Tag 20 – Donnerstag, 22. Juli – Elefantentag
Nambwa Campsite, Kwando Area
Heute schliefen wir etwas länger und standen erst mit Sonnenaufgang auf. Cora und Gert fuhren bereits zu einer ersten Morgenrunde los. Wir klappten auch das Zelt ein, tranken noch Kaffee und starteten dann ebenfalls. Im ersten Morgenlicht saß ein stattlicher Pavian auf einem Baumstamm und wärmte sich. Auch er war noch ziemlich müde.
Auch heute qualmte und loderte es noch an verschiedenen Stellen. Je nachdem, wie heftig der leichte Wind blies, züngelten wieder ein paar Flammen empor. An einer Stelle musste Uwe einen noch schwelenden Baumstamm von der Spur räumen. Wie gut, dass er seine Feuerhandschuhe hatte.
Kurz vor dem Horseshoe hielten wir am Wasser und beobachteten ein paar Zwerggänse, die auf den ersten Blick inmitten der Waterlilies leicht zu übersehen waren. Mit ihrem grün-weiß-braunen Gefieder waren sie perfekt getarnt, und ihr gelber Schnabel fiel zwischen den weiß-gelben Seerosen auch nicht auf. Sie glitten zwischen den großen Blättern der Wasserpflanzen hindurch und zupften ab und zu an den Halmen und Wurzeln. Diese hübschen kleinen Gänse gefallen uns sehr, und so blieben wir eine ganze Weile hier und sahen zu, wie sie ihre Runden drehten.
Außerdem kam ein Kupferschwanzkuckuck vorbeispaziert, der direkt vor unserem Auto auf und ab lief, trank und ein Bad nahm. Normalerweise haben wir keine so freie Sicht auf diesen schönen Vogel, so dass wir uns auch über diese Sichtung sehr freuten.
Es ist gar nicht so schlecht, für längere Zeit an einem Ort zu verweilen. Wir finden es immer wieder faszinierend, wie schnell man beim Beobachten verschiedener Tiere – und sie müssen gar nicht besonders groß oder auffallend sein – oder beim Schauen auf ganz viel Nichts (was unsere Freunde immer sagen) runter und zur Ruhe kommt. Eh man sich versieht, hat man eine halbe Stunde oder länger an einem Fleckchen gestanden und einfach nur geguckt und sich wohl gefühlt. Wir hörten den Rufen der Pfeifenten zu, die in kleineren Gruppen ihre Schleifen zogen und ein Stück weiter wieder landeten, versuchten ein Blaustirnblatthühnchen zu erwischen und vergaßen mal wieder völlig die Zeit. Machte aber nichts. Wir hatten heute ja keine weitere Verabredung.
Pfeifenten
Ein Stück weiter saß ein Trauerdrongo auf seinem Ausguck.
Und ein paar Weber hüpften in den Ästen.
Auch hier fuhren wir wieder an brennenden Baumstümpfen vorüber. Die Bäume, die diese Prozedur ständig überstehen, müssen ganz schön hart im Nehmen sein.
Am Horseshoe war heute Morgen noch nichts los. Keine Elefanten, noch nicht einmal Paviane schauten vorbei. Das Wasser lag mit all seinen Seerosen sehr still.
Wir fuhren noch ein Stück nach Süden in Richtung der botswanischen Grenze, sahen aber auch hier nicht viele Tiere. Trotzdem freuten wir uns über die schöne Umgebung.
Vor einer etwas längeren Wasserdurchfahrt kehrten wir wieder um, denn wir hatten keine Lust, uns an der matschigen Stelle festzufahren.
Swainsonfrankolin
Gelbschnabeltoko
Als wir kurz nach zehn Uhr wieder im Nambwa-Camp ankamen, warteten Cora und Gert bereits mit frischem Kaffee auf uns. Was für eine liebe Überraschung!
Wir saßen zusammen auf der Holzplattform am Fluss und frühstückten mit einer genialen Aussicht über die Kwando-Ebene. Ein Hippo schnaufte, und verschiedene Vögel turnten um uns herum in den Büschen. Wir aßen Omelett und Brötchen und unterhielten uns lange.
Grünschwanz-Glanzstar
Rahmbrustprinie
Dann spülten wir und duschten. Zwischendurch wechselten wir noch die Campsite und zogen gemeinsam mit unseren Freunden auf die Nummer 1, die wir auch ursprünglich gebucht hatten. Natürlich nur unter der Voraussetzung, dass keine größere Gruppe mehr Anspruch erheben würde. Das kennen wir ja schon, und außerdem sind wir ja nun auch zwei Autos.
Den restlichen Mittag vertrödelten wir mit Nichtstun und saßen auf dem Holzdeck oder im Schatten des großen Jackalberrytrees.
Am Nachmittag fuhren wir erneut zum Horseshoe.
Blaustrirnblatthühnchen
Bepackt mit Fotoapparaten, Fernglas und Getränken stiegen wir die Leiter zum Hide hinauf und machten es uns gemütlich. Uwe hatte sich Elefanten gewünscht, und die sollte er jetzt reichlich bekommen. Aus allen Richtungen trabten nacheinander mehrere Herden zum Wasser, um ihren Durst zu stillen. Zuerst erschien noch in einiger Entfernung links hinter der Flussbiegung eine größere Gruppe, dann folgte eine zweite ein Stück weiter vorne.
Schließlich liefen auch rechts vom Hide mehrere Herden zum Wasser. Staubenden Schrittes und mit wackelnden Ohren kamen sie die letzten Schritte auf den Fluss zugerannt, und man konnte besonders den Jungtieren anmerken, wie sehr sie sich freuten. Dann wurden die Rüssel lang gemacht und ausgiebig getrunken und geschlürft.
Wie auf ein Zeichen brach die ganze Herde bald darauf wieder auf. Zeit zum Baden blieb da nicht. Sie war jedoch noch nicht ganz verschwunden, da kamen schon die nächsten Elefanten. Es war ein ständiges Kommen und Gehen, man gab sich quasi den Horseshoe in den Rüssel. Überall im angrenzenden Wald bewegten sich schemenhaft die großen Gestalten und wedelten mit ihren Ohren.
Über mehrere Stunden saßen wir staunend auf dem Hide und sahen sicherlich an die zweihundert Elefanten. Nachdem wir im Etosha ja nicht so viele entdeckt hatten, war Uwe nun versöhnt.
Eine Nilpferdmama mit ihrem Kalb kam auch herbeigelaufen. Die beiden hielten sich aber immer in großem Abstand zu den Elefanten.
Bevor wir uns auf den Weg zurück zum Camp machten, verabschiedeten wir uns von den Elefanten und mussten bei dem regen Betrieb darauf achten, eine Lücke abzupassen. Wir freuten uns über eine kleinere Gruppe, die direkt unterhalb des Hides am Wasser an uns vorbeilief.
Auch auf der Heimfahrt sahen wir noch mehrere Grüppchen von Elefanten in der näheren Umgebung des Wassers und direkt beim Camp ein paar Kudus.
Zum Sonnenuntergang gingen wir wieder auf das Aussichtsdeck der Lodge. Heute Abend waren wir nicht nur die einzigen Gäste in Nambwa, sondern hatten auch den gesamten Nationalpark für uns alleine – welch ein Luxus. Nicht nur wir wussten das zu schätzen. Gemeinsam mit uns schaute noch ein anderer Gast der Sonne beim Versinken zu.
Nachdem die Sonne untergegangen war und der Horizont rot aufglühte, gingen wir zu den Autos zurück. Es war schon ganz schön dunkel, und wir hatten keine richtige Taschenlampe dabei. Anfängerfehler!
So starrten wir noch ein wenig genauer als sonst in die Dunkelheit und hofften, dass Leoparden, Löwen und alle anderen Tiere, die gerade über unsere Campsite huschten, genauso laut sein würden wie der Elefant, der sich ganz in der Nähe über ein paar Zweige hermachte. Was genau wir bei einer solchen Begegnung tun würden, wussten wir allerdings auch nicht so genau.
Gert machte Feuer, Ruth schnippelte Salat, wir grillten Kudu-Filet, und Cora kochte Auberginen-Auflauf im Potjie. Für einen kurzen Augenblick bekamen wir Besuch. Ein anhaltendes Platschen und Rascheln sowie ein hin und her wedelndes Schwänzchen beim Dungverteilen und Markieren des Reviers hatte ihn angekündigt. Nach erledigter Arbeit machte er sich aber auch sogleich wieder davon.
Nach dem Essen saßen wir noch lange beisammen und waren uns der Exklusivität dieses Erlebnisses bewusst. Wie könnte es uns besser gehen, als gemeinsam mit Freunden alleine in einem wunderschönen, wilden Nationalpark in Afrika zu sitzen und dem Hippo-Grunzen und den Klinker-Fröschen zuzuhören? Eine Frage konnten wir allerdings nicht mehr klären: Als wir nach dem Spülen zur Campsite zurückkehrten, fehlte ein Stück Käse, das Cora auf dem Tisch in einem Bienenwachstuch liegen gelassen und vergessen hatte. Wer hatte das wohl geklaut? Wir tippten auf die Ginsterkatze, die sich (vor lauter schlechtem Gewissen) heute gar nicht mehr hatte sehen lassen.
Kilometer: 45