl (Bindenfischeule). Ob uns dies gelingen wird, erzähle ich in der Fortsetzung dieses Kapitels.