Tag 18 – Dienstag, 20. Juli – Ein ganzer Tag bei Shametu
Shametu Lodge, Divundu
Der Mahangu-Park öffnete offiziell um sieben Uhr seine Tore. Die Damen im Park-Office hatten uns gestern gesagt, wir könnten auch bereits eine halbe Stunde früher mit Sonnenaufgang kommen. Als wir aufstanden, war es jedoch noch ziemlich dunkel, und so beeilten wir uns nicht.
Nach dem üblichen Kaffee, Tee und einem Rusk brachen wir bei vier Grad auf. Das Tor der Lodge mussten wir selbst öffnen und schließen. Bis wir dann kurz vor halb acht im Park waren, stand die Sonne aber doch schon deutlich über dem Horizont.
Wie gestern fuhren wir zunächst die Runde entlang des Flusses und sahen eine Herde Büffel. Sie schauten in bekannter Büffelmanier morgenmuffelig und finster drein und ließen uns keinen Moment aus den Augen, während sie ihr Frühstück verspeisten.
Die Warzenschweine waren deutlich freundlicher. Eines lächelte uns sogar einen fröhlichen „Guten Morgen“ zu.
Die Vögel und Letschwe auf der Schwemmfläche rund um den ersten Loop waren viel zu weit entfernt, um sie genauer beobachten zu können. Wir drehten und entdeckten in einem Baum ein riesiges Nest. Herr und Frau Hammerkopf waren fleißig damit beschäftigt, die letzten Ausbesserungsarbeiten auszuführen und schafften Äste, Stöckchen und Hälmchen herbei, die sie an der ein oder anderen Stelle einschoben. Es wurde ein bisschen gezupft, gestochert und getrampelt, bis alles am richtigen Fleck saß.
Danach fuhren wir zurück, überquerten die Hauptstraße und steuerten das Wasserloch in der Westseite des Parks an. Die Straße war deutlich angenehmer zu fahren, weil sie nicht steinig, sondern sandig und damit viel weicher war. Ein Ducker lief vor uns weg, hielt nochmal und schaute zurück. Darüber freuten wir uns sehr, denn Ducker hatten wir bislang nur sehr wenige gesehen.
Ein Stück weiter entdeckten wir eine Familie Kudus.
Überall waren die Schweine bereits auf Futtersuche. Sie raschelten und wühlten, liefen aber oft davon, sobald wir anhielten. Diese Mutter (oder war‘s der Papa? – Keine Ahnung, wer bei den Warzenschweinen die Kinder hütet) mit ihrem (seinem) Nachwuchs war zum Glück deutlich entspannter. Sie schauten genauso neugierig wie wir. Vielleicht wollten sie auch nur ihre leuchtend weißen Bärtchen bestaunen lassen.
Kurz vor der Wasserstelle saßen ein paar Geier in einem Baum.
Bei der Wasserstelle selbst wurden wir enttäuscht, denn sie war trocken. Darüber hinaus liefen dort ein paar Ranger mit Gewehren herum. Tiere waren dementsprechend keine zu sehen. Schade. Wir hatten uns gefreut, dort gemütlich zu frühstücken, während wir vielleicht ein paar Vögel oder sogar Elefanten beobachten könnten. Nix war es mit unserem schönen Plan. So drehten wir auch dort wieder um und fuhren die Strecke zurück zur Hauptstraße, auf welcher wir noch einen Strauß und eine scheue Pferdeantilope erblickten.
Hier gab es nichts weiter zu entdecken, wenn wir auch fanden, dass dies doch der ideale Leopardenbaum hätte sein können. Direkt über der Straße mit baumelndem Schwanz, ein wenig von der Morgensonne angestrahlt … Wie viele dieser Wunsch-Bäume haben wir schon gesehen, komischerweise scheinen sie nicht mit den Lieblingsplätzen der Leos – einer würde uns schon genügen – überein zu stimmen.
An der Hauptstraße bogen wir nach Süden ab und fuhren auf der Transitstraße bis zum unteren Eingang in den Mahangu. Nach ein paar Kilometern sahen wir eine kleine Herde Elefanten, die die Straße überquerten. Es waren ein paar Jungtiere unter ihnen, und so liefen sie in raschem Schritt an uns vorbei und versteckten sich wieder im Gebüsch.
Auf dem Weg zum Fluss kamen wir wieder an einem Baum voller Geier vorbei.
Ein paar hoben ab, die anderen blieben noch in der Sonne sitzen. Später flogen auch sie davon, und die ganze Schar kreiste auf der Suche nach der besten Thermik und einem bedauernswerten, knochigen Snack.
Auch wir hatten langsam Hunger und steuerten die Kwetche Picnic-Site an. Dort aßen wir Nutella- und Marmeladenbrote. Am anderen Flussufer sahen wir ein großes Krokodil im Schilf liegen, und ein paar Glanzstare leisteten uns Gesellschaft.
Langsam machten wir uns auf den Rückweg zur Campsite, denn die Fahrerei und im Auto-Herumhockerei wurde uns langsam anstrengend. Einige Zeit standen wir bei einer Familie Meerkatzen, die in den Büschen herumturnten, sich zankten oder interessiert unser Auto musterten. Ganz geheuer waren sie uns nicht, denn sie kamen uns so nah, dass Ruth dachte, sie sprängen ihr gleich auf den Schoß. Sicherheitshalber fuhr sie schnell die Scheibe nach oben. Auf eine Meerkatzenumarmung wollte sie doch lieber verzichten.
Zwergspint
Auf unserem Campingplatz klappten wir das Dachzelt auf und lüfteten durch.
Gelbbrustbülbül
Wir aßen den Rest vom Wurstsalat, und Uwe sicherte Fotos. Anschließend meldeten wir uns zum Abendessen in der Lodge an. Ruth entdeckte vor der Rezeption ein paar Waldnektarvögel, die sehr lange an den Aloen herumhüpften und sich bereitwillig fotografieren ließen.
Wir schauten in dem kleinen Laden auf dem Lodgegelände vorbei. Dabei handelte es sich nicht um ein Souvenirgeschäft, sondern um einen Lebensmittel- und Haushaltswarenladen für die Angestellten und Einheimische. Außerdem gab es dort jede Menge Altkleider in allen Farben und Größen. Wir erstanden eine Papaya, von der wir sofort die Hälfte aßen und den Rest für das morgige Frühstück in den Kühlschrank packten.
Weißbrauenrötel
Danach gab es noch Kaffee bzw. Tee, und dann brachen wir erneut in den Mahangu auf.
Am Tor bestätigte man uns, dass das Wasserloch trocken sei, und so beschränkten wir unsere Fahrt wieder auf die Flussseite. Wieder sahen wir viele Gnus und Kudus, freuten uns aber noch mehr über ein paar Pferde- und eine große Herde Rappenantilopen.
Wir beobachteten verschiedene Vögel im Geäst, meist wollte uns aber keine gute Aufnahme gelingen.
Rotscheitel-Zistensänger?
Grünschwanz-Glanzstar
Etwas Sorgen machte uns eine einsame, kleine Leierantilope, die mutterseelenallein am Wasser stand und nicht so genau wusste, wo sie hingehörte. Hoffentlich hat sie irgendwo Anschluss oder ihre Familie wiederfinden können.
Heute kamen wir etwas früher zurück zur Lodge, da wir zum Sonnenuntergang am Wasser sein wollten. Gerade dort angekommen landete plötzlich ein Rieseneisvogel keine zwei Meter neben uns auf einer Laterne. Wir schauten ebenso überrascht wie der Vogel. Doch ehe wir unseren Fotoapparat bereit hatten, hatte der Kingfisher wohl gemerkt, dass er uns etwas nah war und war wieder davongeflogen.
Danach duschten wir und gingen zum Abendessen. Außer uns waren noch ein paar Einheimische anwesend. Eine Frau fiel uns besonders auf, da sie einen gepunkteten Ganzkörper-Frottee-Overall trug. Nun musste sich Ruth auch keine Sorgen mehr machen, ob sie als verlotterte Camperin wohl mit ihrer staubigen Jacke auffallen könnte. Ihr Selbstbewusstsein nehme sich ein Beispiel am grau-weißen Konfetti-Einteiler mit rosa Kapuze.
Wir bestellten uns jeweils einen Shametu-Burger mit Pommes. Das war eine Riesenportion, und gemeinsam schafften wir sie nicht ganz. Pappsatt bezahlten wir die Rechnung an der Rezeption. Der größte Posten war die Reinigung unserer Wäsche, die wir gestern abgegeben hatten. Hier hatten wir einen Bock geschossen. Pro Wäschestück (T-Shirt, Shirt oder Hose) wurden 35 Dollar berechnet, und da wir einfach ohne darüber nachzudenken unsere gesamte Schmutzwäsche abgegeben hatten, kostete uns der Spaß umgerechnet fast 35 Euro. Da waren Ruths Trägerhemdchen im Einkauf ja fast günstiger gewesen. Egal, nicht ärgern, da nicht zu ändern! Selbst schuld, wenn man fälschlicherweise von einer Maschine Wäsche anstatt von Stückpreisen ausgeht.
Kilometer: 157