Erst gegen 16.20 Uhr starteten wir zu einer kleinen Nachmittagsrunde. Twee Palms mit seinen ganzen Karakalen wollten wir ignorieren. Stattdessen beschlossen wir, nach dem Löwen zu schauen. Vor Klein Namutoni begegnete uns die übrig gebliebene Giraffenfamilie. Ohne Eile stelzte sie auf uns zu, ein Mitglied hatte sich ja bereits geopfert, und so war erst mal nichts weiter zu befürchten.
Einige Graulärmvögel turnten in den Ästen und zupften ein paar frische Triebe oder Blüten, und auch die Geierschar geierte noch von den Schlafbäumen. An den Giraffenkadaver traute sie sich aber immer noch nicht.
Während unserer Abwesenheit hatte sich das Löwenmännchen tatsächlich bewegt, denn wir konnten nun immerhin ein wenig mehr als nur ein paar Mähnenbüschel erkennen. Der Kater döste von uns abgewandt im Schatten.
Als wir gerade das Wasserloch erreichten, sahen wir von rechts ein Spitzmaulnashorn herbeilaufen.
Außerdem war das Wasser von vielen Geiern besucht, denen es wohl den ganzen Tag in der Sonne zu warm geworden war. Sie tranken und badeten und trockneten anschließend ihre Schwingen.
Kurz bevor das Nashorn das Wasser erreichte, parkten wir wegen der Sonne noch einmal um. Wir ärgerten uns schon über uns selbst, weil der graue Koloss uns dies übel nahm und sogleich abdrehte. Zum Glück änderte er seine Meinung aber noch einmal und kam dann doch zum Trinken.
Nach seinem Abgang dauerte es nicht lange, und die Wasserstelle war fest im Huf von mehreren Giraffen. Immer neue kamen aus allen Richtungen und trafen sich hier wie zu einem vereinbarten Zeitpunkt. Und wir waren dabei. Na bitte, es geht also doch!
Unter einem mit weißen Wölkchen bestreuten Himmel fuhren wir den Dikdik-Drive. Wolken sind zu unserer Reisezeit schon etwas Besonderes und machen sich gut.
Wir fanden ein noch ganz junges Giraffenkalb mit seiner Mutter.
Swainsonfrankolin
Als wir den Loop gerade zu Ende gefahren waren und schon dachten, er habe seinen Namen zu Unrecht, entdeckten wir sie doch noch. Zwei der kleinsten Antilopen standen beieinander und schnüffelten mit ihren Rüsselnäschen prüfend in alle Richtungen.
Von uns schien keine Gefahr auszugehen, und so konnten wir die beiden Dikdiks in aller Ruhe beobachten, während sie Blätter von den Sträuchern fraßen.
Eine Schlankmanguste wuselte auch noch schnell vorbei.
Und dann kam der große Auftritt des alten Recken. Eigentlich hatten wir für heute schon nichts mehr erwartet. Aber als wir auf dem Rückweg wieder an der bedauernswerten Giraffe vorbeikamen, hätte der Zeitpunkt nicht besser sein können. Der alte Herr Löwe hatte sich gerade erhoben und steuerte auf uns zu. Er sah schon ein wenig abgekämpft und müde aus, war aber noch immer eine stattliche Erscheinung.
Er reckte und streckte die müden Glieder und gähnte, als er sich in Richtung der Wasserstelle bewegte.
Schnell wendeten wir den Wagen und warteten dort auf ihn. Er ließ sich viel Zeit beim Trinken, bevor er wieder zu seinem Abendessen zurückstolzierte.
Das letzte Stück trabte er sogar. Wegen uns hätte er sich allerdings keine Sorgen machen müssen. Wir hatten nicht vor, ihm seine bereits sehr gut abgehangene Giraffenkeule streitig zu machen.
Er schnüffelte an verschiedenen Stellen seines Bratens und hatte offensichtlich Mühe, das Fell weiter vom Fleisch abzuziehen. Immer wieder zog und zerrte, biss und riss er an der zähen Decke und schaute dann ziemlich traurig und frustriert, wenn er nicht sonderlich viel erreicht hatte.
Wir ließen ihn alleine und drückten die Daumen, dass er noch ein paar saftige Happen erwischen würde.
Rechtzeitig zum Sonnenuntergang wollten wir den Baum südwestlich von Namutoni fotografieren. Auf dem Weg dorthin entdeckten wir eine Herde mit einem kleinen Zebra, welches ganz übermütig herumsprang.
Der Plan war eigentlich, mit einem Sundowner neben dem Baum zu stehen und das Farbenspiel der untergehenden Sonne zu bestaunen. Die Sonne stand aber noch ziemlich hoch, und die gewichtigsten Argumente näherten sich von Norden. Nur einen knappen Kilometer weiter erschienen drei große Elefantenbullen.
Unser Entschluss stand fest: Wir hatten bisher kaum Elefanten gesehen, und diese wollten wir uns nicht entgehen lassen. Glücklicherweise führte ein Stückchen weiter eine kleine Pad zum Doringdraai. Diese fuhren wir nun und stellten den Motor ab. Ganz langsam zogen die riesigen Tiere an uns vorüber. Wir hielten den Atem an. Außer dem Rascheln ihrer Schritte im Gras waren sie völlig lautlos.
Wir waren wieder einmal tief beeindruckt und freuten uns sehr über die tolle Begegnung. Für unseren Baum war es auch noch nicht zu spät. Pünktlich waren wir wieder zurück, um zu bezeugen, wie seine untersten Äste versuchten, die Sonne am Abtauchen zu hindern.
Sehr zufrieden fuhren wir an einem Tag voller Eindrücke zurück ins Camp. Dort grillten wir ein sehr leckeres Oryx Fillet und kochten dazu Kartoffeln. Für unsere zunächst achtlos neben die Feuerstelle geworfenen Kartoffelschalen fand sich schließlich auch noch ein dankbarer Abnehmer.
Obwohl wir natürlich wissen, dass man keine wilden Tiere füttern soll und wir da sehr eisern sind, brachten wir es diesmal nicht über’s Herz, der putzigen Maus die Schalen zu entreißen.
Lange saßen wir nach dem Essen am Feuer und lauschten dem unvergleichlichen Konzert von Löwenbrüllen, Schakal-Geheule und Hyänen-Rufen. Wir halten es da mit der Maus Frederick und nehmen uns vor, genau diese Momente für zu Hause in unserem Gedächtnis zu bewahren.
Und das Fazit des Tages: Der Sichtungs-Willi hat uns mal wieder nicht enttäuscht! Von ganz groß bis ganz klein war auch ohne Karakal alles dabei.
Kilometer: 183