Donnerstag 14. April: Ein ganz besonderer Tag – Teil 2
„King Nehale Lodge am Wochenende binnen weniger Stunden 140 mm. "Alles" steht unter Wasser“ - so der Beitrag von Christian (travelNAMIBIA) vom 4. April hier im Forum, also vor 10 Tagen.
Die Info kommt mir in den Sinn, als wir uns dem King Nehale Gate nähern. Wenige Kilometer vor dem Gate steht tatsächlich immer noch Wasser rechts und links von der Straße, und im weiteren Verlauf auch mehr und mehr auf der Straße. Anfangs nur kleinere Pfützen und Schlammlöcher, werden die von Kilometer zu Kilometer immer größer, breiter und tiefer
.
Insgesamt drei Riesenschlammpfützen, ausgedehnt über die gesamte Straßenbreite und viele Meter lang, ausgefahren, tief und schlammig, müssen wir bis zum Tor durchqueren. Mit unserem „Biest“ nicht übermäßig kritisch, aber für uns als ungeübte „Offroader“ auch nicht ohne.
Hier ein Blick zurück vom King Nehale Gate Richtung Etosha: So sieht die letzte der „Pfützen“ vor dem Tor aus.
Am Gate meint man, die Straße sei im weiteren Verlauf in „bad condition“. Aha, schlimmer als im Park ? Ja, und dann ein prüfender Blick: Mit unserem Auto sollte das machbar sein .
Während wir noch beraten, kommt ein Duster schlingernd und fast schwimmend durch die gezeigte Pfütze auf das Tor zu. Er wird umgehend abgewiesen, keine Chance, er muß zurück und den Umweg über Namutoni und die B1 um den Park herum
.
Wir überlegen immer noch – weiterfahren oder umkehren ? Soo schlimm war es doch bis jetzt eigentlich nicht, und auch die King Nehale Lodge ist ja wieder in Betrieb.
Kurz und gut – wir wagen es.
Was am Anfang kurz nach dem Gate noch den Löchern im Park vergleichbar ist, steigert sich von Meter zu Meter mehr. Irgendwann sieht die Straße so aus:
Bild: Thomas
Ein paar Gravelinseln ragen aus den Fluten, rechts und links der Straße steht alles unter Wasser.
Das sind dann auch die letzten Bilder der Straße, bevor uns dann der Spaß am Fotografieren vergeht und wir uns sozusagen von Insel zu Insel durchkämpfen.
Bei jedem Schlagloch tauchen wir teilweise fast knietief ins Wasser ein, die Windschutzscheibe wird jedes Mal überflutet, wir schlingern blind durch den Schlamm und hoffen immer beim ersten möglichen Blick durch die Windschutzscheibe, noch auf der Straße zu sein.
Kreischalarm auf der Rückbank, Schweißperlen auf meiner Stirn (ich fahre) und auch Thomas als Beifahrer ist ganz blass und bedient permanent den Scheibenwischer
.
Die Strecke nimmt kein Ende. Über viele Kilometer kämpfen wir uns von Insel zu Insel, und am Ende sind es gut 10 Kilometer, bevor die Wassermassen zurückweichen und die Straße wieder zu einer ganz normalen trockenen und gut befahrbaren Gravelroad wird.
Erst kurz vor der Einmündung der King Nehale Road in die B1 trauen wir uns anzuhalten und mal einen Blick auf die Schlammkruste unseres Hilux zu werfen.
Jetzt macht auch das Fotografieren wieder Spaß:
Bild: Thomas
Aber ganz ehrlich:
Hätten wir im Voraus gewusst was uns erwartet, nie und nimmer wären wir da durchgefahren und es war ganz sicher jede Menge Glück dabei
.
Trotzdem – ein wenig Stolz und etwas Euphorie so im Nachhinein empfinden wir schon.
Und natürlich Dankbarkeit unserem „Biest“ gegenüber. Ohne die martialisch anmutende Ausstattung unseres Hilux wären wir da niemals durchgekommen.
Was jetzt allerdings bitter nötig ist, ist eine Autowäsche
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Thomas hofft auf eine Waschanlage. Aber im Ovamboland ist ein typischer Carwash natürlich viel authentischer und macht auch viel mehr Spaß
.
Und so landen wir bei „Popi Car Wash“.
Die Dame dort wirkt zunächst wenig engagiert, ziemlich lustlos und telefoniert erst mal in der Gegend herum. Als dann der Familienvater und Eigentümer auftaucht, kommt Schwung in die Sache. Am Ende schrubbt die ganze vierköpfige Familie eine halbe Stunde lang an unserem Hilux herum, innen und außen, jede noch so kleine Krume wird entfernt, fast werden die Reifenprofile noch mit der Zahnbürste gesäubert. Am Ende kommt sogar noch Cockpitspray zum Einsatz und unser Biest sieht zum Schluß beinahe besser aus als bei der Fahrzeugübergabe bei Africa on Wheels.
Nebenbei erzählt der Eigentümer nicht ohne Stolz, dass ihm neben Popi Car Wash noch das Popi Take-away und die Popi Bar gehören. Breit aufgestellt und krisensicher …
Ich muss sicher nicht extra erwähnen, dass wir vier Weissbrote hier beim Car Wash so mitten im Ovamboland einiges an Aufmerksamkeit erregen …
Gekostet hat uns diese halbstündige, von vier Leutchen in Handarbeit erledigte Autowäsche sagenhafte 100 NAD …
Mit so einem blitzsauberen Gefährt trauen wir uns jetzt ins Ongula Village Homestead.
Das kennen Beate und ich ja von unserem Aufenthalt vor vier Jahren und haben es deshalb für den Geburtstagsabend von Thomas ausgewählt.
Die Lodge ist über Thomas’ Geburtstag informiert.
Aber davon ahnt Thomas noch nichts ...