Tag 12 – Mittwoch, 14. Juli – Etosha West
Olifantsrus – Okaukuejo
Noch beim Einschlafen hörten wir Hyänen rufen, und in der Nacht weckte uns mehrfach Löwengebrüll. Wir waren aber zu faul, uns anzuziehen und am Wasserloch nachzusehen. So lauschten wir in unsere Schlafsäcke gekuschelt dem nächtlichen Konzert und standen um viertel vor sieben mit großen Erwartungen auf. Die Luft war kühl, und wie jeden Morgen waren alle Sachen schnell eingepackt. Mit einem heißen Getränk liefen wir zum Hide und sahen zu, wie sich die Sonne langsam über den Horizont schob. Das Wasserloch lag immer noch völlig still, nur ein paar vereinzelte Tauben landeten und flogen gleich darauf wieder auf.
Daher blieben wir nicht allzu lange und fuhren zunächst ein Stück nach Westen zum ersten Wasserloch Nomab. Dort stand ein einzelnes kleines Oryx verloren im Gras und hielt Ausschau nach seiner Mutter.
Wir halfen ihm ein wenig bei der Suche, konnten aber nur Gnus, Kuhantilopen und Zebras entdecken.
Wir hofften, dass die Geschichte des kleinen Oryx noch ein glückliches Ende nehmen würde und seine Mutter in der Nacht nicht als Mitternachts-Imbiss geendet hatte. Auf dem Weg fanden sich nämlich frische Löwen- oder Leopardenspuren in beachtlicher Größe.
Weiter nach Westen wollten wir nicht, denn wir hatten ja wieder den ganzen Weg bis Okaukuejo vor uns. Daher drehten wir um. An Olifantsrus vorbei machten wir heute Morgen viele Kilometer ohne nennenswerte Sichtungen. Ein Sekretär flog leider direkt davon, als wir neben ihm anhielten. Kurz vor der Wasserstelle Sonderkop hielten wir am Picknickplatz und holten uns Brötchen, Nutella und Marmelade nach vorne. Der Plan war, an der Wasserstelle mit tollen Sichtungen zu frühstücken. Und er schien aufzugehen, denn dort stand bereits ein anderes Auto, aus welchem ein Objektiv herausragte. Zuerst sahen wir Gnus, Zebras und Springböcke, entdeckten aber schon bald eine Löwin, die am vorderen Rand des Parkplatzes müde herumlag. Das Fell unter ihrem Kinn hatte noch einen roten Schimmer, und wir vermuteten, dass sie diese Nacht Beute gemacht hatte. Sie war intensiv mit der Fellpflege beschäftigt und hielt nur ab und zu inne, um zu schauen, ob wir noch da waren.
Das waren wir natürlich, denn ein Frühstück mit Löwenaussicht schmeckt gleich noch viel besser. Sehr zufrieden ließen wir uns die Brötchen schmecken und entdeckten erst viel später eine zweite Katze, die es sich ein Stück entfernt auf einem Haufen Elefantendung bequem gemacht hatte.
Wir konnten beide nicht glauben, dass wir sie so lange übersehen hatten und scannten die Gegend nach weiteren Mitgliedern ihres Rudels ab. Diesmal waren wir uns ziemlich sicher, dass wir kein weiteres Tier verpasst hatten. Aber zwei Löwinnen sind ja auch nicht schlecht. Während wir frühstückten und darauf warteten, dass sich eine der Katzen bewegte, erschien zwischen den Gräsern und Bäumen auf der gegenüberliegenden Seite des Wasserlochs eine zottelige, dunkle Gestalt, die sich rasch näherte.
Sie steuerte zunächst zielstrebig auf das Wasser zu, drehte ein wenig ab, um einen weiteren Haken zu schlagen und sich dann doch dafür zu entscheiden, ihren Durst zu stillen. Leider lag das Wasserloch im Gegenlicht. Trotzdem freuten wir und sehr über die braune Hyäne, die sich von unseren beiden Löwen nur wenig beeindruckt zeigte. Vielleicht war sie aber nur ebenso blind wie wir vorhin.
Die Löwin, die nahe bei unserem Auto lag, erhob sich und lief zu ihrer Freundin.
Gemeinsam ließen die beiden die trinkende Hyäne nicht aus den Augen, machten aber auch keine Anstalten, sie zu verjagen. Man kann auch friedlich miteinander sein. Als das braune Zotteltier seinen Durst gelöscht hatte, machte es sich fünf Minuten später schon wieder davon – bloß nicht rennend, denn man will ja nicht den Jagdtrieb wecken, aber doch dem wachsamen Blick entkommen, schließlich weiß man nie …
Als der Hyäne der Abstand zu den Löwen groß genug erschien, wurde sie auch gleich ein wenig mutiger und streckte ihnen zum Abschied noch schnell die Zunge heraus.
So toll hatten wir uns unser Frühstück gar nicht vorgestellt. Schnell packten wir zusammen, verabschiedeten uns ebenfalls von den Löwen und fuhren los, um die Hyäne noch einmal auf der Straße zu erwischen. Sie lief einige Zeit parallel zu uns, aber irgendwann verloren wir sie aus den Augen.
Wir folgten der Pad bis Ozonjuitji m‘Bari, wo heute deutlich weniger Tiere als gestern waren. Es war mittlerweile nach 11 Uhr, und alle hatten sich in den Schatten verkrochen oder lagen wiederkäuend im Gras. So blieben wir dort nicht lange und fuhren bald weiter.
Den nächsten Picknickplatz ließen wir links liegen, um möglichst schnell nach Okaukuejo zu kommen. Dort wollten wir eine längere Mittagspause machen. Ein paar Kilometer vor dem Restcamp stand ein Spitzmaulnashorn mitten in einem Gebüsch und fraß. Man konnte es nur entdecken, weil der komplette Busch wackelte. Mal sah man ein Ohr, mal den Schwanz, manchmal auch nur graue Haut, während es die Blättchen um die dornigen Äste herum zupfte. Seine Futtersuche war wirklich mühsam, und es dauerte eine ganze Weile, bis es sich endlich zeigte.
Im Büro in Okaukuejo bezahlten wir die Campsite für eine Nacht und kauften im Shop wieder ein Paket Holz.
Unseren Stellplatz suchten wir ganz am hinteren Rand des Campingareals und machten es uns gemütlich.
Wir freuten uns an den kleinen Besuchern, die neugierig herbeikamen, um zu schauen, ob vielleicht etwas Leckeres vom Tisch fallen würde.
Rotschnabelfrankolin
Ruth spazierte zum Nest der Siedelweber, die schon wieder eifrig damit beschäftigt waren, ihre Wohnung zu vergrößern. Dabei wurden zwitschernd die spannesten Neuigkeiten ausgetauscht.
Zum Essen machten wir einen Avocado-Thunfisch-Salat mit Mais, und es gab Rauchfleisch, Butterbrote und Brie. Anschließend ging Ruth duschen, und Uwe trank Kaffee und verputzte den letzten Schokomuffin. Dann wurde gespült, und während Uwe duschte, legte Ruth das Fleisch für das Abendessen ein. Man könnte meinen, wir haben nur gegessen. (Haben wir wohl auch!)