So - jetzt kann es endlich losgehen...
Kapitel 1: Willkommen zurück!
Unser erster Flug ab Frankfurt mit Eurowings Discover verläuft planmäßig und unspektakulär – genau so, wie wir es mögen. Da wir nie lange im Vorfeld Sitzplätze reservieren, sind wir entspannt, als sich herausstellt, dass anscheinend mit einem anderen Muster geflogen wird und langfristige Reservierungen damit ins Wanken geraten. Am Gate spielen sich daher kurz kleine Dramen ab, als klar wird, dass Menschen statt des erwarteten Fensterplatzes in einer Mittelreihe untergebracht werden sollen: „Ich sitz‘ nicht in der Mitte. Da bleib ich lieber gleich daheim!“
Für uns ist das Fliegen ein nötiges Übel, um von A nach B zu kommen und wir erwarten nicht mehr als einen sicheren Transfer. Und den bekommen wir augenscheinlich. Gut ist aber, im Vorfeld hier im Forum gelesen zu haben, dass in der Economy Class weder Kopfhörer noch Decken im Flugpreis inkludiert sind und wir beides daher aus heimischen Beständen mitbringen konnten. So müssen wir uns nicht über die für diese „Extras“ aufgerufenen Preise ärgern…
Pünktlich hebt der Flieger ab, pünktlich landet er am nächsten Morgen in Windhoek. Beim Ausstieg auf dem Rollfeld empfängt uns das helle Licht eines sonnigen Tagesbeginns in Namibia. Eine Menge Endorphine werden in diesem Moment ausgeschüttet. Wir sind zurück.
Die Einreise verläuft erstaunlich schnell und wir geraten an eine Beamtin, die uns mit einem Lächeln begrüßt und sich sichtlich freut, als sie in den Sichtvermerken der Kinderreisepässe sieht, dass die Kleinen bereits häufiger vor Ort waren. Man scherzt und tauscht einige Höflichkeiten aus. Das ist ein schönes Kontrastprogramm zu dem traditionellen Grummelempfang vergangener Jahre.
In der Empfangshalle erwartet uns bereits der Fahrer von Desert Car Hire mit einem großen Pappschild in den Händen. Wir müssen aber leider noch auf weitere Kunden warten, die irgendwo hinter uns in der Einreiseschlange gestanden haben und so haben wir Zeit für ATM und einen kleinen Snack.
Nach einiger Wartezeit werden wir schließlich mit dem Kleinbus nach Windhoek gefahren und genießen die Blicke über die sonnenbeschienene und äußerst trockene Landschaft. Vor dem Office von Desert Car Hire, das im Südosten Windhoeks liegt, lernen wir unseren Toyota Fortuner kennen und erhalten eine strukturierte und schnelle Einweisung in die Funktionen des Fahrzeugs. Überhaupt ist der Service hier sehr freundlich und kompetent. Dass der Wagen in einem Topzustand ist und ganz neue Reifen hat, rundet den positiven Gesamteindruck ab.
Gegen Mittag sind wir abfahrbereit und nutzen einen nahen Tankstellenshop, um uns mit dem Nötigsten zu versorgen: Diverse Snacks und Getränke landen im Kofferraum. Anders als gewohnt, haben wir überall Frühstück und Abendessen gebucht und müssen daher nur wenig einkaufen. Auch mal schön.
Schnell sind wir auf dem Western Bypass, der im Norden der Stadt zur B1 wird. Seit Jahren kennen wir die Straße nur als Großbaustelle. Damit ist es nun wohl vorbei und wir kommen bei wenig Verkehr schnell voran. Ziel: Die Waterberg Guest Farm in ca. 260 km Entfernung – eine Etappe, die sich für uns am Anreisetag als wirklich gut machbar herausstellt.
In Okahandja machen wir eine kurze Pause und lassen den in der Hitze flirrenden Holzschnitzermarkt dabei einmal mehr links liegen.
Und immer weiter geht es auf gutem Teer gen Norden, bis wir schließlich auf die C22 abbiegen und sich schöne Blicke auf den Waterberg eröffnen. Wir freuen uns darauf, hier ein wenig Zeit verbringen zu können.
Noch einige Kilometer müssen wir hinter uns bringen, dann erreichen wir das Tor zur Waterberg Guest Farm, die am Fuße des kleinen Waterbergs liegt. Jetzt sind wir gespannt: Vor dreizehn Jahren waren wir zum letzten Mal hier. Was wird sich verändert haben? Wird es uns genauso gut gefallen, wie bei unserem ersten Besuch?
Die kurze Auffahrt zur Rezeption ist schnell absolviert. Dort werden wir freundlich und sehr professionell empfangen – man merkt, dass hier langjährige Erfahrung im Gästebetrieb vorliegt. Leider wird uns mitgeteilt, dass das Familien-Bush-Chalet bereits vergeben ist. Das finden wir sehr schade, denn es waren vor allem die schönen Chalets mit wunderbarem Ausblick auf den Waterberg, die uns in so guter Erinnerung geblieben sind und unsere Rückkehr motiviert haben. Stattdessen zeigt man uns eine Familieneinheit im Haupthaus – ganz nah an Speisesaal und Pool und leider ohne den schönen Blick aus dem Fenster in die Weite. Jetzt sind wir erstmal enttäuscht und fragen vorsichtig, ob es eventuell noch eine Alternative zu diesem Zimmer geben könnte. Unsere Frage wird zu unserer Freude bejaht: Die Villa sei noch frei und wir könnten sie uns gern ansehen. Als wir nach den Mehrkosten fragen – es ist ja schließlich eine „Villa“ – wird mit einem Lächeln erwidert, dass das Upgrade für uns kostenlos sei.
Die Villa erweist sich als ein stattliches Haus, das abseits des regulären Gästebetriebs auf dem Teilbereich der Farm liegt, den auch die Besitzerfamilie bewohnt. Von der Terrasse aus hat man einen schönen Blick über die Farm und auf den großen Waterberg. Fast so schön wie der, den wir damals aus dem Bush-Chalet hatten.
Betritt man die Villa durch die gläserne Schiebetür, so steht man in einem großzügigen Wohn-Essbereich mit voll ausgestatteter Küche, von dem zwei Schlafzimmer und ein Arbeitszimmer/Bibliothek abgehen. Hier haben wir richtig viel Platz. Alles ist nett eingerichtet und sehr gut gepflegt. Wir können uns gut vorstellen, die nächsten zwei Nächte zu verbringen. Die anfängliche Enttäuschung ist verflogen.
Wir spazieren, nachdem wir uns eingerichtet haben und geklärt ist, wer in welchem Zimmer schlafen wird, über das Gelände und machen alsbald Bekanntschaft mit den Rhodesian Ridgebacks, die hier seit Jahr und Tag gehalten werden. Die braunen Riesenhunde sind beinahe auf Schulterhöhe mit unserer Kleinen und strotzen nur so vor Kraft und Energie, so dass man großen Respekt hat, wenn drei Exemplare im gestreckten Galopp auf einen zuhalten… Trotzdem schließen unsere Töchter die Tiere schnell in ihre Herzen. Und auch eine müde Farmkatze bekommt ihre Streicheleinheiten und lässt es geschehen.
Vor dem Speisesaal finden sich ein kleiner Pool und eine Feuerstelle, um die man sich zum Sundowner versammelt. Alles ist noch genau so, wie wir es aus dem Jahr 2009 in Erinnerung haben. Schön! Und ein kleiner Spaziergang zu den Bush-Chalets zeigt, dass auch hier alles im besten Sinne beim Alten geblieben ist.
Die Kinder genießen in der Hitze des Tages – es herrschen etwa 40 Grad – die Abkühlung im kleinen Pool. Wir saugen dabei den schönen Ausblick auf den Waterberg in uns auf und können bereits auch erste Vögel beobachten.
Pririt Batis – Priritschnäpper
Familiar Chat - Rostschwanzschmätzer (Jungvogel)
Etwas abseits liegt eine bei Dunkelheit beleuchtete Wasserstelle. Auch diese gab es bereits bei unserem ersten Besuch und wir freuen uns darüber, hier unser erstes (und einziges) Dikdik der Reise zu entdecken.
Zum Sonnenuntergang setzen wir uns ums Lagerfeuer und genießen Appletizer, Savanna Dry und Co. Solche Momente sind es, die einen Aufenthalt in Namibia so besonders machen. Die trockene Luft strömt einen staubig-würzigen Duft aus, das Licht wird von Minute zu Minute wärmer, bis das Lagerfeuer zur einzigen Lichtquelle wird und das Konzert der Zikaden einsetzt. Einfach schön.
Das Abendessen wird nach Sonnenuntergang gästefarmtypisch gemeinsam an einer großen Tafel eingenommen und ist von guter Qualität. Natürlich wird Wildfleisch von der Farm angeboten. Gerade an einem ersten Abend in Namibia ist das für uns immer wieder etwas ganz Besonderes. Wir haben nette Gespräche mit anderen Gästen und lauschen interessiert ihren Reiseerlebnissen von Orten, die wir kennen und lieben. Leider sind heute und auch am nächsten Tag die Gastgeber nicht anwesend. Das ist etwas schade, denn die Gespräche mit Harry und Sonja hatten wir in guter Erinnerung und der direkte Kontakt mit der Farmerfamilie macht für uns einen wichtigen Teil des Charmes eines Gästefarmbesuchs aus.
Satt vom guten Essen und müde von der Anreise gehen wir bald in unsere Betten und sind einfach glücklich, wieder hier zu sein.
Am nächsten Tag geht es weiter
- mit einem ruhigen Morgen auf dem Farmgelände – Gamedrive-Druck wird es schließlich noch früh genug geben...
- mit einem geführten Ausflug zum Cheetah Conservation Fund am Nachmittag. Dort waren wir nämlich trotz bereits einiger Aufenthalte in Namibia noch nie.
- und mit einer höchst unerwarteten Begegnung.