Tag 8, von Swakopmund nach Gelukspoort
Tags zuvor haben wir an der Rezeption ein breakfast-Packet geordert. Das war gut so, denn für ein ausgiebiges Frühstück war heute keine Zeit. Trotzdem hat das Hansa-Hotel einen
„quick-coffee“ bereitgestellt, dazu ein paar Kekse, das hat gepasst.
Einer nach dem anderen kam aus den Zimmern geschlichen, 05.30 Uhr ist nicht jedermanns Aufstehzeit, schon gar nicht die von unserem Busfahrer John. Vereinbart war mit ihm, dass er um 05:45 Uhr vor dem Hotel stehen soll, dann schnell die Koffer einladen, so dass wir in jedem Fall um 06:00 Uhr loskommen sollten. Zum „quick-coffee“ gab´s die tägliche
Morgenpost, so dass jeder ungefähr wusste, wie der Tag ablaufen kann.
Es wird 05.45 Uhr, Busfahrer John ist nicht da.
Es wird 06:00 Uhr, Busfahrer John ist immer noch nicht da.
Es wird 06:10 Uhr, da machen wir uns langsam Sorgen.
Es wird 06:20 Uhr – und ich beginne nervös zu werden.
Es wird 06:30 Uhr, und sieha da, Busfahrer John biegt um die Ecke, und ich bin grantig.
Welch ein Glück, dass er überhaupt gekommen ist. Und dabei hab ich mit ihm gestern anhand unserer Landkarte den Weg noch genau besprochen.
Cape Cross – weite Strecke, dann über die
Ugab-Terrassen und die
Vingerclip wieder auf die main-road, irgendwann dann abbiegen nach
Gelukspoort. Die Frage, ob er denn Cape Cross ebenfalls als ein „must do“ für unsere Gruppe sieht, war für ihn genau so klar wie für uns. YES!
Jetzt wurde hier im Forum die Frage gestellt,
was macht man mit so einem Busfahrer.
Nun, das kann ich euch schon sagen. Ich hab den Mann so was von zusammengeputzt, wie er das wahrscheinlich in seinem Leben bisher noch nicht erlebt hat. Beim schimpfen ist mein Englisch nicht grad das Beste, aber er hat, obwohl im derbsten bayerischen Dialekt, sehr wohl verstanden, dass das alles nicht mehr unbedingt lustig war.
Wenn heute jemand auf dem Weg Richtung Henties Bay unterwegs ist, dann kann er Busfahrer John vor dem Schiffswrack besuchen, dort hab ich ihn nämlich abgelegt, nachdem ich mit ihm fertig war:
So – jetzt aber Spaß bei Seite. Das war wirklich mehr als ärgerlich, und trotzdem möchte ich mich nicht mehr länger darüber auslassen. Zu seiner Ehrenrettung sei gesagt, dass er sich dann sehr bald bei uns in aller Form entschuldigt hat. Das hat dann so ausgesehen, dass er irgendwo unterwegs rechts rangefahren ist, den Motor abgestellt, sich zu uns umgedreht und dann hat er sich in aller Form entschuldigt. Er war wegen der Abfahrtszeit etwas in „confusion“ usw. usw.
Wir haben das akzeptiert, und die Stimmung (sogar beim bayern schorsch) war dann schon wieder etwas besser. Bringt ja auch nichts, hier auf schlechte Stimmung zu machen, schließlich sind wir mit ihm noch für etliche Tage beisammen, und dann sollte man schon schauen, dass das einigermaßen im Lot ist.
John hat in jedem Fall bewiesen, dass er Charakter hat, was von seinem Auftraggeber, der Firma „Cars & Guides“ nicht zu behaupten ist.
Das ist aber eine andere Geschichte und hat mit den diversen Verspätungen von John nicht das Geringste zu tun. Da ging´s dann um ganz andere Dinge – dazu aber am Ende der Reise etwas ausführlicher.
Cape Cross haben wir gestrichen,
obwohl ich das in der Morgenpost doch sooooo schön beschrieben habe. Vielleicht ist es für manch einen ein Grund, nochmal wiederzukommen, wer weiß?
In jedem Fall war nun klar (das war es nämlich vorher nicht), dass wir den Schlenker über die Ugabterrassen und die Vingerclip machen. Das wäre nämlich bei einem Besuch von Cape Cross zeitlich eher nicht mehr machbar gewesen.
Unterwegs machen wir aber zuerst mal einen Stop im Cactus-Coffee-Shop,
eine sehr empfehlenswerte Angelegenheit.
Wir hatten Glück - das Bier wurde grad frisch gezapft, und das hat uns bayerischen Kameraden natürlich sehr gut geschmeckt, zumal der Bräutigam es sich nicht nehmen ließ, eine Runde zu schmeißen:
Die Fahrt zieht sich eigentlich schon sehr lange hin, dazwischen mal eine Pinkelpause, und irgendwann tappen wir dann in die
Touristenfalle, die wohl jeder Touri irgendwie und irgendwann mal über sich ergehen lassen muss (oder will).
Himbas haben an der Straße Ihre Verkaufsstände aufgebaut. Natürlich steigt man aus, und lässt dann das Übliche über sich ergehen. Da kommt man nicht so leicht davon, denn die Leute möchten halt unbedingt was verkaufen. Für Schorschine und mich war das eher abschreckend, denn auch wenn Du einen Armreif oder etwas ähnliches kaufst, dann ist es halt immer noch nicht genug. Die Damen und vor allem deren „leader“ waren für unsere Begriffe sehr aufdringlich.
Und trotzdem – wem soll man es denn verdenken? Die Himbas sind froh, ein paar Souveniere zum völlig überhöhten Preis an den Mann gebracht zu haben, und die Touris sind froh, eine kleine Gruppe des Himbastammes hautnah in Augenschein zu nehmen. Und wir sind mittendrin ….
Insgesamt war die Fahrt heute schon ein Schlauch, den wir da zu bewältigen hatten. Kurz hinter
Khorixas sind wir dann tatsächlich auf die
D2743 abgebogen, und die Strecke erweist sich als landschaftlicher Traum. Unserer
Forumsfreundin Hanne haben wir diesen Tipp zu verdanken. Hanne, an dieser Stelle für Dich ein ganz dickes
Ugabterrassen und dann die
Vingerclip, schön ist es hier, und bei den Schorschens aus Bayern macht sich ein bisschen Melancholie breit. Schließlich waren wir in der Vingerclip-Lodge vor vielen Jahren für zwei Nächte untergebracht. Was für ein Traum dort, allein wenn wir an das Dinner oben im
eagles-nest denken.
Irgendwann sind wir dann wieder back on C39, jetzt haben wir nicht mehr weit bis zur Gelukspoort – Gästefarm.
Gelukspoort, ein Geheimtipp schlechthin, ein regelrechtes Paradies!
Mei war das schön dort, wirklich wahr, es war schier unglaublich.
Die Gästefarm wird von Chrissie und ihrem Mann Frank in der vierten Generation geführt, für uns einer der Höhepunkte auf unserer Namibiareise.
Aber seht selbst, Bilder sind oft besser als noch so viele Worte:
Nach einer Tasse Kaffee und ein paar Keksen geht’s dann schon los zur
Farmrundfahrt. Für uns ist das immer „das Ereignis“ des Tages, und auch unsere Gruppe hat sich mittlerweile darauf eingestellt. Game-Drive oder Farm-Rundfahrt, ein
must do, das hat sich auch bei den Namibia-Neulingen sehr schnell rumgesprochen:
Auch wenn die Rundfahrt von den Tiersichtungen her eher enttäuschend war, lieben wir es sehr, auf dem offenem Safarifahrzeug durch die Landschaft kutschiert zu werden. Wir finden es immer spannend, wenn die Driver (wir hatten Frank an Bord) Geschichten über Land, Leute und Tiere erzählen. Die Farmer haben ein enormes Wissen, und man merkt es bei jedem Satz, wie sehr sie ihr eigenes Land lieben. Lange hat das Farmer-Ehepaar auf Gäste warten müssen, lange hat Corona gewütet, und zum Glück war zu unserem Zeitpunkt eine Wende zu spüren. Hoffen wir auf das Beste!
Oben, on the top of the hill, da hat der Frank mit seiner Mannschaft eine Buschbar hingebaut. Gin-Tonic reichlich, das war das Motto, und dort oben auf dem Berg, mit Blick zur untergehenden Sonne, das war wieder mal einer der ganz großen Momente in diesem Urlaub. Schorschine und ich sind uns bewusst - und ich kann das gar nicht oft genug sagen - welches Privileg es ist, so was Schönes erleben zu dürfen. Wir gauben aber auch, dass unsere Reisebegleiter ähnliche Gefühle hatten. Nicht nur ein Tränchen haben wir gesehen, es war einfach umwerfend und sehr berührend.
Wir haben Gelukspoort auf Tripadvisor bewertet.
Die kürzere Version ist vom bestman, die längere (der braucht nämlich immer länger) vom bayern schorsch:
Seht hier
So war das auf Gelukspoort. Morgen geht es weiter in den
Etosha Nationalpark.