THEMA: Namaqualand und Kalahari im August 2021
20 Aug 2021 11:39 #623636
  • CarstenS
  • CarstenSs Avatar
  • Beiträge: 253
  • Dank erhalten: 589
  • CarstenS am 20 Aug 2021 11:39
  • CarstenSs Avatar
Mittwoch 18. August: Nach Nossob
Nachdem ich zwei Tage wenig aufregendes gesehen hatte, erwartete ich heute irgendwie mehr. Ich war als erstes aus dem Tor von Mata-Mata draußen, aber auf der Route zeigte sich nichts. Auch die drei Loops waren ohne Höhepunkt. Also die 55km über die Dune Road, wo ich schon herrliche Sichtungen von Löwen und Leoparden gehabt hatte. Aber nicht heute! Dann links runter zum Wasserloch Kameelsleep, wo die letzten beiden Jahre immer braune Hyänen waren. Aber heute nur Gemsböcke!
Also umdrehen, spätes Frühstück am Picknickplatz, weiter die 60km nach Nossob. Schließlich kurz vor Nossob beim Loop Marie se dreei: Drei Löwen im Gras, weit entfernt, aber sehr gut zu erkennen. Gut genug, dass es als ein Höhepunkt aufgenommen werden kann, aber nicht gut genug, um die Kamera zu zücken.
Dann kurz danach ein wirklicher Höhepubkt: Ein juveniler Gleitaar (black shouldered kite) sitz auf einem Baum neben der Straße und verspeist eine Striemengrasmaus. Er sitzt herrlich im Licht, so dass mir hervorragende Aufnahmen gelingen. So etwas habe ich noch nie gesehen, bzw. nur auf den Fotos anderer, die ich für meine Vorträge benutze. Nun habe ich selber welche, und zwar zahlreiche.
Um 11:30 im Camp. Nur noch ein Platz mit Schatten frei, aber dafür der große Platz in der Mitte unter der riesigen Akazie. Eigentlich bin ich immer lieber etwas am Rande für mich alleine, als so einsehbar für alle in der Mitte. Hat aber auch Vorteile: Um 13:00 kommt ein Nachbar und sagt mir, nur 1km vom Camp entfernt wäre eine Leopard neben der Straße im Gras gesehen worden.
Nun hab ich es nicht so mit im Gras versteckten Leoparden und zehn Autos darum, packe aber trotzdem ein und nehme das Buch mit. Kann ja da lesen oder bin in 5 Minuten wieder im Camp, falls es schrecklich sein sollte.
Es ist echt nur 1km und es stehen nur zwei Autos da. Vergeblich versuche ich den Leoparden im Gras zu finden, als man mach darauf aufmerksam macht, dass er nicht versteckt im Gras hockt, sondern auf dem breiten Ast einer Akzie liegt. Da sieht man ihn herrlich, ein großes Tier. Von nichts verdeckt, aber der Kopf leider im Schatten und uns abgewendet. Nach 10 Minuten steht er aber auf, schaut zu uns, reckt sich, und klettert langsam die Akazie herunter. Mein an einem Fensterstativ befestigter Camcorder filmt alles, während ich mit der Coolpix Bilder mache. Diese 30 minütige Exkursion aus dem Camp raus hat sich wirklich vollkommen rentiert!
Im Camp gehe ich meine Bilder und Videos durch und lese. Um 16.00 Uhr dann los gen Norden, in der Hoffnung, bei Cubitje Quap Gaukler (Bataleurs) filmen zu können. Und einer ist tatsächlich da und lässt sich in aller Ruhe filmen und fotografieren, wie er Wasser trinkt.
Weiter bis Bedinkt und zurück. Es gibt wieder viele Löffelhunde zu sehen und zu fotografieren. Pause am Wasserloch Kwa, ich hole mein Buch zum lesen raus. Es stehen noch zwei Autos da und man macht mich darauf aufmerksam, dass in der Ebene hinter einem Baum zwei Löwen schlafen. Die mach erst mal nicht, stehen aber nach 10 Minuten auf und paaren sich, gut filmbar in der offenen Ebene. Löwen kopulieren ja 50-100 mal am Tag, und so warte ich. 20 Minuten später paaren sie sich wieder, diesmal habe ich die Coolpix zum Fotografieren zur Hand. Dann zurück ins Camp. Der Tag hatte langweilig gestartet, dann aber doch ganz und gar meine Erwartungen erfüllt, dass mal wieder etwas Besonderes zu sehen sein sollte.
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
Folgende Benutzer bedankten sich: Reisemaus, maddy, freshy, urolly, PeWa
21 Aug 2021 16:20 #623705
  • CarstenS
  • CarstenSs Avatar
  • Beiträge: 253
  • Dank erhalten: 589
  • CarstenS am 20 Aug 2021 11:39
  • CarstenSs Avatar
Freitag 20. August: Zurück nach Nossob
Die Fahrt von Bitterpan durch die Dünen war schön aber unspektakulär. Immerhin eine Herde Giraffen war schön auf der Piste zum Fotografieren. Bei den Loops im Aub Riverbed gab es nichts Besonderes zu sehen, noch auf der Dune Road. Lediglich beim Picknickplatz gab es ein Highlight: Eine Elefantenspitzmaus, ziemlich sicher Elephantulus intufi.
11:30 in Nossob. Erste Enttäuschung: Anscheinend wird in Südafrika an Freitagen und Samstagen kein Alkohol mehr verkauft, und mein Boiervorrat ist am Ende. Hätten nicht so viele Dosen während des Transorts ein Loch bekommen….. Dann das private Camp, auf dem ich heute bin, da auf dem normalen Campingplatz nichts frei war. Erstens ist der Platz bei weitem nicht so schön, wie der Campinglatz. Zweitens ist es nicht so private, weil man viele andere Camps sieht. Die sind zwar etwas weiter weg, aber man schaut dort automatisch hin, so dass man sich hier mehr beobachtet fühlt, als auf dem Campingplatz. Und Schatten gibt’s fürs Auto auch fast keinen.
Dafür gibt’s Schatten für einen selber bei der kleinen „Küche“, bestehend auf gefliester Theke und Waschbecken. Und man hat für sich alleine ein großzügiges Badezimmer mit Dusche und WC. In Zukunft werde ich aber den normalen Campinglatz bevorzugen.
Die Nachmittagsfahr führte mich wieder in den Norden. Wieder viele Löffelhunde zu sehen. Hauptattraktion war ein Schlangenadler, von dem ich hoffentlich gute Fotos bekommen habe und der mir auf dieser Tour noch gefehlt hatte. Ansonsten war nichts Aufregendes zu sehen.
Acht Tage im Park, und noch immer keine braune Hyäne gesehen, mein Lieblingstier heute. Morgen früh ist dann die letzte Gelegenheit dazu, wenn ich von Nossob aus nach Twee Rivieren und dann zurück nach Springbok fahre. Aber alles in allem war die Tour ein Erfolg, wenn ich nur an den Karakal zurück denke.

Kann man als Tourist den Park in Corona Zeiten bedenkenlos besuchen?
Ein Restrisiko bleibt immer aber, wenn man geimpft ist, sich auskennt, und sich am Rande hält, dann ist das Risiko im Park doch sehr gering. Man muss halt andere Leute meiden, denn hier wird sehr viel gehustet, und Südafrikaner gehen selbst dann in den Urlaub, wenn sie positiv getestet wurden, so lange sie sich gut fühlen. Lediglich mit den beiden bei Bitterpan habe ich mehr interagiert, aber die waren beide geimpft. Und die Angestellten im Park haben immer ihre Maske auf und halten Abstand. Ich bin aber froh, dass meine noch nicht Geimpften Kinder nicht dabei gehabt zu haben (mein Sohn bekommt in 2 Wochen die zweite Injektion, meine Tochter erst in 4 Wochen die erste, nach ihrem 12. Geburtstag). Nächstes Jahr werden wir dann hoffentlich wieder alle zusammen in die Kalahari gehen. Bis dahin sind auch viele in Südafrika geimpft (meine Studentinnen haben heute einen Termin für nächste Woche bekommen: Hurra!), sehr viele natürlich infiziert.
Und da macht mir Südafrika wirklich Sorgen: 50% geimpft, 50% nicht geimpft sondern natürlich infiziert: Das ist der ideale Nährboden für immun-escape Varianten, bei denen der Impfstoff nicht mehr gut hilft. Es besteht also die Gefahr, dass hier in Südafrika die Virusvariante gezüchtet wird, die die Pandemie weltweit am Leben erhalten wird. Noch bin ich nicht beruhigt, dass es nächstes Jahr ein Ende haben wird.
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
Folgende Benutzer bedankten sich: Reisemaus, maddy, freshy, speed66, urolly, ElenaHanak
26 Aug 2021 15:24 #624203
  • CarstenS
  • CarstenSs Avatar
  • Beiträge: 253
  • Dank erhalten: 589
  • CarstenS am 20 Aug 2021 11:39
  • CarstenSs Avatar
Zurück an der Succulent Karoo Research Station: Erstmal Schei**e!
Um 17:00 war ich zurück an der Station. Gleich mal die Lage mit den Toiletten checken. Leider wurde das Problem bisher nicht gelöst, alle drei Toiletten waren weiterhin verstopf; zum Glück haben wir noch eine weitere Extratoilette. Erst mal den Septic Tank checken: Dieser ist unauffällig, der Wasserspiegel eher niedrig, es muss also wirklich ein verstopftes Rohr sein. Aber ich kann hier nicht das Zuflusssohr sehen. Außerhalb des Badezimmers gibt es drei Ausgänge, eine pro Toilette, die hier zusammenkommen, hier könnte also das Problem sein. Mit Draht lässt sich aber nichts lösen. Auch ist nicht klar, von wo das Rohr zum Septic Tank führt, die Studenten vermuten das mittlere, ich das linke, weil hier eine Art Anschluss gemauert ist. Aber für heute ist es zu spät, das Problem lässt sich nicht so schnell lösen.
Am Sonntagmorgen dann erst Mal graben beim Badezimmer. Hierbei zeigt sich, dass es tatsächlich der Anschluss ganz rechts ist, von dem das Rohr zum Septic Tank führt. Ich komme aber mit einem Draht hier nicht rein, es bleibt immer am Rohr hängen.
Also zum Septic Tank. Letzte Nacht hatte ich die Beschreibung von 2012 gefunden, als wir diesen großen Tank gekauft haben, der vollkommen vergraben ist. Da sehe ich, dass das Zuflussrohr am an dem „Kamin“ ist, wo die Fäulnisgase entweichen können. Also grabe ich hier und habe auch schnell das Rohr gefunden, sowie einen Zugang zum Tank, an dem ich das Rohr erreichen kann. Also hier mit dem Draht rein, den wir an der Station zum Entblocken von Röhren haben. Aber hier ist keine Blockierung erreichbar.
Die Distanz zwischen Septic Tank und Badezimmer ist circa 40 Meter, der Draht vielleicht 8 Meter lang. Die Blockierung muss also weiter oben sein. Ich hole ein altes flexibles Kaltwasser Rohr aus Plastik, das über 10 Meter lang ist, und führe es in das Abflussrohr ein. Damit komme ich weiter, doch dann stockt es. Es fühlt sich aber nicht wie eine Blockierung an, sondern ein Problem des Rohrs.
Inzwischen sind auch die Studentinnen zum Helfen da, nach ihrem Frühstück. Sie lokalisieren, wo es stockt, und dann graben wir da. Dort sind zwei Rohre miteinander verbunden und aus irgendeinem Grund bekommen wir das Rohr nicht durch. Also mehr Graben, die Verbindung öffnen, und vom zweiten Rohr aus versuchen. Diesmal kein Widerstand, aber auch keine Entblockung.
Ich hole ein noch längeres Kaltwasser Rohr, dieses wieder rein. Und endlich fühlen wir etwas Weiches, das blockiert, das wahrscheinliche Problem. Und nach einiger Zeit, nachdem ich viel rumgestochert habe und das Rohr so weit wie möglich reingesteckt habe, wird der Block endlich gelöst, und die ganze Sauerei fließt ab! Wir spülen mehrmals alle drei Toiletten und es kommt durch.
Am Montag kaufen wir ein neues Verbindungsstück, da das alte kaputt ist, und die Toiletten sind wieder benutzbar. Was die Verstopfung verursacht hat, wissen wir nicht. Ich hoffe, es dauert wieder über 20 Jahre bis zur nächsten, weil dann bin ich in Rente!

Arbeiten und Leben an der Station in der dritten Woche
Am Montag ging dann das normale Procedere los, nur dass ich nun nicht mehr alle drei Runden beim Fangen mitmache. Das Fangen und alles muss ja auch ohne mich funktionieren und mein Job ist es, zu kontrollieren, dass es das tut. Und das hatte ich ja in den ersten beiden Wochen noch getan. Doch ging ich morgens eine Runde mit, um zu kontrollieren, ob die Körperlänge der Nager richtig gemessen wird, denn das ist nicht so häufig und führt wenn falsch gemacht zu falschen Daten. Auch an den Nestbeobachtungen beteiligte ich mit, damit wir da mehr Daten bekommen.
Ansonsten vor allem mal wieder Meetings vorbereiten. Am Montag zeigte ich Lindelani, wie man unsere Buchhaltungssoftware benutzt, und sie hat das auch schnell begriffen. Den Juli machten wir zusammen, den August hat sie dann alleine gemacht, und zwar korrekt. Am Dienstag dann Besprechung mit allen und Planung der kommenden Woche.
Mittwoch war dann für die Studenten Town Day, d.h. sie gingen einkaufen. Da Lindelani und Emily einen Impftermin hatten, gingen sie früh. Offiziell war der Termin um 8:00, aber Clicks, wo geimpft wird, machte erst um 9:00 auf für die Impfungen. Als sie um 9:00 kamen, gab es eine riesenlange Schlange. Doch da sie gebucht hatten, kamen sie gleich dran. Sie konnten wählen zwischen Johnson und Biontech, und wählten Biontech.
Tammy war schon auf den Seychellen, wo sie in einem Naturschutzprojekt gearbeitet hatte, geimpft worden. Allerdings mit dem chinesischen Impfstoff, der nur wenig schützt. Sie hatte dann Bedenken, nochmals zwei Impfungen zu bekommen und hatte Johnson nicht buchen können. Heute konnte ich sie aber überzeigen, für nächste Woche einen Termin mit Biontech auszumachen.
Ich wartete derweil auf meinen Hilux. Mir war versprochen worden, er würde mir am Dienstag gebracht, heute war aber schon Mittwoch. Gestern hatte ich angerufen, und es hieß, er würde heue fertig. Die Studenten haben ihn auch bei Toyota parken sehen, aber bisher wurde er nicht wie versprochen gebracht. Wahrscheinlich denken die sich, ich werde schon selber kommen, wenn sie ihn nicht bringen.

34% Arbeitslosigkeit in Südafrika.
Heute war im Radio die hohe Arbeitslosenquote in Südafrika ein Hauptthema. Von etwas über 20% vor Corona gestiegen auf 34% jetzt. Kaum zu glauben, wie die Gesellschaft das aushält. Verelendung und noch mehr Kriminalität sind die Folge. Viele Leute sehen keine Perspektive mehr und werden apathisch. Im Straßenbild von Springbok ist mir das aber nicht aufgefallen, aber ich war ja auch nur sehr selten dort. Bei Gesprächen mit Leuten kommt das aber immer wieder vor. Es ist nun nicht die organisierte Bandenkriminalität, sondern die Gelegenheitskriminalität, die zunimmt.
Die drei Studentinnen sind entsprechend glücklich, dass sie hier einen Job gefunden haben. Ehrlich gesagt nicht gut bezahlt, aber dafür interessant und mit der Möglichkeit, Erfahrungen fürs Leben zu machen. Lindelani zahlen wir immerhin viel mehr, als die offizielle Rate des NRF (National Research Foundation) in Südafrika ist. Dort bekommen Doktoranden um die 5000 Rand, Lindelani bekommt 6250 plus die Krankenversicherung + kostenlose Unterkunft + Reisekosten. Nächstes Jahr wird es um 500 Rand erhöht und wir zahlen dann noch die Registrierungsgebühren von Wits für die Doktorarbeit. Nicht viel, aber genug um hier zu überleben. Die beiden Forschungsassistenten bekommen 5000 Rand im Monat. Wir würden ja gerne mehr zahlen, nur bekommen wir dafür keine Forschungsgelder. Tatsächlich zahlen wir sie über andere Gelder, die wir früher bekommen haben (Research Fees), und durch ein Reisestipendium für mich. Für nächstes Jahr haben wir für Lindelani ein Stipendium über 100 000 Rand bekommen, sie wird uns aber gut 140 000 Rand kosten. Die meisten Doktoranden in Südafrika sind weiß und haben reiche Eltern, oder sie müssen nebenher jobben. Lindelani bekommt genug von uns, dass sie sich ganz auf ihre Forschung konzentrieren kann. Und für nächstes Jahr ist geplant, dass sie für einen Monat nach Frankreich kommt, bezahlt von Geldern des CNRS. Seit Jahren versuche ich, Forschungsgelder direkt für die Forschungsstation zu bekommen, aber ohne Erfolg. Weder der CNRS noch Wits zahlt den Unterhalt der Station. Stattdessen muss jeder hier Miete zahlen, was wir für unsere Studenten via Travel Grants begleichen. Zudem ist die Station als Non-For-Profit Organisation registriert und hat Rücklagen aus besseren Jahren.
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
Folgende Benutzer bedankten sich: freshy, speed66, BMW, urolly, brisen
01 Sep 2021 07:12 #624676
  • CarstenS
  • CarstenSs Avatar
  • Beiträge: 253
  • Dank erhalten: 589
  • CarstenS am 20 Aug 2021 11:39
  • CarstenSs Avatar
Sonntag 29. August Ausflug in den Namaqua National Park
Um 7:30 fuhren wir los, es sollte ein Ganztagesausflug werden. Bei Springbok kurz auf die N7 bis zur anderen N7 Ausfahrt von Springbok (also der südlichen) und dann dort rechts abgebogen auf die Gravel Road. Wir wollten nicht die langweilige N7 nehmen, sondern fuhren hinten herum durch die Berge nach Kamieskroon.
Diese Gravel Road führt erst sehr eben an mehreren idyllisch in den Granitfeldern liegenden Farmen vorbei, bevor sie langsam in die Berge hochführt. Hier ähnelt sie eher einem 4x4 Track als einer offiziellen Straße. Die Aussichten sind sehr idyllisch. Schließlich wird es immer grüner, dank des relativ hohen Niederschlages der Gegend, da es am Kamiesberg, dem höchsten Berg Namaqualands, abregnet. So fährt man plötzlich an grünen Feldern vorbei, ein für Namaqualand sehr ungewöhnlicher Anblick. Auch die ersten Blumenwiesen waren zu sehen. Nach deutlich über einer Stunde (anstatt der 30min auf der N7) waren wir in Kamieskroon, hatten dafür aber schon herrliche Aussichten genießen können.
9:45 waren wir in der Skilpad Section des Nationalparkes. Wie gewohnt war alles orange von Osteospermum Blumen. Sonst gab es aber nicht viele Wildblumen zu sehen, evtl. waren wir 2 Wochen zu spät. Wir verbrachten nicht viel Zeit in Skilpad, denn die orangenen Blumenwiesen haben wir auch in Goegap, sondern fuhren dann auf die 4x4 Route der Caracal Eco Route.
Die Route ist einfach zu fahren, ich habe nicht in 4x4 Modus umgestellt. Aber hohe Ground Clearance ist vorteilhaft. Erst geht es einen kleinen Pass herab. Hier sahen wir ein Pärchen Klippspringer und die erste von drei Mangustenarten heute, die small grey mongoose (deutschen Namen kenne ich nicht). Dann unten weiter durch schöne Ebenen, wo wir noch eine Fuchsmanguste gesehen haben, und weit entfernt Erdmännchen. Hier gab es größere sandige Gebiete mit der herrlichen weißen Wildblume Arctoitis nerxnuelleri. Schließlich besichtigten wir die verlassene Farm Kookfontein, wo herrliche Palmen an einer Quelle wachsen, die ein großes Badeloch füllen. Allerdings war es zum Baden viel zu kalt, obwohl es heute strahlend blauer Himmel war.
So hatten wir 25km auf der 4x4 Route hinter uns. Nach nochmals 11km verließen wir diese und fuhren auf einer offiziellen Straße nach Soebtsfontein und weiter nach Wakkekraal zur Straße nach Hondeklipbaai. Nach einer guten Stunde, deutlich nach 12:00 Uhr, waren wir so am Gate zur Coastal Area des Nationalparks.
Hier waren es 17km auf sehr guter Piste, und dann 4km durch sehr dichten Sand runter zur Küste, zu den Höhlen am Spoegrivier. Hier schaltete ich nun nicht nur in 4x4, sondern auch in Low Range, denn durch den tiefen Sand zu fahren ist schon kritisch, zumal ich zu faul war, den Reifendruck zu verringern. Aber es ging gut, und gegen 13:00 waren wir da und machten Mittagsrast.
Es gibt hier zwei riesige, aber nicht tiefe Felshöhlen, die wie eine Kathedrale aus dem Sand herausragen und die einzigen Felsen weit und breit sind. Eigentlich sind es eher Felsüberhänge als echte Höhlen. Aber sie boten den Menschen Schutz vor der Witterung, die hier bereits vor 2000 Jahren lebten und bereits Schafszucht betrieben. Wobei die riesigen Haufen Muschelschalen darauf hindeuten, dass sie auch viel Meeresfrüchte aßen. Ein atemberaubender Platz heute, und sicher noch viel mehr vor Jahrtausenden. Und von oben am Felsen kann man bis zum Kamiesgebirge hinsehen. Die Menschen mussten also eine gute Vorstellung über ihre variable Umwelt haben.
Von hier war es nicht weit bis zur Meeresküste, der Spoegrivier ins Meer mündet. Dieser Fluß führt selten Wasser, aber es gibt eine kleine Lagune, und einen Bird Hide dabei. In der Lagune waren einige Flamingos, aber so weit weg, dass sie kaum zu erkennen waren. Mehr Freude machte den Studentinnen der Strand und das Meer. Der Atlantik mit seinen riesigen Wellen ist doch immer beeindruckend, dazu hier der wirklich sehr weiße Strand bestehend aus feinstem Sand, und das bei herrlichem Sonnenschein. Auch der Wind war inzwischen fast verschwunden und es war schon fast warm.
Trotzdem drängte ich die Studentinnen, dass wir weiterfuhren, denn der Höhepunkt der Tour war noch nicht erreicht, und das Tor machte um 17:00 zu. Also 4km zurück auf der extremen Piste mit tiefem Sand, dann 9km weiter an der Küste entlang, bis Emily sich beschwerte, es würde stinken.
Kurz darauf schrie Lindelani, da wären Robben! Tatsächlich fuhren wir an einer der größten Fur Seal Kolonien an der Atlantikküste entlang, vergleichbar mit der an Cape Cross in Namibia. Nur dass es hier keine anderen Touristen außer uns gab und auch kein Touristenbüro.
Angespannt starrten die Studentinnen auf die Robben und auf mich, ob ich endlich mal anhalten würde. Am südlichen Ende der Kolonie, wo diese am dichtesten ist, stoppte ich. Emily band sich ein Tuch vors Gesicht, aber ich meinte, das bringe nichts, man würde sich an den Gestank schnell gewöhnen.
Während die Studentinnen zaghaft mit dem Handy aus dem Auto heraus Fotos machten, stieg ich langsam aus. Langsam ging ich in Richtung zur Kolonie, von wo mich die Robben kritisch beäugten. Auf einen großen Felsen im Sand am Rande der Kolonie setzte ich mich hin, und die Robben beruhigten sich schnell. Von hier konnte ich herrliche Fotos schießen, denn das Wetter war noch immer super. Viele Weibchen mit ihren schon recht großen Junge. Ein kleines totes Junge am Rand der Kolonie wurden von Möwen zerpickt. Im Wasser tummelten sich auch Robben. Und hinter mir inzwischen die Studentinnen.
Wir blieben eine gute halbe Stunde und waren wären dieser Zeit die einzigen Touristen. Das ist es, was diesen Ort so einzigartig macht, man fühlt sich wirklich in der Natur, so, als hätte man gerade als Erster diese Robbenkolonie entdeckt! (Gut, es gibt ein großes Informationsschild an einer Stelle am Strand, das einen wieder in die Realität holt). Dann wurde das Wetter schlechter, die Luft trübe wie von einem Nebel. Langsam fuhren wir an den Robben vorbei wieder zurück.
Auf dem Rückweg bis zum Gate hielten wir noch ein paar Mal an. Einmal bei einem Walschädel am Strand, zweimal für die Blumenpracht: Riesige gelb blühende Büsche, Osteospermis Wiesen, gelb und rosa blühende Sukkulenten. Um 16:00 waren wir am Gate, um 18:00 zurück in Springbok, wo wir KFC zum Abendessen holten. (Die Corona Zahlen im Northern Cape sind weiter angestiegen, so dass ich einen Restaurantbesuch nicht verantworten konnte). Ein langer und ereignisreicher Tag von über 10 Stunden und 450km lag hinter uns.
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
Folgende Benutzer bedankten sich: maddy, Lotusblume, freshy, urolly, brisen
06 Sep 2021 12:10 #625109
  • CarstenS
  • CarstenSs Avatar
  • Beiträge: 253
  • Dank erhalten: 589
  • CarstenS am 20 Aug 2021 11:39
  • CarstenSs Avatar
Letzte Woche an SKRS
Die letzte Woche an der Station verlief recht ruhig. Lindelani war erfolgreich darin, immer mehr Buschkarooratten mit mini-GPS auszustatten. Tammy und Emily fingen und markierten die neuen Jungen. Ich gab allen dreien eine Crashkurs in Radiotelemetrie. Vom Striemengrasmausprojekt haben wir noch fast 30 Transmitter hier, deren Batterie noch nicht leer ist. Lindelani will damit juvenile Weibchen ausstatten, um herauszufinden, wann und wohin sie abwandern. Außerdem sollen einige Weibchen für ihre Home Range mit Hilfe von Radiotransmittern getrackt werden, zum Vergleich zu den GPS Daten. Ich erwarte, dass die GPS Daten sehr viel besser sind, was eine gute Validierung wäre. Mit den Radiotransmittern wird die Größe des Streifgebietes sicher unterschätzt, da die Tiere in einem von wenigen Büschen ihres Home Ranges verschwinden, wenn wir kommen.
Diese Woche konnte ich viele gute Aufnahmen machen: Von Striemengrasmäusen, die sich sonnen und die interagieren, von einer sich sonnenden und sich streckenden Elefantenspitzmaus, und natürlich von Buschkarooratten. Ein Weibchen mit mini GPS, wobei die Filmaufnahme zeigt, dass sie sich daran überhaupt nicht stört. Von kleinen Zwillingen, die kuscheln und sonnen. Und von Lindelani, bevor und nachdem ich ihr den Kopf rasiert habe! Sie sieht ohne Haare wirklich besser aus, hat einen Kopf wie Nofretete!
Tammy hingegen fasste sich erschrocken an den Kopf, als ich sagte, sie wäre als nächste dran! Die arme wollte sich diese Woche mit Biontech impfen lassen, bekam aber keine Impfung, da sie schon den chinesischen Impfstoff hat. Dabei ist dieser in Südafrika genauso wenig zugelassen, wie in Europa! Aber es gibt auch gute Neuigkeiten: Anfang 2022 wird sie auf die Seychellen als Conservation Manager zurückkehren, sie hat dort für zwei Jahre einen Job bekommen!
Am Sonntag den 5. September machten wir dann eine letzte Fahrt furch Goegap. 16:45 ging es los, auf die 4x4 Route. Ziel war es, in der schönen Abendsonne zu fotografieren. Oben auf der Ebene war alles in das Gelb der Pentia getaucht. Wir sahen wieder viele Bergzebras, dabei auch eine Herde mit einem Fohlen. Dann das Highlight kurz vor 18:00: Ein Erdwolf! Die sieht man tagsüber sehr selten, es dämmerte aber auch schon leicht. Erdwölfe sind leider sehr scheu und er rannte schnell vor uns weg, bis er in seinem Bau verschwand. Trotzdem hatten wir ihn gut gesehen, Wir warten 30 Minuten, ob er noch rauskommt, was er aber nicht machte. Dafür konnten wir die Zebraherde mit dem Fohlen beim Sandbad beobachten.
Dann weiter auf die Sandebene von Ja-leegte. Wir stellten die Campingstühle in die offene Ebene, um den Sonnenuntergang zu beobachten. Es war schrecklich kalt, doch neben unserer Winterjacken hatten wir zum Glück Decken dabei. Und das Farbenspiel am Himmel war herrlich, Orange, Rot, Violett….Als schließlich die Milchstraße um 20:00 Uhr zu sehen war, packten wir ein und fuhren zurück, wobei wir noch einige Fleckenuhus sahen.
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
Folgende Benutzer bedankten sich: freshy, urolly, brisen
11 Sep 2021 21:37 #625624
  • CarstenS
  • CarstenSs Avatar
  • Beiträge: 253
  • Dank erhalten: 589
  • CarstenS am 20 Aug 2021 11:39
  • CarstenSs Avatar
Keine Ahnung, warum das doppelt kam, und wie ich es ganz lösche
Anhang:
Letzte Änderung: 11 Sep 2021 21:57 von CarstenS.
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
Powered by Kunena Forum