THEMA: Namibia 2022 - Camping-Premiere unterm Sternenzelt
06 Dez 2022 22:41 #657011
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  • Sadie am 06 Dez 2022 22:41
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Danke dir für den unterhaltsamen Bericht und die wunderschönen Bilder.
Diese Gegend haben wir sehr in Herz geschlossen, haben wir doch nahe der Khwoarib campsite unsere je ersten wilde Zebra, wilde Giraffen und und unsere allerersten frei-lebende Elephanten gesehen. Mann, war das ein schönes und natürlich unvergessliches Erlebnis!
Dort haben wir uns auch mit dem Afrika Virus infiziert und sind bislang nicht damit geheilt!
Ob ihr wohl auch zu den Himba geht? Für uns, ein weiteres “First” und beeindruckend..
Liebe Grüsse von Katrin
If life is a journey be sure to take the scenic road!

Expedition Antarktis:
www.namibia-forum.ch...s-und-s-georgia.html

Island In Herbstfarben
www.namibia-forum.ch...-september-2018.html


Nordamerikanische Safari und Landschaften May Till October 2019

www.namibia-forum.ch...landschaft-2019.html

Zweite Selbst Fahrer Tour in Tansania. Same same but different.
Juni 2018
www.namibia-forum.ch...e-but-different.html

Trip reports in English:

Namibia and KTP 2016
safaritalk.net/topic...-tr-nam-sa-bots-nam/

Botswana 2016:
safaritalk.net/topic...fari-tr-bots-nam-sa/

Tanzania 2015:
safaritalk.net/topic...s-and-lions-in-camp/

Nam-SA-Bots 2014:
safaritalk.net/topic...ca-and-namibiab/page
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07 Dez 2022 10:10 #657033
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  • franzicke am 07 Dez 2022 10:10
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Liebe Betti,
was ich noch sagen wollte: mein Helmut hat tatsächlich in einem Reisebericht gelesen - und zwar in deinem! Als ich vom Etendeka Trail erzählt habe, war's dann echt um ihn geschehen. Um mich übrigens auch. Und dann auch gleich noch mal, als ihr kurz nach Seisfontein in den Hoanib abgebogen seid. Wie ich diese Ecke liebe ...
Bis bald my dear
Ingrid
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07 Dez 2022 16:22 #657165
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  • Beatnick am 07 Dez 2022 16:22
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Hallo ihr Lieben,

Katma1722 schrieb:
Dein Bericht und eure Fotos.... großes Kino!

Danke liebe Kathrin!!!

Katma1722 schrieb:
Wann soll es denn nach Uganda gehen? Wisst ihr schon wohin?

Nein, es gibt noch keinen Zeitpunkt und noch keinen ganz genauen Plan. Nur die Absicht. :)

Sadie schrieb:
Dort haben wir uns auch mit dem Afrika Virus infiziert und sind bislang nicht damit geheilt!

:laugh: :laugh: :laugh: Das wird wohl auch nicht mehr passieren... ;)

Sadie schrieb:
Ob ihr wohl auch zu den Himba geht?

Nein, wir haben uns dagegen entschieden. Aber in Epupa ist man ja mehr oder minder Teil des Dorfes und bekommt das Leben dort etwas mit.

franzicke schrieb:
was ich noch sagen wollte: mein Helmut hat tatsächlich in einem Reisebericht gelesen - und zwar in deinem!

Huch! Isser krank????! :ohmy: ... Nee, Spaß beiseite, freut und natürlich... :)

franzicke schrieb:
Als ich vom Etendeka Trail erzählt habe, war's dann echt um ihn geschehen. Um mich übrigens auch.

Könnt ihr ja machen, ist ja quasi ums Eck... ;)

franzicke schrieb:
Bis bald my dear

Oh yeahhhhhh!!!!! :silly:

Morgen geht es weiter,
bis dahin liebe Grüße,
Betti
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08 Dez 2022 19:36 #657243
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  • Beatnick am 07 Dez 2022 16:22
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17. September: Unter Palmen

Wir stellen uns keinen Wecker. Es ist ein Fahrtag, 340 Kilometer nach Norden liegen vor uns. Unser Ziel: die Epupa Falls an der Grenze zu Angola. Schon lange standen sie auf meiner Bucket List. Nun ist es soweit, und ich freue mich auf das, was kommt. Neuland, schon wieder.

Wir duschen, frühstücken, klappen das Dach zusammen, sortieren mal wieder unsere Sachen, die weiterhin ein Eigenleben zu haben scheinen und permanent den Standort wechseln - manches finde ich erst in Hamburg wieder. Dann machen wir uns auf die Reise. Die C43 ist gut zu befahren, die Straße windet sich durch einsame Berge und Mopanewälder, von Zeit zu Zeit treffen wir Viehherden und ihre Hirten.



In Opuwo halten wir notgedrungen an, wir müssen tanken und einkaufen. Der Name der einzigen Stadt des Kaokoveldes bedeutet in der Stammessprache der Himba "das Ende" - und auch wenn das natürlich anders gemeint ist, so fühlt es sich doch genau so an.

Alkoholmissbrauch, Verwahrlosung, Armut und Prostitution - der Clash von Tradition und Moderne hat viel Negatives mit sich gebracht. In der halben Stunde, die Sandra und Thomas im Supermarkt verbringen, bekommt der vor unseren Autos patrouillierende Christoph gleich zwei unmoralische Angebote von bedauernswerten Himba-Frauen. Ich sitze im Auto und bin bedrückt.

Weil uns zudem Jugendliche umlagern und teilweise auch bedrängen, wollen wir so schnell wie möglich weg. Schmeißen die Einkäufe erst einmal auf die Rückbänke und verlassen Hals über Kopf diesen trostlosen Ort. Der Spiegel des Landcruisers bekommt den Schlag eines frustrierten Teenagers ab, bleibt aber heil. Außerhalb der Stadt halten wir an, verstauen die Lebensmittel und sind froh, aus Opuwo wegzukommen. Diese Möglichkeit haben die hier gestrandeten Einheimischen wohl nicht. Sie tun mir leid.

Weiter nördlich erleben wir etwas ganz anderes: Auf der Ladefläche eines Kleinlasters, der vor uns herfährt, freuen sich die Schulkinder so sehr über unseren Anblick, dass sie vielstimmig anfangen zu singen. Das klingt so schön und fröhlich, dass mir fast die Tränen kommen. Wir winken begeistert, und sie winken strahlend zurück. Noch Stunden später habe ich die Melodie im Kopf - und bis heute diesen afrikanischen Moment.

Die Landschaft verändert sich, je näher wir unserem Ziel kommen. Mehr Baobas und rostrote Hügel.





Vorbei an den bienenkorbähnliche Hütten der Himbas und schließlich mitten durchs staubige Dorf sind wir nach rund viereinhalb Stunden da. "Welcome to Paradise", steht am Tor zum Epupa Camp. Kein leeres Versprechen: Direkt am Kunene River ist die Vegetation mit Büschen, Schilfrohr und hoch aufragenden Makalali-Palmen üppig, das frische Grün nach den kargen Landschaften genial. Wir atmen tief durch.

Fast tropisch liegt auch unsere Campsite. Wir haben uns die Nummer eins gewünscht und auch bekommen. Wir parken direkt an einer Kehre des Flusses. Wenn ich die Augen schließe, klingen seine Stromschnellen wie das Meer.





Wir haben hier richtig viel Platz, urige Freiluft-Bäder und tierische Nachbarn. Nilwarane, Agamen und auch freche Meerkatzen, die wir argwöhnisch im Blick behalten.







Nicht immer mit Erfolg. Die Wäsche, die ich auf die bereits vorhandene Leine hänge, interessiert die Affen glücklicherweise nicht. Sehr wohl aber unser noch frisch verpacktes Toastbrot. Wie eine Furie stürze ich auf den Missetäter los, der das Päckchen blitzschnell schnappt, aber vor lauter Schreck wieder fallen lässt.

Am Nachmittag schlendern Thomas und ich quer durchs Dorf zu den Wasserfällen, fast eine halbe Stunde brauchen wir für den Weg. Wir haben uns etwas verkalkuliert, die Sonne steht schon tief und verschwindet bereits in den Bergen hinter uns.



Die Stimmung ist dennoch herrlich wie auch der Blick über die Fälle und den Fluss mit seinem schmalen grünen Band entlang des Ufers - ein spektakulärer Kontrast zur Wüste und den zerklüfteten Bergen.





Am nächsten Tag wollen wir noch einmal wiederkommen. Zu einem früheren Zeitpunkt und dann auch mit Sandra und Christoph, die beim Camp geblieben sind.



Wir treffen sie in der kleinen Freiluft-Bar beim Restaurant, setzen uns in die Liegenstühle im Sand, genießen unsere Rock Shandys und den Blick auf den Fluss. Klingt wie Beachlife am Kunene und ist auch so...

Das BBQ am Abend ist mit das schönste dieser Reise, wir hängen Lichter in die Palmen und lauschen dem Rauschen des Wassers. Postkarten-Romanik.



In der Nacht ist plötzlich Schluss mit dem Idyll: Es knallt und rumpelt ohrenbetäubend, wir fahren erschrocken hoch. Die Affen plündern die Mülltonne, die umgestürzt auf dem Grillplatz liegt. Willkommen im Paradies - das gilt hier nicht nur für uns Menschen.
Letzte Änderung: 08 Dez 2022 22:03 von Beatnick.
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11 Dez 2022 09:49 #657357
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18. September: Am Fluss

Trotz der nächtlichen Turbulenzen sind Thomas und ich mit Sonnenaufgang auf den Beinen. So hatten wir es geplant, die anderen beiden schlafen noch. Wie auch einer der Diebe. Noch ganz ermattet von seinem erfolgreichen Beutezug schlummert er mit kugelrunder Plauze über uns in einer Palme, als könnte er kein Wässerchen trüben.





Seine Komplizen dagegen sind ebenfalls Frühaufsteher und beschallen die gesamte Campsite mit penetrant-meckrigem Rufen (mehr später in einem Video). Sie ärgern sich wohl über die Waschfrau, die am Eingang einfach nur in Ruhe ihrer Arbeit nachgeht. Auch Sandra und Christoph haben Wäsche bei ihr abgegeben, ein toller und zudem kostengünstiger Service.



Nur noch eine weitere Campsite ist besetzt, ansonsten waren wir in der ersten Nacht allein. In der zweiten werden es mehr Autos werden, aber die Abstände zwischen den Stellplätzen sind komfortabel groß.

An diesem Morgen wollen wir am Flussufer entlang wandern, einfach der Nase nach und ohne zu wissen, ob das überhaupt möglich ist. So richtig weit kommen wir nicht, kleine Zäune unterteilen das Gelände, das wild ausschaut, aber offenbar nicht ist. Die Morgenstimmung ist dennoch grandios.



Vorbei an einem riesigen Hausschwein, dass sich genüsslich im Schlamm des Kunene suhlt, klettern wir am Ufer entlang und schließlich über Steine auf eine Insel mitten im Fluss.



Wir sind ganz allein inmitten der schönen Natur.





Um uns herum schwirren Vögel und Schmetterlinge, es ist herrlich ruhig und friedlich.





Als wir nach etwa einer Stunde zurück zur Campsite kommen, sind Sandra und Christoph schon beim Frühstück. Wir gesellen uns dazu, es ist ein relaxter Morgen.



Christoph ist erpicht auf Reptilien - wenn auch nicht unbedingt auf Krokodile, vor denen auf Schildern gewarnt wird. Wie es der Zufall will, taucht just am Ufer zu unseren Füßen ein Nilwaran aus dem Dickicht auf. Noch ahnen wir nicht: Er ist ein Dauergast.





Als sich Thomas und ich über Mittag noch einmal aufs Ohr legen, krabbelt der Waran nicht nur in den Mülleimer, er leckt sogar an Sandras Hand, die nichtsahnend im Liegestuhl sitzt und fast zu Tode erschreckt. Fortan legt Sandra immer einen schweren Stein auf die Deckel der Mülltonnen - nicht immer wird das helfen...



Am Nachmittag laufen wir zu Viert zu den Fällen. Der Weg führt mitten durchs Dorf, es ist heiß und die karge Umgebung knochentrocken, sobald man die direkte Nähe des Flusses verlässt.

Die kleine Strecke durchs Dorf gefällt uns gut; erhalten wir doch so ganz unaufdringlich Einblicke in den Alltag seiner Bewohner. Die Einheimischen nehmen uns zur Kenntnis, grüßen wir, grüßen sie freundlich zurück. Sie sind den Anblick Fremder gewohnt und profitieren auch vom Tourismus, der auf angenehme Weise noch in den Kinderschuhen steckt. Wir werden nicht bepöbelt, nicht angebettelt, nicht gekobert, und als und am Vortag ein junges Mädchen auf Nachfrage den Weg zu den Wasserfällen nicht nur gewiesen, sondern sogar gezeigt hatte, wollte sie partout kein Trinkgeld als Dankeschön.

Bei den Wasserfällen klettern wir über die Steine, nicht zu waghalsig, denn es geht steil und tief hinunter. Das Treibgut und die umgestürzten Bäume auf den Felsabbrüchen lassen erahnen, mit welcher Wucht die Wassermassen hier in der Regenzeit durchtoben können.





Es ist bestimmt noch einmal ein ganz anderes Spektakel als das, was wir inmitten in der Trockenzeit erleben. Zumal das Wasser nicht nur an einer bestimmten, sondern an vielen Stellen die Felsen hinabstürzt. Die Kaskaden bilden hunderte von natürlichen Becken, jetzt im trockenen September können wir das Naturspektakel trotz seiner Schönheit nur erahnen.





Gegenüber von den Hauptfällen windet sich ein kleiner Pfad parallel zum Fluss einen flachen Bergrücken hinauf. Kein weiter Weg, aber weil der Ausblick so grandios ist und sich die Perspektive permanent ändert, brauchen wir eine ganze Weile, bis wir oben sind.



Besonders beeindruckend, wie sich die Baobas an die Felsen klammern.



Am höchsten Punkt gibt es einige roh zusammengezimmerte Bänkchen, ein Mädchen sammelt den Eintritt ein, auf den etwas weiter unten ein Schild bereits hingewiesen hatte. Wir beobachten, wie sich eine kleine Gruppe etwa zehn Höhenmeter unter uns niederlässt, wohl auch, um sich vor dem überschaubaren Obolus zu drücken. Was allerdings nicht gelingt, denn das Mädchen klettert behände hinunter und fordert das Geld mit Erfolg - und auch mit Recht - ein. Wer eine Fernreise bis in diesen abgelegenen Teil der Welt schafft, sollte in der Lage sein, das Dorf mit ein paar Münzen zu unterstützen.



Als die Sonne hinter dem Berg verschwindet, machen wir uns auf den Rückweg. An der "Strandbar" des Epupa Camps ziehen wir die Wanderschuhe aus, strecken die nackten Füße in den Sand und schlürfen entspannt unsere Drinks. Ich hätte es hier auch noch länger ausgehalten. Im Schatten der Palmen, so direkt am Fluss. Aber: Das nächste Etappenziel lockt. Am nächsten Tag geht es in den Etosha - und darauf freuen wir uns alle ganz besonders.

Letzte Änderung: 11 Dez 2022 10:01 von Beatnick.
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11 Dez 2022 21:54 #657402
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  • Beatnick am 07 Dez 2022 16:22
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19. September: Zurück im Etosha

Früh am Morgen verlassen wir die Teilzeit-WG am Fluss und unsere tierischen Mitbewohner. Noch im Morgengrauen rollen wir vom sattgrünen Epupa Camp ganz am Ende des Weges zurück auf die staubige Dorfstraße und schließlich an Himbahütten vorbei auf die C43.





Wieder scheint es lange her zu sein, dass wir auf demselben Weg gekommen sind. Nun geht es retour nach Opuwo.



Der neuerliche Besuch dieser kleinen Stadt steht mir ein wenig bevor, aber weil wir nur kurz zum Tanken halten, ist alles halb so wild. Auf der C41 verlassen wir Opuwo und biegen schließlich auf die C35 in Richtung Kamanjab ab. Es war mir (warum eigentlich?) nicht klar, aber ab Opuwo fahren wir durchgehend auf Teer. Und kommen daher sehr viel schneller voran als gedacht. Die 420 Kilometer Strecke sind ein Wort, unter diesen Umständen aber gut machbar. Zumal wir auch am Vet-Check keine Zeit verlieren. Die Nachfrage, ob wir Fleisch dabei hätten, verneinen wir wahrheitsgemäß, und so werden wir anstandslos durchgewunken.



Schon mittags erreichen wir das Galton Gate, es ist unsere Premiere im hügeligen Westen des Etosha Nationalparks. Wir erhoffen uns vor allem den Anblick von Bergzebras, die wir noch nie aus der Nähe beobachten konnten. Während Thomas die Formalitäten erledigt, kommen auch unsere Freunde an. Es ist heiß und mitnichten ein geeigneter Zeitpunkt für Tiersichtungen, aber weil wir noch gut 50 Kilometer bis zu unserem ersten Übernachtungsstopp in Olifantsrus vor uns haben, machen wir uns zügig auf den Weg ins Parkinnere.

Ich kann es sowieso nicht mehr abwarten. Es ist immer wieder aufs Neue ein Glücksmoment für uns, auf Safari zu gehen. Was wird die Suche wohl bringen? Auf dieser Reise zunächst einmal Ungemach. Eine riesige Baustelle liegt direkt vor uns, die Pad wird von Grund auf erneuert und nicht nur geschoben, sondern komplett aufgebaggert. Das ist sicher nicht nur eine gute Idee, sondern - wie sich schon bald herausstellt - sogar bitter nötig. Das Durchwurschteln an den Engpässen der Baustellen und der Lärm der Bagger sind allerdings nicht gerade dazu angetan, das Naturerlebnis zu befeuern.

Als wir aus dem Gröbsten heraus sind, sehen wir in der Ferne die ersten Antilopen, die ersten Elefanten und - Bergzebras!





Sie sind viel scheuer als die Steppenzebras in ihrer direkten Nachbarschaft. Die stämmigen Bergzebras treten sofort den Rückzug an, als wir stehenbleiben. Dennoch freuen wir uns sehr darüber, sie endlich einmal beobachten zu können. Im Etosha ist das nur im Westen möglich.



Die Steppenzebras machen es uns viel leichter. Selbst als sie mitten auf der Straße stehen und wir langsam direkt an ihnen vorbeifahren, rühren sie sich nicht von der Stelle. Anscheinend haben sie die bessere Nerven.



Keine Scheu: Ein Steppenzebra grüßt ins Seitenfenster.


Was vielleicht auch an der Historie liegt. Die Bergzebras waren hier schon fast ausgerottet, bevor mit nur sehr wenigen Tieren und viel Geduld für einen neuen Bestand gesorgt wurde. Heute gibt es mehrere Hundert Bergzebras im Nationalpark.

Wir fahren einige Wasserlöcher ab, freuen uns über jeden Fund. Auch über zwei Löwen, die weit weg unter den Sträuchern liegen. Wir entdecken sie nur, weil sie die Köpfe heben. Zu erkennen ist das nicht, aber sie dürften gut im Futter sein. Noch nie haben wir so viele Gnus und Springböcke im Etosha gesehen. Die ergiebige Regenzeit hat (erfreuliche) Spuren hinterlassen. Bei unserem letzten Besuch im November 2019 war es nach der jahrelangen Dürre erschreckend trocken gewesen.









Je näher wir Olifantsrus kommen, desto schlechter wird die Pad. Die lange Fahrt, die Hitze und das Wellblech setzen mir zu und ich bin froh, als wir kurz vor Toreschluss auf den Hof rollen. Beim Aussteigen vergesse ich dummerweise das Objektiv, dass lose in meinem Schoß liegt und nun unsanft auf das Pflaster knallt. Es bleibt anscheinend unbeschadet - fast ein Wunder.

Und dann hat noch unser Auto eine Idee. An unserem Stellplatz bekommen wir die verflixte Klappe kaum mehr auf. Das gibt mir für heute den Rest. Wir fummeln und fummeln, bis das Kunststück schließlich gelingt und sich der - wahrscheinlich vom vielen Gerappel - völlig verbogene Schließmechanismus endlich nach oben drücken lässt. Von der Schimpftirade hat die gesamte Campsite was...



Noch einmal ein echter Höhepunkt sind die gigantischen Schwärme von Blutschnabelwebern, die beim Wasserloch in rauschenden Wolken hin- und herfliegen.



Ich beobachte sie vom langen Holzsteg aus, der zu einem riesigen Hide gehört. Wir haben schon Schwärme von Blutschnabelwebern gesehen. Aber niemals in diesen Mengen. Was für ein Spektakel (Video folgt später)!





Beeindruckt, aber auch mit Kopfschmerzen gehe ich zurück zum Auto. Ein Feuer können wir wegen Funkenfluggefahr nicht machen, um uns herum steht das trockene Gras hoch und der Park hat leider zuletzt schon einige heftige Buschbrände erlitten. Mir ist sowieso nicht nach Essen, ich bin kaputt.

Während die anderen Risotto kochen und noch etwas zusammensitzen, klettere ich nach oben in die Koje. Gehe zeitgleich mit den Blutschnabelwebern ins Bett, die sich ihre Schlafplätze in den Bäumen suchen.



Ich bekomme kaum mit, als sich auch Thomas schlafen legt. Kein Corona, keine Erkältung, es war einfach nur ein langer Tag. Aber egal: Wir sind im Etosha. Wie sehr freue ich mich auf den nächsten!

Letzte Änderung: 11 Dez 2022 22:13 von Beatnick.
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