Tag 21 – Freitag, 23. Juli – Planänderung?
Nambwa Campsite, Kwando Area
Schon bevor wir morgens aufstanden, lauschten wir im Halbschlaf den verschiedenen Vögeln und anderen Geräuschen. Je mehr wir davon kennen bzw. bestimmen können, desto wohler fühlen wir uns. Einen für uns besonders schönen Ruf hat der Coucal. Seine dumpfe, absteigende Tonfolge ist sehr beruhigend und passt perfekt zum frühen Morgen.
Mit Sonnenaufgang waren wir auf den Beinen.
Uwe kochte Wasser für Tee und Kaffee, Cora und Gert fuhren ebenfalls ihr Dachzelt ein. Gemeinsam starteten wir zur Morgenpirsch. Wir kamen an einer großen Horde Paviane vorbei, die gerade von ihren Schlafbäumen herunterrutschte und uns nicht aus den Augen ließ. Viele Muttertiere hatten ein Affenkind im Arm.
Ein einzelner Büffel schreckte hoch, als wir an dem Gebüsch vorbeifuhren, hinter dem er lag. Er sah uns mit dem für Büffel typischen, missmutigen Blick an, bevor er sich davonmachte. Wir entdeckten noch ein paar Impalas und Letschwes, aber insgesamt war der Morgen einigermaßen ruhig.
Senegalkiebitz
Jugendliches Blaustirn-Blatthühnchen
An einer Stelle lag ein verkohlter Baum quer über dem Weg, der vorgestern noch nicht dort gelegen hatte. Mit etwas Aufwand hätten wir zwar eine Umfahrung durchs Gebüsch nehmen können, aber wir drehten wieder um.
Während Cora und Gert schon zurück zum Frühstücken fuhren, nahmen wir noch einen anderen Weg zu einem Hide ein Stück nördlich von Nambwa. Obwohl dieser erst vor ein paar Jahren gebaut worden war, fehlte bereits ein Teil des Netzes auf dem Dach, so dass der Boden darunter voller Vogelkot war. Alles machte einen mehr als schmutzigen und kaputten Eindruck. Die Unmengen an Toilettenpapier vor dem Hide trugen auch nicht dazu bei, dass wir uns hier wohler fühlten. Es ist nur schwer verständlich, wie man völlig gedankenlos seinen Müll an einem so schönen Platz zurücklassen kann. So kletterten wir nur einmal kurz auf das Aussichtsdeck und blickten auf den Fluss.
Auf dem Rückweg kamen wir an einer Herde Impalas vorbei. Ein Bock jagte den Weibchen hinterher und verbreitete große Unruhe.
Im Gras standen ein paar Senegal-Kiebitze. Überall im Bwabwata Nationalpark begleiteten uns Kaptauben, verschiedene Tokos und Graulärmvögel. Am Ufer sahen wir Wasserböcke – einen mit einem lädierten Ohr und einen, der sich mehr oder weniger erfolgreich zu verstecken versuchte.
Im Camp machten wir Apfelpfannkuchen für alle. Obwohl Cora und Gert bereits gefrühstückt hatten, mussten sie jeder noch einen kleinen Pfannkuchen essen, weil Uwe es recht gut mit der Teigmenge gemeint hatte. Sie schmeckten aber auch ganz lecker, und anschließend verputzten wir noch eine Schale Müsli.
Dann kam Cora ganz aufgeregt von der Lodge zurück. Sie hatte dort über das WLAN eine Nachricht erhalten, dass die Quarantäne-Pflicht bei Rückkehr aus einem Virusvarianten-Gebiet für vollständig Geimpfte entfallen soll. Das würde für uns alle bedeuten, dass wir evtl. noch weitere Tage in Afrika bleiben könnten. Wir waren begeistert über diese Neuigkeit, und spontan entschlossen sich die beiden, noch eine weitere Nacht bei uns in Nambwa zu bleiben. Leider brach die Internet-Verbindung ab, und so konnten wir keine weiteren Informationen oder Details zu den Neuigkeiten erhalten. Wir blieben vorsichtig optimistisch.
Danach spazierten wir ein wenig über das Lodgegelände. Vom Holzdeck aus ließ sich ein Pärchen Steppenbaumhopfe bei der gegenseitigen Gefiederpflege beobachten.
Einzelne Letschwes zogen an uns vorbei.
Über den knarrenden Holzpfad liefen wir weiter von Zelt zu Zelt. Die einzelnen Unterkünfte liegen jeweils etwas voneinander getrennt, meist am Ende eines Holzplanken-Gangs und haben eine schöne Aussicht über die Ebene. Vorsichtig spinksten wir in ein Zelt hinein. Alles war sauber und die Einrichtung schön. Mit dem Wissen über den Preis für eine Übernachtung waren wir jedoch wenig überzeugt. Der Mehrwert an Badewanne, Spiegel und Staubfreiheit konnte für uns nicht mit dem Erlebnis, auf der Campsite unmittelbar mittendrin zu sein, konkurrieren.
Riesen-Coronavirus
So verging der restliche Vormittag. Uwe sicherte Fotos und lud einen Akku an der Steckdose bei den Ablutions. Wir duschten und saßen ein wenig auf dem Deck am Wasser.
Schwarzkielralle
Später aßen wir noch ein paar Brote mit Käse und Salami. Leider war unser Weißbrot ganz leicht angeschimmelt, so dass wir auf das Vollkornbrot ausweichen mussten. Challenge verloren: Wenn es irgendwie geht, versuchen wir es zu vermeiden, in Afrika Lebensmittel in den Müll zu werfen.
Gegen 15:00 Uhr brachen wir wieder zum Horseshoe auf. Ein Zwergspint hatte einen großen Fang gemacht. Er musste die Libelle mehrfach in die Luft werfen, bis sie endlich in der richtigen Position lag, um sie zu verschlucken.
Ein Impalabock bewachte seinen ganz beachtlichen Harem, und die Damen taten uns den Gefallen, freundlich herüberzuschauen. Ruth wäre begeistert, wenn in ihrer Klasse nur die Hälfte der Kinder so fokussiert auf das Unterrichtsgeschehen wäre.
Im Hide warteten wir auf die Elefanten und mussten dabei ziemlich geduldig sein. Zuerst liefen nur die Paviane an uns vorbei.
Leider kamen heute deutlich weniger Dickhäuter zum Trinken ans Wasser als gestern. Ein paar kleinere Herden ließen sich aber dennoch blicken.
Es wehte ein kühler Wind durch den Hide, und so fuhren wir noch ein wenig durch die schöne Nambwa-Region, ohne jedoch etwas Spannendes zu entdecken.
Nachtflughuhn-Weibchen
Dann eben ein bisschen Landschaft ohne was.
Zum Sonnenuntergang waren wir zurück im Camp. Da wir bei unserer Einfahrt ein paar Elefanten in der Nähe gesehen hatten, stellten wir das Auto ab und liefen noch einmal zu Fuß nach draußen. Völlig lautlos zog die kleine Herde an uns vorüber.
Danach machten wir Feuer und bereiteten das Abendessen vor. Da wir heute das letzte gefrorene Fleisch aus dem Tiefkühler genommen hatten, konnten wir die Temperatur des zweiten Faches hochregeln und hatten nun deutlich mehr Platz für gekühlte Getränke. Ruth schnitt das große Stück Kudufilet in kleinere Steaks, die wir in Gerts gusseiserner Pfanne auf dem Feuer brieten. Dazu kochten wir Kartoffeln und aßen Rote-Beete-Salat. Danach spülten wir und versuchten nochmal erfolglos etwas Neues über das Internet zu erfahren.
Während wir gestern noch völlig alleine auf der Campsite standen, waren heute alle Plätze belegt. Die Mitcamper waren alle sehr ruhig, nur von irgendwoher schallte Dudelmusik, auch noch, als wir bereits im Zelt lagen.
Kilometer: 43