THEMA: Viele Highlights und ein Missgeschick
01 Dez 2021 18:12 #631376
  • lilytrotter
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  • lilytrotter am 01 Dez 2021 18:12
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Hallo, take-off,
immer wieder betrachte ich die Bilder der Frauen und Kinder in den Settlements. Auch eine Herero ist dabei. Das ist ungewöhnlich. Ovaherero vermeiden im Allgemeinen das Zusammenleben mit den von ihnen verachteten Ovahimba.

Besonders ein Bild lässt mich nicht los: Es ist das hübsche Mädchen im rosa Herzchen-Shirt. Ihr tief-trauriger Blick geht mir jedes Mal durch Mark und Bein.
Viele Gedanken gehen durch den Kopf und letztlich fragt man sich, warum dieses Mädchen nicht in der Schule ist. Es ist doch Wochentags, vormittag. Beim x-ten Mal merke ich, dass ich die Stammeszugehörigkeit kenne: Gesichtszüge, Haartracht und Schmuck weisen das Mädchen als eine Mucawana aus. Ihre Mutter hat ihre stammestypische Haartracht unter dem rosa Tuch verborgen.
Mucawana leben eigentlich nördlich des Kunene, in Angola.
Was machen die hier? Der hoffnungslose Blick lässt viel Raum für bittere Fantasien.
In beiden Settlements ist die allgemeine Stimmung dem Besucher nicht grad zugewandt, fröhlich werden sie, als sie die Möglichkeit erhalten, durch Tanz Geld zu verdienen.
Beim Tanz sind die Mucawana nicht dabei. Es ist nicht ihr Tanz.


Och, wisst ihr was? Jetzt traue ich mich doch, es öffentlich zu schreiben:
Wir sind so froh, dass wir damals seinem Angebot nicht gefolgt sind und eine „Fahrt über die Dörfer“ zu buchen, - wir hatten da so’ne Ahnung, nach den langen aufschlussreichen Gesprächen tags zuvor.
Besser mit Geduld und eigenem Engagement Begegnungen auf Augenhöhe gestalten oder eben „keinen Kontakt“, so wie ihr es auch sonst gemacht habt.
LG



Zum Inhalt meines Vorschreibers: Wer in der Verelendung lebt, hat wenig Auswahl an Verdienstmöglichkeiten.
Grundsätzlich betrachten wir derartige Situationen gern etwas differenzierter als über das Merkmal nackter Brüste.
Und: Für Fotos Modell zu stehen, ist keine Prostitution!
Gruß lilytrotter


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Walvisbay boomt
Letzte Änderung: 01 Dez 2021 18:21 von lilytrotter.
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01 Dez 2021 19:02 #631386
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  • yanjep am 01 Dez 2021 19:02
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Als Modell für Geld vor der Kamera zu posieren ist selbstverständlich keine Prostitution sondern ein übliches Geschäftsmodell. Soweit so gut. Aber wie ich es in Namibia erlebt habe, das ist, für mich jedenfalls, jenseits eines "normalen Modeljobs". Auch wenn Du das anders beurteilst.

Yanjep
Letzte Änderung: 01 Dez 2021 19:05 von yanjep.
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01 Dez 2021 19:49 #631391
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  • Logi am 01 Dez 2021 19:49
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lilytrotter schrieb:
Zum Inhalt meines Vorschreibers: Wer in der Verelendung lebt, hat wenig Auswahl an Verdienstmöglichkeiten.
Grundsätzlich betrachten wir derartige Situationen gern etwas differenzierter als über das Merkmal nackter Brüste.
Und: Für Fotos Modell zu stehen, ist keine Prostitution!

Mir persönlich ist es lieber, die Frauen verdienen ihr Geld unabhängig mit Modell stehen, als in der Abhängigkeit zu irgend welchen kriminellen Typen. Sei es Drogendealer, Zuhälter, Sugar daddy oder sonstige Subjekte. Von irgend etwas müssen sie schließlich leben.

LG
Logi
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01 Dez 2021 22:39 #631410
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  • take-off am 01 Dez 2021 22:39
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Ui, da habe ich ja eine Diskussion losgetreten.

An alle Kommentarschreiber:
Zu allererst möchte ich euch mitteilen, dass ich mich über eure Kommentare, Vorbehalte und Einwände gefreut habe und diese auch akzeptiere.
Jeder hat das Recht seine Meinung frei zu äußern.
Wer was machen würde oder auch nicht ... kann jeder frei entscheiden und ist ein Privileg unserer freien Welt.

Ich werde diesemal auch nicht jeden Kommentar einzeln beantworten.

Doch abschließend hier noch ein paar Sätze und Gedanken dazu:
Ich persönlich würde die Tour mit Marius nicht noch einmal buchen.
Sei es, weil mir der Touri-Charakter zu hoch war, oder weil ich einfach seine Einstellung zur Schulbildung der Himba-Kinder und der gesundheitlichen Versorgung nicht teilen kann. Teilweise hatte er sich hier auch widersprochen.

Warum hatte ich diese Tour gebucht:

Als ich die Tour bei Marius buchte, war meine Intention, dass Marius quasi als Übersetzer fungieren würde.
So, wie es der Junge bei unserer Tour 2015 getan hatte.
Damals haben wir viel gelacht und dank seiner Übersetzung konnten wir uns auch "unterhalten". Es war eine sehr entspannte Atmosphäre in mitten seiner Familie.
Zum Schluss erhielten wir sogar eine Einladung 14 Tage Urlaub bei ihnen zu machen. Dann würde ich die Sprache und Bräuche kennenlernen. Und ob ihr es glaubt oder nicht ... ich habe lange über diese Einladung und Herausforderung nachgedacht.
Denn wir können es uns nicht vorstellen, wie es ist
täglich in dieser Hitze zu leben,
täglich km weit zu laufen, um Wasser zu holen,
auf dem Boden zu schlafen... und ... und ... und
Auch dies ist ein Grund, weshalb ich dieses Volk bewundere.
Jeder Westeuropäer würde hier wahrscheinlich kläglich scheitern.

Aber das ist nicht das Thema hier:
In dem ersten Dorf, welches wir besuchten war in den Gesichtern der Menschen nur Leere, Trostlosigkeit und Hoffnungslosikeit zu lesen. Und genau dies wollte ich mit den Bildern widergeben.
Identitätsverlust durch westliche Kleidung, Kinder die aus Plastikeimern essen ... schwer zu ertragen ... und doch leben in diesem Dorf Menschen und sie müssen mit dieser Sitation klarkommen.
Daher sind die Bilder eher dokumentarisch zu betrachten.

In dem zweiten Dorf war die Situation schon etwas besser.
Natürlich erwarteten die Frauen, dass sie mit uns (den Touristen) ein Geschäft machen können, in dem sie ihren Markt aufbauten.
Durch das Handy hat sich sehr schnell herumgesprochen, dass Touristen im Dorf sind.
Doch auch dies ist nicht verwerflich. In ihren Augen bringen Touristen Geld. Nichts anderes passiert bei uns in den Touristenstädten.

Und ja, wir haben den Himbafrauen für ihren Tanz Geld gegeben, welcher ihnen Spaß gemacht macht, was man wiederum auch an den Gesichtern sehen konnt.
Wir haben auch der Sängertruppe auf der White Lady Lodge Campsite für ihre Darbietung Geld gegeben.
Und natürlich und auch berechtigt haben sie darauf gehofft.
Auf Leistung folgt Bezahlung.
Dies ist das westliche Geschäftsmodell. Nur wird dies in Afrika leider oft vergessen.

Auch macht es einen Unterschied, ob ich Kontakt zu den Ovahimba in ihrem angestammten Gebiet habe, oder auf dem Marktplatz in Swakopmund oder Windhoek.

Wenn immer es sich vermeiden lässt, fotografiere ich die Frauen nicht barbusig. Ich weiß schon, dass sich einige westliche Männer gerne an diesen Bildern "aufgeilen" (entschuldigt bitte dieses Wort)
Ich möchte mit meinen Bildern einfach nur die Situation einfangen, wie sie ist.

Noch ein Wort zu dem Mädchen mit dem rosa T-Shirt und dem verlorenen, leeren Blick, in dem sich all die Hoffnungslosikeit dieser Welt spiegelt.
Lt. Marius gehört sie dem Stamm der Semba an, welche in Angola seßhaft sind. Und sie arbeiten hier bei den Ovahimba quasi als "Gastarbeiter".
Mehr kann ich dazu nicht sagen.

Wer nun Lust hat mehr über unsere Kontakte zu den Ovahimba zu lesen, kann dies gerne hier tun:
www.namibia-forum.ch...okoland-caprivi.html
www.namibia-forum.ch...20und-kaokoveld.html

Herzliche Grüße
Dagmar
Wende dein Gesicht der Sonne zu, dann fallen die Schatten hinter dich.

Zu den Reiseberichten:
www.namibia-forum.ch...n-afrika.html#471572
Letzte Änderung: 01 Dez 2021 22:42 von take-off.
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02 Dez 2021 08:32 #631431
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take-off schrieb:
Und ja, wir haben den Himbafrauen für ihren Tanz Geld gegeben, welcher ihnen Spaß gemacht macht, was man wiederum auch an den Gesichtern sehen konnt.
Wir haben auch der Sängertruppe auf der White Lady Lodge Campsite für ihre Darbietung Geld gegeben.
Und natürlich und auch berechtigt haben sie darauf gehofft.
Auf Leistung folgt Bezahlung.
Dies ist das westliche Geschäftsmodell. Nur wird dies in Afrika leider oft vergessen.

Genau so handhaben wir es auch!
Wir entlohnen auch für Fotos, insbesondere wenn wir dazu angeregt haben.
Das haben wir früher, vor Jahrzehnten, nicht so gemacht, aber mittlerweile empfinden wir es als "richtiger".

zu dem Mädchen mit dem rosa T-Shirt und dem verlorenen, leeren Blick, in dem sich all die Hoffnungslosikeit dieser Welt spiegelt.
Lt. Marius gehört sie dem Stamm der Semba an, welche in Angola seßhaft sind. Und sie arbeiten hier bei den Ovahimba quasi als "Gastarbeiter".
„Gastarbeiter“?
In diesem Ovahimba-Settlement?
Was hat der Mann euch da erzählt?
„Semba“, aus Angola?
Es gibt dort keinen Stamm mit diesem Namen. (Wohl aber einen Tanz u. einen entsprechenden Musikstil. hätte er googeln können.)
Die Frauen sind Mucawana, sie sprechen es Mucabana aus (im portugiesischen wird das geschriebene w zum gesprochen b) und sie leben eigentlich im angolanischen Grenzgebiet zu Namibia, nördlich des Kunene. Vor ein paar Jahren haben wir uns dort mehrere Tage aufgehalten und ihre sanfte zurückhaltenden Art hat uns bei den Begegnungen tief beeindruckt.
Dass Ovahimba, die selber in großer Armut leben, angolanische „Gastarbeiter“ beschäftigen, ist eine mehr als fragwürdige Darstellung der Situation, - da tut sich grad ein ganz tiefer Abgrund auf, in der Welt des Marius Steiner… - passt zu seinem ganzen krausen Zeugs was er erzählt. :pinch:
Zum Heulen das Ganze.

Vielen Dank, take-off, ihr habt uns mit eurem Reisebericht nicht nur die Seele gefüttert sondern mit eurem Erlebnis auch die immer wieder gern verträumten Augen geöffnet, für namibische Realitäten.

Danke, dass ihr die Unterbrechung eures schönen Reiseberichtes ertragen habt, aber ich konnte nicht stumm bleiben. Nun bin ich wieder still und wende, gemäß eurem klugen Motto, mein Gesicht der Sonne zu… :cheer:
…anders kann man das alles auch garnicht aushalten.
LG
Gruß lilytrotter


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Letzte Änderung: 02 Dez 2021 16:05 von lilytrotter.
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02 Dez 2021 21:47 #631497
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Tag 14: 21.10.21 Von Camp Aussicht nach Hobatere Roadsite

Bevor wir Camp Aussicht verlassen findet bei uns noch ein Treffen der Vögel statt.

Rosenköpfchen, Rüppells-Papagei.





Wir packen unsere Sachen zusammen und verabschieden uns von Marius Steiner.
Unser Plan war, nördlich von Camp Aussicht den 4x4 Weg Richtung Ombombo und dann weiter auf der D3708 nach Otjondeka.
Doch Marius sagt uns, dass die Straße in einem sehr schlechten Zustand sei und es eine neue Straße weiter südlich gibt.

So verlassen wir Camp Aussicht in der südlichen Ausfahrt und kommen wieder auf die C34.

Nach einigen Km kommt links die Abzweigung Richtung Otjozongombe. Sie ist gut durch Straßenschilder ausgezeichnet und trägt auch die Bezeichnung D 3708 (?)
(also nicht verwechseln mit der D 3708 von Ombombo nach Otjondeka)

Diese Straße ist in T4A noch nicht verzeichnet. Die Straße ist geschottert und sehr gut ausgebaut.

In Otjozongombe geht es dann rechts weiter auf die D3710.

Irgendwo auf der Strecke haben wir einen falschen Abzweig genommen. Wir irren etwas umher und suchen durch Fahrt nach Himmelsrichtung den richtigen Weg.
Letzendlich befinden wir uns auf dem Otjisakumuka Trail. Dieser lässt sich nicht gut fahren.
Bulldust, Tiefsand und tief ausgefahrene Fahrrinnen wechseln sich ab.
Als Orientierung dienen uns hier die Stromleitungen. Bei Otjokavarare erreichen wir dann die C35.

Nun geht es auf asphaltierter Straße Richtung Hobatere Roadside.
Bei Ankunft sind wir hier die einzigen Camper und wir können uns eine Campsite aussuchen.
Die Campsite ist komplett neu renoviert.

Jede Campsite hat eine eigene Dusche, WC, und Becken.





Nur ist das WC ist schlecht angeordnet. Denn wenn man darauf sitzt, sieht man den Tisch und die Personen, die sich im überschatteten Freisitz befinden – umgekehrt natürlich auch. :woohoo:
Wir haben dem Campadjutanten den Verbesserungsvorschlag gemacht – dort noch eine Tür anzubringen.

Ansonsten gefällt es uns hier.
Für 1 Nacht lohnt es sich auf jeden Fall. Außerdem liegt es ja quasi gegenüber dem Eingang zur Etosha.

Blick von der Campsite.



Wir gehen noch zur Hide mit Blick auf das Wasserloch. Diese ist schon recht weit vom Wasserloch entfernt. Besucht wurde es von Zebras, Affen und Impalas.



Und dann machen wir mal wieder … einfach nichts!!!
Schließlich haben wir Urlaub.

Gefahrene km: 159
Anhang:
Wende dein Gesicht der Sonne zu, dann fallen die Schatten hinter dich.

Zu den Reiseberichten:
www.namibia-forum.ch...n-afrika.html#471572
Letzte Änderung: 02 Dez 2021 21:49 von take-off.
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