THEMA: Die Eulenmuckels sind endlich wieder in Namibia
10 Nov 2021 21:56 #629755
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Tag 18 – Dienstag, 20. Juli – Ein ganzer Tag bei Shametu

Shametu Lodge, Divundu

Der Mahangu-Park öffnete offiziell um sieben Uhr seine Tore. Die Damen im Park-Office hatten uns gestern gesagt, wir könnten auch bereits eine halbe Stunde früher mit Sonnenaufgang kommen. Als wir aufstanden, war es jedoch noch ziemlich dunkel, und so beeilten wir uns nicht.



Nach dem üblichen Kaffee, Tee und einem Rusk brachen wir bei vier Grad auf. Das Tor der Lodge mussten wir selbst öffnen und schließen. Bis wir dann kurz vor halb acht im Park waren, stand die Sonne aber doch schon deutlich über dem Horizont.
Wie gestern fuhren wir zunächst die Runde entlang des Flusses und sahen eine Herde Büffel. Sie schauten in bekannter Büffelmanier morgenmuffelig und finster drein und ließen uns keinen Moment aus den Augen, während sie ihr Frühstück verspeisten.



Die Warzenschweine waren deutlich freundlicher. Eines lächelte uns sogar einen fröhlichen „Guten Morgen“ zu.



Die Vögel und Letschwe auf der Schwemmfläche rund um den ersten Loop waren viel zu weit entfernt, um sie genauer beobachten zu können. Wir drehten und entdeckten in einem Baum ein riesiges Nest. Herr und Frau Hammerkopf waren fleißig damit beschäftigt, die letzten Ausbesserungsarbeiten auszuführen und schafften Äste, Stöckchen und Hälmchen herbei, die sie an der ein oder anderen Stelle einschoben. Es wurde ein bisschen gezupft, gestochert und getrampelt, bis alles am richtigen Fleck saß.



Danach fuhren wir zurück, überquerten die Hauptstraße und steuerten das Wasserloch in der Westseite des Parks an. Die Straße war deutlich angenehmer zu fahren, weil sie nicht steinig, sondern sandig und damit viel weicher war. Ein Ducker lief vor uns weg, hielt nochmal und schaute zurück. Darüber freuten wir uns sehr, denn Ducker hatten wir bislang nur sehr wenige gesehen.



Ein Stück weiter entdeckten wir eine Familie Kudus.



Überall waren die Schweine bereits auf Futtersuche. Sie raschelten und wühlten, liefen aber oft davon, sobald wir anhielten. Diese Mutter (oder war‘s der Papa? – Keine Ahnung, wer bei den Warzenschweinen die Kinder hütet) mit ihrem (seinem) Nachwuchs war zum Glück deutlich entspannter. Sie schauten genauso neugierig wie wir. Vielleicht wollten sie auch nur ihre leuchtend weißen Bärtchen bestaunen lassen.





Kurz vor der Wasserstelle saßen ein paar Geier in einem Baum.



Bei der Wasserstelle selbst wurden wir enttäuscht, denn sie war trocken. Darüber hinaus liefen dort ein paar Ranger mit Gewehren herum. Tiere waren dementsprechend keine zu sehen. Schade. Wir hatten uns gefreut, dort gemütlich zu frühstücken, während wir vielleicht ein paar Vögel oder sogar Elefanten beobachten könnten. Nix war es mit unserem schönen Plan. So drehten wir auch dort wieder um und fuhren die Strecke zurück zur Hauptstraße, auf welcher wir noch einen Strauß und eine scheue Pferdeantilope erblickten.





Hier gab es nichts weiter zu entdecken, wenn wir auch fanden, dass dies doch der ideale Leopardenbaum hätte sein können. Direkt über der Straße mit baumelndem Schwanz, ein wenig von der Morgensonne angestrahlt … Wie viele dieser Wunsch-Bäume haben wir schon gesehen, komischerweise scheinen sie nicht mit den Lieblingsplätzen der Leos – einer würde uns schon genügen – überein zu stimmen.



An der Hauptstraße bogen wir nach Süden ab und fuhren auf der Transitstraße bis zum unteren Eingang in den Mahangu. Nach ein paar Kilometern sahen wir eine kleine Herde Elefanten, die die Straße überquerten. Es waren ein paar Jungtiere unter ihnen, und so liefen sie in raschem Schritt an uns vorbei und versteckten sich wieder im Gebüsch.



Auf dem Weg zum Fluss kamen wir wieder an einem Baum voller Geier vorbei.



Ein paar hoben ab, die anderen blieben noch in der Sonne sitzen. Später flogen auch sie davon, und die ganze Schar kreiste auf der Suche nach der besten Thermik und einem bedauernswerten, knochigen Snack.



Auch wir hatten langsam Hunger und steuerten die Kwetche Picnic-Site an. Dort aßen wir Nutella- und Marmeladenbrote. Am anderen Flussufer sahen wir ein großes Krokodil im Schilf liegen, und ein paar Glanzstare leisteten uns Gesellschaft.
Langsam machten wir uns auf den Rückweg zur Campsite, denn die Fahrerei und im Auto-Herumhockerei wurde uns langsam anstrengend. Einige Zeit standen wir bei einer Familie Meerkatzen, die in den Büschen herumturnten, sich zankten oder interessiert unser Auto musterten. Ganz geheuer waren sie uns nicht, denn sie kamen uns so nah, dass Ruth dachte, sie sprängen ihr gleich auf den Schoß. Sicherheitshalber fuhr sie schnell die Scheibe nach oben. Auf eine Meerkatzenumarmung wollte sie doch lieber verzichten.







Zwergspint



Auf unserem Campingplatz klappten wir das Dachzelt auf und lüfteten durch.

Gelbbrustbülbül



Wir aßen den Rest vom Wurstsalat, und Uwe sicherte Fotos. Anschließend meldeten wir uns zum Abendessen in der Lodge an. Ruth entdeckte vor der Rezeption ein paar Waldnektarvögel, die sehr lange an den Aloen herumhüpften und sich bereitwillig fotografieren ließen.









Wir schauten in dem kleinen Laden auf dem Lodgegelände vorbei. Dabei handelte es sich nicht um ein Souvenirgeschäft, sondern um einen Lebensmittel- und Haushaltswarenladen für die Angestellten und Einheimische. Außerdem gab es dort jede Menge Altkleider in allen Farben und Größen. Wir erstanden eine Papaya, von der wir sofort die Hälfte aßen und den Rest für das morgige Frühstück in den Kühlschrank packten.





Weißbrauenrötel



Danach gab es noch Kaffee bzw. Tee, und dann brachen wir erneut in den Mahangu auf.
Am Tor bestätigte man uns, dass das Wasserloch trocken sei, und so beschränkten wir unsere Fahrt wieder auf die Flussseite. Wieder sahen wir viele Gnus und Kudus, freuten uns aber noch mehr über ein paar Pferde- und eine große Herde Rappenantilopen.





Wir beobachteten verschiedene Vögel im Geäst, meist wollte uns aber keine gute Aufnahme gelingen.

Rotscheitel-Zistensänger?



Grünschwanz-Glanzstar



Etwas Sorgen machte uns eine einsame, kleine Leierantilope, die mutterseelenallein am Wasser stand und nicht so genau wusste, wo sie hingehörte. Hoffentlich hat sie irgendwo Anschluss oder ihre Familie wiederfinden können.









Heute kamen wir etwas früher zurück zur Lodge, da wir zum Sonnenuntergang am Wasser sein wollten. Gerade dort angekommen landete plötzlich ein Rieseneisvogel keine zwei Meter neben uns auf einer Laterne. Wir schauten ebenso überrascht wie der Vogel. Doch ehe wir unseren Fotoapparat bereit hatten, hatte der Kingfisher wohl gemerkt, dass er uns etwas nah war und war wieder davongeflogen.



Danach duschten wir und gingen zum Abendessen. Außer uns waren noch ein paar Einheimische anwesend. Eine Frau fiel uns besonders auf, da sie einen gepunkteten Ganzkörper-Frottee-Overall trug. Nun musste sich Ruth auch keine Sorgen mehr machen, ob sie als verlotterte Camperin wohl mit ihrer staubigen Jacke auffallen könnte. Ihr Selbstbewusstsein nehme sich ein Beispiel am grau-weißen Konfetti-Einteiler mit rosa Kapuze.
Wir bestellten uns jeweils einen Shametu-Burger mit Pommes. Das war eine Riesenportion, und gemeinsam schafften wir sie nicht ganz. Pappsatt bezahlten wir die Rechnung an der Rezeption. Der größte Posten war die Reinigung unserer Wäsche, die wir gestern abgegeben hatten. Hier hatten wir einen Bock geschossen. Pro Wäschestück (T-Shirt, Shirt oder Hose) wurden 35 Dollar berechnet, und da wir einfach ohne darüber nachzudenken unsere gesamte Schmutzwäsche abgegeben hatten, kostete uns der Spaß umgerechnet fast 35 Euro. Da waren Ruths Trägerhemdchen im Einkauf ja fast günstiger gewesen. Egal, nicht ärgern, da nicht zu ändern! Selbst schuld, wenn man fälschlicherweise von einer Maschine Wäsche anstatt von Stückpreisen ausgeht.

Kilometer: 157
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25 Nov 2021 22:10 #630793
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Tag 19 – Mittwoch, 21. Juli – Ab in die Wildnis

Shametu Lodge, Divundu – Nambwa Campsite, Kwando Area

Noch einmal wollten wir in den Mahango-Park fahren und den Sonnenaufgang am Fluss erleben. Daher standen wir besonders früh auf, packten unser Zelt zusammen und starteten noch im Dunkeln. Den schon gut bekannten Weg fuhren wir etwas langsamer und sahen den Horizont orange werden. Als die rote Sonne am Horizont erschien, standen wir etwas erhöht und blickten über die Flussebene. Das Thermometer im Auto zeigte gerade mal -2 Grad.









Bei schönem Morgenlicht streiften wir durch den Park und aßen beim großen Baobab im Auto ein Brötchen auf der Hand. Die Tierwelt war noch ziemlich verschlafen, und es war sehr ruhig im Park. Der erste Vierbeiner, der sich uns von Nahem zeigte, war ein Riedbock. Er war beschäftigt und wahrscheinlich nicht besonders erfreut, dass wir ihn störten.



Maricoschnäpper





Es war ein sehr friedvoller Morgen. In den Schwemmauen grasten die Letschwes, und Ibisse und Waffenkiebitze stocherten nach Nahrung.



In einem Baum fand gerade die Konferenz der Klaffschnäbel statt. Einige starteten, andere kamen hinzu. Es war eine große Aufregung und viel Flügelgeschlage.



Wir schauten den Vögeln ein wenig zu und entdeckten weiter unten in den Ästen eine Schar Mausvögel. Mit ihren langen Schwänzen balancierend schaukelten sie in den dünnen Ästen.

Rotzügelmausvogel



Uwe drängte so langsam zum Aufbruch. Schließlich wollten wir heute auch noch bei Nambwa genügend Zeit haben. Gerade als wir uns aus dem Mahango verabschieden wollten, hörten wir das Gebrüll eines Löwen. Dieser schien gar nicht so weit von uns entfernt zu sein. Der soeben gefasste Plan wurde also sogleich wieder über den Haufen geworfen. Wir drehten und fuhren nicht aus, sondern weiter in den Park. Immer wieder hielten wir an und lauschten angestrengt. Aber so sehr wir uns auch bemühten, es war kein einziges Löwenhaar zu erspähen. Außerdem tat uns die Katze nicht mehr den Gefallen zu brüllen.
Ein wenig enttäuscht brachen wir die Suche ab und kehrten nach einiger Zeit wieder um. Doch was war das? Wie aus dem Nichts trabten plötzlich unten am Fluss in einiger Entfernung, aber parallel zu unserer Fahrtrichtung ein paar Wildhunde im Gegenlicht. Wo kamen die denn auf einmal her? Eben noch enttäuscht waren wir jetzt sofort hellwach. So schnell kann sich die Situation ändern. Uns hatte das Jagdfieber gepackt, die Hunde ebenso. Zwischen den ganzen Büschen und Sträuchern versuchten wir, sie nicht aus den Augen zu verlieren. Immer mal wieder erspähten wir einen Hundekörper zwischen den Ästen. Genau konnten wir sie aber nicht sehen. Plötzlich beschleunigten sie ihren Trab, senkten die Köpfe und liefen geduckt. Hatten sie ein Beutetier anvisiert? Aufgrund der dichten Vegetation verloren wir die Hunde aus den Augen. Wie ärgerlich! Gerade jetzt, wo es spannend wurde. Auf gut Glück fuhren wir langsam weiter. Die Sicht war immer noch verdeckt, und dann ging auf einmal alles ganz schnell: Ein kleiner Impalabock kam mit riesigen Sätzen aus dem Gestrüpp direkt auf unser Auto zugerannt. Ihm dicht auf den Fersen jagten zwei Hunde. Der Bock schlug knapp vor unserem Auto einen Haken und war mit den Hunden im Schlepp auch schon verschwunden. Zwei weitere Hunde folgten etwas später. Wir saßen wie vom Donner gerührt und schauten mit großen Augen hinterher. Das alles war so schnell gegangen, dass wir noch nicht einmal daran gedacht hatten, zur Kamera zu greifen, die wir doch eigentlich die ganze Zeit über sowieso in den Händen hielten.
Erneut wendeten wir und versuchten, die Jagd zu verfolgen. Immer mal wieder sahen wir einen Hundekopf aus dem hohen Gras herausschauen, bald hatten wir sie aber verloren. Die Möglichkeiten im Park, die Fahrwege zu variieren, sind begrenzt. Sollten die Hunde auf ihrer Hatz die Richtung beibehalten, würden sie vielleicht einen guten Kilometer weiter die Querpad kreuzen. Für den Impalabock würde ein rascher Richtungswechsel wahrscheinlich sinnvoller sein. Soviel wir den Hunden auch hinterher oder mittlerweile vielleicht wieder entgegen (wer weiß das schon so genau) starrten, sie blieben verschwunden. Also kehrten wir ein weiteres Mal um. Spätestens jetzt waren wir uns sicher, dass wir für heute alle Verfolger abgehängt hatten.
Dem armen Bock war das leider nicht gelungen. Wieder an der Stelle angelangt, an der wir die Hunde vorhin zum ersten Mal erblickt hatten, machten sie sich gerade über die letzten Reste her. Es musste alles wahnsinnig schnell gegangen sein, und Ruth war überhaupt nicht traurig, das Ende des bedauernswerten Impala nicht live mitbekommen zu haben. Viel war nicht mehr von ihm übrig. Ein letztes Bein wurde davongeschleppt, und ein junger Gaukler erbeutete auch noch ein paar Brocken. Wegen des Gegenlichts konnten wir die Szene nicht sehr gut beobachten.





Vielleicht war der friedvolle Morgen mittlerweile auch nicht mehr ganz so harmonisch wie noch vor einer Stunde. Als die Hunde fertig waren, liefen sie am Fluss entlang davon und bogen dann landeinwärts ab. Wir kombinierten ihre Richtung erneut und versuchten, ihnen den Weg abzuschneiden. Und tatsächlich, diesmal hatten wir mehr Glück und fanden sie vor uns auf der Straße. Aufmerksam spähten sie in unsere Richtung, als hätten sie uns schon erwartet.





Es waren sogar insgesamt fünf von ihnen.



Eine ganze Zeit lang liefen sie vor uns auf der Pad, und wir folgten ihnen in einigem Abstand. Mehrmals machten sie eine kleine Rast und warfen einen kurzen Blick nach hinten, um zu schauen, ob wir noch da waren. So hatten wir die Möglichkeit, sie ein wenig genauer anzusehen und sie anhand ihres Fleckenmusters zu unterscheiden.







Schließlich waren sie so weit gelaufen, dass sie die Hauptstraße durch den Park überquerten und wir ihnen nicht mehr folgen konnten. Wir entdeckten zwar noch eine Sandstrecke am südlichen Ende des Parks, auf welcher wir sie vielleicht nochmals hätten erwischen können, aber nach wenigen Metern wurde es so tiefsandig, dass wir Angst bekamen, auch nur zu wenden. So ließen wir Hunde Hunde sein ließen und fuhren in der Spur schleunigst wieder rückwärts. Das war doch mal eine unverhoffte Begegnung.



Zunächst wollten wir auf der Transitstraße den Park verlassen, aber die gefährlichen Zebras versperrten den Weg.



Ein weiteres Mal wurden alle möglichen Verfolger gelinkt, und wir fuhren doch noch einmal von Süden nach Norden entlang des Flusses. Dabei entdeckten wir einen jungen Gaukler. Vielleicht war es ja der mit dem Impalafrühstück von vorhin.





Auch die Kudus blieben uns treu. So viele kleine Gruppen wie hier haben wir selten von ihnen gesehen.









Direkt hinter dem Parktor hielten wir an, setzten uns an die Picknicktische und aßen Müsli mit der restlichen Papaya, das sehr lecker war.

Letzte Änderung: 25 Nov 2021 22:12 von Eulenmuckel.
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25 Nov 2021 22:14 #630794
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Nun waren wir frisch gestärkt, und es konnte endlich losgehen. Ohne weitere Unterbrechung fuhren wir nach Divundu und tankten an der neuen Shell-Tankstelle. Nun ja, fast ohne Unterbrechung. Ein paar Ziegen oder Rinder querten schon ab und an unseren Weg.



Im zugehörigen Shop kauften wir Wasser und frisches Brot. Dann machten wir uns auf den Weg weiter nach Osten. Die knapp 200 Kilometer bis kurz vor Kongola waren wieder recht eintönig, aber sehr gut zu fahren.



Dann bogen wir zur Rezeption des Bwabwata Nationalparks ab und bezahlten den Eintritt für drei Tage. Der Officer war sehr freundlich und schwätzte ein wenig mit uns. Ein paar Infos, die wir im Nachhinein gerne von ihm gehabt hätten, schienen für ihn jedoch nicht wichtig zu sein. Und so ließen wir noch etwas Luft aus den Reifen, schalteten den Allrad ein und begaben uns auf die Sandpiste nach Nambwa, wo unsere Freunde Cora und Gert schon auf uns warten wollten.





Wir stoppten bei Fort Doppies und fernglasten ein wenig über die Schwemmebenen, bevor wir uns für den zweiten River-Loop entschieden.





Hier sahen wir Ried- und Wasserböcke. Ein Letschwe-Bock hinkte mit dem linken Hinterlauf und hatte Mühe sich aufzurappeln, um vor uns davonzukommen. Wir beschlossen, ihn ziehen zu lassen und besser nicht an ihm vorbei zu fahren.







Schon bald hätten wir uns einen ersten Hinweis vom Officer am Eingang gewünscht, denn je näher wir dem Camp kamen, umso dichter wurde der Qualm. Bereits aus der Ferne hatten wir Rauchschwaden aufsteigen sehen. Nun kamen wir näher und erkannten Buschfeuer, zuerst verkohlten Boden und vereinzelte kleine Rauchfädchen und schließlich teils meterhohe Flammen direkt neben der Pad.



Wir fuhren an brennenden Sträuchern und Gräsern vorbei und spürten die enorme Hitze durch die geschlossene Scheibe. Schnell vorbei und bloß nicht anhalten. An einen Reifenwechsel wollten wir hier lieber nicht denken. Vermutlich wären wir auch auf der Felge weitergefahren. In unmittelbarer Nähe zu den Flammen flogen Drongos ihre Jagdschleifen, und in den Bäumen und Büschen saßen unzählige Gabelracken, Glanzstare und Tokos, die auf die Insekten lauerten, die vom Feuer aufgeschreckt wurden. Gerne hätten wir angehalten und das Spektakel fotografiert, verzichteten aber wegen Hitze und Qualm darauf. Ruth kann auch ab und zu vernünftig.
Ein Stück weiter kamen uns drei Fahrzeuge mit Südafrikanern entgegen, die uns den Tipp gaben, dass kurz vor dem Horseshoe ein paar Wildhunde neben der Straße lägen. Also ließen wir die Nambwa-Campsite zunächst links liegen und fuhren auf dem Umgehungsweg weiter Richtung Süden, wie sie uns in etwa beschrieben hatten. Tatsächlich entdeckten wir die Wildhunde, die müde hinter Büschen im Schatten lagen.



Die hatten wir heute schon besser. Man wird anspruchsvoll! Trotzdem freuten wir uns über die zweite Wilddog-Sichtung an einem Tag.
Lange blieben wir also nicht und fuhren weiter zum Kwando. Nun aber ab auf die Campsite! Cora und Gert sollten nicht länger warten müssen. Mit Schwung bogen wir auf die Tiefsandpiste und waren sofort Mitglied einer großen Elefantenherde, die gerade vom Wasser kam. Ups!
An ein Umkehren war nicht mehr zu denken. Elefanten direkt vor uns auf der Pad, neben uns, links und rechts und – ach wie schön! – hinten gleich auch noch welche. Große und kleine, alte und junge, gelassene und dummerweise auch solche mit ganz kleinen Kälbern. Und Wichtigtuer und solche mit schlechter Laune gab es natürlich auch noch. Nun gut, jemand, der so ungeladen und unerwartet wie wir in ein Familientreffen stolpert, muss vielleicht auch nicht ganz freundlich empfangen werden. Das einzige, was wir tun konnten, war, den Motor auszumachen und möglichst harmlos dreinzuschauen. Ruth rutschte zudem noch immer tiefer in ihren Sitz, registrierte die skeptischen Blicke der Dickhäuter aber trotzdem. Während die Elefanten langsam an uns vorbeizogen, schüttelte immer mal wieder einer in unsere Richtung gewandt mit den Ohren oder deutlich missbilligend gleich den ganzen Kopf. Ist ja schon gut, wir hatten verstanden und versuchten, uns unsichtbar zu machen, den weg kamen wir nicht. Nach einer scheinbaren Ewigkeit war die ganze Herde mit all ihren „Krawallis“ an unserem Auto vorübergezogen (Ruth war vom vielen Atem anhalten schon ganz blau angelaufen), und wir trauten uns, uns wieder zu mucksen. Sehr mutig wurden noch schnell zwei Fotos im Weggehen gemacht. Sonst hätte man sich die Begegnung auch glatt eingebildet haben können. Aber Puls und Zitterknie gab es ja auch noch.





Wir fuhren weiter nach Nambwa, um dort einzuchecken. Kurz vor dem Platz befand sich jedoch eine etwas längere Wasserdurchfahrt, deren Tiefe wir nicht abschätzen konnten. Na super! Das lief ja wie am Schnürchen: Feuer, Elefantenherdenmittelpunkt und nun Wasser! Wir hatten ja Abenteuer gewollt. Trotzdem waren wir schissig. Was würde uns wohl die Autovermietung sagen, wenn wir die Karre im Tümpel versenkt oder festbetoniert hätten, wenn es gleich nebenan doch eine Umfahrung gäbe? Leider fanden wir keine solche. Wer zum Camp wollte, musste durchs Wasser. Vielen Dank an den netten Officer auch für den zweiten nicht gegebenen Hinweis in der Art von: Ach übrigens, vor dem Camp ist eine harmlose, kleine Wasserdurchfahrt, haltet euch wo auch immer und nur Mut, die Füße bleiben trocken! Wir schauten ratlos und beschlossen, das Problem zu vertagen. Daher fuhren wir erst einmal zum Horseshoe, der wunderschönen Flussschleife des Kwandos und hofften insgeheim, Cora und Gert dort anzutreffen.



Auch auf dem Weg dorthin brannte es immer wieder lichterloh.



Egal, wir mussten jetzt da durch. Feuer oder Wasser? Das Feuer war zumindest nur neben und nicht unter dem Auto. Am Horseshoe hatten wir Glück. Schon von weitem sahen wir das Auto unserer Freunde neben dem Hide stehen. Die beiden hatten es sich dort gemütlich gemacht, und wir stiegen zu ihnen die Leiter hinauf. Das Hallo und die Freude waren groß. Bei dem Pärchen, welches ebenfalls auf dem Hide saß, wahrscheinlich weniger, denn sie verließen zeitgleich mit unserer Ankunft ihren Ausguck. Wir können das total verstehen. Sobald man als Gruppe aufeinandertrifft, ist es gleich deutlich lauter. Uns hätte das auch nicht gefallen, obwohl wir uns wirklich Mühe gaben, nicht allzusehr auszuflippen. Nach der ersten Wiedersehensfreude waren wir dann auch ganz brav und genossen zusammen die Aussicht auf den Fluss.



Elefanten schauten heute Nachmittag nicht mehr vorbei, die Stimmung war trotzdem toll.



Gemeinsam kehrten wir etwas später nach Nambwa zurück, Cora und Gerd fuhren vor, und wir durchquerten hinter ihnen ohne Schwierigkeiten das Wasser. Es war überhaupt nicht tief, außerdem waren an den matschigsten Stellen bereits ein paar Sandsäcke untergelegt worden. Alle Aufregung umsonst!



Eigentlich hatten wir ganz außen die Campsite Nummer 1 gebucht. Wir mögen sie sehr, da sie einen guten Blick auf das Umland gibt. Im Vorfeld war uns aber schon angekündigt worden, dass wir sie evtl. zu Gunsten einer größeren Gruppe tauschen müssten. Die große Gruppe bestand ebenfalls aus nur einem Auto mit Dachzelten, aber es waren immerhin große drei Personen. Eigentlich nur eine große, denn ein Vater war mit seinen beiden Kindern unterwegs. Egal, wir hatten ja insgesamt drei Nächte und morgen vielleicht mehr Glück. So fuhren wir auf die uns zugeteilte Campsite Nummer 4. Nee, die wollten wir nicht! So zugewachsen, total eng und kaum Blick auf den Fluss.
- Warum wir nicht Nummer 2 haben könnten?
- Da käme ja vielleicht noch jemand.
- Vielleicht auch nicht …
Gut, dann eben so. Wir waren endlich zufrieden. Wir merken schon, dass mit der Planung auch die Ansprüche steigen. Früher einfach genommen, was ging, sind die Vorstellungen jetzt schon deutlich differenzierter.
Gemeinsam mit Cora und Gert liefen wir zur Lodge, wo wir auf dem Deck den Sonnenuntergang feierten. Da zurzeit keine anderen Gäste in der Lodge waren, wurde uns dies gestattet. Zusammen mit dem rauchgeschwängerten Himmel und vereinzelten Buschfeuern am Horizont bildete der Sonnenuntergang ein besonderes Schauspiel.













Zum Abendessen grillten wir Rinderfilet und machten Salat mit Tomaten, Gurke und Feta. Das Fleisch brieten wir in einer gusseisernen Pfanne von Gert auf dem Feuer. Dann saßen wir lange zusammen und hatten sehr viel zu erzählen. Es war ein schöner Abend mit unseren Freunden. Zu Besuch kam eine zutrauliche Ginsterkatze und später noch zwei Hyänen, die aber wieder verschwanden.



Wir hörten ihre Rufe noch den ganzen Abend zusammen mit dem Konzert der Klinker-Klonker-Frösche, dem Grollen und Trompeten der Elefanten, die durch das Wasser zogen, dem Grunzen der Hippos, dem anhaltenden Zirpen eines Nightjars und den geliebten Rufen einer Scops Owl – was für eine herrliche Geräuschkulisse!
Der Abwasch wurde lange hinausgezögert, und es war schon sehr spät, als wir danach ins Zelt krochen.

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01 Dez 2021 19:23 #631388
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Tag 20 – Donnerstag, 22. Juli – Elefantentag

Nambwa Campsite, Kwando Area

Heute schliefen wir etwas länger und standen erst mit Sonnenaufgang auf. Cora und Gert fuhren bereits zu einer ersten Morgenrunde los. Wir klappten auch das Zelt ein, tranken noch Kaffee und starteten dann ebenfalls. Im ersten Morgenlicht saß ein stattlicher Pavian auf einem Baumstamm und wärmte sich. Auch er war noch ziemlich müde.





Auch heute qualmte und loderte es noch an verschiedenen Stellen. Je nachdem, wie heftig der leichte Wind blies, züngelten wieder ein paar Flammen empor. An einer Stelle musste Uwe einen noch schwelenden Baumstamm von der Spur räumen. Wie gut, dass er seine Feuerhandschuhe hatte.





Kurz vor dem Horseshoe hielten wir am Wasser und beobachteten ein paar Zwerggänse, die auf den ersten Blick inmitten der Waterlilies leicht zu übersehen waren. Mit ihrem grün-weiß-braunen Gefieder waren sie perfekt getarnt, und ihr gelber Schnabel fiel zwischen den weiß-gelben Seerosen auch nicht auf. Sie glitten zwischen den großen Blättern der Wasserpflanzen hindurch und zupften ab und zu an den Halmen und Wurzeln. Diese hübschen kleinen Gänse gefallen uns sehr, und so blieben wir eine ganze Weile hier und sahen zu, wie sie ihre Runden drehten.







Außerdem kam ein Kupferschwanzkuckuck vorbeispaziert, der direkt vor unserem Auto auf und ab lief, trank und ein Bad nahm. Normalerweise haben wir keine so freie Sicht auf diesen schönen Vogel, so dass wir uns auch über diese Sichtung sehr freuten.





Es ist gar nicht so schlecht, für längere Zeit an einem Ort zu verweilen. Wir finden es immer wieder faszinierend, wie schnell man beim Beobachten verschiedener Tiere – und sie müssen gar nicht besonders groß oder auffallend sein – oder beim Schauen auf ganz viel Nichts (was unsere Freunde immer sagen) runter und zur Ruhe kommt. Eh man sich versieht, hat man eine halbe Stunde oder länger an einem Fleckchen gestanden und einfach nur geguckt und sich wohl gefühlt. Wir hörten den Rufen der Pfeifenten zu, die in kleineren Gruppen ihre Schleifen zogen und ein Stück weiter wieder landeten, versuchten ein Blaustirnblatthühnchen zu erwischen und vergaßen mal wieder völlig die Zeit. Machte aber nichts. Wir hatten heute ja keine weitere Verabredung.

Pfeifenten



Ein Stück weiter saß ein Trauerdrongo auf seinem Ausguck.



Und ein paar Weber hüpften in den Ästen.



Auch hier fuhren wir wieder an brennenden Baumstümpfen vorüber. Die Bäume, die diese Prozedur ständig überstehen, müssen ganz schön hart im Nehmen sein.



Am Horseshoe war heute Morgen noch nichts los. Keine Elefanten, noch nicht einmal Paviane schauten vorbei. Das Wasser lag mit all seinen Seerosen sehr still.





Wir fuhren noch ein Stück nach Süden in Richtung der botswanischen Grenze, sahen aber auch hier nicht viele Tiere. Trotzdem freuten wir uns über die schöne Umgebung.



Vor einer etwas längeren Wasserdurchfahrt kehrten wir wieder um, denn wir hatten keine Lust, uns an der matschigen Stelle festzufahren.

Swainsonfrankolin



Gelbschnabeltoko



Als wir kurz nach zehn Uhr wieder im Nambwa-Camp ankamen, warteten Cora und Gert bereits mit frischem Kaffee auf uns. Was für eine liebe Überraschung!



Wir saßen zusammen auf der Holzplattform am Fluss und frühstückten mit einer genialen Aussicht über die Kwando-Ebene. Ein Hippo schnaufte, und verschiedene Vögel turnten um uns herum in den Büschen. Wir aßen Omelett und Brötchen und unterhielten uns lange.



Grünschwanz-Glanzstar



Rahmbrustprinie



Dann spülten wir und duschten. Zwischendurch wechselten wir noch die Campsite und zogen gemeinsam mit unseren Freunden auf die Nummer 1, die wir auch ursprünglich gebucht hatten. Natürlich nur unter der Voraussetzung, dass keine größere Gruppe mehr Anspruch erheben würde. Das kennen wir ja schon, und außerdem sind wir ja nun auch zwei Autos.
Den restlichen Mittag vertrödelten wir mit Nichtstun und saßen auf dem Holzdeck oder im Schatten des großen Jackalberrytrees.



Am Nachmittag fuhren wir erneut zum Horseshoe.



Blaustrirnblatthühnchen



Bepackt mit Fotoapparaten, Fernglas und Getränken stiegen wir die Leiter zum Hide hinauf und machten es uns gemütlich. Uwe hatte sich Elefanten gewünscht, und die sollte er jetzt reichlich bekommen. Aus allen Richtungen trabten nacheinander mehrere Herden zum Wasser, um ihren Durst zu stillen. Zuerst erschien noch in einiger Entfernung links hinter der Flussbiegung eine größere Gruppe, dann folgte eine zweite ein Stück weiter vorne.



Schließlich liefen auch rechts vom Hide mehrere Herden zum Wasser. Staubenden Schrittes und mit wackelnden Ohren kamen sie die letzten Schritte auf den Fluss zugerannt, und man konnte besonders den Jungtieren anmerken, wie sehr sie sich freuten. Dann wurden die Rüssel lang gemacht und ausgiebig getrunken und geschlürft.





Wie auf ein Zeichen brach die ganze Herde bald darauf wieder auf. Zeit zum Baden blieb da nicht. Sie war jedoch noch nicht ganz verschwunden, da kamen schon die nächsten Elefanten. Es war ein ständiges Kommen und Gehen, man gab sich quasi den Horseshoe in den Rüssel. Überall im angrenzenden Wald bewegten sich schemenhaft die großen Gestalten und wedelten mit ihren Ohren.









Über mehrere Stunden saßen wir staunend auf dem Hide und sahen sicherlich an die zweihundert Elefanten. Nachdem wir im Etosha ja nicht so viele entdeckt hatten, war Uwe nun versöhnt.





Eine Nilpferdmama mit ihrem Kalb kam auch herbeigelaufen. Die beiden hielten sich aber immer in großem Abstand zu den Elefanten.



Bevor wir uns auf den Weg zurück zum Camp machten, verabschiedeten wir uns von den Elefanten und mussten bei dem regen Betrieb darauf achten, eine Lücke abzupassen. Wir freuten uns über eine kleinere Gruppe, die direkt unterhalb des Hides am Wasser an uns vorbeilief.



Auch auf der Heimfahrt sahen wir noch mehrere Grüppchen von Elefanten in der näheren Umgebung des Wassers und direkt beim Camp ein paar Kudus.





Zum Sonnenuntergang gingen wir wieder auf das Aussichtsdeck der Lodge. Heute Abend waren wir nicht nur die einzigen Gäste in Nambwa, sondern hatten auch den gesamten Nationalpark für uns alleine – welch ein Luxus. Nicht nur wir wussten das zu schätzen. Gemeinsam mit uns schaute noch ein anderer Gast der Sonne beim Versinken zu.





Nachdem die Sonne untergegangen war und der Horizont rot aufglühte, gingen wir zu den Autos zurück. Es war schon ganz schön dunkel, und wir hatten keine richtige Taschenlampe dabei. Anfängerfehler!



So starrten wir noch ein wenig genauer als sonst in die Dunkelheit und hofften, dass Leoparden, Löwen und alle anderen Tiere, die gerade über unsere Campsite huschten, genauso laut sein würden wie der Elefant, der sich ganz in der Nähe über ein paar Zweige hermachte. Was genau wir bei einer solchen Begegnung tun würden, wussten wir allerdings auch nicht so genau.
Gert machte Feuer, Ruth schnippelte Salat, wir grillten Kudu-Filet, und Cora kochte Auberginen-Auflauf im Potjie. Für einen kurzen Augenblick bekamen wir Besuch. Ein anhaltendes Platschen und Rascheln sowie ein hin und her wedelndes Schwänzchen beim Dungverteilen und Markieren des Reviers hatte ihn angekündigt. Nach erledigter Arbeit machte er sich aber auch sogleich wieder davon.



Nach dem Essen saßen wir noch lange beisammen und waren uns der Exklusivität dieses Erlebnisses bewusst. Wie könnte es uns besser gehen, als gemeinsam mit Freunden alleine in einem wunderschönen, wilden Nationalpark in Afrika zu sitzen und dem Hippo-Grunzen und den Klinker-Fröschen zuzuhören? Eine Frage konnten wir allerdings nicht mehr klären: Als wir nach dem Spülen zur Campsite zurückkehrten, fehlte ein Stück Käse, das Cora auf dem Tisch in einem Bienenwachstuch liegen gelassen und vergessen hatte. Wer hatte das wohl geklaut? Wir tippten auf die Ginsterkatze, die sich (vor lauter schlechtem Gewissen) heute gar nicht mehr hatte sehen lassen.

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Tag 21 – Freitag, 23. Juli – Planänderung?

Nambwa Campsite, Kwando Area

Schon bevor wir morgens aufstanden, lauschten wir im Halbschlaf den verschiedenen Vögeln und anderen Geräuschen. Je mehr wir davon kennen bzw. bestimmen können, desto wohler fühlen wir uns. Einen für uns besonders schönen Ruf hat der Coucal. Seine dumpfe, absteigende Tonfolge ist sehr beruhigend und passt perfekt zum frühen Morgen.
Mit Sonnenaufgang waren wir auf den Beinen.





Uwe kochte Wasser für Tee und Kaffee, Cora und Gert fuhren ebenfalls ihr Dachzelt ein. Gemeinsam starteten wir zur Morgenpirsch. Wir kamen an einer großen Horde Paviane vorbei, die gerade von ihren Schlafbäumen herunterrutschte und uns nicht aus den Augen ließ. Viele Muttertiere hatten ein Affenkind im Arm.











Ein einzelner Büffel schreckte hoch, als wir an dem Gebüsch vorbeifuhren, hinter dem er lag. Er sah uns mit dem für Büffel typischen, missmutigen Blick an, bevor er sich davonmachte. Wir entdeckten noch ein paar Impalas und Letschwes, aber insgesamt war der Morgen einigermaßen ruhig.



Senegalkiebitz



Jugendliches Blaustirn-Blatthühnchen



An einer Stelle lag ein verkohlter Baum quer über dem Weg, der vorgestern noch nicht dort gelegen hatte. Mit etwas Aufwand hätten wir zwar eine Umfahrung durchs Gebüsch nehmen können, aber wir drehten wieder um.



Während Cora und Gert schon zurück zum Frühstücken fuhren, nahmen wir noch einen anderen Weg zu einem Hide ein Stück nördlich von Nambwa. Obwohl dieser erst vor ein paar Jahren gebaut worden war, fehlte bereits ein Teil des Netzes auf dem Dach, so dass der Boden darunter voller Vogelkot war. Alles machte einen mehr als schmutzigen und kaputten Eindruck. Die Unmengen an Toilettenpapier vor dem Hide trugen auch nicht dazu bei, dass wir uns hier wohler fühlten. Es ist nur schwer verständlich, wie man völlig gedankenlos seinen Müll an einem so schönen Platz zurücklassen kann. So kletterten wir nur einmal kurz auf das Aussichtsdeck und blickten auf den Fluss.



Auf dem Rückweg kamen wir an einer Herde Impalas vorbei. Ein Bock jagte den Weibchen hinterher und verbreitete große Unruhe.





Im Gras standen ein paar Senegal-Kiebitze. Überall im Bwabwata Nationalpark begleiteten uns Kaptauben, verschiedene Tokos und Graulärmvögel. Am Ufer sahen wir Wasserböcke – einen mit einem lädierten Ohr und einen, der sich mehr oder weniger erfolgreich zu verstecken versuchte.





Im Camp machten wir Apfelpfannkuchen für alle. Obwohl Cora und Gert bereits gefrühstückt hatten, mussten sie jeder noch einen kleinen Pfannkuchen essen, weil Uwe es recht gut mit der Teigmenge gemeint hatte. Sie schmeckten aber auch ganz lecker, und anschließend verputzten wir noch eine Schale Müsli.



Dann kam Cora ganz aufgeregt von der Lodge zurück. Sie hatte dort über das WLAN eine Nachricht erhalten, dass die Quarantäne-Pflicht bei Rückkehr aus einem Virusvarianten-Gebiet für vollständig Geimpfte entfallen soll. Das würde für uns alle bedeuten, dass wir evtl. noch weitere Tage in Afrika bleiben könnten. Wir waren begeistert über diese Neuigkeit, und spontan entschlossen sich die beiden, noch eine weitere Nacht bei uns in Nambwa zu bleiben. Leider brach die Internet-Verbindung ab, und so konnten wir keine weiteren Informationen oder Details zu den Neuigkeiten erhalten. Wir blieben vorsichtig optimistisch.
Danach spazierten wir ein wenig über das Lodgegelände. Vom Holzdeck aus ließ sich ein Pärchen Steppenbaumhopfe bei der gegenseitigen Gefiederpflege beobachten.





Einzelne Letschwes zogen an uns vorbei.



Über den knarrenden Holzpfad liefen wir weiter von Zelt zu Zelt. Die einzelnen Unterkünfte liegen jeweils etwas voneinander getrennt, meist am Ende eines Holzplanken-Gangs und haben eine schöne Aussicht über die Ebene. Vorsichtig spinksten wir in ein Zelt hinein. Alles war sauber und die Einrichtung schön. Mit dem Wissen über den Preis für eine Übernachtung waren wir jedoch wenig überzeugt. Der Mehrwert an Badewanne, Spiegel und Staubfreiheit konnte für uns nicht mit dem Erlebnis, auf der Campsite unmittelbar mittendrin zu sein, konkurrieren.



Riesen-Coronavirus ;)





So verging der restliche Vormittag. Uwe sicherte Fotos und lud einen Akku an der Steckdose bei den Ablutions. Wir duschten und saßen ein wenig auf dem Deck am Wasser.

Schwarzkielralle



Später aßen wir noch ein paar Brote mit Käse und Salami. Leider war unser Weißbrot ganz leicht angeschimmelt, so dass wir auf das Vollkornbrot ausweichen mussten. Challenge verloren: Wenn es irgendwie geht, versuchen wir es zu vermeiden, in Afrika Lebensmittel in den Müll zu werfen.
Gegen 15:00 Uhr brachen wir wieder zum Horseshoe auf. Ein Zwergspint hatte einen großen Fang gemacht. Er musste die Libelle mehrfach in die Luft werfen, bis sie endlich in der richtigen Position lag, um sie zu verschlucken.





Ein Impalabock bewachte seinen ganz beachtlichen Harem, und die Damen taten uns den Gefallen, freundlich herüberzuschauen. Ruth wäre begeistert, wenn in ihrer Klasse nur die Hälfte der Kinder so fokussiert auf das Unterrichtsgeschehen wäre.



Im Hide warteten wir auf die Elefanten und mussten dabei ziemlich geduldig sein. Zuerst liefen nur die Paviane an uns vorbei.





Leider kamen heute deutlich weniger Dickhäuter zum Trinken ans Wasser als gestern. Ein paar kleinere Herden ließen sich aber dennoch blicken.



Es wehte ein kühler Wind durch den Hide, und so fuhren wir noch ein wenig durch die schöne Nambwa-Region, ohne jedoch etwas Spannendes zu entdecken.

Nachtflughuhn-Weibchen



Dann eben ein bisschen Landschaft ohne was.









Zum Sonnenuntergang waren wir zurück im Camp. Da wir bei unserer Einfahrt ein paar Elefanten in der Nähe gesehen hatten, stellten wir das Auto ab und liefen noch einmal zu Fuß nach draußen. Völlig lautlos zog die kleine Herde an uns vorüber.







Danach machten wir Feuer und bereiteten das Abendessen vor. Da wir heute das letzte gefrorene Fleisch aus dem Tiefkühler genommen hatten, konnten wir die Temperatur des zweiten Faches hochregeln und hatten nun deutlich mehr Platz für gekühlte Getränke. Ruth schnitt das große Stück Kudufilet in kleinere Steaks, die wir in Gerts gusseiserner Pfanne auf dem Feuer brieten. Dazu kochten wir Kartoffeln und aßen Rote-Beete-Salat. Danach spülten wir und versuchten nochmal erfolglos etwas Neues über das Internet zu erfahren.
Während wir gestern noch völlig alleine auf der Campsite standen, waren heute alle Plätze belegt. Die Mitcamper waren alle sehr ruhig, nur von irgendwoher schallte Dudelmusik, auch noch, als wir bereits im Zelt lagen.

Kilometer: 43
Letzte Änderung: 03 Dez 2021 21:59 von Eulenmuckel.
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Tag 22 – Samstag, 24. Juli – Abschied

Nambwa Campsite, Kwando Area – Mukolo Camp, Kongola

Heute standen wir noch ein bisschen früher auf und beobachteten den Sonnenaufgang von unserer Campsite aus mit abwechselnd einem heißen Getränk oder Fotoapparat in der Hand.





Dann drehten wir noch eine letzte kleine Runde über den Horseshoe. Auf dem Weg sahen wir ein paar Löwenspuren auf der Pad, die uns entgegen kamen. Also kehrten wir um und fuhren einen recht zugewachsenen Parallelweg hinauf zur Hauptverbindung. Aber von Raubkatzen war auch hier nichts zu sehen.
Durch den Wald ging es im Bogen wieder hinunter zum Horseshoe und von dort ein Stück nach Süden. Ein Graufischer hatte einen Fisch erbeutet und schlug diesen immer wieder gegen den Ast, auf dem er saß, um ihn so weich zu klopfen, dass er ihn schlucken konnte.







Ansonsten fuhren wir allen Tieren erfolgreich aus dem Weg. Es ließen sich weder Elefanten, noch Paviane oder Impalas blicken. Vor lauter Tier-Nicht-Vorhandensein stoppten wir sogar bei einem Riesenglanzstar. In Ermangelung eines anderen Motivs musste nun schon dieser häufig gesehene Kerl herhalten. Ruth schob das große, schwere Objektiv aus dem Fenster, um es auf der aufgeschnittenen Schwimmnudel abzulegen, die wir während Gamedrives immer auf die offene Fensterscheibe stecken und staunte nicht schlecht, als es vom Kameragehäuse ab und aus dem Auto fiel. Das war ein ganz schöner Schrecken. Während der Fahrt hatte sich wohl die Verriegelung am Kamerabody gelöst, und nun lag das große Objektiv neben dem Wagen. Zum Glück war es in den weichen Sand gefallen. Wir holten das wertvolle Stück wieder herein und pusteten mit dem Blasebalg so gut es ging Staub und Sand von ihm ab.
Gegen neun waren wir zurück an der Campsite und frühstückten mit Cora und Gert. Cora hatte am Vorabend leckeres Brot gebacken und gab uns ein paar Scheiben ab. Außerdem aßen wir Müsli mit Maracuja. Es gab Kaffee und ein letztes Zusammensitzen mit unseren Freunden. Auf einer anderen Campsite erkannten wir ein Auto mit einem südafrikanischen Pärchen, das wir bereits in Okaukuejo gesehen hatten und wechselten noch ein paar Wörter. Dann verabschiedeten wir uns von Cora und Gert, die heute nach Westen weiterfahren und nahmen die Schleife am Fluss entlang.
Bei einem Hammerkopf blieben wir länger stehen und beobachteten, wie er kleine Fische oder Frösche aus dem seichten Wasser fischte und verspeiste.





Weißrückengeier



Auch an dem Hide hielten wir nochmal kurz, aber der Wind war zu kalt, um dort länger zu bleiben.



Durch den Wald ging es dann zum Parkausgang.







Webervogel



Dort trafen wir erneut Cora und Gert, die für das Aufpumpen ihrer Reifen nun fast eine Stunde benötigt hatten, weil der Schlauch ihres Kompressors kaputt war und sie mit einer Handpumpe des Park-Officers gearbeitet hatten. Wir füllten mit unserem Kompressor ihre und unsere Reifen auf Normaldruck auf und sagten noch einmal tschüss.
Ruth nutzte die Zeit, um einen Drongo und seine Beute zu fotografieren.





Nur wenige Kilometer fuhren wir nach Osten bis Kongola, kauften dort im Shop ein noch warmes Weißbrot und legten die letzten paar Minuten nach Süden bis zum Mukolo-Camp zurück, welches wir schon mittags erreichten.



Außer einem Paar aus Österreich, das mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs ist, waren wir die einzigen Gäste und konnten uns auf einer riesigen Campsite ausbreiten.





Außerdem durften wir das WLAN benutzen, um uns über die möglichen neuen Einreisebestimmungen für Deutschland zu informieren. Leider gab es noch nichts Konkretes, auf das wir uns verlassen konnten. Daher blieben wir erstmal bei unserem ursprünglichen Plan, und Uwe entspannte sich ein wenig auf den bequemen Liegestühlen.



Da Ruth ja nicht so gut im Stillsitzen ist, entspannte sie sich beim Entdecken der Camp-Vögel.

Schneeball-Würger



Terrestrial Bulbul



Ein Gelbbrustbülbül stibitzte uns eine Scheibe Brot vom Teller.



Braunkopf-Liest

Letzte Änderung: 12 Dez 2021 21:32 von Eulenmuckel.
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