Tag 13: 20.10.21 Besuch in 2 Himba Dörfern
Seit unserem 1. Kontakt mit dem Volk der Himba im Jahre 2015, bin ich noch immer tief beeindruckt von der Würde und dem Stolz dieser Menschen.
Ich hatte mich damals stark mit der Kultur der Ovahimba beschäftigt.
Doch nichts bleibt wie es war.
Leider.
Immer wenn wir uns im Kaokoveld aufhalten, suche ich den Kontakt zu den Menschen.
(Vielleicht trage ich dadurch auch zu dem Bild bei, das sich mir dieses Jahr bot
).
Da wir aus Zeitgründen dieses Jahr nicht in das
wahre Kaokoveld vordringen konnten, wollte ich mit Marius eine Tour zu einem Himbadorf unternehmen.
Unsere frühere Begegnungen mit den Ovahimba waren spontan.
Sie ergaben sich einfach so.
Oder wir fuhren nochmals an einem Dorf vorbei, in dem wir schon einmal waren.
Brachten Bilder mit (auch nicht sehr kulturfördernd) und Geschenke wie Maismehl, Zucker, Öl.
Wir fragten, ob wir evtl. das Dorf betreten dürften und holten uns dort die Erlaubnis des Oberhauptes ein.
Wir verständigten uns in der Zeichensprache. Doch war da irgendwo eine menschliche Verbindung.
Dieses Mal war das anders.
Gefühlsmäßig war die Begegnung für mich dieses Jahr sehr zwiegespalten.
Wir fuhren also morgens mit Marius los.
Unterwegs erzählte er uns, dass wir 2 Dörfer besuchen würden.
Als wir im 1. Dorf ankommen, kann ich meine Gefühle gar nicht beschreiben.
Wir wissen, wie das Leben in einem Himba Dorf aussieht.
Doch hat sich uns bis jetzt noch kein Bild wie dieses gezeigt.
Kein Hauch von Würde und Stolz dieses Volkes zu sehen.
Stattdessen trugen fast alle schmutzige, verlumpte, westliche Kleidung.
Und wie stark die Moderne hier Einzug genommen hat sieht man hier.
Das Handy ist allgegenwärtig.
In früheren Zeiten musste man aufpassen, dass man nicht zwischen dem heiligen Feuer und der Hütte des Häuptlings lief,
heute muss man aufpassen, dass man nicht auf eine Solar-Ladekabel tritt.
Die Zeiten haben sich geändert.
Die Frage, die sich uns stellt, was WIRD aus diesen Kindern?
Welche Perspektive haben sie, wenn selbst die eigene Kultur zusammenbricht.
In dem 2. Dorf, das wir besuchen, spüren wir noch einen Hauch dieser Kultur.
Doch hat bei den meisten Frauen auch hier das Handy seinen festen Platz.
Und da der Besuch ja „touristisch“ ist, eilen auch die Frauen aus umliegenden Dörfern herbei und es wird ein Himba-Markt aufgebaut.
Soweit alles ok.
Wir kaufen auch hier einige Gegenstände, verhandeln den Preis und werden uns einig.
Dann fragen sie und durch Marius, ob sie für uns tanzen dürfen und wir ihnen dafür 200 N$ geben.
Wir stimmen zu.
Und hier kommt ganz langsam aber stetig die Freude auf.
Die Frauen tanzen eigentlich für sich selbst und registrieren uns nicht mehr wirklich.
Wir spüren die Freude … die sie beim Tanzen empfinden.
Es war sehr schön, dieses mitzuerleben.
Doch auch hier trifft Tradition auf Moderne.
Muschel vs. Handy
Wenn Marius schon mal da ist, fährt er die Frauen auf dem Pickup auch zur Wasserstelle.
Wenn er nicht kommt, laufen die Frauen, beladen mit 20 l Wasser auf dem Kopf zu Fuß vom Dorf dorthin und wieder zurück.
Hier einige Impressionen von der Wasserstelle.
Marius hat uns auf der Fahrt erzählt, dass die Regierung blecherne Toilettenhäuschen in jedem Dorf aufgestellt hat.
Genutzt wird es allerdings als Vorratsraum und passt so gar nicht in diese Landschaft.
Es ist schwierig und ich maße mir keine Beurteilung an.
Die Ovahimba müssen ihren Weg in die Moderne finden. Ob das ohne Kulturverlust gehen wird, wird sich zeigen.
Nach diesem Tag ist mir das Herz irgendwie schwer.
Ich weiß nicht was ich denken soll.
Ich denke an die Zukunft der Kinder und an die verlorene Identität durch Verlust der Kultur.
Nachmittags sitzen wir auf unserer Campsite und lassen alles wieder Revue passieren.
Es gab hoffnungsvolle Situationen und welche die uns sehr nachdenklich stimmen.
Wir beenden den Tag wieder mit den Stachelschweinen.
Doch die Gedanken bleiben.
Nachdenkliche Grüße Dagmar